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Eberbach: Bronzeplatte wurde nicht geklaut, sondern war nur locker

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Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. Das wäre ja besonders dreist gewesen. Ausgerechnet wenige Meter vom Eberbacher Polizeirevier weg klaffte auf dem Pflaster der Kellereistraße genau dort eine Lücke, wo seit 1996 eine vom Bürger- und Heimatverein gestiftete Bronzeplatte eingelassen war. Das Fehlen war einem Bürger aufgefallen, der unsere Zeitung und auch den BHV informierte.

Nachdem Metalle selbst auf Friedhöfen gestohlen werden, dachte man schon an das Schlimmste. Immerhin ist eine solche Platte rund 40 Kilo schwer und bringt beim Schrotthändler rund 200 Euro Materialwert.

Ganz abgesehen in diesem Fall vom ideellen Faktor: Zu seinem 125. Jubiläum hatte der BHV beim Eberbacher Bildhauer Gerald Hildenbrand drei Platten auflegen lassen. Eine am Obertor bei der evangelischen Kirche, eine am Neckartor bei der Krone-Post und eben jene beim Thalheimschen Haus, die den Unteren Torturm zeigt, der bis 1872 die Kellereistraße abschloss.

Entwarnung gab es am frühen Montagmorgen: Das Schmuckstück ist beim Stadtbauamt. Die Platte war locker geworden, nicht geklaut. Demnächst liegt sie wieder am alten Platz.


Catalent/Gelita Eberbach: Mit Eistüte Verhandlungen zu besserer Lohntüte unterstützt

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Eberbach. (fhs) Rund um den Nachmittagsschichtwechsel bei Catalent und Gelita hat die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Montag einen Informationsstand mit einer mobilen Eistheke vor dem Werkstor aufgeschlagen. Damit möchte Steffen Seuthe von der IG BCE in Mannheim die gerade gestarteten Tarifverhandlungen auch von Eberbach aus unterstützen.

Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage in der Chemieindustrie sieht die Gewerkschaft auch gute Aussichten für ihre Forderungen gegenüber den Chemiearbeitgebern. Zusammen mit den Betriebsräten Klaus Wagner und Hartnagel (beide Catalent) sowie Susanne Quednau und Uwe Ahrweiler (Gelita) erläuterte Seuthe in der über zwei Stunden gehenden Aktion rund 500 Beschäftigten die aktuellen Positionen in den bevorstehenden Verhandlungsrunden. Das entspreche 60 Prozent der Beschäftigten gestern, so Seuthe. "Die erste Verhandlungsrunde für Baden-Württemberg war am 25. Juni in Karlsruhe. In unserer Branche haben wir acht Landesbezirke, die für sich verhandeln, und erst am fünften September ist die erste Bundesverhandlungsrunde."

Das Tarifziel der Gewerkschaft: Um 6 Prozent sollen Entgelte und Ausbildungsvergütungen ansteigen; die Laufzeit dieses Vertrages ist auf zwölf Monate angelegt. Gleichzeitig fordert die Gewerkschaft ein Anheben des Urlaubsgeldes auf 40 Euro pro Urlaubstag für Vollzeitbeschäftigte und auf 900 Euro jährlich für Auszubildende. Und drittens will die IG BCE mehr "Arbeitszeitsouveränität" aushandeln. Die bestehenden Arbeitsbedingungen in den Betrieben sollen den Erfordernissen der Mitarbeitenden angepasst werden können, weil etwa jemand wegen Kinderbetreuung oder Pflege älterer Angehöriger seine Arbeitszeit anders als bisher gestalten können möchte.

Weil die Informationsveranstaltung am Werkstor kein Warnstreik ist, sondern eine Begleitmaßnahme zum Unterstützen der Tarifverhandlungen, für die Catalent- und Gelita-Mitarbeiter ihre Mittagspause oder Freizeit nach Schichtende opferten, versüßte ein Eismann den Teilnehmern den Werkstortreff mit einer gefüllten Waffel.

Friedrichsdorfer Landstraße Eberbach: "Wir sind schon viel zu weit gekommen, um klein beizugeben"

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Eberbach. (fhs) Bei der Debatte vor Annehmen des Lärmaktionsplans ging es im Gemeinderat darum, die Besonderheiten der Situation in Eberbach anzuerkennen. Weil nicht Messungen sondern Berechnungen den Annahmen zugrunde liegen, steht vor allem für die AGL-Fraktion die entscheidende Annahme in Frage, dass Tempo 30 in der Friedrichsdorfer Landstraße zu einem Verlagern der Belastung in die Friedrich-Ebert-Straße führe.

Für Peter Stumpf und Kerstin Thomson (AGL) ist von Bedeutung, dass auch schon niedrigere Lärmwerte gesundheitsschädlich sind. Im Antrag der AGL-Fraktion zum eigenen Tagesordnungspunkt "Tempo 30 für die FriDoLa" argumentierte die AGL, dass bei einer solch knappen Unterschreitung der offiziell festgelegten Grenzwerte geschwindigkeitsvermindernde Maßnahmen angeordnet werden können, wenn sicher gestellt ist, dass andere Straßen dann durch den Ausweichverkehr nicht stärker belastet werden.

Im Gutachten des Büros Köhler-Leutwein ist die Rede von 1500 Fahrzeugen, die pro Tag mehr durch die Friedrich-Ebert-Straße fahren. Ob dies wirklich der Fall ist, soll durch den Probelauf geklärt werden. Den zu beantragen hat der Rat denn auch wie berichtet einstimmig beschlossen. Kerstin Thomson schlug vor, die bereits vorhandene Tempoanzeigetafel zum Überprüfen einzusetzen, da sie eine solche Funktion besitze.

Ordnungsamtsleiter Rainer Menges schränkte ein: "Ja, die Geschwindigkeitsmessgeräte können Fahrzeuge zählen, aber nicht differenziert nach Pkw, Motorrädern und Lkw sondern nur nach Anzahl der Fahrzeuge." Für die AGL ist aber klar, dass sich der Weg angesichts der gesellschaftlichen Risiken der Lärmbelastung auf jeden Fall lohne. Thomson: "Wir sind schon viel zu weit gekommen, um jetzt klein beizugeben."

Beim Tagesordnungspunkt "Lärmaktionsplan" konnte die AGL die anderen Fraktionen nicht überzeugen, Kosten für Messungen einzustellen. Die Ratsmehrheit folgte gegen die vier AGL-Stimmen der Verwaltungsvorlage.

Stadtbaumeister Steffen Koch hatte zuvor erläutert, dass Ausgaben von 46.000 Euro für Messungen entbehrlich seien, da die genehmigenden Behörden diese im Vergleich zu standardisierten Berechnungsverfahren nicht als verbindlich anerkennen. Christian Kaiser kommentierte: "Es gibt viel Lärm und wenig Aktion. Die heutigen Grenzwerte gelten nicht ewig." Für Patrick Joho (CDU) und Rolf Schieck (SPD) hervorzuheben war, dass dort, wo die Werte überschritten werden - in der Hirschhorner Landstraße - nun auch Tempo 30 kommt.

Hirschhorn: Ab 2021 steigt die Grundsteuer

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Hirschhorn. (MD) Mit dem Haushaltsplan für 2018 hat sich der Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss (HFSA) beschäftigt. Seite für Seite wollte man zunächst das rund 700 DIN A4-Blätter umfassende Werk durchgehen.

"Wir fangen erst bei Seite 83 an zu meckern", verkündete Stadtverordnetenvorsteher Harald Heiß für die CDU-Fraktion. Da die anderen Fraktionen keine Einwände hatten, ging's mit dieser Seite dann auch los. Teilweise konnten weitere "Sprünge" gemacht werden. Das nach den Grundsätzen der Doppik erstellte Zahlenwerk weist ordentliche Erträge von knapp 8,8 Millionen Euro aus.

Davon resultieren mehr als ein Drittel aus den beiden konjunkturabhängigen Steuerarten Gewerbesteuer mit 1,45 Millionen Euro und dem Gemeindeanteil an der Einkommensteuer mit 1,75 Millionen Euro. Außerdem erhält die Stadt eine Schlüsselzuweisung von rund 1,3 Millionen Euro.

Dies entspricht rund 475.000 Euro Mehreinnahmen. Ursprung dieser hohen Schlüsselzuweisung ist laut Plan der dramatische Gewerbesteuereinbruch 2016. Die Grundsteuern A und B haben mit knapp 760.000 Euro oder rund neun Prozent ebenfalls einen nicht unwesentlichen Anteil an den Erträgen.

Bürgermeister Oliver Berthold hob lobend hervor, dass der bereits im Haushaltsplan 2017 dargestellte positive Trend für die Folgejahre auch im Plan für 2018 fortgesetzt werde. In diesem Haushaltsjahr werde mit einem Überschuss in Höhe von rund 314.000 Euro gerechnet. Der Plan für 2019 sehe ein ordentliches Ergebnis von 112.000 Euro vor.

Allerdings bestehe für Hirschhorn für die kommenden Jahre ein nicht zu unterschätzendes Risiko, da die Erträge aus den beiden Hauptsteuereinnahmen eben stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und dem Konjunkturverlauf bestimmt werden.

Erstmals sei zum Plan auch ein Anhang zur mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung verfasst worden. In diesem werde auch auf die notwendigen Ergebnisse in den nächsten Jahren, die Hessenkasse und die Probleme bei der Realisierung der Finanzziele Stadt hingewiesen, die sich noch unter dem Schutzschirm des Landes Hessen befindet.

