Von Martina Birkelbach
Eberbach. "A HSG original Series - Abitur '18 - Nach 12 Staffeln abgesetzt". Zwölf Jahre Schulzeit sind für 87 Abiturienten des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) vorbei, am Mittwoch werden sie um 19 Uhr im großen Saal der Stadthalle feierlich verabschiedet. Constanze Schreck, Thanh Long Trinh und Anny Böttcher (alle 18 Jahre) sind drei der Glücklichen.
Wobei - ausschließlich glücklich sind sie nicht, da spielen noch ganz andere Gefühle mit: "Wir freuen uns auf das Neue - auf den neuen Lebensabschnitt. Wir sind aufgeregt und erwartungsfroh, aber auch traurig und ein wenig sentimental. Nie wieder Schule ist schon ein komisches Gefühl", sind sie sich einig.
Constanze ist in Eberbach geboren, wohnt in Oberdielbach. Nach der Grundschulzeit in der Winterhauchschule in Strümpfelbrunn hat sie mit der fünften Klasse direkt auf das HSG gewechselt. Leistungskurse in der Oberstufe: Gemeinschaftskunde, Englisch und Französisch. Abi: 2,7; "Das ist okay", sagt sie.
Für sie sind die zwölf Jahre "so schnell vorbeigezogen". Sie erinnert sich, wie ihre Kunstlehrerin Andrea Kodeda-Weißmann zu Beginn am HSG sagte: "In der fünften Klasse ist noch ein normales Tempo, ab der sechsten Klasse wird es immer schneller - und schon ist das Abi vorbei". Constanze denkt derzeit oft an diese Sätze, "und Codeda-Weißmann hatte zu 1000 Prozent recht". Rückblickend sagt die 18-Jährige: "Man musste in der Mittelstufe viel mehr lernen, als in der Oberstufe; außer natürlich fürs Abitur. In der Oberstufe ging das Lernen auch viel einfacher. Und das Abi war während des Schreibens eigentlich wie eine normale Klausur."
Ihre Studienfahrt hat Constanze nach Prag gemacht. "Das war super organisiert, wir hatten kleine Apartment-Hotels nicht weit von der Innenstadt - und wir hatten auch viel Freizeit".
Constanze interessiert sich sehr für China: "Das Land reizt mich, kulturell und die Sehenswürdigkeiten". Sie will das Land erleben und wird eventuell ab August in Shanghai ein Jahr als Au-pair verbringen. "USA, Australien oder Neuseeland reizen mich nicht so. Wenn schon Kulturschock, dann richtig", sagt sie lachend. Über eine Organisation steht sie bereits mit einer sehr netten Familie mit einem Kind in Verbindung. Allerdings kann es sein, dass Constanze kurz vorher noch absagt. Nämlich dann, wenn sie ihren "Traum-Studienplatz" findet.
"Wirtschaft, Psychologie oder Marketing; möglichst in Heidelberg". Das Studium steht für sie an erster Stelle, die Familie in Shanghai weiß Bescheid, dass eventuell noch eine Absage kommt. Die Bewerbungen für die Unis gehen direkt mit dem Abizeugnis raus, dann heißt es: Abwarten. "Wenn ich einen Studienplatz bekomme, werde ich wahrscheinlich Chinesisch mitlernen; ich belege derzeit schon einen Chinesisch-Kurs."
Thanh Long ist in Eberbach geboren, wohnt in Hirschhorn, seine Eltern stammen aus Vietnam. Nach dem Besuch der Neckartalschule ist er ebenfalls in der fünften Klasse auf das HSG gekommen. Leistungskurse: Physik, Gemeinschaftskunde und Englisch; Abi: 2,9; "Ich bin zufrieden". "Die letzten zwei Jahre waren schon manchmal stressig", gibt er zu.
"Hätte es G 9 gegeben, hätte ich es genommen." Nächste Möglichkeit dazu von Hirschhorn aus sind Heidelberg oder Mosbach; "mit der Bahn dauert es, dort hinzukommen". Außerdem hätte Thanh Long nach der zehnten Klasse wechseln müssen. "Das wäre stressig gewesen, ich hätte mich neu einleben müssen, wieder neue Freunde finden... letztendlich bin ich froh, dass ich hiergeblieben bin".
Physik und Mathematik hat ihm am meisten Spaß gemacht. Seine Studienfahrt ging nach Rom: "Das war anstrengend, aber toll. Ich habe dort viele Stufenkollegen kennengelernt, die ich vorher kaum kannte. Ich hätte mir die Fahrt nur früher gewünscht, vielleicht Ende der zehnten Klasse."
