Von Marcus Deschner
Eberbach. Zwei recht große Pflanzen in ihrem Garten in der Burghälde erweckten vor drei Wochen die Aufmerksamkeit von Bernd und Jutta Grove. "Wir haben sie zunächst stehen lassen, da wir zuerst eine Zierpflanze vermuteten", gibt Bernd Grove Auskunft. Doch da die buschartigen Gewächse recht schnell in die Höhe sprießten, recherchierte man und stellte Blattvergleiche an. Und siehe da: Es handelte sich um eine Ambrosia, die umgangssprachlich vielfach auch als "Teufelszeug" bezeichnet wird.
Denn die hoch allergene Pflanze kann Augentränen, Kopfschmerzen und sogar Asthma auslösen. Das Kraut stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde im 19. Jahrhundert in Europa eingeschleppt. Seitdem breitet sich die auch Traubenkraut oder Beifuß-Ambrosie genannte Pflanze vor allem in Südosteuropa aus. Mittlerweile längst auch in Deutschland, wo sie häufig an Straßenrändern, an Bahndämmen, auf Baustellen und auch in Privatgärten zu finden ist. So wie bei Familie Grove.
Die bis zu etwa 1,50 Meter groß werdende Pflanze hat ihre Blütezeit von Juli bis Oktober. Eine Pflanze produziert etwa 60.000 Samen und eine Milliarde Pollen. Die Samen sind 40 Jahre lang keimfähig. "Wir haben zuerst Zweifel an der Übereinstimmung gehabt und haben eine Info an die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg nach Karlsruhe gesendet", erklärt Bernd Grove. Denn behördlicherseits werde um solche Mitteilungen zwecks Statistik ausdrücklich gebeten. Innerhalb von 20 Minuten sei vom Amt telefonisch darauf reagiert worden. Die Echtheit der allergenen Beifuß-Ambrosie sei von dort nach einigen Foto-Abgleichen bestätigt worden.
Zwar habe man in Deutschland anscheinend das "Ambrosia-Problem" erkannt, meint Grove. Doch andere Länder seien da schon weiter. In der Schweiz beispielsweise bestehe derzeit bereits eine Melde- und Bekämpfungspflicht. Ebenso in Ungarn, wo Verstöße dagegen sogar als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Der Eberbacher vermutet, dass die Samenübertragung wohl durch Vogelfutter erfolgt sei. Denn die Ambrosia-Pflanzen in seinem Garten befanden sich in unmittelbarer Nähe zu einem Vogelhaus. Seit 2011 verbietet eine EU-Verordnung die Einfuhr ambrosiahaltiger Futtermittel, um einen Hauptverbreitungsweg zu unterbrechen. Familie Grove bekam eigenen Angaben zufolge von der Karlsruher Behörde ausführliche Entsorgungsratschläge. Und beseitigte die kurz vor der Blüte stehenden Pflanzen inklusive Wurzelwerk mit Mundschutz und Handschuhen.
Mit einer anderen Pflanze "kämpft" derweil Heino Siefert in Unter-Hainbrunn. Er warnt an einem Pfahl bei seinem Haus, an dem ein Wanderweg nach Kortelshütte vorbeiführt, vor dem Jakobskreuzkraut. Zuvor hat er sich unter anderem bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen umfangreiche Informationen zu der auch als "Jakobs-Greiskraut" bekannten Pflanze eingeholt. Denn die Ausbreitung der Giftpflanze stelle vor allem für Tiere eine ernste Gefahr dar. Die Giftigkeit beruhe auf der Wirkung verschiedener Pyrrolizidin-Alkaloide, die zu chronischen Lebervergiftungen führten. Die Pflanze sei nicht nur im frischen Zustand giftig, sondern auch als Heu oder Silage. So werde eine tödliche Wirkung etwa bei einem 350 Kilogramm schweren Islandpferd schon bei 14 Kilogramm Frischgewicht oder zwei bis vier Kilo getrocknetem Heu erreicht, rechnet Siefert auf einer Tabelle vor. Er hat an dem Pfahl extra ein Körbchen angebracht, aus dem Vorbeigehende laminierte Fotos dieser Pflanze zwecks besserer Bestimmung mitnehmen können.