Von Peter Bayer
Eberbach. Für manche ist er ein Gruß aus der Heimat. "Er geht um die halbe Welt, an Leute, die Verbindung zu Eberbach halten. Ich habe auch schon Rückmeldungen aus Amerika bekommen", sagt Andreas Held, der erst letzte Woche einen nach Berlin geschickt hat. Aber auch Touristen kaufen ihn. Die Rede ist vom Eberbach-Kalender des Naturfotografen Andreas Held. Gerade hat er seinen inzwischen elften Kalender "Fotografische Impressionen" herausgebracht.
"Es wird immer schwieriger etwas komplett Neues zu bringen", sagt Held. Das liegt zum einen daran, dass die Leute manche Bilder einfach erwarten, wie er sagt. Etwa die klassische Stadtansicht oder die Stadttürme. Zum anderen natürlich auch daran, dass Eberbach begrenzt ist. Doch dem Naturfotografen gelingt es immer wieder - so auch im Kalender 2020 - bekannte Motive aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten oder in einem anderen Licht darzustellen.
Nachdem Held lange einen Wechsel von größeren und kleineren Bildern im Kalender zeigte, entschied es sich im vorigen Jahr zum zehnjährigen Jubiläum für durchweg große Panoramabilder. Im 2020er Kalender sind die Bilder noch größer, weil das Kalendarium, das früher eine viertel Seite einnahm, um die Hälfte flacher wurde. So kommen die Aufnahmen noch besser zur Geltung.
Von den vielen Bildern, die der Naturfotograf im Lauf des Jahres macht, kommen für den Kalender "so 20 bis 50 in die engere Auswahl". Neben Gebäuden wie Fachwerkhäuser oder Türme kommt auch die Natur nicht zu kurz. Etwa der Neckar oder der Breitenstein, den er selbst alle paar Tage für Spaziergänge mit seinem Hund nutzt. "Dabei verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen, die Sonnenaufgänge hier sind traumhaft schön." Worauf Held bei all seinen Fotos für den Kalender hingegen weitestgehend verzichtet, sind Menschen. Auch aus rechtlichen Gründen, wie er sagt. Sie sind nie dominierend im Bild. Außerdem: "Die Leute wollen die Stadt sehen". So ist auch diesmal - unverzichtbar - ein Stadtpa-norama dabei, sogar auf der Titelseite. Aufgenommen von der gegenüberliegenden Neckarseite in Höhe des Campingplatzes spiegelt die Abendsonne im April die Häuser im Fluss wieder.
Um interessante Motive zu erwischen, versucht Held das ganze Jahr über rauszugehen. "Die Bilder passen alle in die Jahreszeit, erscheinen fast immer im gleichen Monat, in dem ich sie aufgenommen habe", sagt er. "Wenn ich eine schöne Lichtsituation habe, gehe ich raus." Doch was ist für den Fotografen "schönes Licht"? Die tief stehende Sonne morgens oder spätabends, sie gibt intensivere Farben, wärmeres Licht, einfach eine schönere Atmosphäre. Die Mittagszeit meidet er hingegen. Sehr hartes Licht gibt starke Schatten - schlecht für gute Bilder. Held fotografiert auch gern im Gegenlicht. So hat er für das Februarblatt die Silhouette der Kirchtürme von St. Nepomuk vormittags von der Güterbahnhofstraße aus aufgenommen, als die Sonne hinter dem Berg hervorkam.
Schnee ist in Eberbach eher selten. Als es im Januar geschneit hat, ist Andreas Held sofort rausgegangen. Das Ergebnis lässt sich im Januar-Blatt bewundern: Pulverturm und Stadtmauer bei Neuschnee. Auch das letzte Kalenderblatt hat nicht nur Seltenheitswert, es gab es in Helds Kalendern bislang noch nicht. "Mir war klar, die Kerze am Rosenturm muss im Kalender landen, das war eine tolle Idee." Allerdings war er am ersten Adventswochenende nicht in Eberbach - und dann war die Kerze kaputt. Held hat sich mit der Stadt in Verbindung gesetzt und das kurze Zeitfenster beim zweiten Mal genutzt. Mit dem Synagogenplatz im Vordergrund hat er die Kerze in der "blauen Stunde", also in der Dämmerung, wenn es noch nicht ganz dunkel ist, bildlich festgehalten.
Zwischendrin gibt es zehn interessante Aufnahmen von Eberbach. Auch im Jahr 2020 dabei ist der Lindenplatz - für Held einer der schönsten Plätze Eberbachs -, mit extremem Weitwinkel von unter dem Torbogen heraus fotografiert. Dann gibt es das Abendrot am Blauen Hut mit der charakteristischen Silhouette oder die "Stadt im Grünen am Fluss".
Es sind aber nicht nur Augenblicke, die Held spontan mit seiner Kamera festhält. Ist er zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs und sieht "bestimmte Situationen", merkt er sich Uhrzeit und Ort und versucht die nächsten Tage diese Situation wieder zu erwischen. Bunt gefärbtes Laub und die Burgruine - diese tolle Kombination hat Andreas Held für das Novemberblatt festgehalten. "Ein schöner sonniger Tag in der ersten Novemberhälfte gibt bei der Burg die schönste Herbststimmung", schwärmt Held.
Auch wenn die ersten Kalender bereits verkauft sind, die größte Nachfrage ist kurz vor Weihnachten. "Da sind in der Buchhandlung dann auch schon mal zehn Stück auf einmal weggegangen, so dass ich noch am selben Tag welche vorbeibringen musste", sagt Held. Das macht die Kalkulation für ihn schwer. Bei der Auflage beschränkt er sich auf 200 bis 250 Stück. "Es ist selten, dass welche übrig bleiben, Anfang Januar sind sie meist ausverkauft." Apropos vorbeibringen: In Eberbach bringt Andreas Held den Kalender auch persönlich vorbei.
Info: Den Kalender auf Kunstdruckpapier gibt es zum Preis von 28,50 Euro in Eberbach bei Buchhandlung Greif, BuchHaus Eberbach, Silvias Tabakladen und der Touristinfo sowie direkt bei Andreas Held, Telefon 06271/945792, oder hier