Von Marcus Deschner
Eberbach. Vollständig abgelassen wurde dieser Tage das Wasser im Stausee. Die Talsperre zwischen Eberbach und Gaimühle soll laut Christian Steininger von der Betriebsführung Wasserenergie der WEB Windenergie AG "auf den neuesten Stand der Technik" gebracht werden.
Gut eine Million Euro sollen dafür investiert werden. Die österreichische Gesellschaft betreibt das Itterkraftwerk samt zugehörigem See und Kanälen seit 2006. Die Firma erhielt eine neue, wieder 30 Jahre laufende Konzession zur Energieerzeugung, die mit gewissen Auflagen des Regierungspräsidiums verknüpft ist.
Für Fische und andere Kleinlebewesen muss beispielsweise eine Treppe angelegt werden, damit gewährleistet ist, dass die Tiere vom See in die Itter gelangen können. Auch die Steuerungsanlagen und Verschlusselemente, die fast hundert Jahre auf dem Buckel haben dürften, sollen im Zuge der mehrmonatigen Arbeiten ausgetauscht werden. Ausgebaggert und von Schlamm befreit werden soll das Seebecken indes nicht.
Vielmehr will man durch das Ablassen des Wassers Druck von der Staumauer nehmen, erläutert Rainer Hennings, der das Projekt aus biologischer Sicht fachtechnisch begleitet. "Sonst stände Eberbach unter Wasser, wenn der Damm im Zuge der Arbeiten plötzlich brechen würde".
Arbeiter sanierten bereits den Unterwasserkanal, der am HGE-Heim vorbeiführt und in Richtung Stadt fließt. Dazu wurde vor Monaten zunächst der Steilhang abgeholzt, die gerodeten Bäume wurden auf dem HGE-Parkplatz zwischengelagert. Was auch zu Beschwerden von Bürgern führte, die ihr Auto dort abstellen und dann am Itterkanal joggen oder ihren Hund ausführen wollen.
Vor Tagen wurden große Granitsteine angekarrt, die ein Bagger mit der Schaufel aufnahm und ins leere Kanalbett verfrachtete. Dort war ein weiteres Arbeitsgerät platziert, das die Steine dann an Ort und Stelle "einbaute". Nach Schätzungen des Vorarbeiters dürfte die letzte Böschungssanierung schon etliche Jahrzehnte zurückliegen.
Denn das Wasserkraftwerk Eberbach wurde in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet. Dazu gehört der 90.000 Kubikmeter fassende Stausee mit einem Damm von 60 Metern Länge und gut sechs Meter Höhe. Die Kleinwasserkraftanlage steht unter Denkmalschutz. Schließlich zählt sie zu den ehemals zahlreichen E-Werken, die die Elektrifizierung der Städte im ländlichen Raum zur flächendeckenden Versorgung eindrucksvoll dokumentiert. Das hiesige Itterkraftwerk war der erste Stromlieferant für die Stadt Eberbach und hatte auch große Bedeutung für die industrielle Entwicklung.
Entlang der Itter siedelte sich auch dadurch ein Industriegebiet an. Die Eigentümer wechselten in der fast hundertjährigen Geschichte mehrfach. Ursprünglich baute der Kreis Mosbach das Kraftwerk, ehe es 1938 vom Badenwerk übernommen wurde. Nachdem Unternehmensnachfolgerin EnBW an Kleinkraftwerken das Interesse verloren hatte, kaufte es ein Privatmann aus dem Schwäbischen.
2006 schließlich übernahm die WEB die Anlage, deren zwei Turbinen vom Wasser des Stausees angetrieben werden. Diese sowie die zugehörigen Generatoren stammen noch von 1922. Die installierte Nennleistung beträgt nach Unternehmensangaben 1100 Kilowattstunden. 771 Haushalte ließen sich so mit elektrischer Energie versorgen. Damit verbunden sei eine jährliche CO2-Ersparnis von gut 1800 Tonnen.