Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. "Kirchliche Räume sollen Gemeinschaft ermöglichen, einen spirituellen Charakter haben und - wir müssen sie uns leisten können." Das sagte Andreas Maier, Leiter des Landeskirchlichen Liegenschaftsprojekts bei der Kirchenleitung in Karlsruhe. Er fasste damit das Thema zusammen, das bei der Herbsttagung der Evangelischen Bezirkssynode Neckargemünd-Eberbach im Mittelpunkt stand.
Rund 70 Synodenmitglieder - Abgesandte der Kirchengemeinden und deren Pfarrer - waren im Eberbacher Gemeindehaus am Leopoldsplatz zusammengekommen, um sich mit dem Liegenschaftsprojekt auseinanderzusetzen, für das die Landeskirche 7,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt.
Die durchschnittliche Auslastung der Gemeindehäuser liege derzeit bei lediglich 35 Prozent, informierte Maier. Die Unterhaltung der Gebäude ist kostspielig, Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen sind rückläufig. Die Konsequenz: neue Nutzungskonzepte müssen entwickelt werden.
Das Liegenschaftsprojekt, das im Januar 2018 mit einer Bestandserhebung starten wird, soll nun zeigen, welche Veränderungen in den nächsten Jahren notwendig und möglich sind. Maier vermittelte den Synodalen am Samstag dazu erste Informationen.
Eine Hochrechnung hatte ergeben, dass ab 2025 die Gesamtausgaben die sämtliche Einnahmen der Gemeinden übersteigen, wenn nicht jetzt Veränderungsprozesse in die Wege geleitet werden.
So soll also bis 2020 ein Gebäudemasterplan für alle Kirchenbezirke entstehen. In dem Plan ist verankert, welche Räume und Gebäude für die lokale Kirchenarbeit wesentlich sind.
Ein Kirchenbezirk bekommt dann künftig eine bestimmte Gemeindehausfläche zugewiesen, die sich aus der Summe der Gemeindemitglieder errechnet. Der Bezirk wiederum weist den Gemeinden ihre Flächen zu.
"Wir schauen an, was wir haben und halten wollen und entscheiden dann selbst im Rahmen der Vorgaben des Oberkirchenrats darüber", bringt Dekan Ekkehard Leytz das Vorhaben auf den Punkt.
Dass das Thema sehr emotional besetzt ist, zeigte sich in der Diskussionsrunde, die auf Maiers Vortrag folgte.
Befürchtet wurden da bei den Synodalen etwa mögliche "Verteilungskämpfe" zwischen den Gemeinden, "Ausverkauf der Kirchen und Gemeindehäuser kleiner zugunsten größerer Gemeinden" oder auch der "Widerstand von Gemeindemitgliedern". Doch man sah auch Chancen im Liegenschaftsprojekt, wie eine "Sensibilisierung für Nachhaltigkeit" oder eine "Klassifizierung von Gebäuden, die sonst sicher nicht erfolgen würde".
Die Ergebnisse der Diskussionsrunde werden nun beim Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe ausgewertet und anschließend an den Bezirkskirchenrat als Grundlage für weitere Beratungen zurückgeschickt.
"Mir war wichtig, dass die Gemeinden frühzeitig darüber informiert werden, was auf sie zukommt", äußerte sich der Vorsitzende der Bezirkssynode, Werner Ebinger, zur Veranstaltung.
Kirchen oder Pfarrhäuser seien im Kirchenbezirk nur "geringfügig" von den Umstrukturierungsmaßnahmen betroffen. Und hinsichtlich der Effektivität von Gemeindehäusern sieht er auch in einer "ökumenischen" Nutzung eine große Chance. So sei es durchaus denkbar, dass evangelische und katholische Kirchengemeinden sich etwa ein Gemeindehaus teilten und das jeweils andere vermieteten. Um derartige Einzelheiten angehen zu können, müsse man jedoch zunächst die Bestandserhebung abwarten.
Die Kirchengemeinden in Eberbach und Schönbrunn können dem Projekt übrigens gelassen entgegensehen: "Der Veränderungsdruck wird hier nicht so hoch sein, weil ja schon Vorleistungen erbracht wurden", sagt Dekan Leytz.
Immerhin habe die Kirchengemeinde Eberbach durch den Verkauf des Steigezentrums schon Fläche verringert. Und die Gemeinde in Schönbrunn sei bereits mit der Planung für einen Gemeinderaum in oder an der Kirche befasst. "Wir haben unsere Aufgaben da schon gemacht", sagt Leytz.