Von Marcus Deschner
Moosbrunn. "Ich bin damit aufgewachsen", lacht Kirsten Wegner. Denn schon Vater und Mutter seien Schützen gewesen und hätten sie immer mit ins Schützenhaus genommen. Die 33-Jährige ist mittlerweile Oberschützenmeisterin beim Sportschützenverein (SSV) Moosbrunn. Sie löste in dieser Funktion Willi Wolf ab, der 41 Jahre lang an der Spitze stand. Ein echter Generationenwechsel also.
"Es ist Zeit für uns geworden", sagt Wegner, die mit ihrer Stellvertreterin Miriam Schölch, ebenfalls aus einer "alten" Schützenfamilie" stammend, die neue Doppelspitze bildet. Neue Wege will man indes nicht unbedingt gehen, denn die bisherigen seien gut gewesen, sagt die junge Frau. "Die Gemeinschaft und Geselligkeit wollen wir nach wie vor am Leben halten".
"Es macht mir Spaß", bekennt Wegner ihre Lust am Schießen. Im zarten Alter von zwölf Jahren absolvierte sie ihren ersten Wettkampf mit dem Luftgewehr. "Man kann hier gar nichts anderes schießen". Denn in Moosbrunn verzichtet man auf größere Kaliber.
Ein "Highlight" in der schießsportlichen Karriere sei der Aufstieg in die Landesliga gewesen, sagt sie. Da ist der SSV Moosbrunn, der in sechs Jahren sein 100. Jubiläum feiert, schon einige Jahre dabei. Und freut sich, "wenn man auf den Landeskönigsball eingeladen wird". Kirsten Wegner war da auch schon 1. Prinzessin gewesen.
Doch der Traum, bei den Deutschen Meisterschaften dabei zu sein, blieb bislang unerfüllt. Doch was (noch) nicht ist, kann ja noch werden, hofft sie. Zehn Jahre lang wirkte sie bei den überaus aktiven Moosbrunner Schützen im Vergnügungsausschuss mit, bevor’s im vergangenen Jahr an den Vorsitz ging.
Das Ganze nun sei "nicht unbedingt" mit viel Mehrarbeit verbunden, sagt die Grundschullehrerin, die an der Hirschhorner Neckartalschule unterrichtet. Allerdings habe man freilich schon offizielle Termine und müsse sich entsprechend auf die Vorstandssitzungen vorbereiten. Man merkt Kirsten Wegner an, dass sie das für den etwa 130 Mitglieder zählenden SSV gerne macht.
"Reibungspunkte" mit Männern gebe es nicht. Sie findet es wichtig, "dass junge Leute solche Posten übernehmen". So habe man nicht nur einen anderen Einblick in die Vereinsarbeit, sondern könne auch einen Teil dazu beitragen, dass das für die Gemeinde im kleinen Odenwald so wichtige Vereinsleben erhalten bleibe. An lieb gewordenen Traditionen wolle man festhalten. So soll es auch das zwei Mal im Jahr veranstaltete, stets gut besuchte Schlachtfest weiterhin geben. "Das hat sich so eingebürgert und läuft immer gut, warum sollten wir das ändern?".
Schützensportlich sei im November so ziemlich jedes Wochenende ausgebucht gewesen. Mit Kreiskönigsball und Landeskönigsball. "Die Wintermonate sind die Zeit, in der wir viel im Schützenhaus sind", sagt sie. Die Landesliga laufe, für die Kreisebene könne man dieses Jahr leider keine Mannschaft stellen, bedauert Wegner. "Ende Februar wird’s wieder ruhiger", weiß sie aus Erfahrung.
Das gelte aber nicht für die Geselligkeit im Vereinsleben. Denn man will auch bei der anstehenden 700-Jahr-Feier des Höhendorfes "aktiv dabei sein". Das wird am 6. und 7. Juli tüchtig gefeiert. Kommt man neben der beruflichen Tätigkeit bei so großem Engagement für den SSV denn auch noch zu anderen Hobbys, wollen wir von Kirsten Wegner, die vor Jahren im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der PH Heidelberg auch den Bibelgarten auf dem alten Moosbrunner Friedhof gestaltete, wissen. "Fahrradfahren und Laufen. Aber das nur nebenbei", merkt sie bescheiden an.