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Jusos Eberbach: Selbst etwas für die Integration unternehmen

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Von Felix Hüll

Eberbach. An sechs Beispielen hat eine kleine Artikelreihe geschildert, welche Einzelschicksale Menschen haben, die als Flüchtlinge in den letzten beiden Jahren in Eberbach untergekommen sind. Die Beiträge stützten sich auf Gespräche, die Viktoria Schuler, Kevin Bohn und David Müller von den Eberbacher Jungsozialisten 2016 mit Flüchtlingen führten. Ziel dieser Gespräche und ihrer Auswertung sollte sein, die Menschen näher kennen zu lernen, um die es bei der Aufgabe "Integration in die deutsche Gesellschaft" geht. Näheres dazu führen Viktoria Schuler und David Müller aus.

Wie ist diese Aktion entstanden und wann waren die Gespräche?

David Müller: Die Idee dazu entstand bei einem Treffen junger Leute im Bundestagsbüro von Lars Castellucci (SPD) schon 2015 in der Zeit, als es in der Hochphase der Flüchtlingsankünfte zwei Gruppen gab: die euphorische und die pessimistische. Wir haben uns einfach die Frage gestellt: was können wir als junge Menschen tun, um die Verständigung zu fördern. Ursprünglich war geplant, Videointerviews auf facebook zu streamen (also Filme der Gespräche ins soziale Netzwerk zu stellen). Ich habe dann versucht, Leute zu gewinnen und habe hier in Eberbach die ersten beiden Gespräche geführt - das ist jetzt so ziemlich genau ein Jahr her.

Was genau wolltet Ihr mit der Befragung erreichen?

David Müller: Ausgangspunkt war der Gedanke, dass die Leute, die jetzt hier sind, Menschen sind so wie Du und ich, wie wir alle, und dass sie ebenso Träume und Hoffnungen haben, und dass Integration bestimmt leichter zu bewerkstelligen ist, wenn man miteinander spricht und gegenseitig mehr über sich erfährt. Dabei stand nicht mal die Parteiarbeit im Vordergrund. Wenn man hätte etwas nur für die SPD machen wollen, wäre das auch mit weniger Aufwand möglich gewesen. Mir ging’s dabei vor allem um die Verständigung, dass man sich gegenseitig kennenlernt und dem Gegenüber auch etwas über unser Land hier vermittelt.

Was sind Eure Erkenntnisse aus der Befragungsaktion?

David Müller: Das es gut war, einen Anfang gemacht zu haben. Dass die Leute einem Dinge erzählt haben, die ich mir so bislang nicht vorstellen konnte. Aber auch, dass ich erfahren habe, dass manche Ansichten haben, die ich hier so nicht stehen lassen kann. Ich sag mal, dass jemand etwa rundweg ablehnt, dass man Schwulen die Ehe erlaubt oder Ansichten über die Rolle von Frauen. Aber auch da erleben ja dann die Gesprächspartner, welche Auffassungen es in Deutschland dazu gibt, und sie bekommen im direkten Austausch eine andere Ansicht - so etwas ist ja auch Bestandteil eines Weges zu ihrer Integration, oder nicht?

Zum Gespräch mit Euch haben sich letztlich nur Flüchtlinge aus der syrisch-irakischen Kriegsregion bereit erklärt. In Eberbach leben aber Flüchtlinge aus vielen Ländern. Beeinträchtigt das nicht das Bild?

David Müller: Das mag sein, aber es handelt sich ja letztlich jeweils um Schicksale von einzelnen. Und auch bei diesen sechs waren die ja unterschiedlich. In Eberbach sind zudem weniger Leute etwa aus afrikanischen Ländern als andernorts. Zudem habe ich bei anderen Gelegenheiten auch beispielsweise mit zwei Ghanaern gesprochen. Diese Begegnungen waren aber nicht Teil der Eberbacher Jusogespräche. Sie haben aber zu meinem Bild von den Flüchtlingen mit beigetragen.

Neben der "Willkommenskultur" von 2015/16 gibt es auch eine deutliche Ablehnung insbesondere der hohen Zahl der Flüchtlinge. Wie seht Ihr die Situation in der Stadt Eberbach?

Viktoria Schuler: Eine Ablehnung hört man ja nicht, und auch bei den Gesprächen haben die Leute gesagt, dass sie in der Stadt gut aufgenommen worden seien.

David Müller: Bei Wahlergebnissen entspricht Eberbach ja in etwa dem Bundesdurchschnitt, auch was rechte Parteien betrifft. Aber auch hier gilt ja, wenn man Schlimmerem vorbeugen will, gibt’s nicht Besseres als miteinander ins Gespräch zu kommen, durch gegenseitiges Miteinander Sprechen Vorurteile, Ängste oder Unkenntnis über die kulturellen Eigenschaften des jeweiligen Gegenüber zu überwinden.

Was ist aus Eurer Sicht jetzt erforderlich?

David Müller: Als Eberbacher fällt’s mir schwer, im Schlüsselacker Vier zu klingeln und einfach reinzugehen. Das macht kein Mensch. Aber mir geht’s darum zu vermitteln, es lohnt sich, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Und da gibt es mehr Gelegenheiten als nur etwa das "Eberbacher Mahl". Was sind denn die Alternativen? Die Menschen sind hier, und es kann doch niemand ernsthaft ein Interesse daran haben, dass 300 Leute in Eberbach-Nord sitzen und sich ohne Kontakt mit anderen dort abkapseln und sich ein Eigenleben entwickelt wie etwa in manchen Mannheimer Stadtteilen. Dort gibt es Leute, die ein Leben lang schon dort wohnen und sich nicht auf deutsch mit jemand unterhalten können, weil da überhaupt kein Austausch stattfand.

Plant Ihr vergleichbare Gespräche auch für benachteiligte Einheimische, etwa eine Befragung von Leuten, die unter dem Existenzminimum leben müssen?

David Müller: Warum nicht? Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Aber das wäre dann aus einer ganz anderen Motivation heraus und hätte ja eine ganz andere Intention, als jetzt der Versuch, hier im kleinen überschaubaren Bereich selbst aktiv die Aufgabe der Integration anzugehen.

Info: Protokolle der Gespräche mit den Flüchtlingen finden sich auf der facebookseite der Eberbacher Jusos: www.facebook.com/JusosEberbach


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