Eberbach. (by) Wenn im Kindergarten am helllichten Tag Ratten spazieren gehen, besteht akuter Handlungsbedarf. Stadtrat Wolfgang Kleeberger informierte am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag darüber, dass im Außenbereich des Kindergarten St. Elisabeth Ratten gesehen wurden.
"Wir sind darüber im Bilde", antwortete ihm Patrick Koch, der bei der Stadt für Schulen und Kindergärten zuständige Mitarbeiter. Entsprechende Maßnahmen seien ergriffen, die zuständigen Stellen angeschrieben worden. Die Tiere hätten sich wahrscheinlich auf einer Ausgleichsfläche auf Bahngelände angesiedelt. Der Träger, die katholische Kirchengemeinde, habe einen Schädlingsbekämpfer beauftragt. Ferner wurde die Bahn angeschrieben und aufgefordert, den Besuchs zurückzuschneiden. Eine Auskunft, die den CDU-Stadtrat nicht gerade begeisterte: "Wenn ich Bahn höre, dann frage ich mich ’Wann wird das sein?’" "Wir sehen das Problem akut", betonte Patrick Koch.
Im Gegensatz zur Deutschen Bahn offenbar. Die müsste seit 14. September über die Problematik eigentlich Bescheid wissen. An diesem Tag hat Karl Riedl, Kindergartenbeauftragter der katholischen Kirchengemeinde in Eberbach, einen Mitarbeiter der Deutschen Bahn per E-Mail über die Sachlage informiert. Eine Antwort hat er bis heute nicht bekommen. Seine Versuche, jemanden telefonisch zu erreichen, seien ebenfalls erfolglos gewesen. Auch das Ordnungsamt der Stadt Eberbach hat die Bahn angeschrieben. Antwort sei auch hier noch keine eingegangen, so Patrick Koch. Der Kindergartenträger, die katholische Kirchengemeinde, habe nach dem ersten Auftauchen der Ratten sofort Maßnahmen in die Wege geleitet, so Riedl. Ein Rattenbekämpfer hat zwei Mal entlang des Zauns Fallen aufgestellt. Bislang allerdings ohne zählbaren Erfolg. Nicht eine einzige Ratte wurde gefangen. "Bis es wirkt, braucht seine Zeit", so die Aussage des Schädlingsbekämpfers. Den hat Riedl noch einmal angeschrieben.
Ebenso die Deutsche Bahn. Am vergangenen Freitag hat der Kindergartenbeauftragte dem Unternehmen eine Frist von 14 Tagen gesetzt, um zumindest auf das Schreiben zu antworten und einen Termin vor Ort angeboten. Um zu verhindern, dass die Kinder mit Rattenkot in Berührung kommen, wird der Sandkasten jeden Tag nach dem Spielen mit einer Plane abgedeckt, zusätzlich halten mehr Erzieherinnen Aufsicht beim Spielen auf dem Freigelände.
Nicht nur der Kindergarten, auch andere Anwohner des Bahngrundstücks sind von der Plage betroffen. Riedl ist der Meinung, dass die Ratten durch die Umbaumaßnahmen an den Bahngleisen aus dem Tunnel vertrieben wurden und sich im Grünstreifen angesiedelt haben. Der bietet den Nagern optimale Bedingungen.
Früher hätte die Bahn - auf Verlangen des Kindergartens - hin und wieder das Grün zurückgeschnitten. "Außer dass zwei Schilder mit dem Hinweis ’Naturschutzgebiet’ aufgestellt wurden ist hier in diesem Jahr noch nichts passiert", beklagt Riedl.