Den Bürgern dürfte dabei in absehbarer Zeit Ungemach drohen: ab 2021 ist eine Erhöhung der Grundsteuer B in Höhe von 50 Prozentpunkten eingerechnet. Sie werde wohl unumgänglich, um den Zahlungsmittelüberschuss aus laufender Verwaltungstätigkeit nach den Vorgaben der hessischen Gemeindeordnung und der Gemeindehaushaltsverordnung auf dem notwendigen Niveau zu halten, heißt es in der Begründung.

Angaben zum städtischen Vermögen werden im Vorbericht zu dem Plan ebenfalls gemacht. So sank das Anlagevermögen von knapp 28 Millionen Euro 2013 auf 26,9 Millionen Euro 2015. Nach unten zeigte auch das Eigenkapital: während man davon 2013 noch knapp 9,4 Millionen Euro hatte, stieg es kurzfristig 2014 auf 9,8 Millionen und fiel 2015 auf knapp 9,3 Millionen Euro.

Der Schuldenstand sank von 8,2 Millionen Euro 2013 auf 7,6 Millionen Euro 2014, stieg aber 2015 wieder auf rund 7,9 Millionen Euro an. Das entspricht bei etwa 3470 Einwohnern 2015 einer Pro-Kopf-Verschuldung von nicht ganz 2 300 Euro.

Im Haushaltsjahr 2018 plant Hirschhorn Investitionen von gut 1,4 Millionen Euro, wobei der Löwenanteil mit rund 650.000 Euro auf die Sanierung der Wasserversorgung entfällt.

Abistreich am HSG Eberbach: Eis auf dem Sportplatz entschädigt für nasse Klamotten

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Eberbach. (joha) Es ist schon Tradition: Jedes Jahr stürmen die Schulabgänger gegen Ende des Schuljahres das Hohenstaufen-Gymnasium, schaffen ein großes Durcheinander, bauen einen Parcours auf und machen ihre Mitschüler ordentlich nass - soweit ist das Prozedere bei allen Schülern bekannt, und so freut sich jeder Einzelne auf sein letztes Jahr, wenn er endlich nicht mehr selbst durchnässt im Klassenraum ankommen wird.

Natürlich haben sich auch die Abiturienten des Jahrgangs 2018 einiges zusätzlich ausgedacht. Alle möglichen Fenster und Wände im Schulgebäude wurden am Tag zuvor mit verschiedensten Schulmaterialien zugeklebt - und so konnte man von der Sinus-Funktion bis zu den Lektürehinweisen zu "Dantons Tod" von Georg Büchner alles Mögliche finden, dass die Absolventen nun (zu ihrem Glück) nicht mehr brauchen.

Nachdem alle Schüler in ihre Klassenzimmer gelangt waren, sich dort abgetrocknet und die Wechselklamotten angezogen hatten, fand der Unterricht regulär bis zur fünften Stunde statt. Anders als in den Vorjahren, als noch früher gestürmt werden durfte.

Pünktlich um 11.40 Uhr wurden die Schüler nach der Wartezeit vom Unterricht erlöst und durften zum Sportplatz gehen, wo als große Überraschung unter anderem ein Eiswagen wartete. Die verschiedenen Klassenstufen traten in unterschiedlichen Spielen gegeneinander an und amüsierten sich über die Umfragen und Sprüche, die in dem erstmals verkauften Abibuch zu finden sind.

HSG-Eberbach-Absolventen: "Nie wieder Schule ist schon ein komisches Gefühl"

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. "A HSG original Series - Abitur '18 - Nach 12 Staffeln abgesetzt". Zwölf Jahre Schulzeit sind für 87 Abiturienten des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) vorbei, am Mittwoch werden sie um 19 Uhr im großen Saal der Stadthalle feierlich verabschiedet. Constanze Schreck, Thanh Long Trinh und Anny Böttcher (alle 18 Jahre) sind drei der Glücklichen.

Wobei - ausschließlich glücklich sind sie nicht, da spielen noch ganz andere Gefühle mit: "Wir freuen uns auf das Neue - auf den neuen Lebensabschnitt. Wir sind aufgeregt und erwartungsfroh, aber auch traurig und ein wenig sentimental. Nie wieder Schule ist schon ein komisches Gefühl", sind sie sich einig.

Constanze ist in Eberbach geboren, wohnt in Oberdielbach. Nach der Grundschulzeit in der Winterhauchschule in Strümpfelbrunn hat sie mit der fünften Klasse direkt auf das HSG gewechselt. Leistungskurse in der Oberstufe: Gemeinschaftskunde, Englisch und Französisch. Abi: 2,7; "Das ist okay", sagt sie.

Für sie sind die zwölf Jahre "so schnell vorbeigezogen". Sie erinnert sich, wie ihre Kunstlehrerin Andrea Kodeda-Weißmann zu Beginn am HSG sagte: "In der fünften Klasse ist noch ein normales Tempo, ab der sechsten Klasse wird es immer schneller - und schon ist das Abi vorbei". Constanze denkt derzeit oft an diese Sätze, "und Codeda-Weißmann hatte zu 1000 Prozent recht". Rückblickend sagt die 18-Jährige: "Man musste in der Mittelstufe viel mehr lernen, als in der Oberstufe; außer natürlich fürs Abitur. In der Oberstufe ging das Lernen auch viel einfacher. Und das Abi war während des Schreibens eigentlich wie eine normale Klausur."

Ihre Studienfahrt hat Constanze nach Prag gemacht. "Das war super organisiert, wir hatten kleine Apartment-Hotels nicht weit von der Innenstadt - und wir hatten auch viel Freizeit".

Constanze interessiert sich sehr für China: "Das Land reizt mich, kulturell und die Sehenswürdigkeiten". Sie will das Land erleben und wird eventuell ab August in Shanghai ein Jahr als Au-pair verbringen. "USA, Australien oder Neuseeland reizen mich nicht so. Wenn schon Kulturschock, dann richtig", sagt sie lachend. Über eine Organisation steht sie bereits mit einer sehr netten Familie mit einem Kind in Verbindung. Allerdings kann es sein, dass Constanze kurz vorher noch absagt. Nämlich dann, wenn sie ihren "Traum-Studienplatz" findet.

"Wirtschaft, Psychologie oder Marketing; möglichst in Heidelberg". Das Studium steht für sie an erster Stelle, die Familie in Shanghai weiß Bescheid, dass eventuell noch eine Absage kommt. Die Bewerbungen für die Unis gehen direkt mit dem Abizeugnis raus, dann heißt es: Abwarten. "Wenn ich einen Studienplatz bekomme, werde ich wahrscheinlich Chinesisch mitlernen; ich belege derzeit schon einen Chinesisch-Kurs."

Thanh Long ist in Eberbach geboren, wohnt in Hirschhorn, seine Eltern stammen aus Vietnam. Nach dem Besuch der Neckartalschule ist er ebenfalls in der fünften Klasse auf das HSG gekommen. Leistungskurse: Physik, Gemeinschaftskunde und Englisch; Abi: 2,9; "Ich bin zufrieden". "Die letzten zwei Jahre waren schon manchmal stressig", gibt er zu.

"Hätte es G 9 gegeben, hätte ich es genommen." Nächste Möglichkeit dazu von Hirschhorn aus sind Heidelberg oder Mosbach; "mit der Bahn dauert es, dort hinzukommen". Außerdem hätte Thanh Long nach der zehnten Klasse wechseln müssen. "Das wäre stressig gewesen, ich hätte mich neu einleben müssen, wieder neue Freunde finden... letztendlich bin ich froh, dass ich hiergeblieben bin".

Physik und Mathematik hat ihm am meisten Spaß gemacht. Seine Studienfahrt ging nach Rom: "Das war anstrengend, aber toll. Ich habe dort viele Stufenkollegen kennengelernt, die ich vorher kaum kannte. Ich hätte mir die Fahrt nur früher gewünscht, vielleicht Ende der zehnten Klasse."

Ein "GAP-Jahr" (Lückenjahr) hat der 18-Jährige jetzt geplant, wahrscheinlich ab Mitte Oktober soll’s für neun Monate nach Neuseeland gehen; "work and travel". Bis Oktober will er arbeiten, geplant ist ein Aushilfsjob bei Ajax Tocco Magnethermic in Hirschhorn ab kommender Woche.

"Mitte September will ich zwei Wochen mit Freunden zum Mountainbike-Fahren nach Österreich." Da er voraussichtlich Mitte Juli 2019 aus Neuseeland zurückkommen wird, schreibt er derzeit schon Bewerbungen für ein Duales-Studium; "der Bereich Elektrotechnik/Informatik interessiert mich sehr". Sein Ziel: "Ein sicheres Leben, Arbeit, Haus, Familie".

Anny ist die einzige Abiturientin aus Heddesbach. Wobei sie in Dannenberg (Niedersachsen, Nähe Lüneburger Heide) geboren ist. Die Grundschule hat sie in der Hirschhorner Neckartalschule absolviert, mit der fünften Klasse wechselte sie auf das HSG. Leistungskurse: Gemeinschaftskunde, Englisch, Latein; Abi: 1,6. (Die Frage, ob sie damit zufrieden ist, haben wir uns gespart). Für Anny war die elfte Klasse stressig: "Sich im Oberstufensystem zurechtfinden, der Einstieg, das war schon eine große Umstellung - und man musste mehr lernen".

