Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Wenn der Bürgermeister Mist gebaut hat, wird’s hier ausdiskutiert": "Hier" ist in dem Fall die große Bank vor der Dr.-Weiß-Schule in der Zwingerstraße. Seit fünf Jahren, im Sommer täglich von 10 bis gegen 11.30 Uhr, ist die Bank von der lustigen, leider namenlosen, Rentnergruppe besetzt.
Mal kommen alle, mal sitzen auch nur zwei oder drei da. Georg Wittmann, Karl-Heinz Kraft, Willi Raab, Fritz Seibert, Werner Herzog, Fritz Krauth, Klaus Schulze und Günther Weilacher reden auf der Bank "eigentlich über alles, was Eberbach betrifft". Alle sind "Ur-Eberbacher", kennen jeden, der vorbeiläuft (oder lernen ihn kennen, denn alleine der Anblick der Gruppe begeistert jeden Passanten) kennen ihre Heimatstadt und "jedes Gässle" in- und auswendig. "Manchmal", sagen sie, "wird auch über die große Politik geredet".
Derzeit geht es allerdings um die Hitze und die "unsinnige" Schließung der Eberbacher Post. "Nur über Krankheiten reden wir nicht", sind sie sich einig. "Wenn einer mit dem Thema anfängt, sagt ein anderer immer, das habe er auch schon gehabt oder das sei nicht so schlimm - und vorbei ist das leidige Thema", so die Herren unisono. Denn: "Gejammert wird bei uns nicht".
Die Bank steht schon seit "eh und je", war früher allerdings nur zwei Meter lang. Zu kurz, fanden die Renter. "Und da vier ehemalige Bauhofmitarbeiter dabei sind, wurde die Bank vor fünf Jahren ganz unbürokratisch verlängert", verrät Seibert. Nun sind’s drei Meter. Und wenn alle acht schön zusammenrücken, reicht der Platz.
Die Herren sind zwischen 72 und 87 Jahre alt, intensive Recherchen haben ein Gesamtalter von 643 Jahren ergeben.
Die Gruppe ist für Jedermann offen, abgewiesen wird keiner. Gerne können den Rentnern auch Fragen gestellt werden, Antworten zum Thema Eberbach gibt’s immer. "Wir nehmen gerne auch noch ein paar junge Damen auf", sagen sie lachend.
Allerdings sollten Neuzugänge besser einen Stuhl mitbringen, da ein weiteres Zusammenrücken auf der Bank nicht mehr möglich ist.
Gegen 11.30 Uhr ist das Treffen meist beendet, da derzeit dann die Sonne zu heiß auf die Füße scheint; außerdem müssen dann alle heim "Kartoffeln schälen". Im Winter treffen sich die Herren übrigens bei Willi Raab: "Der hat eine kleine Werkstatt, da ist’s schön warm".
Vor zwei Jahren wurde die Linde vor der Bank durch einen Kugelahorn ersetzt. Allerdings nicht wegen der Rentner, sondern wegen der Sonnenuhr über der Bank, die durch die Linde verdeckt wurde. Der Gugel spendet den Rentern dafür mehr Schatten. "Wunschlos glücklich" sind sie mit ihrer Bank, mit dem Blick auf den Neckar.
Wenn man allerdings genauer nachfragt, erfährt man: "Eine Markise wäre nicht schlecht. Wobei das kompliziert ist, das Gemäuer der Schule steht unter Denkmalschutz. Aber vielleicht ein Sonnenschirm, den der Hausmeister dann mittags immer abbaut."
Auf jeden Fall soll die namenlose Bank der namenlosen Gruppe in diesem Jahr noch einen neuen Anstrich bekommen. Für den wollen die Rentner selber sorgen. Farbe? Wieder braun.
Und dann soll eventuell auch zusätzlich noch ein schönes Schild mit der Aufschrift "s’Rentnerbänkle" angebracht werden.