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Auf einmal fruchtbares "Schwemmland" an der Hirschhorner Schleuse

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Von Jutta Biener-Drews

Hirschhorn. Saftiges Grün, dichtes Blattwerk kniehoch und höher, fette Halme und Grasbüschel teilen sich das neue Schwemmland, das in diesen Tagen vor der Hirschhorner Schleuse dümpelt. Auf Schlotzschichten zwischen haufenweise Treibholz hat sich der Neckar hier ein kleines, anscheinend sehr fruchtbares Inselreich geschaffen, seitdem der Fluss hier baustellenbedingt zur Ruhe gekommen ist. In dieser Größenordnung sieht man sowas nicht alle Tage. Und die Bauarbeiten an Wehranlage und Schleusenkammer dauern noch ein paar Monate. Bis Ende Oktober/Anfang November hat der grüne Teppich also noch Zeit, sich auszudehnen und sein Gewebe weiter zu verdichten. Kein Wunder also, dass der Wildwuchs vom Ufer aus schon aufmerksam beobachtet wird.

Auch bei Uwe Müller vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Heidelberg landen dazu immer wieder neugierige Fragen an. Müller, der den WSA-Außenbezirk Eberbach leitet, beruhigt dann die Gemüter: alles gut! Nicht zum ersten Mal in 80 Jahren Wehrbetrieb habe sich Geschwemmsel so großflächig auf dem Neckar ausgebreitet: "Das ist nicht außergewöhnlich."

Uwe Müller zufolge haben sich die derzeitigen Treibholzinseln - eine direkt entlang der rechten äußeren Wehrwalze, die größere, abgeriegelt vom Kraftwerk, in einigem Abstand von der linken - in den letzten acht Wochen gebildet. Das kommt daher, dass Holz und anderes Schwemmgut, das der Neckar von den Ufern mitnimmt, an den Schleusen normalerweise über die Wehrklappe abgeleitet werden und dann einfach weiterschwimmen. Durch die seit Juli vorigen Jahres laufende Instandsetzung und Modernisierung der linken Schleusenkammer sowie des Betriebsgebäudes am Stauwehr ist dieser Durchfluss ins Stocken geraten und die wilde Neckarfracht staut sich immer wieder hier auf. Das Hochwasser im Juni, das riesige Mengen Treibgut vor dem Hirschhorner Stauwehr anspülte, hat dem WSA-Mann zufolge nichts mit den momentanen grünen Inseln zu tun. "Seitdem wurde schon viel Geschwemmsel abgeleitet." Auch der grüne Teppich auf der rechten Seite hatte sich ja zeitweise schon bis zur mittleren Wehrwalze ausgebreitet.

Uwe Müller hat zugegebenermaßen keine Ahnung, wie man gegen die Inseln angehen könnte. "Technisch ist es schwierig, das zu beseitigen." Er hält sie aber für harmlos. Eine Gefahr, sagt der Fachmann, gehe nicht von ihnen aus: "Bootsfahrer dürfen da nicht rein, betreten ist nicht möglich." Und groß vermehren wird sich das Grünzeug seiner Meinung nach auch nicht mehr. Bei Hochwasser, so Müller, könnten die Inseln ruckzuck weg sein: einfach abtreiben, in kleinen Portionen.

Aber auch unter normalen Umständen dürfte das ihm zufolge der Fall sein, sobald die Baustelle im Spätjahr wieder weg ist. "Dann nimmt der Neckar das Geschwemmsel mit und alles geht wieder seinen normalen Gang." Der Fluss packt das. Allerdings dürfe der Schiffsverkehr dadurch nicht beeinträchtigt werden. Denn der ist bekanntlich sehr lebhaft an dieser Stelle.

Das WSA hat im Jahr 2014 an der Hirschhorner Doppelschleuse 6000 Güterschiffe gezählt, die 6,3 Millionen Tonnen Massengüter und 34 000 Container beförderten. Außerdem sind hier auch Sportboote und Ausflugsschiffe in großer Zahl unterwegs. Insgesamt verzeichnete das Amt im Jahr vor den Bauarbeiten 1200 Schleusungen. Jetzt wird das Bauwerk fit gemacht für die Zukunft - und für die noch ausstehende Verlängerung der rechten Schleusenkammer, damit künftig auch 135 Meter lange Pötte durchkommen. Bislang liegt das Limit bei 105 Metern.


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