Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. "Komm doch, lieber Frühling, komm doch schnell herbei…" rezitierte die kleine Anni Eiermann am Sonntag ein Gedicht von Heinz Lau. Und der Frühling ließ sich nicht lange bitten: in vorauseilendem Gehorsam hatte er sogar schon vom frühen Morgen an strahlend blauen Himmel und Sonne pur über Eberbach ausgebreitet.
So konnte der vom Bürger- und Heimatverein am Sonntag veranstaltete traditionelle Sommertagszug in diesem Jahr unter traumhaften Bedingungen die Straßen der Stadt mit Jubel und Trubel erfüllen.
Seit 1923 ist der Umzug am jeweils letzten Sonntag im April fester Bestandteil des Eberbacher Veranstaltungskalenders. Mehrere hundert kleine und große Sommertagszügler hatten sich also am frühen Sonntagnachmittag am Neuen Markt eingefunden: die als Schmetterlinge oder "Eberle", als Sommerblumen, Sonnen oder kunterbunte Vögel verkleideten Kinder der Eberbacher Kindergärten und -krippen, ausgestattet mit farbenfroh geschmückten Sommertagsstecken, Dreirädern oder Rollern und begleitet von ihren Erzieherinnen, von Mamas und Papas, Omas, Opas und Geschwisterkindern.
Mitten im Zug hatten auch die von Pfadfindern des Stammes Silberreiher geschmückten und geführten "Butzen" ihren Platz. Und natürlich der große, von Mitarbeitern des Bauhofs konstruierte und von der Jugendfeuerwehr gezogene Schneemann, dem - als Symbol des Winters - schon bald das letzte Stündlein schlagen sollte.
Vom Neuen Markt aus ging es - mit der großen, Bänder-geschmückten Sommertagsbrezel an der Spitze und unter den Klängen des Fanfarenzugs - durch Hauptstraße, Kellerei- und Friedrich-Ebert-Straße bis hin zur Wiese vor der Theodor-Frey-Schule.
Der Vorsitzende des Bürger- und Heimatvereins, Jens Müller, begrüßte die Ankömmlinge und führte durchs anschließende Wintervertreibungs-Festprogramm. Es begann mit dem Lied aller Sommertagslieder: "Schtrih, Schtrah, Schtroh…" schmetterten Groß und Klein zu den Instrumentenklängen der Katholischen Pfarrkapelle. Weitere Frühlingslieder folgten. Ein paar mutige Kinder sprachen kleine Frühlingsgedichte.
Die Buben und Mädels des Kindergartens St. Josef setzten drei Strophen des Liedchens "Die Vogelhochzeit" in Szene. Und die "Kuckuckseier" der KG Kuckuck verzauberten ihr Publikum mit einem farbenprächtigen Tanz zum Thema "Wünsch dir was". Bevor dem Winter der Garaus gemacht wurde, wollte Jens Müller erst noch Dankesworte loswerden - an alle Mitwirkenden, versteht sich, ganz besonders aber an Umzugs-Projektleiterin Silke Auer, bei der alle Fäden für Organisation und Koordination des Sommertagszuges zusammenlaufen.
Bürgermeister Peter Reichert legte Feuer an die Lunte. Es begann zu knistern. Erste kleine Flammen züngelten zu Füßen des großen Schneemanns. Bald kletterten sie an seinem weißen Kleid empor. Sekunden später brannte er lichterloh. Mit "Winter ade…" begleiten Zuschauer und Pfarrkapelle das Spektakel.
Als der Winter endgültig dahin ist, sorgten die von Eberbacher und Pleutersbacher Bäckereien sowie vom Bürger- und Heimatverein gestifteten Sommertagsbrezeln bei hungrigen kleinen Mäulern für ultimative Frühlingslaune.