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40 Jahre "Major Eberbach": Als Eberbach noch einen Comic-Helden hatte

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Von Christofer Menges

Eberbach. Die Franzosen haben Asterix und Obelix, die Amis Superman und Captain America. Die Eberbacher haben ihren ganz eigenen Comic-Helden, auch wenn der inzwischen ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Major Eberbach. In Japan und den USA ist der Geheimagent, den die Manga-Zeichnerin Yasuko Aoike in den 1970er-Jahren ersann, weitaus bekannter als im Odenwald. Dabei gab es dort einst durchaus Versuche, den populären Major auch touristisch zu nutzen.

Ende der 1980er-Jahre zog es plötzlich vermehrt Japaner abseits der üblichen Sightseeing-Route zum Heidelberger Schloss nach Eberbach. Der damalige Leiter der Eberbacher Kurverwaltung, Reiner Heun, suchte nach des Rätsels Lösung und fand sie: Major Eberbach, einer der beiden Helden der japanischen Manga-Serie "From Eroica with Love". Die Serie erschien in den späten Siebziger-Jahren in Heften, von 1978 an in Sammelbänden und erreichte im Land der aufgehenden Sonne Millionenauflagen und ein breites Publikum.

Im Mittelpunkt der Abenteuer stehen der Kunstdieb Dorian Red, Earl von Gloria, alias "Eroica" und sein Gegenspieler Major Klaus Heinz von dem Eberbach alias "Iron Klaus", ein knochentrockener NATO-Geheimdienst-Offizier, die sich rund um den Globus ständig in die Quere kommen: von England nach Bagdad, von Alaska nach Alexandria, von Moskau nach Madrid - und eben auch in Eberbach, wo dem Comic zufolge die berühmte Eberbach-Sammlung mit Kunstschätzen untergebracht ist. Dabei werden unzählige Agentenfilme und -geschichten auf die Schippe genommen: Der englische Titel der Serie ist beispielsweise eine Hommage an den James-Bond-Film "Liebesgrüße aus Moskau", im Original "From Russia with Love".

19 Bände erschienen bis 1988 in Japan, laut Heun in einer Auflage von 23 Millionen Exemplaren. Eberbach, wo Aoike den Stammsitz der Familie von "Iron Klaus" samt Schloss und dem bekannten Bronze-Eber ansiedelte, kannte die Zeichnerin bis dato nur von einer Durchreise per Zug und von Fotos. Auf den Namen ihres Helden sei sie anhand einer Liste deutscher Städtenamen gekommen und "Eberbach" klinge in japanischen Ohren gut, sagte sie als sie 1989 drei Tage in der Neckarstadt weilte, um Material für eine neue Serie zu sammeln, und dabei im Alten Badhaus übernachtete. Im Gegenzug reiste Kurverwaltungschef Heun 1990 mit 350 Christstollen und Prospekten mit Major Eberbach vor einer Lindenplatz-Ansicht im Gepäck zur World Travel Fair-Messe nach Tokio, um für Eberbach zu werben. Zeichnerin Aoike überbrachte er dabei eine Dankesurkunde und einen kleinen Bronze-Eber.

Doch das Ende des Kalten Krieges ließ auch die touristische Eberbach-Japan-Connection erkalten, denn nach dem Ende des Ost-West-Konflikts legte Aoike die Serie erst einmal auf Eis und widmete sich anderen Projekten.

Damit war mit Major Eberbach aber noch längst nicht Schluss. Nur bekam es am Neckar und im Odenwald kaum einer mehr mit. Von 1996 an ließ Aoike die Abenteuer um den Earl und den Major wieder aufleben, zeichnete weitere 20 Bände. Der bislang letzte erschien 2012.

Parallel wurden die ersten 15 Alben von 2004 bis 2010 ins Englische übersetzt und fanden vor allem in den USA eine Fangemeinde. Auch auf Chinesisch und Thai wurden die Abenteuer des deutschen Majors und des exaltierten Earls übersetzt.

Dass es noch weitere Bände geben wird, erscheint nach nun fünf Jahren Pause indes eher unwahrscheinlich: Am 24. Juli wird Zeichnerin Aoike 69 Jahre alt. Die in einer Millionen-Auflage erschienene Serie "From Eroica with Love" bleibt bis heute ihr bekanntestes Werk. Die englischen Übersetzungen der Taschenbücher sind gebraucht noch erhältlich.


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