Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Verabschiedungen sind Momente im Leben, die nicht zu wiederholen sind. In diesem Moment erinnert man sich, wie es gewesen ist", sagt Thomas Köber. Der Polizeipräsident von Mannheim erinnert gestern im Ratssaal an das Leben des Ersten Polizeihauptkommissars Erich Lindenthal, das sich "rund um Sinsheim und Bayern drehte". Und natürlich um Eberbach. Elf Jahre war er Leiter des örtlichen Polizeireviers. Jetzt naht der letzte Arbeitstag des 61-Jährigen am 30. Dezember.
Im Rahmen der Feierstunde wird auch das bislang streng gehütete Geheimnis des Nachfolgers gelüftet: Sein bisheriger Stellvertreter Gerd Lipponer (57) wird das Amt antreten. Der Erste Polizeihauptkommissar ist seit dem Jahr 2000 in Eberbach und hatte sich fünf Jahre später gleichzeitig mit Lindenthal schon mal um den Leitungsposten beworben.
Der Ratssaal ist mit Führungskräften voll besetzt: Neben den Bürgermeistern Peter Reichert (Eberbach), Jan Frey (Schönbrunn) und Thomas Karst (Eisingen, ein früherer Kollege von Lindenthal) waren Leiter der anderen insgesamt 17 Reviere des Großpräsidiums Mannheim gekommen sowie Verantwortliche von Spezialeinheiten und frühere und heutige Wegbegleiter. Ebenso bei der Verabschiedung und Amtseinführung dabei sind Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Leitende Notarzt Dr. Patrick Schottmüller und der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach, Markus Lenk. "Polizei war anders in diesen Jahren", sagt Köber und blickt auf Lindenthals Anfänge vor 42 Jahren zurück, die alsbald mit Einsätzen bei Terroranschlägen der RAF, Demos oder Protesten der Kernkraftgegner starteten. Der Polizeipräsident verweist auf einen Artikel der RNZ/EZ vom 26./27. November, in dem alle seine Aktivitäten nachzulesen sind. "Sie hinterlassen ein vorzüglich bestelltes Haus", betont er und rät: "genießen Sie den neuen Lebensabschnitt".
"Er geht mit gemischten Gefühlen", zitiert Bürgermeister Reichert die Überschrift des RNZ/EZ-Artikels. Das Stadtoberhaupt dankt auch im Namen seiner Amtskollegen Frey und Hermann Roth (Heddesbach) für jahrelangen Einsatz und "außergewöhnliches Engagement". "Wir attestieren Ihnen, die gestellten Aufgaben bravourös geleistet zu haben." Im Ernstfall habe Lindenthal immer einen klaren Kopf behalten; "Wir haben uns alle mehr als gut aufgehoben gefühlt". Seinem Nachfolger Lipponer wünscht er alles Gute, "auch wenn Sie das Revier bis ins Detail kennen, es werden viele neue Herausforderungen kommen". Eine "Kritik über die nicht mehr vorhandene Kriminalaußenstelle solle heute unterbleiben", fügte Reichert noch an.
Für Lindenthal gab’s ein Bild mit der Stadtansicht Eberbachs, für Lipponer eine Torte und für die beiden Ehefrauen Blumen. Personalratsvorsitzende Christiane Eiermann vom Polizeipräsidium Mannheim erinnert sich an das Durchsetzungsvermögen Lindenthals, wenn es um Belange des Eberbacher Reviers ging.
An gemeinsame Einsätze und unter anderem auch an einen gemeinsamen "Bierathlon" erinnert Erster Polizeihauptkommissar Michael Schloer aus Sandhofen, der als Ältestensprecher Lindenthal verabschiedet.
Der Verabschiedete selbst ist sichtlich gerührt: "Bei meiner Amtseinführung vor elf Jahren sind mir die Worte leichter gefallen", gibt er zu. Bei all dem Lob ist ihm wichtig, dass er "gerne und mit Leib und Seele Polizist war". Der Beruf ist ein "Stück Abenteuer gewesen", sagt er und erzählt vom Achterzimmer zu Beginn seiner Ausbildung, über 38-Stunden-Einsätze und die Erfahrungen im Einsatzzug in Heidelberg, den er 15 Jahre leitete, bis zu den elf Jahren in Eberbach. "Ich habe viele Menschen kennen und schätzen gelernt, ebenso Abgründe menschlichen Verhaltens und menschliche Schicksale gesehen. Ich habe gelernt, dass Recht und Gerechtigkeit nicht viel miteinander zu tun haben. Ich habe aber auch Zuspruch und Anerkennung der Bürger bekommen, viele gute Mitarbeiter gehabt, Freunde gewonnen, aber auch Enttäuschungen erlebt."
Nachfolger Gerd Lipponer dankt seinen Vorgesetzten für das Vertrauen, Lindenthal für seine Loyalität und betont, dass er sich möglichst bald einen Stellvertreter wünscht, denn von dem war noch keine Rede.