Von Barbara Nolten Casado
Eberbach. Zweimal täglich dreht Nico Iacovone im orangefarbenen Arbeitsdress und mit seinem Kehrichtwagen die Runde durch Eberbachs Innenstadt. Kaum jemand schenkt dem Straßenkehrer besondere Aufmerksamkeit, wenn er mit seinem großen grünen Besen auf dem Bahnhofsvorplatz allerlei Unrat zusammenkehrt.
"Den Besen hab’ ich aus Italien mitgebracht", berichtet er stolz mit seinem unverkennbar italienischen Akzent. "Der ist zehnmal besser als die, die es hier gibt." Dann geht es durch die Bahnhofstraße, zum Neuen Markt, durch die Kellereistraße und diverse Altstadtgassen zum Leopoldsplatz, in die Tiefgarage …
Mit einer Greifzange hebt Iacovone Zigarettenkippen, achtlos weggeworfene Taschentücher oder Papierschnipsel vom Boden auf, um sie in den Tiefen der Müllbehälter auf seinem Wagen verschwinden zu lassen. Auch ein leerer Eisbecher, den ein Zeitgenosse in einer Hausnische deponiert hat, entgeht seinem suchenden Blick nicht.
Morgens um 6.30 Uhr entfernt er die Absperrpfosten zu den Altstadtstraßen. Um 11 Uhr, wenn Lieferfahrzeuge oder Müllabfuhr durchgefahren sind, setzt er sie wieder ein. Und auch das Leeren der Abfallkörbe am Straßenrand gehört zu seinen Aufgaben: "Ich mache leer, andere machen wieder voll", lacht Iacovone. "Die Leute schmeißen viel in die öffentlichen Anlagen und auf die Straße", hat er festgestellt. "Und ich muss es wegmachen."
Besonders ärgert ihn, wenn so Mancher seinen Hausmüll in den öffentlichen Behältern entsorgt. Oder wenn wieder einmal Hundehäufchen den Gehweg zieren, die er mit Schaufel und Kehrblech entfernen muss. "Ich hänge regelmäßig Tüten dafür auf, aber manche Leute sind einfach zu faul, sie zu benutzen", wettert er.
Im Großen und Ganzen aber tut Iacovone seine Arbeit gern. 39 Stunden pro Woche ist er unterwegs auf Eberbachs Straßen, bei jedem Wetter. "Bei uns gibt es kein schlechtes Wetter", sagt er. "Wenn es regnet, habe ich wasserdichte Hosen an. Und für den Winter gibt es warme Kleidung. Die wird von der Stadt gestellt."
42 Jahre ist es her, dass Iacovone aus dem süditalienischen Gargano nach Eberbach kam. Eine Berufsausbildung hatte er nicht vorzuweisen. So arbeitete der inzwischen 63-Jährige lange Zeit auf dem Bau - "bis das Kreuz kaputt war". Vor acht Jahren bewarb er sich dann bei der Stadt, und er ist glücklich über seinen jetzigen Job. "Früher, auf dem Bau, das war schwere Arbeit. Aber das hier ist leicht für mich. Das ist wie Urlaub - und die Stadt bezahlt gut", sagt der Mann, der von sich behauptet: "Mir gefällt jede Arbeit. Ich komme immer mit Lust arbeiten." Deshalb hat er auch vor, bis 67 Eberbachs Straßen und Plätze sauber zu halten. Auch wenn er schon früher in Rente gehen könnte. "Wenn es soweit ist, rede ich mit dem Bürgermeister, ob ich bis 67 arbeiten darf", sagt Iacovone. "Er ist der Chef, er muss entscheiden." Vielleicht darf er ja. "Er ist sehr zuverlässig und bei den Eberbachern beliebt", bescheinigt ihm Bauhofleiter Joachim Galm. "Und er ist immer bemüht, ihnen eine saubere Stadt zu präsentieren."
Dabei werde viel gemeckert über Schmutz am Bahnhof und an anderen Stellen in der Stadt, weiß Iacovone. "Aber die Leute sind selber Schuld. Ich kehre morgens zum Beispiel bei den Bahnhofstoiletten. Und wenn ich am Mittag zum zweiten Mal komme, ist schon wieder alles voll Dreck", schimpft er noch, während er die Kurve Richtung Hauptstraße nimmt.