Auch für sie gab es Phasen, da hätte sie sich noch ein Jahr mehr gewünscht, dennoch hat sie sich im G 8 sehr gut zurechtgefunden. "Die zwölfte Klasse war für mich die leichteste, da bin ich so durchgeflogen", sagt sie lachend. Auch die Endphase hat sie "sehr entspannt" erlebt. Insgesamt war die Schulzeit für sie "sehr schön" und auch die Studienfahrt nach Rom hat ihr gut gefallen.

Ab Oktober will Anny an der Uni Heidelberg Englisch und Latein studieren. Wenn sie heute Abend ihr Zeugnis bekommt, geht das schnell auf den Weg - denn Bewerbungsfrist ist schon der 15. Juli. Nach dem Bachelor kann sie entscheiden, ob sie Lehramt studiert. "Aber ich weiß jetzt schon sicher, dass ich Gymnasiallehrerin werden will."

Die Sprachen machen ihr viel Spaß, sie liest seit einiger Zeit nur englische Bücher und außerdem gibt sie regelmäßig Nachhilfe und bekommt gutes Feedback der Kinder. "Wenn wir Referendare in der Schule hatten, habe ich immer reflektiert, wie sie arbeiten, ob sie die Jugendlichen inspirieren und den richtigen Weg mitgeben."

Zudem bezeichnet sich Anny selbst als "sozialen Menschen". Ende Juli geht es aber erst mal mit einer Freundin eine andere Freundin in Niedersachsen besuchen. Im August will sie vier Wochen bei der Firma Dekodur in Hirschhorn arbeiten, und im September wahrscheinlich noch mit ihrem Freund nach Slowenien reisen. "Ich reite seit elf Jahren, in Lipica gibt’s ein Landesgestüt der Pferderasse Lipizzaner. Dann geht’s eventuell weiter nach Piran an die Küste."

Alle drei Abiturienten sind sich einig, dass die Zeit zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur (Anfang Mai bis Mitte Juni) besser hätte verbracht werden können.

"Wir haben ständig gegessen oder Filme geschaut, waren in Eisdielen und haben zwischendurch ein paar Klausuren geschrieben. Die Zeit war natürlich schön, aber man hätte da noch ein paar Infos über Studiengänge reinpacken können; etwa wie man sich bewirbt." Die Lehrer seien zwar immer bemüht gewesen, Infos über Studiengänge weiter zu geben, meist aber zu früh; die Zeit zwischen den Prüfungen wäre dafür genau richtig gewesen.

Constanze: "Das blöde an G 8 ist auch, dass man so viel für die Schule machen muss, dass kaum Zeit bleibt, sich Gedanken um einen Beruf zu machen."

Was die anderen 84 Abiturienten jetzt so machen? "Viele planen ein GAP-Jahr in Australien oder Neuseeland, viele auch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Krankenhaus oder ein Duales Studium - und es gibt auch einige, die noch gar nicht wissen, was sie machen wollen", berichten Constanze, Thanh Long und Anny über die Kollegen.

Eberbach: Ein Stausee ohne Wasser

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Von Marcus Deschner

Eberbach. Vollständig abgelassen wurde dieser Tage das Wasser im Stausee. Die Talsperre zwischen Eberbach und Gaimühle soll laut Christian Steininger von der Betriebsführung Wasserenergie der WEB Windenergie AG "auf den neuesten Stand der Technik" gebracht werden.

Gut eine Million Euro sollen dafür investiert werden. Die österreichische Gesellschaft betreibt das Itterkraftwerk samt zugehörigem See und Kanälen seit 2006. Die Firma erhielt eine neue, wieder 30 Jahre laufende Konzession zur Energieerzeugung, die mit gewissen Auflagen des Regierungspräsidiums verknüpft ist.

Für Fische und andere Kleinlebewesen muss beispielsweise eine Treppe angelegt werden, damit gewährleistet ist, dass die Tiere vom See in die Itter gelangen können. Auch die Steuerungsanlagen und Verschlusselemente, die fast hundert Jahre auf dem Buckel haben dürften, sollen im Zuge der mehrmonatigen Arbeiten ausgetauscht werden. Ausgebaggert und von Schlamm befreit werden soll das Seebecken indes nicht.

Vielmehr will man durch das Ablassen des Wassers Druck von der Staumauer nehmen, erläutert Rainer Hennings, der das Projekt aus biologischer Sicht fachtechnisch begleitet. "Sonst stände Eberbach unter Wasser, wenn der Damm im Zuge der Arbeiten plötzlich brechen würde".

Arbeiter sanierten bereits den Unterwasserkanal, der am HGE-Heim vorbeiführt und in Richtung Stadt fließt. Dazu wurde vor Monaten zunächst der Steilhang abgeholzt, die gerodeten Bäume wurden auf dem HGE-Parkplatz zwischengelagert. Was auch zu Beschwerden von Bürgern führte, die ihr Auto dort abstellen und dann am Itterkanal joggen oder ihren Hund ausführen wollen.

Vor Tagen wurden große Granitsteine angekarrt, die ein Bagger mit der Schaufel aufnahm und ins leere Kanalbett verfrachtete. Dort war ein weiteres Arbeitsgerät platziert, das die Steine dann an Ort und Stelle "einbaute". Nach Schätzungen des Vorarbeiters dürfte die letzte Böschungssanierung schon etliche Jahrzehnte zurückliegen.

Denn das Wasserkraftwerk Eberbach wurde in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet. Dazu gehört der 90.000 Kubikmeter fassende Stausee mit einem Damm von 60 Metern Länge und gut sechs Meter Höhe. Die Kleinwasserkraftanlage steht unter Denkmalschutz. Schließlich zählt sie zu den ehemals zahlreichen E-Werken, die die Elektrifizierung der Städte im ländlichen Raum zur flächendeckenden Versorgung eindrucksvoll dokumentiert. Das hiesige Itterkraftwerk war der erste Stromlieferant für die Stadt Eberbach und hatte auch große Bedeutung für die industrielle Entwicklung.

Entlang der Itter siedelte sich auch dadurch ein Industriegebiet an. Die Eigentümer wechselten in der fast hundertjährigen Geschichte mehrfach. Ursprünglich baute der Kreis Mosbach das Kraftwerk, ehe es 1938 vom Badenwerk übernommen wurde. Nachdem Unternehmensnachfolgerin EnBW an Kleinkraftwerken das Interesse verloren hatte, kaufte es ein Privatmann aus dem Schwäbischen.

2006 schließlich übernahm die WEB die Anlage, deren zwei Turbinen vom Wasser des Stausees angetrieben werden. Diese sowie die zugehörigen Generatoren stammen noch von 1922. Die installierte Nennleistung beträgt nach Unternehmensangaben 1100 Kilowattstunden. 771 Haushalte ließen sich so mit elektrischer Energie versorgen. Damit verbunden sei eine jährliche CO2-Ersparnis von gut 1800 Tonnen.

Realschule Eberbach: 92 Schüler haben die Mittlere Reife

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Eberbach. Die letzten Prüfungen haben an der Realschule am Mittwoch stattgefunden. 92 Schüler haben die Mittlere Reife bestanden. Die vier Abschlussklassen werden am Mittwoch, 11. Juli, ab 18 Uhr im Rahmen einer Feier entlassen. Es sind:

Eberbach: Evan Ahmad, Kathleen Ballweg, Nils Bergler, Alena Brunner, Carolina Buchner, Carina Buchner, Marius Christof, Manuela Cosic, Mansoor Dilawarzada, Marcel Endt, Ralf Felk, Fouad Gabro, Valentina Golz, Alina Häckl, Celina Häckl, Kira Hofherr, Melissa Iseni, Saskia Jeitner, Chantal Katona, Jonas Noel Kearney, Mick Lenz, Philipp Löffler, Katharina Maric, Silas Maurovich, Chanice Nerlinger, Alexander Nowak, Rebecca Rechner, Anneli Rimmer, Sara Rogowska, Angelina Rott, Nouel-Joshua Scholz, Julia Schwab, Angelina Sitner, Gianni Tondo, Lukas Unger, Louis Walter, Jonas Wäsch, Jan Westendorp, Abdulkader Zahian, Xenia Walter (Igelsbach), Eftelya Sarigül (Lindach), Christopher Hill, Finn Wayne Karl Rupp (Pleutersbach), Gerrit Simon Statzkowski (Rockenau), Leon Koch (Unterdielbach).

Hirschhorn: Nina Schindler (Langenthal), Anna Hafner, Carolin Hoffmann.

Mosbach: Celine Gebel.

Neckargerach: Fabian Senftleber.

Oberzent: Melanie Marleen Gusz.

Schönbrunn: Micha Adam, Alina Seifert, Oliver Stumpf (alle Allemühl) , Fabian Fürst, Ruben-Florian Hotel, Karin Tröster (alle Haag), Marius Braner, Kevin Drixler, Phil Heckmann, Tom Heckmann, Ramona Schulz, Jennyfer Schulz (alle Moosbrunn), Malin Fabrie, Madeleine Junker, David Knüll, Moritz Zapf (alle Schwanheim), Jero Feldhaus, Anna-Lisa Grunewald, Nora Schneider, Till Schwinn.

