Von Felix Hüll
Schönbrunn. Noch bis 14. Oktober läuft das siebte Europäische Filmfestival der Generationen. Diesmal ist Schönbrunn mit zwei Filmvorführungen am kommenden Donnerstag, 13. Oktober, ab 17 und ab 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses mit dabei. Über das Festival und die Beweggründe, auch in Schönbrunn Angebote dieser großen Veranstaltungsserie der Metropolregion Rhein-Neckar zu unterbreiten, spricht Karin Koch, Gemeinderätin in Schönbrunn.
Wieso gehört Schönbrunn zu den vier östlichsten der insgesamt 85 Festival-Spielorte (noch mit Buchen, Mudau und Haßmersheim)?
Weil wir, wie alle übrigen Gemeinden, auch gefragt worden sind und wir gesagt haben, wir machen das. Bürgermeister Jan Frey fand das ganz toll und sagte: Du kannst das doch machen. Weil ich immer wieder erwähne, dass die Gemeinde auch für die Leute etwas machen sollte, die das Geld in der Gemeinde verdient haben und die nach ihrem Erwerbsarbeitsleben immer noch hier leben. Wir reden davon, für einen Kindergartenanbau rund 250.000 Euro zu investieren - das ist für eine Gemeinde wie Schönbrunn ein großer Brocken. Wir haben von der Bevölkerung rund fünfzehn Prozent Kinder, wenden für die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen aber bis zu einem Drittel Haushaltsmittel auf.
Wer genau ist der Veranstalter vor Ort?
Die Gemeinde. Um die Vorführung kümmert sich die Festivalbetreuung der Metropolregion. Als Veranstalter des gesamten Festivals ist natürlich das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg zu nennen mit dem Kompetenzzentrum Alter.
Was zeigen die beiden Filme "Honig im Kopf" (17 Uhr) und "Ein Mann namens Ove" (20 Uhr)?
Honig im Kopf betrifft die Alzheimererkrankung eines Großvaters. Sein Sohn will ihn in ein Heim stecken, was aber von dessen Tochter, der elfjährigen Enkelin Tilda, verhindert wird. Sie geht ganz offen mit dem Gedächtnisverlust des Opas um und setzt sich ganz massiv dafür ein, dass er nicht ins Heim kommt. Der Film zeigt den Umgang mit diesem Problem und wie sich die unterschiedlichen Generationen innerhalb einer Familie verhalten. "Ove" handelt von einem vordergründig unleidlichen Nachbarn in einer Wohnsiedlung. Er hat nichts anderes im Sinn, als seiner verstorbenen Frau nachzufolgen. Mehrere Selbstmordversuche werden durch eine junge Iranerin verhindert, die sehr aktiv Nachbarschaftshilfe einfordert. Ove entwickelt sich zu einem guten und wieder freundlichen Nachbarn. Das ist ein Traumfilm mit gewissem Witz und auch mit schwarzem Humor, was speziell ich so liebe.
Jeder Festivalfilmbeitrag wird begleitet von einem Gesprächsangebot mit Fachleuten aus dem Themenfeld. Wieso steht vier Tage vor der Aufführung noch nicht fest, wer die Diskutanten in Schönbrunn sind?
Weil es keine geben wird. Wir wollten nicht, dass das Publikum nach der Aufführung von Experten zugetextet wird. Wir wollen gezielt auf den Sinn des Festivals "Helfen hilft" zurück kommen. Ich möchte von den Besuchern ein Feedback erhalten, was sie sich in Schönbrunn vorstellen. Wir haben in der Gemeinde den Eindruck, dass die Angebote, die wir bislang haben, gar nicht so nachgefragt werden. Die Kirche hatte einen Frauengesprächskreis, der ist aus Altersgründen wieder auseinandergedröselt.
Wir erhoffen uns von dem Gespräch nach den zwei Filmvorführungen, dass aus den Vorschlägen der Generation ich sag mal 55/60 plus etwas in eine Eigeninitiative mündet, die die Gemeinde auch gezielt unterstützen kann.
Was bedeutet das Thema "Demografischer Wandel" für eine Gemeinde wie Schönbrunn?
Das ist ein völlig unterschiedliches Problem zwischen Stadt und Land. Bei uns ist etwa die Alterseinsamkeit nicht so verbreitet wie etwa in Städten. Und es gibt auch noch den Zusammenhalt in der Familie, wo beispielsweise die Tochter oder der Sohn Fahrdienste übernimmt.
Ein offenkundiges Problem in Schönbrunn ist die Nahversorgung. Sieht man von dem Angebot der Metzgerei Braus und in Haag dem des Lebensmittelladens Göllner ab, erfordert schon der geringste Bedarf an weiteren Lebensmitteln ein Auto - Hauptproblem ist die Mobilität.
Es gibt eine Zahnartzpraxis, aber die Versorgung, insbesondere mit Fachärzten, ist ein Problem. Und wenn jemand mal ins Theater etwa zu einer Aufführung der Badischen Landesbühne nach Eberbach möchte, muss er sich fragen: Komm ich dann danach auch wieder zurück? Für Kino gilt das gleiche, deswegen sind die Filme am Donnerstag auch ein Angebot, Kino in der Gemeinde zu erleben. Dazu sind aber auch alle Nachbarn, etwa aus Eberbach, mit eingeladen.