Von Viktoria Schuler
Eberbach. Am Dienstag um 9.30 Uhr schnürten rund 30 Frauen und Männer wieder einmal ihre Lauf-, Wander- und Sportschuhe. Tourleiterin Marliese Hantschel führte die Spaziergänger der Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsvorsorge diesmal am Itterkanal entlang. Sie hat an diesem Tag die Organisation für die erkrankte Marion Ader übernommen.
Marion Ader hat die Spaziergängergruppe vor zwei Jahren ins Leben gerufen und seitdem etliche Spaziertouren organisiert. Die Idee von Anfang an: Bei Wind und Wetter zwei Stunden spazieren gehen ohne größere Steigungen. Doch der Odenwald ist hügelig. "Es lässt sich nicht viel Laufbares ohne Steigungen finden, aber der Weg an der Itter ist optimal. Er ist ein beliebter Walking- und Laufweg in der Natur. Im Frühjahr ist er noch nicht so begehrt, da er zu schattig und kühl liegt," erklärt Hantschel nach den ersten zurückgelegten Metern.
"Der Weg ist schön eben. Wir gehören der Generation 60 plus an, da hat man schon das ein oder andere Zipperlein. Aber hier ist das Laufen machbar," meint Gudrun Balder ohne unterwegs ins Keuchen zu geraten. "Gerade in unserem Alter ist die Bewegung wichtig", betont sie. Sie hat pflegebedürftige Angehörige, daher sei der Spaziergang auch eine Entspannung in ihrem Alltag, weil er schön ungezwungen und nicht verpflichtend sei. "Etliche Frauen haben Kinder und Enkel um die sie sich noch mittags kümmern müssen," sagt Hantschel. Deswegen seien die Spaziergänge zeitlich so gelegen, dass sie in den Alltag eingebunden werden können.
Die Spaziergänger halten sich im Umkreis von 20 Kilometern im kleinen und hessischen Odenwald ganzjährig auf Trab. "Die Touren sind außerhalb des Trotts, das ist das Tolle," zeigt sich Dr. Friedrich-Berthold Ader begeistert. "Vier bis fünf Leute bringen sich verstärkt mit neuen Tourideen ein und stellen geeignete Wege zusammen."
Beim Laufen wird bekanntlich auch der Geist angeregt, deswegen gehen nie die Gesprächsthemen aus. "Man geht nur so schnell, dass man sich dabei noch gut unterhalten kann," sagt Dr. Ader, der seinen eigenen Rat befolgt und daher auch nach über der Hälfte der Strecke nicht außer Puste gekommen ist. "Anfangs hechelten viele von uns. Die Leute nehmen jetzt problemlos Steigungen oder meistern die zwei Stunden spazieren gehen viel besser." Die Spaziergänge dienen in erster Linie der Vor- und Nachsorge. "Es sind Menschen dabei, die nicht mehr walken oder wandern können. Andere hatten einen Herzinfarkt oder haben ein künstliches Hüftgelenk."
So wie Professor Klaus Buchmann, dessen Körper nach einem Schlaganfall nicht mehr mitmachen wollte. Doch er hat sich nach der Reha der Gruppe wieder angeschlossen. Die leicht hügeligen Passagen am Kanal bereiten ihm jetzt allerdings Probleme. Daher nimmt er Walking-Stöcke zur Unterstützung. "Die Wege, die am Anfang bergab, dann bergauf führen, sind für mich ganz schön anstrengend", sagt er. Doch die Spaziergänge helfen ihm in Bewegung zu bleiben. "Das preußische Marschtempo beträgt 8,4 Stundenkilometer, wir brauchen für acht Kilometer eben eine Stunde mehr", schmunzelt er.
"Laufen ist das Beste, was man machen kann," pflichtet Rosemarie Würz bei. "Mein Immunsystem wurde deutlich stabiler und man trainiert das Herz-Kreislauf-System. Nebenbei lernt man nette Leute kennen." Dr. Ader freut besonders die Harmonie in der Truppe. Ein Leistungsprinzip gebe es hier nicht. "Es zählt der olympische Gedanke - sich freuen, bewegen und austauschen ist unser Motto", sagt Dr. Ader. Dennoch ist jeder stolz, als der Schrittmacher am Ende 10.700 Schritte anzeigt.
Oft entstehen die nächsten Touren spontan bei dem Spazierengehen selbst. Nächsten Dienstag geht es zum Hirschhorner Schloss. "Von dort kann man in der Frühlingssonne den herrlichen Ausblick auf die Neckarschleife genießen. Da freuen wir uns schon drauf und jeder ist willkommen", so Dr. Friedrich-Berthold Ader.
Info: Die Touren finden ganzjährig statt, immer dienstags um 9.30 Uhr ab Rewe-Parkplatz, jedermann ist eingeladen.