Von Felix Hüll
Eberbach. Sorgen Sie für ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Kind und nutzen Sie die Informationsmöglichkeiten sowie Unterstützungsangebote rund um die Digitalkommunikation. Dann haben Sie eine gute Ausgangslage für Ihre Tochter oder Ihren Sohn. Die können dann die Chancen des Internets bis hin zum sinnvollen Umgang mit mobilen Endgeräten nutzen. Und sie sind gegenüber deren Gefahren gewappnet. So lässt sich das Ergebnis des Elterninfoabends "Jugendmedienschutz" an der Realschule Eberbach zusammenfassen.
Günther Bubenitschek und Anja Kegler hatten dort auf Initiative des Lehrers Robert Bittner einen Vortragsabend gehalten. Erster Kriminalhauptkommissar Bubenitschek ist Referent für Mediensicherheit und Medienbildung in der zentralen Geschäftsstelle Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes beim Landeskriminalamt in Stuttgart. Anja Kegler hält als Referentin für Medienpädagogik im Landesnetzwerk der Aktion Jugendschutz und des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg derartige Infovorträge. Beide sind Fachleute, die der Verein Prävention Rhein-Neckar auf Anfrage etwa für Vorträge vermittelt.
"Es geht wirklich darum, auch die Chancen zu sehen, aber dabei die Risiken nicht aus dem Blick zu verlieren" steckte Bubenitschek einen Rahmen. Innerhalb dessen informierten er und Anja Kegler über die unterschiedlichsten Aspekte ihres Themas: Persönlichkeits- und Urheberrechtsverletzungen, Abmahnungen, Kostenerstattung, Beschlagnahmen von IPhones, IPads oder Datenträgern, Cyber-Mobbing (Psychoterror via Internet), Cyber-Grooming (Internet-Kontaktaufnahme etwa Pädophiler mit Kindern und Jugendlichen), die Smack-Slam-Cam (Kamera, mit der eigens herbeigeführte Prügelszenen gefilmt und verbreitet werden), Sexting (Messenger-Botschaften mit intimen Inhalten/Fotos). Dazu gehörten aber auch Hilfskontaktadressen, Info-Websites und mögliche klare Regeln für den Nachwuchs im Umgang mit der rechnergestützten (mobilen) Datenverarbeitung und Kommunikation.
"Grundsätzlich gilt: Smartphone eigentlich erst ab 14 Jahren oder wenn früher, ab der weiterführenden Schule. Jüngere Kinder können mit den technischen Möglichkeiten noch nicht verantwortlich umgehen", erklärt Anja Kegler. "Kinder wachsen in die digitale Welt hinein", beschreibt Bubenitschek anhand der Daten aus der Jugend-, Information und (Multi-)Media- (JIM-) Studie das Mediennutzungsverhalten von Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland.
Diese Untersuchung erfolgt seit 1998 im Auftrag des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Sie zeigt, dass Kindergarten- und Grundschulkinder noch das Fernsehen als Leitmedium nutzen, dass aber bei zunehmend immer jünger werdender Altersstufe das Smartphone oder andere mobile Endgeräte "praktisch für jeden" zugänglich und von täglicher Bedeutung sind.
Der Rat der Experten: "Es sollte Auszeiten geben. Das Smartphone gehört nicht ins Kinderzimmer. Sie sollten klare gemeinsame Familienregeln haben, wie und wozu die Geräte eingesetzt werden, welche Apps erlaubt sind und welche noch nicht." Bubenitschek mahnte aber auch an, dass die Eltern selbst als Vorbild dienen müssten.
Selbst ständig mit dem Finger auf dem Berührbildschirm unterwegs zu sein und den bereits älteren Kindern gleichzeitig das Gerät zu entziehen - das werde weder dem Jugendschutzgedanken gerecht noch der Absicht, den heute Heranwachsenden die guten Möglichkeiten dieser Geräte zu erschließen. Ob bei Computerspielen oder bei Mes᠆sengerdiensten: es gelte ein "Ja, aber klug ausgewählt". Dass Informationsbedarf bei Eltern wie bei Lehrern bestehe, bestätigte Schulleiter Markus Hanke.
Er erwähnte, dass seit drei Wochen sich unter den Schülern die App "tellonym - was Deine Freunde denken" die Runde mache, ein kostenlos herunterzuladendes Smartphone-Programm. Benutzer können dort anonym Meinungsäußerungen veröffentlichen, dies aber auch mit der Möglichkeit, andere zu belästigen oder zu beschimpfen.