Von Marcus Deschner
Brombach. Die Aufstellung des Teilregionalplans "Erneuerbare Energien" im Rahmen des Regionalplans für Südhessen beschäftigte am Dienstag den Brombacher Ortschaftsrat. Dabei ging es konkret um die Planung für Windkraftanlagen auf der angrenzenden hessischen Gemarkung, die vom 360 Einwohner zählenden Eberbacher Stadtteil aus gut sichtbar sind. Während auf Brombacher Seite das in Richtung Hirschhorn gelegene Vorranggebiet "Brombach Süd" mittlerweile als Rotorenstandort aus dem Rennen ist, ist "Brombach Nord" immer noch als möglicher Standort für Anlagen denkbar. An diese entlang der nördlichen Gemarkungsgrenze von Brombach festgelegte Vorrangfläche soll sich das Vorranggebiet "Wald-Michelbach/Rothenberg" anschließen. Die Stadtverwaltung empfahl den Ortschaftsräten in ihrer Sitzungsvorlage, die Inhalte des Teilflächennutzungsplans zur Kenntnis zu nehmen sowie Anregungen und Bedenken nicht vorzutragen.
Damit war Ortsvorsteher Viktor Hartmann nicht einverstanden. Denn bereits jetzt sind vom Gebiet oberhalb des Dorfkerns die bereits im Betrieb befindlichen Anlagen im "Greiner Eck" gut zu sehen. "Man sieht die nun geplanten weiteren Anlagen vom Dorf aus gut und sei damit direkt betroffen", beschwerte sich der Ortsvorsteher und fürchtete negative Folgen für den Ortsteil. Daher formulierte er einen Antrag, um den kommende Woche tagenden Eberbacher Gemeinderat zu beauftragen, Bedenken gegen die Ausweisung des Vorranggebietes vorzutragen und dagegen beim zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt Einspruch einzulegen.
In seinem Antrag wird die Entwertung wertvoller Naturlandschaft inmitten des Unesco-Geoparks und des FFH-Gebietes durch die geplanten Rotoren aufgeführt. Zudem weist er darauf hin, dass dort nur Schwachwindgebiete sind und der Abstand zum Brombacher Siedlungsgebiet zu gering sei.
Hartmann fürchtet die Vernichtung wichtiger Naturflächen, massive Immobilienwertverluste, eine Beeinträchtigung der Lebens- und Wohnqualität sowie umfangreiche Rodungen für Verkehr- und Schwertransporte zum Bau der Anlagen. Zumal die Windräder nur einen geringen Beitrag zur Energiesicherheit sowie zur Deckung der Grundversorgung leisteten. "Ich fühle mich da etwas überrumpelt", sagte Ortschaftsrat Helmut Schön zu Hartmanns Antrag. Zumal man bei der Abstimmung über die Ausweisung der auf badischer Seite liegenden Vorrangflächen im Ortschaftsrat gerade gegenteiliger Meinung gewesen sei. Man habe allerdings bloß der Ausweisung von Vorranggebieten zugestimmt und damit nicht gleich den Bau von Anlagen gebilligt, ergänzte Matthias Heinzmann. Er sprach sich grundsätzlich für Rotoren aus, "aber nicht, wenn zehn Anlagen dort stehen".
Dennis Weber pochte auf einen Mindestabstand der Räder von 900 Metern Luftlinie zur Wohnbebauung. Schließlich wurde Viktor Hartmanns Antrag mit den Stimmen von Raphael Seib und Dennis Weber angenommen, während sich Matthias Heinzmann und Helmut Schön dagegen aussprachen. Klaus Layer fehlte in der Sitzung. Nun muss sich der Gemeinderat mit dem Antrag befassen. Die Frist für die Abgabe der Stellungnahme beim Regierungspräsidium läuft am 2. Juni ab.
Zwar sei Brombach bisher recht gut mit dem Breitbandnetz versorgt gewesen, sagte Helmut Schön. Aber das werde zusehends langsamer. "Hat Eberbach auch Brombach im Fokus, wenn’s ums schnelle Internet geht?", wollte er daher wissen. Dies will Viktor Hartmann mit der Stadtverwaltung klären. Sicher sei hingegen jetzt schon, dass die Telekom "wegen hundert Haushalten" dort kein Interesse habe.