Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. "Cool" fanden Charlotte (5), Oskar (5) und Alissa (6) die Geschichten vom König und seinem schlauen, sprechenden Daumen. Erzieherin Yvonne Pestrup hatte sie ihnen im zurückliegenden halben Jahr - natürlich im einschlägig königlichen Outfit - immer wieder vorgelesen. Die drei gehören zu den "Großen" des Kindergartens St. Elisabeth, die nach den Sommerferien in die Schule kommen.
Sie und zwölf weitere Vorschulkinder der Einrichtung haben gemeinsam mit ihren Erzieherinnen Pestrup und Yvonne Ackermann an einem Projekt des Verbands Region Rhein-Neckar für Klimaschutz im Kindergarten teilgenommen, das dieser Tage nun zu Ende ging.
Vor vier Jahren wurde das Projekt in der Rhein-Neckar-Region gestartet. Im Rahmen regelmäßiger Ausschreibungen können Kindertagesstätten der Metropolregion sich seitdem für die kostenfreie Teilnahme daran bewerben.
Auch im Eberbacher Kindergarten St. Elisabeth ging im vergangenen Herbst die Einladungs-E-Mail ein. Man beschloss mitzumachen. "Klimaschutz ist ein aktuelles Thema", sagt Kindergartenleiterin Anja Zwickert. "Wir fanden es wichtig, die Kinder dafür zu sensibilisieren."
Bei einer Fortbildung wurde den beiden Erzieherinnen das Buch vorgestellt, das ihnen als Grundlage für ihre Arbeit dienen sollte: "Kleiner Daumen - große Wirkung. Klimaschutz im Kindergarten". Das vom Umweltbildungszentrum NaturGut Ophoven in Leverkusen herausgegebene Handbuch enthält 120 Bausteine mit detaillierten Anleitungen und Materialvorschlägen zu den Bereichen Klimawandel und Klimaschutz, Konsum, Ernährung, Abfall und Mobilität.
Die Rahmengeschichte vom König und seinem sprechenden Daumen laden in 17 kurzen Geschichten mit großen Bildern zum Nachdenken und diskutieren ein. Klima und Klimaschutz - was ist das?, fragte man sich bei den regelmäßigen Treffen der "Großen" des Kindergartens. Oder: warum hat sich das Klima verändert? Wie wirken sich die Veränderungen auf Pflanzen, Tiere und Menschen aus? Und was kann man dagegen tun?
In vielerlei Spielen wurde die Theorie dann für die Kinder ganz konkret erlebbar. Beim "CO2-Spiel" lernten die Kinder zur allgemeinen Erheiterung, dass "die Kühe Methan produzieren, wenn sie pupsen". Oder dass Autos und Fabriken schlechte Luft machen und Bäume gute.
Fäden, die durch den Gruppenraum oder gar quer durch den Kindergarten verliefen, machten ihnen die Transportwege bewusst, die Ananas, Kokosnuss und Co. im Vergleich zu heimischem Obst und Gemüse bis zum Regal auf dem Markt zurücklegen müssen. "Wichtig war uns, dass die Themen lebensnah waren", begründen die beiden Erzieherinnen die Auswahl der entsprechenden Bausteine.
Was hat die Kinder dabei am meisten beeindruckt? "Das mit den Eisbären", erklärt Charlotte. Bei diesem Spiel sollten die Kinder als "Eisbären" auf "Eisschollen" aus Zeitungspapier stehen. Die bedruckten Seiten wurden stetig verkleinert - das Eis schmolz - und der Lebensraum der Bären wurde weniger und weniger … "Wir mussten uns ganz klein machen, wir durften nicht auf den Boden treten", erinnert sich Charlotte.
"Als die Yvonne uns mit den Decken zugedeckt hat", ist Alissa besonders in Erinnerung geblieben. Die Decken stellten das CO2 dar, und mit jeder Decke, "da wurde es immer wärmer".
Gibt es auch etwas, das sie bei dem Projekt nicht so gut fanden? "Ich fand es blöd, dass es CO2 gibt", bekundet Oskar. Was man dagegen tun kann? "Ne Zeitung selber schreiben", meint er. "Da steht dann drauf: weniger Auto und Motorrad fahren. Das hängt man dann auf."
Als Auszeichnung für die Teilnahme am Klimaschutzprojekt wird dem Kindergarten in Kürze das "Klimasiegel" nebst Urkunde des Verbands Region Rhein-Neckar überbracht. Und natürlich soll auch künftig das Thema Klimaschutz im Kindergartenalltag eine große Rolle spielen.