Quantcast
Channel: Eberbach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 7182

Priester sein ist "immer ein Geben und Nehmen"

$
0
0
Von Barbara Nolten-Casado Eberbach/Neckargerach. Am Pfingstsonntag feiert Pfarrer Matthias Stößer sein Silbernes Priesterjubiläum in einem Festgottesdienst für die gesamte katholische Seelsorgeeinheit "Neckartal-Hoher Odenwald/ Edith Stein" um 10.30 Uhr in der Neckargeracher Kirche St. Afra. Anschließend ist die Gemeinde zu einem Essen im Pfarrsaal eingeladen. Am 12. Mai 1991 wurden Sie in Freiburg zum Priester geweiht. Was hat Sie zu Ihrer Berufswahl bewogen? "In die Kirche hineingewachsen bin ich durch die religiöse Prägung in Familie und Pfarrgemeinde." Aber eigentlich wollte ich ja BWL studieren. Wobei mich auch die Religion interessierte. Am Wirtschaftsgymnasium in Weinheim gab es damals ab der 11. Klasse keinen katholischen Religionsunterricht mehr. Ich spürte, dass mir das fehlte und meldete mich für den evangelischen Religionsunterricht an. Er gefiel mir sehr gut. Es war dann an Ostern 1980, als mir klar wurde, dass ich Priester werden möchte. Ich besuchte Info-Veranstaltungen des Collegium Borromaeum in Freiburg und lernte Menschen kennen, die den Priesterberuf glaubwürdig lebten. So wie sie wollte ich auch sein: für Menschen da sein, die Liturgie feiern und die Frohe Botschaft verkünden. Ich wollte Priester sein in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern. Für mich ist das größte Schisma in der Kirche der Verlust der Geschwisterlichkeit wie es sie in der Urkirche einmal gab." Wenn Sie auf 25 Priesterjahre zurückblicken: was lieben Sie an Ihrem Beruf? "Die Vielfältigkeit. Die Möglichkeit, Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu begleiten, sie zu trösten, mit ihnen zu weinen, zu lachen. Ob bei Trauergesprächen, bei Hochzeiten oder Taufen - es ist immer ein Geben und ein Nehmen. Man berührt Menschen, lässt sich berühren und feiert miteinander. Und natürlich liebe ich die ganz normale Arbeit als Pfarrer, als Seelsorger. Ich erlebe meinen Beruf als spannend und hochinteressant, gerade in der Umbruchsituation, in der wir uns befinden." Und was mögen Sie dabei nicht? "Unangenehme Entscheidungen zu treffen. Und Konflikte. Ich liebe die Stimmigkeit, die Mitte, bei mir und bei anderen." Was hat sich Ihrer Meinung nach in den vergangenen 25 Jahren in der katholischen Kirche zum Positiven verändert? "Da ist zunächst mal unser derzeitiger Papst zu nennen. Papst Franziskus übt den Dienst so aus wie ich denke, dass es gut ist. Er gibt keine Patentrezepte vor, handelt nicht von oben herab, sondern als Seelsorger, als Mensch. Als positiv empfinde ich auch die offene Atmosphäre und das Vertrauensverhältnis zwischen der Diözesanleitung und uns Pfarrern." Und zum Negativen? "Zornig macht mich die ganze Digitalisierung, die Managementmethoden, die da Platz greifen in der Kirche. Das alles mag ja für Banken und Unternehmen gut sein. Es kann auch in der Kirche als Hilfsmittel dienen. Aber das Denken der Wirtschaft darf hier nicht das Wichtigste sein. Der Mensch und das Gemeindeleben stehen für mich im Mittelpunkt." Welche Bedeutung haben für Sie die zehn Jahre als Pfarrer in Eberbach und in der Seelsorgeeinheit Edith Stein? "Das war eine schöne Zeit und ist es immer noch. Ich habe viel dazu gelernt und habe ständig Gelegenheit Neues zu lernen. Und es ist schön hier zum Radfahren. Ich mache regelmäßig Radtouren durch die Region." Blick in die Zukunft: was wünschen Sie sich für die katholische Kirche? "Ich wünsche mir, dass die Linie von Papst Franziskus weitergeführt wird, dass die Kirche da ist, wo Menschen in Not sind. Kirche muss Geschöpf bleiben, Demut bewahren. Sobald sie zu viel Macht hat, tut ihr das nicht gut. Ich wünsche mir, dass die Kirche kein Eigenleben führt. Wenn sie bei den Menschen ist, ist sie auch bei Gott. Und ich wünsche mir, dass wir uns von Gott leiten lassen und nicht von unseren noch so genialen Ideen." Wie stehen Sie zur Ökumene? "Die ist mir sehr wichtig. Ob katholisch oder evangelisch - wir sind doch gemeinsam Christen. Die Taufe eint uns. Wir leben unser Christsein unter einem geschwisterlichen Vorzeichen, in versöhnter Verschiedenheit. Und Verschiedenheit ist doch auch etwas Schönes, ein Schatz!" Würden Sie Ihren Beruf wieder ergreifen, wenn Sie noch einmal zu entscheiden hätten? "Ja. Bis jetzt habe ich keinen schöneren gefunden. Ich bin froh, dass ich nicht BWL studiert habe. Die Entscheidung war richtig." Und wird es bleiben? "Das entscheidet allein Gott." Info: Weil Pfarrer Stößers Weihe-Gedenktag auf heute, Donnerstag, fällt, wird die katholische Pfarrkapelle den Gottesdienst heute um 18.30 Uhr in St. Johannes Nepomuk mit Liedern und Instrumentalstücken mitgestalten.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 7182

Trending Articles



<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>