Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Wieder einmal waren die Besucherreihen im Ratssaal am Donnerstag gefüllt mit Bürgern aus den besonders verkehrsbelasteten Straßen in der Stadt. Leidgeplagte aus Beck- und Schwanheimer Straße forderten im Zusammenhang mit dem auf die Tagesordnung gesetzten Lärmaktionsplan in der Bürgerfragezeit aktive Maßnahmen zum Schutz vor Verkehrslärm ein. Sie schilderten die Auswirkungen schädlicher Lärm- und Staubbelastungen sowie vom Lkw- und Busverkehr erzeugter Erschütterungen auf sich und ihre Häuser. Sie benannten vor allem für Schulkinder gefährliche Stellen im Straßenverkehr und machten zum Teil selber Anregungen, wie man sie entschärfen könnte. Bürgermeister Peter Reichert versprach, vorhandene Möglichkeiten sofort auszuloten.
Die anstehenden Beschlüsse zum Lärmaktionsplan wurden dann allerdings auf AGL-Antrag von einer Ratsmehrheit vertagt. Für die im Plan erfassten fünf Maßnahmenschwerpunkte Hirschhorner Landstraße (L 2311), Friedrichsdorfer Landstraße, Odenwald-, Beck- und Schwanheimer Straße hatten die vom Landratsamt vorgenommenen Messungen nur in einem Fall Handlungsbedarf ergeben. Allein in der Hirschhorner Landstraße wurden die gesetzlichen Grenzwerte von 70 Dezibel tagsüber sowie 60 Dezibel des nachts erreicht und das angestrebte Tempolimit von 30 km/h zum Schutz der Bevölkerung in Aussicht gestellt. In allen anderen Straßen bleibt die verkehrsbedingte Geräuschbelastung darunter, das Landratsamt als Baulastträger ist daher nicht in "Aktionspflicht". Die AGL will dies so nicht hinnehmen.
Konkret wären zunächst die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung am Lärmaktionsplan abzusegnen gewesen, mit den Stellungnahmen von über 40 Trägern öffentlicher Belange sowie zahlreicher Privatleute. Darüber hinaus wollte die Verwaltung auf das Landratsamt einwirken, im Sinne des Gesundheitsschutzes der Bürger auch in den anderen lärmgeplagten Straßen tätig zu werden. "Das ist der einzige Schritt, der rechtlich noch möglich ist", machte Reichert deutlich.
Dass darüber jetzt erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden wird, bezeichnete ein ratlos wirkender Reichert unnötig wie einen Kropf: "Was soll die Stadt in dieser Angelegenheit denn noch mehr machen? Welche neuen Erkenntnisse sollen noch kommen?" Für Georg Hellmuth (CDU) und Peter Wessely (Freie Wähler) stand dabei erklärtermaßen das "Zeit gewinnen" im Vordergrund, es "soll wirklich alles ausgeschöpft werden". Wichtig sei jetzt, so Kerstin Thomson (AGL), sich gezielt mit den konkreten Messergebnissen zu befassen. Dies, so Reichert, müsse die Stadt dann wohl selbst bezahlen. Der Baulastträger sei nicht dazu verpflichtet, hier mehr zu machen. Dass das Landratsamt der Stadt bereits entgegengekommen sei, deutete Stadtbaumeister Steffen Koch an. In der Beckstraße etwa sei vor den Garagen am Straßenrand gemessen worden und nicht vor den weiter oben gelegenen Wohnhäusern.