Waldbrunn: Ruth Lina Egbers, Julian Ehrmann, Jasmin Liane Schumacher (alle Schollbrunn), Maren Bender, Gina-Maria Hainz (beide Weisbach), Olivia Helm, Ayleen Janko, Alisa Johe, Marcel Konrad, Moritz Leitner, Cora-Mae Rojahn (alle Oberdielbach), Jasmin Ammerbacher, Sofie Balzer, Joy Finzer, Chiara Lenz, Sophia Rothengaß, Dario Teicher, Jannis Veith (alle Strümpfelbrunn), Marie Böckenhaupt, Hannah Ihrig und Lea-Marie Weber (alle Waldkatzenbach).


Theodor-Frey-Schule Eberbach: Abschluss als Sprungbrett sehen und abheben

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Von Marcus Deschner

Eberbach. "Durch Ihre erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung haben Sie jetzt alle Möglichkeiten, und Ihnen stehen zahlreiche Türen offen", lobte Oberstudiendirektor Martin Staniczek die Absolventen bei der Abschlussfeier der kaufmännischen und gewerblichen Berufsschule in der Aula der Theodor-Frey-Schule. Der Schulleiter begrüßte dazu auch Eltern und Geschwister der Abschlussschüler sowie Vertreter der Ausbildungsbetriebe.

Auf die Leistung, die die Schüler in den letzten Jahren in den Betrieben und an der Schule erbracht hätten, könnten sie stolz sein, sagte er. Mit dem Ende der Ausbildung beginne nun ein neuer Lebensabschnitt.

Das bedeute für die einen, endlich richtig ins Arbeitsleben einzusteigen und eigenes Geld zu verdienen, für andere womöglich, dass sie erst einmal in die Welt wollten, bevor sie ins Arbeitsleben zurückkehrten. Und wieder andere hätten sich vielleicht schon mit dem nächsten Schritt beschäftigt und strebten Fachhochschulreife oder Abitur an.

"Das Gewissen ist unser bester und zuverlässigster Wegweiser", zitierte Staniczek Leo Tolstoi. Denn die neu gewonnene Freiheit bringe auch eine gewisse Verantwortung und Verpflichtung mit. Er legte den Entlassschülern daher "ans Herz", diesen Wegweiser zu nutzen und mit der Freiheit verantwortungsvoll umzugehen.

Gleichzeitig wünschte er allen, die neu gewonnene Unabhängigkeit zu nutzen, um einmal über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Erfahrungen zu machen. "Sehen Sie Ihren Abschluss als Sprungbrett und heben Sie ab", empfahl er und wünschte, dass die Absolventen "optimistisch und mutig in ihr neues Leben starten und sich darauf freuen, neue Herausforderungen anzunehmen und vielfältige Erfahrungen zu machen".

Mit Preisen wurden die besten Entlassschüler von Staniczek bedacht. Mit der Note 1,1 als Jahrgangsbester schnitt Zimmerer Luca Flock vom Heidelberger Holzbaubetrieb Lang ab. Weitere Preise erhielten die Zimmerer Fabian Müller (1,2; Frey GmbH Schwarzach), Adrian Klump (1,5; Holzbau Vögele Ladenburg), Nico Beigel (1,5; Grüber Holzbau Schriesheim), Julian Ludwig (1,7; Holzbau Martens Heidelberg) und Jonathan Löser (1,7; Hennrich Holzbau Billigheim-Sulzbach).

Ein Lob ging an Industriekauffrau Saskia Seib (1,8; NDW Draht und Stahl Eberbach), und die Zimmerer Simon Haves (1,8; Kaltschmitt Holzbau Heidelberg), Niklas Thiele (1,9; Zimmerei Holzwurm Buchen), Erik Spilger (1,9; Lang Holzbau Heidelberg), Lukas Reineke (2,0; Holzbau Seeger Sandhausen) sowie Josef Bundschuh (2,0; Bundschuh Holzbau Walldürn).

Nachdem alle Schüler ihre Entlasszeugnisse erhalten hatten, wurde im Schulhof zum Umtrunk geladen. Die Feier wurde von der Schulband unter Leitung von Jochen Kathöfer musikalisch umrahmt.

Eberbach: Wenn Radfahrer Kontrolleure beschimpfen ...

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Eberbach. (fhs) Dass sich auch Radfahrer an die Straßenverkehrsordnung zu halten haben, betonte Bürgermeisterstellvertreter Wolfgang Kleeberger (CDU). Unter dem Punkt "Verschiedenes" kritisierte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung das häufig beobachtete Fehlverhalten von Radlern, in Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung unterwegs zu sein. Ob die Stadtverwaltung da nicht mal einschreiten könne?

Ordnungsamtsleiter Rainer Menges erklärte, dass der städtische Vollzugsdienst keinen "fließenden Verkehr" anhalten dürfe. "Wenn wir denjenigen kennen, bringen wir die Verkehrssünder bei der Polizei auch zur Anzeige."

Rainer Menges stimmte Kleeberger aber zu, dass derartiges Fehlverhalten zugenommen habe. "Und wenn ich mir die Freiheit nehme, jemanden darauf anzusprechen, bekomme ich das Gleiche zu hören wie Sie," umschrieb Menges die wenig freundlichen Antworten der Kritisierten.

Bürgermeisterstellvertreter Rolf Schieck (SPD) verwies darauf, dass es ja durchaus Ausnahmeregelungen für Radfahrer gebe, auf die dann auch eigens ein Schild in der Einbahnstraße hinweise. Warum dies nicht in der Bahnhofstraße möglich sei?

Laut Ordnungsamtsleiter Rainer Menges ist das versetzte Parken der Grund dafür. Unfallträchtige Situationen mit Radlern, die entgegen der Einbahnregelung fahren und plötzlich hinter einem parkenden Auto vor dem entgegenkommenden Wagen auftauchen, sollen so vermieden werden.

Eberbach: Mann in Waschanlage eingeschlossen

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Eberbach. (pol/van) So sauber war sein Auto mit Sicherheit noch nie zuvor gewesen: Am Mittwoch kurz nach 20.30 Uhr rief ein 51-Jähriger die Polizei Eberbach um Hilfe, da er offensichtlich in einer Autowaschanlage eingeschlossen war.

An der Tankstelle angekommen, baten die Polizisten eine Angestellte den Mann aus der Waschanlage zu befreien. Die Angestellte hatte die Anlage zuvor verschlossen, in der Annahme, dass niemand mehr drin sei.

Mit einem gut gereinigten Audi und bester Gesundheit konnte auch der 51-Jährige über seine Spezialwäsche schmunzeln und bewies nach Angaben der Beamten jede Menge Humor.

Therapiehund in Eberbach: Mit 14 Jahren geht Paul jetzt in Rente

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Paul ist alt geworden, man sieht es ihm an. Mit ledernen Socken an den Hinterpfoten trottet der Labrador-Retriever müde durch den Raum, auf der Suche nach einem Plätzchen zum Ausruhen. Die Socken trägt er, damit ihm die kraftlos gewordenen Beine nicht wegrutschen beim Laufen auf dem glatten Fliesenboden.

Einen Tag nach seinem 14. Geburtstag ist der Therapiehund gemeinsam mit Hundetrainerin Doris Bermich und seiner kleinen Freundin, der schwarzen Zwerg-Podenco-Hündin Lilli, ins Eberbacher Pflegeheim "Lebensrad" gekommen, um sich dort von den Senioren zu verabschieden.

"Paul geht mit seinen - in Menschenjahre umgerechneten - 95 Lenzen in den wohlverdienten Ruhestand", erläutert Bermich. Und die alten Herrschaften, die zum Teil seit Jahren ihre Freude an Paul und Lilli hatten, zeigen volles Verständnis für den Entschluss.

Mit elf Wochen hatte Doris Bermich Paul zu sich geholt, mit dem Ziel, ihn "von der Pike auf", für die therapeutische Arbeit zu erziehen. Die kleine Lilli zog ein paar Jahre später bei ihr ein, auch sie ging bei Bermich in die Schule.

Die Liebe zu Hunden wurde Doris Bermich quasi in die Wiege gelegt, wuchs sie doch gemeinsam mit zwei Vierbeinern in der Familie auf. Und die Arbeit mit Senioren ist der gelernten Krankenschwester ein Herzensanliegen. So begann sie, nach entsprechender Ausbildung, vor 16 Jahren mit dem Hundetraining. 2004 gründete sie ihre eigene Hundeschule "Faires Hundetraining" in Waldbrunn und spezialisierte sich neben Bereichen wie familien- und alltagsorientierter Hundeerziehung auf die tiergestützte Arbeit mit Senioren. Außerdem ist sie als Dozentin für das Thema an verschiedenen Pflegefachschulen tätig.

Welche Eigenschaften muss nun ein Therapiehund haben, um seinen Job mit alten oder behinderten Menschen tun zu können? "Er muss ein Urvertrauen gegenüber Menschen haben", lautet die Antwort. Auch solle er sich anfassen und streicheln lassen. Und was muss er lernen? "Viele therapeutische Spielchen", sagt Bermich.

Apportieren gehört beispielsweise dazu: "Die Hunde werden so flexibel wie möglich erzogen, damit sie viele verschiedene Dinge tragen." Sinn und Zweck der "Spiele" ist es, die Senioren zum aktiven Mitmachen zu animieren, sie sollen mit Händen, Armen und Verstand etwas leisten. "Die Leute tun es gern, sie tun es für den Hund, weil der ja so viel Spaß hat."

