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Transfer von Schönbrunn zum Eberbacher Kuckucksmarkt ist eine "super Sache"

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Von Elisabeth Murr-Brück

Schönbrunn/Eberbach. Wenn Kuckucksmarkt ist, ist ganz Eberbach auf dem Kuckucksmarkt. Ganz Eberbach? Für Markus Böhm, Leiter der Verkehrsbetriebe, ist "ganz normaler Dienst", mit eher unchristlichen Dienstzeiten allerdings: bis nachts um halb zwei am Samstag. Der Chef persönlich fuhr den Zubringer für Schönbrunn und die Ortsteile. Ein kostenloser Service, der auf eine Initiative von Bürgermeister Jan Frey zurückgeht. Damit sollte der Marktbesuch den Bewohnern seiner Gemeinde erleichtert, in Eberbach die Parksituation etwas entspannt werden.

Freitag Nachmittag, 17 Uhr, die Sonne knallt vom Himmel. Am ersten Halt in Schwanheim wartet der erste Fahrgast, der einzige: "Nit viel Betrieb heit", begrüßt er Markus Böhm. Schwach untertrieben - der ältere Herr weiß, wie man harte Fakten volkstümlich serviert. Für ihn, den Altbürgermeister Hermann Münz, ist es eine Fahrt durch sein Lebenswerk: mit der höchsten Zustimmungsrate in Baden-Württemberg hat er 1972 den Zusammenschluss der Ortsteile über die Bühne gebracht, "sunsch wäre mer zu Eberbach gekomme". Vorbei am Kreisel, der seinen Namen trägt, durch blühende Dörfer, wo er mit Neubaugebieten für Zuzug sorgte, damit die Schulen und die Kindergärten nicht dichtmachen. Jetzt ist er eingeladen zur Kuckucksmarkt-Eröffnung. Seit dem Krieg hat er nicht einmal den Markt versäumt. Der Bus: eine gute Idee, "ich bin froh, dass ich mein Bier trinken kann". Auch mit 93 hat er noch den Führerschein, und den möchte er nicht riskieren.

Michael Becker ist Fahrgast Nummer zwei, zurück wird er den Mitternachtsbus nehmen, weil er sicher ist, dass er viele alte Bekannte und ehemalige Mitschüler treffen wird, "da kommen alle". Den Bus findet er "super", er war sofort begeistert, als er den Flyer im Ortsblättchen gesehen hat, ganz besonders, weil im vergangenen Jahr für ihn als Mitglied des Technischen Hilfswerks der Marktbesuch buchstäblich ins Wasser gefallen ist: Er war mit beim Katastropheneinsatz an der Jagst.

Schönbrunn. Wieder steigt nur ein Fahrgast zu: Beate Wojciechowski hatte tatsächlich gezittert, ob sie noch einen Platz kriegen würde. Wenn der Bus voll sei, gebe es keine Mitnahme-Garantie, stand in der Ankündigung. "Aus rechtlichen Gründen ", sagt Markus Böhm, dass das Angebot kaum genutzt wird, versteht er auch nicht so ganz: "Vielleicht das Wetter?" Beate Wojciechowski jedenfalls freut sich wie ein Kind: "Ich genieße das, das letzte Mal bin ich Bus gefahren als ich 16 war."

Beim nächsten Halt in Moosbrunn steigen immerhin vier zu: "Des find' ich klasse, dass du auch da bisch". Jürgen Dinkeldein, Schönbrunns stellvertretender Bürgermeister begrüßt Hermann Münz. Im Gemeinderat hat er die Bus-Initiative mit auf den Weg gebracht, über die relativ schwache Auslastung wird gerätselt: die Idee ist gut, da sind alle überzeugt, aber vielleicht passen die Abfahrtszeiten noch nicht richtig, obwohl man sie gegenüber dem Vorjahr schon geändert hat. Man wird weiter dran arbeiten, es ist nur schwierig, die unterschiedlichen Wünsche und Interessen unter einen Hut zu bringen und vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass es "so brutal warm" ist.

Noch während sie diskutieren hält der Bus in Allemühl, 13 Leute stürmen den Bus, alle in bester Laune. Ein "super Service" sei der Zubringer, finden Klaus und Anja Gruber: "Man kennt ja die Parksituation". Roger Fink betont als Chef des Ordnungsamtes den Umweltaspekt und überhaupt sei der Bus eine schöne Sache, oder? Tochter Lisa und ihre Freundin Katharina nicken eifrig. Alle finden es genial, eine super Sache, Stimmung ist gut. Die Bilanz nach zwei Tagen: das Angebot wurde überraschend gut angenommen, nur am Samstag Mittag blieb der Bus leer. Aber das lag eindeutig an der Hitze und war auf dem Markt nicht anders. Und wenn keiner hin will, fährt natürlich auch niemand mit dem Bus.


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