Ein "GAP-Jahr" (Lückenjahr) hat der 18-Jährige jetzt geplant, wahrscheinlich ab Mitte Oktober soll’s für neun Monate nach Neuseeland gehen; "work and travel". Bis Oktober will er arbeiten, geplant ist ein Aushilfsjob bei Ajax Tocco Magnethermic in Hirschhorn ab kommender Woche.
"Mitte September will ich zwei Wochen mit Freunden zum Mountainbike-Fahren nach Österreich." Da er voraussichtlich Mitte Juli 2019 aus Neuseeland zurückkommen wird, schreibt er derzeit schon Bewerbungen für ein Duales-Studium; "der Bereich Elektrotechnik/Informatik interessiert mich sehr". Sein Ziel: "Ein sicheres Leben, Arbeit, Haus, Familie".
Anny ist die einzige Abiturientin aus Heddesbach. Wobei sie in Dannenberg (Niedersachsen, Nähe Lüneburger Heide) geboren ist. Die Grundschule hat sie in der Hirschhorner Neckartalschule absolviert, mit der fünften Klasse wechselte sie auf das HSG. Leistungskurse: Gemeinschaftskunde, Englisch, Latein; Abi: 1,6. (Die Frage, ob sie damit zufrieden ist, haben wir uns gespart). Für Anny war die elfte Klasse stressig: "Sich im Oberstufensystem zurechtfinden, der Einstieg, das war schon eine große Umstellung - und man musste mehr lernen".
Auch für sie gab es Phasen, da hätte sie sich noch ein Jahr mehr gewünscht, dennoch hat sie sich im G 8 sehr gut zurechtgefunden. "Die zwölfte Klasse war für mich die leichteste, da bin ich so durchgeflogen", sagt sie lachend. Auch die Endphase hat sie "sehr entspannt" erlebt. Insgesamt war die Schulzeit für sie "sehr schön" und auch die Studienfahrt nach Rom hat ihr gut gefallen.
Ab Oktober will Anny an der Uni Heidelberg Englisch und Latein studieren. Wenn sie heute Abend ihr Zeugnis bekommt, geht das schnell auf den Weg - denn Bewerbungsfrist ist schon der 15. Juli. Nach dem Bachelor kann sie entscheiden, ob sie Lehramt studiert. "Aber ich weiß jetzt schon sicher, dass ich Gymnasiallehrerin werden will."
Die Sprachen machen ihr viel Spaß, sie liest seit einiger Zeit nur englische Bücher und außerdem gibt sie regelmäßig Nachhilfe und bekommt gutes Feedback der Kinder. "Wenn wir Referendare in der Schule hatten, habe ich immer reflektiert, wie sie arbeiten, ob sie die Jugendlichen inspirieren und den richtigen Weg mitgeben."
Zudem bezeichnet sich Anny selbst als "sozialen Menschen". Ende Juli geht es aber erst mal mit einer Freundin eine andere Freundin in Niedersachsen besuchen. Im August will sie vier Wochen bei der Firma Dekodur in Hirschhorn arbeiten, und im September wahrscheinlich noch mit ihrem Freund nach Slowenien reisen. "Ich reite seit elf Jahren, in Lipica gibt’s ein Landesgestüt der Pferderasse Lipizzaner. Dann geht’s eventuell weiter nach Piran an die Küste."
Alle drei Abiturienten sind sich einig, dass die Zeit zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur (Anfang Mai bis Mitte Juni) besser hätte verbracht werden können.
"Wir haben ständig gegessen oder Filme geschaut, waren in Eisdielen und haben zwischendurch ein paar Klausuren geschrieben. Die Zeit war natürlich schön, aber man hätte da noch ein paar Infos über Studiengänge reinpacken können; etwa wie man sich bewirbt." Die Lehrer seien zwar immer bemüht gewesen, Infos über Studiengänge weiter zu geben, meist aber zu früh; die Zeit zwischen den Prüfungen wäre dafür genau richtig gewesen.
Constanze: "Das blöde an G 8 ist auch, dass man so viel für die Schule machen muss, dass kaum Zeit bleibt, sich Gedanken um einen Beruf zu machen."
Was die anderen 84 Abiturienten jetzt so machen? "Viele planen ein GAP-Jahr in Australien oder Neuseeland, viele auch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Krankenhaus oder ein Duales Studium - und es gibt auch einige, die noch gar nicht wissen, was sie machen wollen", berichten Constanze, Thanh Long und Anny über die Kollegen.