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Kommunalwahl 2019: Wahlthemen polarisieren, Interesse verhalten

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Von Hajo Eckert

Eberbach. Vergangenen Samstag waren alle vier für den Gemeinderat zur Wahl stehenden Listen mit Ständen in der Innenstadt vertreten. Das Feedback aus der Bevölkerung zu ihren Wahlprogrammen und Zielen sei mehrheitlich positiv angekommen, berichten die Bewerber an den Infotischen. Alle Parteien und die Vereinigung sagen, sie erzielten eine relativ hohe Zugriffszahl auf ihren Internet- und Facebook-Seiten mit etlichen Likes. Einträge mit Kommentaren und Meinungen seien ausgeblieben. Dabei habe man sich einen Online-Dialog durchaus gewünscht.

"Die Reichweite war gut, aber wenig Feedback", so Andreas Meier, verantwortlich für den Online-Auftritt der > Vereinigung der Freien Wähler. Negative Likes, also Daumen nach unten, habe es keine gegeben. Das Fazit aller Parteien: ein breites Interesse war nicht zu erkennen; es war eher verhalten.

Der Kommunalwahlkampf 2019 sei stark polarisierend, sagt FWE-Fraktionsvorsitzender Peter Wessely. Windkraft und Hallenbad seien außergewöhnliche Themen, die die Problemstellungen der Stadt überlagerten. Zwischen Windkraft pro und contra gebe es kaum einen Konsens, die Fronten seien verhärtet.

Gleiches gelte für das Hallenbad. Im Vordergrund stehe der Wunsch, es für die Bürger zu erhalten. Die Meinungen über Sanierung oder Neubau seien geteilt. In erster Linie sei die Finanzierung das Problem, so Wessely. Die Ansicht vieler Bürger zum Ganzjahresbad: ein Verlust schmerze. Zur Wahl habe die Diskussion um das sanierungsbedürftige Bad an Fahrt aufgenommen. Die Hoffnung liege darin, den Bade-Betrieb im heutigen Zustand noch einige Jahre aufrecht zu erhalten. Doch der Zahn der Zeit nage. Das Feedback der Bürger zu den Wahlprogramm-Punkten der "Freien" sei weitestgehend positiv, ob in Gesprächen am Infostand oder in den Sozialen Medien.

Das Interesse der Einwohner an den Themen ihrer Stadt sei jedoch eher verhalten, bedauert FWE-Stadtrat Dietmar Polzin. Anliegen drehten sich um ein lebenswerteres, ’blühenderes’, frischeres Eberbach mit mehr Wohlfühl-Effekt. Oft seien Auswärtige vom Stadtbild begeisterter als die Einheimischen.

> Die Themen der CDU kämen gut bei den Wählern an, sagt Kandidat Georg Hellmuth. Geschätzt würde die klare Positionierung der Partei zu den anstehenden Themen. "Die Leute kommen mit Wünschen, die ihnen am Herz liegen".

Das sei zum Beispiel ein durchgängiger Fahrradweg bis zur Schule. Oder die Forderung nach Hochwasserschutz, abseits vom Neckar, in höher gelegenen Zonen. Die Gefährdung komme heutzutage durch unwetterartigen, lokalen Starkregen. Bemängelt werde auch das schlechte Internet in Ortsteilen, unter anderem durch selbstständig Erwerbstätige in Unter-Dielbach. Die Orts-CDU suche die Bürgernähe, beteuert Hellmuth: man müsse abholen, was die Bevölkerung bzw. den Wähler bewegt und dabei politisch glaubhaft sein. Damit solle auch gegen die verbreitete Politik- und Wahlverdrossenheit angekämpft werden. Den Erhalt des Schmeißer-Stifts bejahe die CDU. In der nach oben zunehmenden Alterspyramide mit einer Zunahme der älteren Bevölkerungsschicht sieht der CDU-Kandidat eine Chance und Potenzial für die Stadt hinsichtlich einem Zuwachs bei Seniorenwohneinrichtungen und in der Altenpflege als Wirtschaftszweig.

> Auch bei der SPD sei das Feedback zu ihren Zielen für Eberbach gut, berichtet der Ortsvereinsvorsitzende und Stadtrat Jan-Peter Röderer. Am Infostand sammelten sie auf einem Plakat die Wünsche und Anliegen aus der Bevölkerung für die Neukonzeption des Ohrsbergs als Naherholungsgebiet. Ob Kletterwald, Abenteuerspielplatz oder Kinder-Erlebnispfad, alles wurde aufgelistet. Auch Ruhe-Oasen sollten nicht fehlen.

Bemängelt hätten verschiedene Wähler, dass alles zu lang dauere bei der Stadt bzw. dem Gemeinderat. Den Erhalt des Schmeißer-Stifts erachtet auch die SPD als sinnvoll. So laute auch der Tenor der Rückmeldungen am Stand. Problematisch sei das ’Wie’ bei der Umsetzung, da der Altenheim-Verein der Träger sei.

Beim Hallenbad tendierten die angekommenen Bürgerstimmen zum Erhalt. Der Weg sei offen und werde kontrovers diskutiert. Eine Wellness-Oase solle es nicht werden, nach Vorstellung der SPD. Der ganzjährige Schwimmbetrieb solle in angemessener, funktionaler Weise für Schulen, Vereine, DLRG und alle Bürger ermöglicht werden. Gespalten sei die SPD beim Thema Windkraft, so Röderer.

Diese innere Kluft durchzieht anscheinend alle Eberbacher Listen beim Thema Windpark auf dem Hebert.

> Guter Dinge ist die AGL, die Alternative Grüne Liste. Ihr Wahlprogramm sei breit aufgestellt. Zentral sei die Windkraft: "Die Diskussionen werden zu emotional geführt, gar nicht sachlich", sagt AGL-Mitglied Paul Danquard. Wünsche aus der Bevölkerung seien: Eberbach lebendiger und offener machen, sowie den Einzelhandel zu beleben. Seitens der AGL besteht die Ansicht, dass ein Gesamtkonzept wichtiger sei, als sich auf Einzelthemen zu focussieren. Das beinhalte auch ein übergeordnetes Energiekonzept, fügt Usch Wohlrab hinzu. Zu allen wichtigen Themen werde künftig ein Bürgerentscheid angestrebt.

Tendenziell gehe die zugetragene Meinung der Bürger beim Hallenbad in Richtung Neubau. Der Schwimmsport für die Jugend solle mehr gefördert werden. Mehr Initiative in der Jugendarbeit bei der Altersgruppe von 12 bis 18 Jahren sei ein Anliegen zahlreicher Bürger, so Wohlrab. Das Jugendhaus, derzeit im Erdgeschoss der Dr.-Weiss-Schule beheimatet, benötige neue Räumlichkeiten. "Zum Schluss ziehen doch alle Parteien am gleichen Strang für die Stadt", zieht Danquard sein Wahlkampf-Fazit.

Info: Kommenden Samstag, am Tag vor der Wahl, sind alle vier Listen nochmals mit Ständen in der Stadt vertreten.


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