Von Peter Bayer
Eberbach. Es tut sich was in Eberbachs Sportszene. Während in der Au gerade ein Kunstrasenspielfeld für die Fußballer entsteht, wird Am Häuselacker das sportliche Angebot erweitert, eine seit Jahren bestehende Lücke geschlossen. Wladislaw Gumarow, vierfacher Deutscher Meister, Vizeeuropameister und WM-Fünfter im Karate, ist seit ein paar Wochen als Box- und Kickboxtrainer im Fitnessstudio Maximum der Keglervereinigung Eberbach aktiv.
Dort hat sich inzwischen eine feste Gruppe von rund zehn Leuten zwischen 14 und 20 Jahren gebildet, dazu kommen noch einige "Breitensportler". Am Dienstag sind 18 Personen im Training. Egal, ob man "nur" fit werden, abnehmen, ein wenig trainieren oder an Meisterschaften teilnehmen will - jeder ist willkommen. Ihnen allen will der 28-Jährige sein Wissen weitergeben, ihnen in erster Linie Respekt und Freude am Kampfsport vermitteln.
Denn auf eines legt er Wert: "Ich bilde keine Schläger aus, sondern Sportler". Deshalb geht es im Training nicht um Gewalt, sondern um Selbstdisziplin, Ehrgeiz und Körperbeherrschung. Ob Boxen oder Kickboxen - für Gumarow ist es kein "Haudraufsport" sondern eher ein Schachspiel, wobei er sich an den Klitschko-Brüdern ein Beispiel nimmt. "Schläger schlagen, Athleten führen Techniken aus", sagt er.
Auch wenn seine "Schützlinge" erst am Anfang stehen, mittelfristiges Ziel ist für Gumarow, in Eberbach ein Wettkampfteam aufzubauen. Er weiß aber auch, dass man nicht jeden in den Ring schicken kann. Als Trainer übernimmt er auch die Verantwortung für die Athleten. "Man soll es als Spiel sehen, bei dem man seinen Gegner austricksen muss", sagt Gumarow, betont aber: "Es ist Vollkontakt. Wer antritt, weiß, was auf ihn zukommt."
Was auf ihn zukommt, das wusste auch der Karatekämpfer Wladislaw Gumarow. Doch wie kam es zum Boxtrainer Gumarow? "Im Karate habe ich schon alles erreicht", sagt der 28-Jährige. Deshalb hat er neue Herausforderungen gesucht und die Sportart gewechselt. Gumarow hat sich erfolgreich im Boxen, Kickboxen, Ringen und im Mix-Martial-Arts (MMA) gemessen. Diese Erfahrungen im Boxen und Kickboxen gibt er nun seit September als Trainer weiter.
Das "neue Abenteuer" begann für Wladislaw Gumarow im Juni 2014, als er in Berlin bei einem Mix-Martial-Arts-Event zusah. "Auf der Tribüne sah alles einfacher aus als im Fernsehen und was die können, kann ich auch", sagte sich der Eberbacher Kampfsportler. Um in so einem "Käfig-Kampf" zu bestehen, muss man allerdings mehrere Kampfkünste erlernen und am besten beherrschen: Für den Standkampf verwendet man Techniken aus Karate, Boxen, Kickboxen und Thaiboxen, für den Boden- und Ringkampf aus Ringen, Judo und Brazilian-Jiu-Jitsu.
Drei Jahre hat Gumarow täglich in Michelstadt und Heilbronn trainiert, gönnte sich keine Ruhepausen. In dieser Zeit nahm er auch an Wettkämpfen teil, wurde unter anderem Hessenmeister im Boxen und zweifacher Deutscher Meister im Kickboxen.
Der krönende Abschluss seiner sportlichen Karriere war im Februar 2017, als er in Stuttgart seinen ersten MMA-Kampf bestritt. Er endete nach einer Minute der zweiten Runde mit stehenden Ovationen der Zuschauer für den 28-jährigen Eberbacher, der seinen erfahreneren Gegner nicht mehr aus dem Würgegriff ließ.
Zu einer weiteren sportlichen Karriere in der Königsdisziplin des Kampfsports sollte es für den Feinwerkmechaniker-Meister aber nicht mehr kommen. Eine schwere Verletzung an der Hand zwang ihn zu einer halbjährigen Trainingspause. In dieser hat Gumarow sich entschlossen, die Handschuhe an den Nagel zu hängen und sich als Trainer zu engagieren. Hier will er sein Wissen weitergeben. Obwohl es Anfragen von anderen Kampfsportklubs aus der Region Neckar-Odenwald gab, hat er sich entschlossen, etwas Eigenes in Eberbach aufzubauen. Noch fehlt ihm die C-Trainer-Lizenz. Diese will er aber so schnell wie möglich erwerben und dann ein Wettkampfteam aufbauen.
Info: Trainingszeiten dienstags 19 bis 20 Uhr (Boxen) und 20 bis 21 Uhr (Kickboxen) sowie freitags 18 bis 19 Uhr (Boxen) und 19 bis 20.15 Uhr (Kickboxen) im Fitnessstudio Maximum der Keglervereinigung Eberbach, Am Häuselacker 5. Infos unter Telefon (01 76) 45 94 20 82.