Seit zwölf Jahren besucht Doris Bermich mit ihren Vierbeinern alte Menschen in Eberbach, anfangs noch im Dr.-Schmeißer-Stift. Einmal im Monat kommen die drei seitdem für eine Stunde ins Heim. "Eine gewisse Regelmäßigkeit ist wichtig", weiß Bermich. "Es sollen ja Beziehungen wachsen, und die Senioren warten auf die Termine."

Was das Spielen mit den Hunden in ihnen bewirkt? "Ganz viel", ist sie überzeugt. "Ein Hund kann Blockaden öffnen." Oft würden in den Senioren Erinnerungen wach. Menschen, die sich bereits verschlossen hätten, öffneten sich plötzlich und begännen zu sprechen, etwas von früher, von ihrem eigenen Hund zu erzählen.

Die Freude an den Tieren sieht man auch den 18 Bewohnern des Lebensrades an, die an diesem Morgen zur Verabschiedung von Paul und Lilli in den Veranstaltungsraum gekommen sind. "Guten Tag, großes Mädchen", tätschelt eine alte Dame die kleine Lilli, als diese sich ihr nähert. "Wie schön die mit dem Schwanz wedelt", bemerkt eine andere.

Doris Bermich hat als "Spielzeug" eine Zeitung mitgebracht. In ihre Seiten sollen die Senioren ein Leckerli verpacken und das Ganze fest zu einem Ball kneten. Dann werden die Bälle nacheinander geworfen.

Lilli flitzt los, holt den Ball, springt damit auf einen Hocker, um sich - auf Augenhöhe mit den Senioren - Leckerli und Streicheleinheiten abzuholen. Und natürlich bekommt auch der alte Paul seinen Anteil ab - weil er so brav zugeschaut hat.

Dabei redet Bermich mit den Menschen, fragt sie nach eigenen Tieren, lässt sich von Dackel oder Schäferhund, Katze oder Terrier berichten. Oder von den Erlebnissen eines Heimbewohners "am Ende des Krieges", als er als Flüchtling auf einem Bauernhof untergekommen war. Bei einem Spiel mit Rennbahn und Auto kann auch Paul noch einmal mitmachen.

Dann heißt es schweren Herzens Abschied nehmen. Ein letztes "Tschüss", ein "Danke" noch an Doris Bermich, Paul und Lilli. "Das war der letzte Abschied heute", seufzt Bermich. In anderen Pflegeeinrichtungen, die sie besuchte, hat sie bereits Ade gesagt.

Und wie geht es jetzt weiter? "Für Lilli allein ist die Aufgabe zu viel", begründet sie den Schlussstrich. Und Karl, der Pauls Nachfolge als Therapiehund antreten sollte, hat sich als ungeeignet dafür herausgestellt.

So will Bermich sich nun dem Aufbau neuer Therapiehunde-Teams widmen. In Kursen möchte sie ab Herbst Menschen das nötige Rüstzeug vermitteln, die selbst mit ihrem Hund Senioren besuchen möchten.

Was sollte ein Hund lernen für den Besuch in einer Pflegeeinrichtung? Wie gewöhnt man ihn an die fremden Geräusche und Gerüche? Auf welche Situationen muss er vorbereitet werden, um nicht überfordert zu sein?

Fragen wie diese sollen dabei eine Antwort finden. Denn: "Das ist was Tolles für Hunde, die möchten nicht nur spazieren gehen, die wollen eine Aufgabe haben", weiß die Trainerin.

Info:  www.faires-hundetraining.de

Eberbacher Realschul-Absolventen: "Die Lehrer waren alle super, bis auf einzelne Ausnahmen"

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. Sie sind ein wenig erschöpft, einige von ihnen haben am Mittwoch noch mündliche Prüfungen gehabt. Aber sie sind glücklich: 92 Realschüler haben am Mittwoch ihren Mittleren-Reife-Abschluss geschafft und starten nun in ein "neues Leben".

Karin Tröster, Nils Bergler, Anna-Lisa Grunewald und Abdulkader Zahin sind vier von ihnen. Sie erzählen, wie es in der Realschule war, und was sie jetzt so alles vorhaben.

"Die Lehrer waren alle super - bis auf einzelne Ausnahmen. Einige sind, besonders in den letzten beiden Jahren, oft auch mal vom Unterrichtsstoff abgeschweift und haben uns Tipps fürs Leben mitgegeben. Etwa, dass man immer gut recherchieren und nicht alles glauben soll, was man hört oder was im Internet steht.

Und dass man den Leuten begegnen soll, ohne Vorurteile zu haben. Wir haben Tipps für Berufe bekommen und die Lehrer haben uns immer geholfen", resümieren die vier.

Karin Tröster (16 Jahre) ist in Heidelberg geboren, wohnt in Haag. Nach der Grundschule in der Bildungswerkstatt Schönbrunn kam sie in der fünften Klasse in die Eberbacher Realschule. Zuletzt Klasse 10a, Klassenlehrerin Rina Dingrah-Müller. "Die Schulzeit war entspannt, ich hatte eigentlich nie Schulstress. Naja, in den letzten Wochen war es ein klein wenig stressig, aber nicht unmenschlich", sagt sie lachend.

Sie hat nebenher noch die Theater- und Artistik AG besucht sowie eine Streitschlichter-Ausbildung absolviert. Das Klima in der Klasse war "wechselnd". Von der fünften bis zur siebten Klasse gab es ein paar Kleinigkeiten, die nicht so schön waren - aber ab der achten Klasse war es "absolut friedlich".

Ihre Abschlussfahrt ging nach Berlin-Mitte: "Es war schön. Wir waren in einem Musical, bei der Gedenkstätte Hohenschönhausen und auch sonst viel unterwegs." Karin will nach den Sommerferien auf das Wirtschaftsgymnasium in Heidelberg und dort in drei Jahren ihr Abitur machen. "Ich habe eine vorläufige Zusage, es sollte klappen", sagt sie. Danach plant sie "eventuell ein Studium in Politikwissenschaften oder irgendetwas Geschichtliches."

Deutsch war ihr Lieblingsfach, sie schreibt gerne Berichte und würde auch gerne später als Journalistin arbeiten. Bis es mit der neuen Schule losgeht, will sie eventuell noch ihren Vater im Schwarzwald besuchen, ansonsten "entspannen".

Nils Bergler (16) ist in Eberbach geboren und wohnt auch im Stauferstädtchen. Er kam nach der Dr.-Weiß-Grundschule an die Realschule. Er war zuletzt ebenfalls in der 10a. "In der fünften und sechsten Klasse war es schwierig, da musste ich mich richtig reinhängen. Danach war es einfach. Der Unterricht hat mir gereicht, ich musste nicht viel lernen", sagt er.

Die Schule hat "immer für ein gutes Klassenklima gesorgt, es gab meistens keine sonderlich großen Probleme". Nils plant jetzt an das Technische Gymnasium in Mosbach zu wechseln und dort in drei Jahren sein Abitur zu machen. "Technik interessiert mich - und Mosbach ist nahe an Eberbach." Danach will er studieren, "Maschinenbau oder in die Richtung Informatik".

Seine große Leidenschaft ist das Rudern, seit mehreren Jahren ist bei der Rudergesellschaft Eberbach (RGE) aktiv. "Jetzt steht noch eine Regatta an und in drei Wochen die Landesmeisterschaften. Während der Trainingspause im Sommer will er in einem Intensivkurs seinen Führerschein machen.

Anna-Lisa Grunewald (16) ist in Eberbach geboren, wohnt in Schönbrunn und ist von der Bildungswerkstatt in Schönbrunn zur Realschule gewechselt. Sie war zuletzt ebenfalls in der 10a. "Die Grundschule ist mir sehr schwergefallen. Auch in der fünften und sechsten Klasse hat mich das Lernen noch nicht so interessiert, meine Noten waren durchschnittlich", sagt Anna-Lisa.

Ab der achten Klasse fiel ihr das Lernen leicht; plötzlich hatte sie einen Durchschnitt von 1,3. Ab da ist sie auch gerne zur Schule gegangen. Bis auf "kleine Auseinandersetzungen" hat es in der Klasse "nie Schwierigkeiten gegeben". "Ich war manchmal auch ein bisschen frech zu den Lehrern", gibt sie lachend zu. Die Klasse 10a hatte die Rektorin Regine Sattler-Streitberg als Co-Klassenlehrerin. "Da haben wir sie auf einer ganz anderen Ebene kennengelernt, auch Persönliches von ihr erfahren. Sie hat uns immer geholfen, wir hatten ein super Verhältnis", sagt Anna-Lisa.

An der Marie-Baum-Schule in Heidelberg-Wieblingen (Berufliches Gymnasium) will die 16-Jährige ab dem kommenden Schuljahr in drei Jahren ihr Abitur machen. "Da gibt es einen gesundheitlich-wissenschaftlichen Bereich, der mich sehr interessiert."

Danach will sie eine Ausbildung machen, eventuell als Notfallsanitäter, und anschließend studieren, "vielleicht Medizin oder Management Soziale Dienste". In der Sommerferien hat sie einen Ferienjob in der Johannes-Diakonie Schwarzach angenommen. Den Rest der Zeit will sie im großen Garten zuhause mit den kleinen Geschwistern verbringen.

Abdulkader Zahin (17) stammt aus Syrien, ist seit drei Jahren in Deutschland und wohnt mit seiner großen Schwester und deren Familie zusammen. Seine Eltern sind beide im Krieg in Syrien ums Leben gekommen. Er hatte in Syrien bereits die zehnte Klasse abgeschlossen.

