Von Martina Birkelbach
Eberbach. Matthias Lange blinzelt noch etwas verschlafen in die morgendlichen Sonnenstrahlen. Es ist Mittwoch, 10 Uhr, er ist gerade aufgestanden. Um 4.30 Uhr ist er mit dem zweiten Teil von "The Flash" eingetroffen. Vom Stadtfest in Dresden zum Eberbacher Kuckucksmarkt: fast 500 Kilometer in sieben Stunden. Den ersten Teil des insgesamt fast 60 Tonnen schweren Freefall-Towers hat er bereits am Montag auf den Festplatz in der Au gefahren.
"The Flash" ruht noch auf dem riesigen Transporter. Mit 38 Metern wird er aufgebaut zum zweithöchsten transportablen Freefall-Tower in Deutschland. "In den Gondeln sitzen zwölf Personen in alle Richtungen, das Seil wird hochgezogen und dann ausgeklinkt", erklärt der Geschäftsführer. "Freier Fall ohne Seil, gebremst wird mit einer Magnetbremse - das ist ein purer Adrenalinstoß." Für jeden ist das allerdings nicht geeignet: Man muss mindestens zehn Jahre alt und über 1,30 Meter groß sein. Auch Schwangere und Menschen mit Herzschrittmachern dürfen diesen Kick nicht erleben; "aber das steht auch alles an der Kasse."
Mit "The Flash" ist Lange in der ersten Saison unterwegs. Früher war der Freefall-Tower in einer Anlage in Österreich fest montiert, dann wurde er umgebaut. Das Fahrgeschäft gehört Matthias Möller aus Coburg. "Wir sind ein Familienbetrieb seit 1909 und haben noch mehr Fahrgeschäfte", sagt Lange. Er selbst ist seit über 20 Jahren in der Familie "drin". Derzeit ist seine Familie allerdings verstreut in ganz Deutschland: "Meine Frau ist mit einem Fahrgeschäft in einem Freizeitpark, meine Tochter ist mit dem "Scheibenwischer" unterwegs und mein Schwager mit "Extreme" in Oberkirch.
Zwischendurch treffen sich alle mal. Die Saison mit dem Turm endet für Lange Anfang Dezember. Aber dann ist noch lange nicht Schluss, mit Süßwaren auf Weihnachtsmärkten geht es dann weiter. Und im April/Mai kommenden Jahres startet schon die nächste Saison.
"Klar ist das Leben auf den Plätzen anstrengend", gibt der Geschäftsführer zu. Wichtig ist für ihn, zwischendurch immer selbst für Ruhepausen zu sorgen. "Man muss auch das Schaustellerleben lieben. Man muss dafür leben - dann ist es hart, aber schön", sagt er lachend.
"The Flash" hat seinen Platz neben dem großen Festzelt. Ob dazwischen noch was kommt, weiß Lange nicht. Aber mit dem Platz ist er zufrieden. Vereinzelt kennt er auch bereits andere Schausteller, die auf dem Kuckucksmarkt vertreten sind. Lange und "The Flash" sind zum ersten Mal in Eberbach. "Die Organisation mit der Stadt hat prima funktioniert", lobt er.
Ob er sich das Stauferstädtchen noch ansehen wird, weiß er nicht. "Mit meiner Frau zusammen würde ich das, aber sie kann ja leider nicht dabei sein." Auf jeden Fall gefällt ihm aber die Gegend: "Auch wenn die Hinfahrt mitten in der Nacht war, die Landschaft war sehr schön."
Und dann geht’s für Lange an den Aufbau. Inzwischen ist auch der zweite Mitarbeiter wach. Stress gibt es nicht; "es ist ja erst Mittwoch - normalerweise haben wir den Tower mit zwei Mann in sechs bis acht Stunden aufgebaut". Also noch Zeit genug bis zum Freitag. Nach den fünf Tagen in Eberbach geht’s für Lange weiter, nach Pfaffenhofen.