Von Martina Birkelbach
Eberbach. Die vielen langen Tische im großen Saal der Stadthalle sind am Dienstagnachmittag weihnachtlich gedeckt: Auf roten Tischdecken tummeln sich Holzscheiben, liebevoll bemalte Kastanien und Nüsse, dazu gibt’s Tannengrün und brennende Kerzen in Gläsern. In der Mitte ist viel Platz für die Rollstuhlfahrer. Rund 230 Senioren lassen sich bereits Kaffee und selbst gebackenen Kuchen schmecken, als Catalent-Geschäftsführer Raoul Bernhardt sie begrüßt. Sein Dank gilt seinen Mitarbeitern, die sich in Eberbach am Catalent-Monat des sozialen Engagements beteiligt haben. Weltweit werden in Catalent-Werken im November Veranstaltungen geplant, bei denen sich Mitarbeiter sozial in den jeweiligen Gemeinden engagieren.
In Eberbach organisierte Karin Sörensen, die Assistentin von Bernhardt, gemeinsam mit rund 50 Mitarbeitern (plus Mitarbeiter, die die vielen Kuchen gebacken haben) den Seniorennachmittag. "Alle haben sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit eingebracht", betont sie. "230 Senioren haben sich angemeldet - und die paar, die jetzt wahrscheinlich ohne Anmeldung noch gekommen sind, bekommen wir auch noch unter", sagt sie lachend.
Schwer sei es allerdings gewesen, für das Unterhaltungsprogramm zu sorgen, da die meisten Musiker oder Künstler tagsüber arbeiten. Dennoch ist es gelungen drei unterschiedliche Musikdarbietungen zu organisieren.
Einzeln sind die Gäste gekommen oder in Gruppen. Viele ehemalige Catalent-Mitarbeiter sind dabei, ebenso der Einladung gefolgt sind Bewohner aus dem Lebensrad und vom Curata in Rockenau.
"Endlich mal wieder ein Nachmittag für Senioren", freut sich auch Bürgermeister Peter Reichert über die "vielen fröhlichen Menschen". "Man darf sie eigentlich gar nicht als Senioren bezeichnen, sie sind aktive Mitbürger der Stadt", sagt er. Er bedauert, dass es den jahrelang von der Awo veranstalteten Seniorennachmittag nicht mehr gibt.
Deshalb sei es ihm leicht gefallen auf den Anruf von Sörensen die Idee für eine solche Veranstaltung weiter zu geben. "Es ist unglaublich viel Arbeit", so das Stadtoberhaupt, "aber wenn ich das so sehe, haben sie das alles sehr gut gemacht." Seine Vision: "Das die Veranstaltung vielleicht ein Stück weit Tradition werden kann". Die Senioren applaudieren.
Mit im Saal unter den Gästen sitzt auch Günther Ihrig. Als jahrelanger Vorsitzender der Awo war er unter anderem auch immer für die Organisation des Awo-Seniorennachmittags zuständig. Er habe den Catalent-Mitarbeitern ein paar Tipps gegeben, verrät er. Sich aber sonst natürlich nicht weiter eingemischt.
Die elfjährige Sophie Maier, Schülerin aus Eberbach, zieht die Gäste mit ihrem Spiel auf dem Flügel in den Bann. "Ich habe schon mal im Lebensrad gespielt, vor einer größeren Menge aber noch nicht", sagt sie nach dem Auftritt. Und sie gibt zu: "Ich war sehr aufgeregt."
Danach wirbelt Sängerin Raffaella Belcanto auf der Bühne herum. Sie fegt auch durch den Saal und so manches Lied aus den 50er und 60er Jahren wird lautstark von den fröhlichen Senioren mitgesungen. Es wird viel geschunkelt und Bürgermeister Reichert legt dazu mit einer Catalent-Mitarbeiterin beschwingte Tänze aufs Parkett; bis er sich dann etwas erschöpft nach zwei Stunden wieder ins Rathaus verabschiedet.
"So, und jetzt gibt’s was aufs Ohr", sagt Felix Roh (17). Gemeinsam mit seinem Bruder Florian (15) hat er lange ausgeharrt, bis er die Bühne betreten darf. Die beiden liefern sich wahre Duelle am Saxofon, die Senioren klatschen begeistert. Die beiden Brüder spielen regelmäßig vor Publikum, Lampenfieber scheinen sie nicht zu kennen.
Drei Stunden lang vergnügen sich die Gäste. Sie lachen, plaudern mit Bekannten und genießen die Geselligkeit. Die vielen Catalent-Mitarbeiter ziehen unermüdlich in ihren lila Outfits durch den Saal, sie schenken Kaffee nach, verteilen Kuchen und gute Laune. Ob es im kommenden Jahr wieder einen Seniorennachmittag geben wird? Viele hoffen darauf.