Vier Monate war er in Mannheim, bevor er nach Eberbach für ein Jahr die VKL-Klasse der Realschule besuchte. Danach wechselte er in die neunte und zehnte Klasse (10c), und nun hat auch er seinen Abschluss geschafft. "Ich möchte mich in die Gesellschaft integrieren. Ich möchte hier leben und mir eine Zukunft aufbauen", sagt er.

In der neunten Klasse ist es "etwas schwierig gewesen, weil ich nicht viele Freunde hatte". Abdulkader war der zweite Flüchtling in der Klasse, "der andere hat mir viel geholfen". "Die Mitschüler waren anfangs etwas zurückhaltend, doch irgendwann haben wir miteinander gesprochen und uns besser kennengelernt. Ich habe Freunde gefunden."

In der zehnten Klasse hat es ihm richtig gut gefallen, auch wenn er "jeden Tag sehr viel lernen musste". Doch die Lehrer haben ihn viel unterstützt, vor allem, weil er alles nicht in seiner Heimatsprache Arabisch lernen musste. In seiner "FÜK" (Fächerübergreifende Kompetenzprüfung) hat er sogar die Note 1 bekommen. Thema: Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel des Autors Erich Kästner. "Das Thema hat mich sehr interessiert, Deutsch und Geschichte sind meine Lieblingsfächer".

Abdulkader will nach dem Sommer an die Augusta-Bender-Schule in Mosbach, dort "BKST" (Duales Berufskolleg Fachrichtung Soziales) absolvieren und dazu in der Eberbacher GRN-Klinik arbeiten. Sein Ziel: "Ich will Krankenpfleger werden, ich möchte den Menschen helfen". In den Sommerferien will der 17-jährige noch einen Freund in Potsdam besuchen.

Info: Die Schüler der vier Abschlussklassen werden am Mittwoch, 11. Juli, um 18 Uhr im Rahmen einer Feier in der Stadthalle aus der Realschule Eberbach entlassen.

Abschlussfeier Hohenstaufen-Gymnasium Eberbach: "Ab jetzt führen Sie selbst die Regie der Serie"

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Von Marcus Deschner

Eberbach. In feierlichem Rahmen sind am Mittwochabend 87 Abiturienten des Hohenstaufen-Gymnasiums verabschiedet worden. Der Gesamt-Notendurchschnitt lag bei 2,4. Mirjam Enger (1,1) und Laura Polzer (1,2) schnitten am besten ab.

Schulleiterin Anja Katzner griff nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste durch ihre Stellvertreterin Anne Schmehling das Motto der diesjährigen Abiturienten "A HSG original series - nach zwölf Staffeln abgesetzt" auf. "Die Serie in Eigenproduktion" spiele in einer Kleinstadt, zeige das wahre Schulleben und besteche durch ihre Authentizität.

Die zwölf Staffeln, die jeweils ein Schuljahr umfassten, spielten zumeist "im klassisch nostalgischen Flair eines Siebzigerjahre-Schulgebäudes", blieb Katzner beim Thema. Einzigartig an der Serie sei die fabelhafte Besetzung der jungen Protagonisten, "unserer Heldinnen und Helden".

Man sehe bei der Handlung auch alterstypische Probleme wie den täglichen Kampf mit den Hausaufgaben, Liebeskummer und Zukunftsängste. Doch würden auch all die schönen Seiten gezeigt, die einem das Gefühl vermittelten, dass die Welt in Ordnung gebracht werden könne.

"Schließlich kommt es in Staffel zwölf zu einem dramatischen Höhepunkt, der Abiturprüfung", bog Katzner auf die Zielgerade ein. Und nun flimmere am Tag der Verabschiedung die letzte Folge auf die Endgeräte der Zuschauer. Damit ende eine Ära, die viele in ihren Bann gezogen habe. Die Hauptdarsteller führten ab jetzt selbst Regie.

"Heute ist der Tag, an dem mein Leben beginnt. Heute werde ich ein Weltbürger. Heute werde ich erwachsen" zitierte Katzner aus der Serie "Greys Anatomy" und bat die Schüler, "mutig, zuversichtlich und aktiv daran zu arbeiten, ihr Leben zu gestalten".

Die jungen Menschen sollten ihre Begabungen und Talente entfalten, ihre Individualität behalten, aber offen sein für neue Begegnungen. "Möge jeder von Ihnen sein persönliches ‚Happy End’ finden", wünschte sie und dankte namens des Kollegiums "für die gemeinsame Produktionszeit".

HSG-Lehrer Tobias Gerber blickte "aus der Sicht des Fachlehrers" auf die Schulzeit der Abiturienten zurück. Jetzt sei Platz für neue, spannende Abschnitte im Leben. "Hochachtung vor dem Leistungsnachweis, den Ihr mit eurem Abitur zweifelsfrei abgelegt habt", brachte Bürgermeister Peter Reichert zum Ausdruck. Auf das nun erreichte Zwischenziel dürften alle stolz sein.

Reichert: "Die große weite Welt steht Euch offen". Denn noch nie in der Geschichte des Landes seien die Möglichkeiten bei der Berufswahl so breit gefächert gewesen. Reichert empfahl den Abiturienten, "Euren weiteren Lebensweg mutig zu gehen, Möglichkeiten zu prüfen und zuversichtlich zu entscheiden". Falls nicht alles glatt laufe, dürfe man ruhig den Mut haben, umzukehren und einen neuen Weg einzuschlagen.

"Wir sind Stolz auf Euch", lobte Stefahnie Robens für die Eltern. Man habe besonders in den letzten Wochen "mitgefiebert", teile jetzt gerne die Erleichterung und feiere mit dem Nachwuchs.

Den langen Weg bis zum Abi fassten die Absolventen Jonathan Menges und Jana Konrad zusammen und sprachen "außerordentlichen Dank an die Regisseure" in Gestalt der Lehrer aus. Herzlichen Dank der SMV gab’s von Rebecca Creß und Fabienne Maier für Schülersprecherin Mirjam Enger.

Mit Edward Elgars "Pomp and Circumstance" war die Feier traditionell vom Schulorchester unter Leitung von Anja Kretzschmar und Dirigentin Felicia Metternich begonnen worden. Der Kammerchor unterhielt mit "Adiemus" von Karl Jenkins, und der Stufenchor beendete den offiziellen Teil mit "Viva la vida".

Eberbacher "Mädelsflohmarkt": Neues Leben in der Itterburg für ein paar Stunden

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Eberbach. (by) Die seit geraumer Zeit leer stehende Itterburg soll wieder mit Leben gefüllt werden. Wenn auch zunächst nur für ein paar Stunden. Am Samstag, 4. August, soll hier von 11 bis 17 Uhr der 1. Eberbacher Mädelsflohmarkt stattfinden - von Mädels für Mädels.

Neue Fassade, neue Fenster sind die äußeren Zeichen, dass sich in der Itterburg etwas tut. Im Innenbereich sind es eine neue Heizung und die Elektrik. Die Feuchtigkeit in der Decke des über hundert Jahre alten Gebäudes wurde beseitigt. "Es ist bereits viel passiert, aber es gibt noch viel zu tun", sagt Annette Fischer, Freundin des Eigentümers Thilo Schäfer.

Ein Blick ins Innere der früheren Gaststätte zeigt, dass hier derzeit kräftig renoviert wird. Im hinteren Bereich, wo früher die Kegelbahn war, soll eine Tierarztpraxis rein. Eine entsprechende Bauvoranfrage läuft. Die künftige Nutzung des früheren Gaststättenbereichs und der oberen Räume ist hingegen noch offen, so Fischer. "Wenn jemand Interesse hat, hier wieder eine Gaststätte zu eröffnen, kann er sich jederzeit melden", sagt sie.

Doch zunächst einmal sollen der frühere Biergarten und die vorderen Räume Schauplatz eines vielleicht einmaligen Flohmarktes werden - von Mädels für Mädels. Wobei der Begriff "Mädels" keine Einschränkung des Alters darstellen soll. Angeboten werden sollen aber wirklich nur Sachen für Frauen: Kleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires - aber keine Haushaltswaren oder Kinderkleidung.

Die Idee dazu hatte Sabine Nolz. Nach dem Besuch eines Mädelsflohmarkts in Michelstadt, der recht gut besucht war, hat sie sich gesagt "das wäre doch auch was für Eberbach". Annette Fischer hat sie dafür begeistert und auch ihre Tochter Vera mit ins Boot genommen. Die drei sind das Organisationsteam.

"Wir machen das aus Spaß an der Freude", sagt Fischer. Die Standgebühren von 18 Euro für drei Meter dienen zur Deckung der Unkosten. Nachdem es im Vorjahr nicht mehr geklappt hat, stand im April fest, dass sie es diesmal durchziehen. Über die sozialen Medien und mit Flyer haben sie in Eberbach Werbung dafür gemacht.

Und das Interesse daran ist offenbar groß, hat Annette Fischer überrascht. In den ersten zwei bis drei Wochen sind 15 Anmeldungen eingegangen. "Bei 20 Meldungen lassen wir es steigen, haben wir uns gesagt", so Fischer. Inzwischen liegen 25 vor. Bis zu 30 Stände sind möglich, sagt Fischer. Rund 20 davon sollen im früheren Biergarten Platz finden, die übrigen im Innenraum.

Ab 9 Uhr soll am 4. August der Aufbau beginnen, bis dahin sind noch Anmeldungen möglich. "Die ersten dürfen sich ihren Platz aussuchen", sagt Annette Fischer. Sie hofft aber auch auf viele Besucherinnen, die vorbeischauen und bei einem Gläschen Sekt, Bier oder Wasser das ein oder andere Schnäppchen machen. Katharina Schneider, Crêperie & Catering aus Walldorf, wird die Besucher vom Mädelsflohmarkt kulinarisch verwöhnen mit leckeren Crêpes und einer Kaffeetheke.

Info: Anmeldung Standreservierung unter Telefon 06274/6623 (ab 17 Uhr) oder unter thebestshot@gmx.de


Wegen Baumfällarbeiten: Landesstraße 595 wird gesperrt

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Schönbrunn-Allemühl/Eberbach-Pleutersbach. (rnz) Am Montag, den 9. Juli, in der Zeit zwischen 8 und 16 Uhr muss die Landesstraße 595 zwischen Schönbrunn-Allemühl und Eberbach-Pleutersbach mehrfach kurzzeitig wegen Baumfällarbeiten des Kreisforstamts gesperrt werden.

Da während der Baumfällung eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer nicht ausgeschlossen werden kann, wird der betroffene Streckenabschnitt während des Fällvorgangs mit einer Ampelanlage für jeweils ungefähr fünf Minuten gesperrt und im Anschluss wieder vollständig freigegeben.

Grund für die kurzfristig angesetzten Baumfällarbeiten ist der Befall eines Fichtenbestands durch den Buchdrucker im westlich an die L595 angrenzenden Staatswald ungefähr auf der Höhe der Fischzucht. Die befallenen Bäume müssen möglichst zügig gefällt und abtransportiert werden. So kann die Gefährdung benachbarter Fichtenbestände sowie des Straßenverkehrs durch die absterbenden Bäume verhindert werden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisforstamts beobachten den Befall durch den Buchdrucker derzeit besonders genau. Aufgrund der hohen Temperaturen und geringen Niederschläge der vergangenen Wochen sind die Bedingungen für die Entwicklung der Käferlarven sehr gut und die Bäume gleichzeitig geschwächt. Mit der raschen Entfernung befallener Bäume wird einer weiteren Ausbreitung entgegengewirkt.

Blue Lake International Choir: Eberbacher Konzert lädt ein, gemeinsam mit Amis zu singen und sie zu verstehen (plus Video)

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Eberbach. (fhs) 70 junge Amerikaner des Blue Lake International Choir beschließen in Eberbach ihre jüngste Europatour, die sie seit dem 17. Juni durch Frankreich, Italien Belgien und Deutschland geführt hat. Am Samstag, 7. Juli, ab 20 Uhr kann man die jungen Sängerinnen und Sänger noch einmal bei einem Konzert in der Eberbacher Evangelischen Michaelskirche erleben.

Bei einem Empfang im Eberbacher Rathaus am Freitag würdigte Bürgermeister Peter Reichert die zugrunde liegende Idee des internationalen Jugendaustauschs, die Chordirektor Clayton Parr auch dieses Jahr praktizierte - insbesondere in einer Zeit, in der beim Füllen der Gläser im deutsch-amerikanischen Verhältnis durchaus noch Luft nach oben bestehe.

Seit 1966 ermöglichen regelmäßige Sommercamps US-Schülern und Studenten, Erfahrungen zu machen im "internationalen Verständnis durch die universale Sprache der (Musik)Künste". So zählt auch die 2018er-Europatournee des Blue Lake Choir zu diesen Sommercamps.

Reichert bedauerte, dass die jungen Amerikaner nicht mehr auf die Austauschschüler aus Eberbachs Partnerstadt Ephrata (aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania) trafen, die nach einem dreiwöchigen Aufenthalt bereits am Vorabend abgereist sind. "Sie sind zu Hause eigentlich nur 722 Kilometer von Euch entfernt", wandte sich Reichert an die jungen Leute aus dem US-Bundesstaat Michigan, die in Eberbach jetzt gerade mal etwas über zwei Tage verweilen werden und bei Gastfamilien untergebracht sind.

"Ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, dass Jugendliche sich treffen und austauschen. Das Verhältnis der Politik der Erwachsenen ist derzeit nicht sehr gut. Deswegen ist es wichtig, dass wir ein gutes Verhältnis untereinander anstreben." Reichert stellte den Amerikanern und ihren Betreuern den Begründer und Ehrenmitglied des Partnerschaftsvereins Eberbach-Ephrata, Robert Moray, vor und wünschte den Jugendlichen, dass sie mit gleichaltrigen Eberbachern viele Menschen kennen lernen und die Kultur kennen und schätzen lernen."

Wer dies bei dem Begegnungskonzert des Blue Lake Jugendchors mit den Eberbacher "Voices of Heaven" am Samstag, 7. Juli, ab 20 Uhr in der Michaelskirche tun möchte, hat Gelegenheit dazu bei einer Auswahl des Programmrepertoires.

Chordirektor Clayton Parr präsentiert in einem Faltblatt unter den drei Kapitelüberschriften "Fenster zu Geschichte", "zur Freiheit" und "zur Gegenwart" verschiedene Kompositionen, von denen die Blue Laker aber nur eine Auswahl vortragen werden, damit die "Voices of Heaven" auch noch zu Wort kommen.

Geld für Kulturzentrum: Depot 15/7 kann es bald krachen lassen

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. Die Stadt Eberbach hat für die Umwandlung der leer stehenden Lagerhalle in der Güterbahnhofstraße 15/7 zum Kulturzentrum "Depot 15/7" vom Verein "Leader Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald aktiv" Fördermittel in Höhe von 158.100 Euro aus dem europäischen Förderbudget "LEADER 2014-2020" erhalten.

Heute Vormittag übergab Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl in ihrer Funktion als Vorsitzende des Vereins "LEADER-Aktionsgruppe Neckartal-Odenwald aktiv" die Förderplakette offiziell an Eberbachs Bürgermeister Peter Reichert.

Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich auch etwa 320.000 Euro.

Ohne die hohe Bezuschussung wäre es fraglich gewesen, ob die Stadt Eberbach das Projekt hätte realisieren können.

Inzwischen sind die Dachdeckerarbeiten laut Lang und Vieser fast abgeschlossen. "Jetzt geht es weiter mit den Fenstern. Wenn dann Außen alles fertig ist, geht es Innen weiter", so die beiden städtischen Mitarbeiter. Wie Bürgermeister Reichert erklärt, soll im "ersten Halbjahr 2019" alles fertig sein. Dann kann der Betrieb im neuen Kulturzentrum aufgenommen werden.

Eberbach: 158.000 Euro Zuschuss für das "Depot 15/7"

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. Die Stadt Eberbach hat für die Umwandlung der leer stehenden Lagerhalle in der Güterbahnhofstraße 15/7 zum Kulturzentrum "Depot 15/7" vom Verein "Leader Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald aktiv" Fördermittel in Höhe von 158.100 Euro aus dem europäischen Förderbudget "Leader 2014-2020" erhalten. Am Freitag übergab Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl in ihrer Funktion als Vorsitzende des Vereins "Leader-Aktionsgruppe Neckartal-Odenwald aktiv" die Förderplakette offiziell an Eberbachs Bürgermeister Peter Reichert.

"Es war nicht so einfach, in dem Projekt unterzukommen, alles musste auch präsentiert werden", betont das Eberbacher Stadtoberhaupt. Der Verein habe viel vor, das Geld sei gut investiert; bei den vielen geplanten Aktionen gehe es sowohl um junge Leute als auch um ältere Generationen. "Ich freue mich, dass wir das Projekt umsetzen können - dass Leben in das Gebäude kommt", so Bürgermeister Reichert weiter. Das Kulturzentrum "Depot 15/7" sei zudem nicht nur für Eberbacher, sondern "offen für alle". Sein Dank gilt allen, die am Projekt beteiligt waren. "Eberbach wird beReichert", fügt er lachend an.

"Es ist ein gutes Konzept, ein neuer Mittelpunkt für Jung und Alt", so Bürgermeisterin Pfahl. Zudem sei die Lage sehr gut, so dass "man es auch mal richtig krachen lassen kann". Der Verein "Leader-Aktionsgruppe Neckartal-Odenwald aktiv" habe sich aufs Blatt geschrieben, den ländlichen Raum zu unterstützen, und nun freut sie sich, den Startschuss für das Projekt mit unterstützen zu können. "Gerade in dieser hektischen Zeit ist es wichtig, einen "Ort zu schaffen, wo Menschen sich verstehen". Der Gedanke von Leader, Ideen auf dem Grund aufzugreifen und zu unterstützen sei bestens umgesetzt.

Grüße des Landrats Stefan Dallinger übermittelt der Erste Landesbeamte Joachim Bauer. Das ist ein "zukunftsweisendes tolles Projekt", betonte er. Er hofft nun, dass die Künstler das Gebäude mit Leben erfüllen und sich auch Menschen in anderen Gemeinden Gedanken machen und eigene Ideen entwickeln. "So kommen die Europa-Mittel dort an, wo sie hingehören", betont Bauer.

Bei der Übergabe der Plakette waren zudem die von der Stadt Eberbach am Projekt beteiligten Mitarbeiter Heinz Lang (Abteilungsleiter Hochbau) Christian Vieser (Stadtkämmerei), Steffen Koch (Leiter Stadtbauamt) und die Sekretärin des Bürgermeisters Roswitha Lenz dabei.

Ebenso in der Güterbahnhofstraße vor Ort waren Martin Säurle (Leader-Geschäftsführer Mosbach) sowie Philipp Köhler und Benny Safferling, die Vereinsvorsitzenden vom Kulturverein Depot 15/7.

Ursprünglich war für das städtische Gebäude ein Abbruch und die spätere Veräußerung geplant. Durch Initiative des Kulturvereins "Depot 15/7 entstand jedoch die Idee, das Gebäude zu sanieren und in ein städtisches Kulturzentrum umzuwandeln. Im Mai 2016 hatte der Gemeinderat dafür grünes Licht gegeben.

Späterer Hauptnutzer wird vorrangig der Kulturverein sein. Geplant sind unter anderem Konzerte und (Kinder-) Theatervorführungen, Kino, Open-Air-Veranstaltungen, Diskussionen, Workshops mit verschiedenen Themengebieten sowie ein "zwangloser Treffpunkt". Die Räume sollen aber auch anderen Vereinen und Institutionen zur Verfügung gestellt werden, unter anderem auch für die Bereiche Integration genutzt werden.

Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich auf etwa 320.000 Euro.

Wegen der Mitgliedschaft Eberbachs in der "Leader Region Neckartal-Odenwald aktiv" stellte sich die Frage, ob die Sanierung über Leader-Fördermittel bezuschusst werden könnte. In Zusammenarbeit mit Martin Säurle wurden die Fördervoraussetzungen geprüft. Da das Projekt gleich mehreren Handlungsfeldern und Zielen der "Leader Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald" entspricht, wurde es als förderfähig eingestuft.

Deshalb wurde die Projektidee am 23. Februar 2016 dem Leader-Auswahlausschuss vorgestellt. Im Juni 2016 wurde dann der offizielle Förderantrag beim Regierungspräsidium Karlsruhe eingereicht. Im Oktober 2017 stellte das Land Baden-Württemberg den Zuwendungsbescheid aus. Die Zuwendung beläuft sich auf 158.100 Euro aus dem Förderbudget "Leader 2014 bis 2020" der Europäischen Union. Bezuschusst werden die Nettokosten zu einem Fördersatz von 60 Prozent.

Ohne die hohe Bezuschussung wäre es fraglich gewesen, ob die Stadt Eberbach das Projekt hätte realisieren können.

Inzwischen sind die Dachdeckerarbeiten laut Lang und Vieser fast abgeschlossen. "Jetzt geht es weiter mit den Fenstern. Wenn dann außen alles fertig ist, geht es innen weiter", so die beiden städtischen Mitarbeiter. Wie Bürgermeister Reichert erklärt, soll im "ersten Halbjahr 2019" alles fertig sein. Dann kann der Betrieb im neuen Kulturzentrum aufgenommen werden.

Rockenau: Tuberkolose-Klinik wurde vor 40 Jahren geschlossen

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Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. "Letzte Rettung Zauberberg": Anfang des 20. Jahrhunderts suchten Tuberkulosekranke verzweifelt Heilung im alpinen Hochgebirge. Die Schweiz, Davos, war angesagt. Das Reizklima dort sollte ihnen bei ihrer schweren Krankheit helfen. Alles falsch, hieß bald die Feststellung. Mildes Mittelgebirgsklima war die richtige Empfehlung. Solches Klima wie im Odenwald, wo man damals noch stolz auf die Prädikate "Luftkurort" sein konnte, solches Klima wie in Rockenau.

Genau dorthin ging die Empfehlung der damaligen Reichsversicherungsanstalt. "In Südwestdeutschland fehlt ein Sanatorium", lautete die Auskunft, als sich 1929 ein Pneumologe aus Oberschlesien selbstständig machen wollte: Professor Dr. Kurt Schlapper. Und in Rockenau wurde zufällig die "Führer‘sche Heilanstalt für Suchtentziehung" frei, eine Trinkerheilanstalt. Eine große Villa im Grünen, mit Turm und Reichsfahne. Sie hatte auch so manchem zahlungskräftigen russischen Adligen bei der Bekämpfung seiner Wodka-Sucht geholfen. Aber jetzt gab Dr. Führer aus Altersgründen auf.

Kurt Schlapper kaufte das ausbauwürdige Anwesen am Hang an der Rockenauer Straße. Schlapper - bald in der Fachwelt ein Name mit Ansehen. 1895 in Essen geboren, zunächst praktischer Arzt. Im Laufe der Jahre hatte er sich im Oberschlesischen Görbersdorf auf das Fachgebiet Tuberkulose verlegt, in der größten Lungenheilanstalt der Welt. Es war die Zeit, als es noch keine Antibiotika gab - der entscheidende Durchbruch in der Bekämpfung der Tuberkulose kam für Deutschland erst nach dem Krieg. Der künftige Chef hatte also noch ein weites Aufgabenfeld vor sich.

Das neue Projekt startete am 1. Mai 1929. Vom Zustand des Gebäudes her war die Führer’sche Heilanstalt ganz und gar nicht für Lungenkranke geeignet. Es gab weder eine zentrale Heizung noch fließendes Wasser. Schlapper musste also umbauen. Er wählte den Namen "Sanatorium Eberbach" - weil Rockenau keine eigene Bahnstation hatte. Schlapper behandelte sowohl Kassen- als auch Privatpatienten. Den Selbstzahlern wurde jedoch nur der übliche Satz einer Kassenbehandlung in Rechnung gestellt.

Für das ehemals selbstständige Rockenau war "das Sanatorium" immer ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Schließlich waren dort teilweise bis zu 120 Angestellte beschäftigt, viele davon aus dem Dorf selbst: im Stationsdienst, in der Küche, als Metzger, Gärtner, bei der Hausreinigung. Drinnen im Sanatorium gab es viel zu tun, auch das weitläufige Gelände musste gepflegt werden.

Kurt Schlapper hatte sich von Anfang an auf Erweiterung eingestellt. Er war ein guter ärztlicher Leiter, aber ebenso ein guter Geschäftsmann. Noch vor dem Krieg gab es Umgestaltungen am Haus, Räume mit Markisen baute man vor. 1955 wurden noch zwei Stockwerke draufgesetzt, die Bettenzahl stieg zunächst auf 280. Ein Wirtschaftsgebäude kam dazu und eine Abteilung für Urogenitaltuberkulose. Mit Operationssälen wurde aus dem Sanatorium eine Klinik. Große Liegehallen Richtung Wald versprachen Heilung an frischer Luft.

Die in weiterem Abstand lebenden Eberbacher waren vorsichtig im Kontakt mit Haus und Patienten. Schließlich war Tuberkulose eine schwer heilbare Ansteckungskrankheit. Für das "Sanatorium" hatten die Eberbacher einen Begriff, der nicht ganz so einfühlsam mit dem Leid der Kranken umging: "Mottenburg". "Die Motten haben", so hieß es im Volksmund, wenn einer an Tuberkulose litt.

Bei den Rockenauern hingegen war Angst kein Thema. Die Patienten gingen in den drei Wirtschaften drunten im Dorf als gerne gesehene Gäste ein und aus. So konnten die Rockenauer in der "Traube", im "Schiff" oder in der "Krone" sogar dem einen oder anderen Berühmten begegnen. Bei Rockenauern in Erinnerung geblieben: Opernsänger, Schauspieler und hohe Offiziere. Die überzogen oft die Sperrstunde des Sanatoriums, zehn Uhr abends. Passiert ist den Zapfenstreich-Schwänzern nichts - schließlich waren sie meist Privatpatienten, die ihr Schicksal selbst in der Hand hatten.

Es gab offenbar auch viel Geschick im Umgang mit alkoholischen Getränken. Fast konnte man meinen, einige Patienten aus vormals Dr. Führers Trinkerheilanstalt wären noch übrig geblieben. Nicht nur, dass ein Hausangestellter sein Rosenbräu bei der kühlen Leichenhalle mit Stangeneis frisch hielt. Für auch am Durst leidende Patienten gab es an der Straße nahe dem Sanatorium eine hinter Eichenholz getarnte Bude - bei einem Privatmann.

Die Brauerei Adler aus Zuzenhausen freute sich über einen guten Umsatz. Lungenkranke Raucher konnten verdeckt zur Zigarette greifen. Und im Regen saß man unter einem schützenden Dach.

So mancher fand auch den Weg auf die andere Neckarseite: Lindach mit seinen Wirtschaften "Schiff" und "Hirsch" hatte gute Zecher von gegenüber. Der Fährmann musste des Öfteren auf dem Heimweg bis zur Schleusenbrücke aushelfen. Es hat sich übrigens kein einziger Rockenauer oder Lindacher je mit Tuberkulose angesteckt. Man hatte sich auf radikale Vorsichtsmaßnahmen verständigt: Bier gab es nur aus Flaschen. Eine Übertragung mit möglicherweise nicht richtig gespülten Gläsern wurde vermieden.

Im Zweiten Weltkrieg war das Lungensanatorium ein Reservelazarett. Als 1959 das dreißigjährige Jubiläum des Sanatoriums gefeiert wurde, erhielt es die Auszeichnung "Musteranstalt". Offenbar traf das Mustergültige auch auf die Organisation zu: Zuletzt wurde das Sanatorium mit seiner hohen Bettenzahl und dem großen Personalstamm allein von Schlappers Tochter Liesel und ganzen drei Verwaltungskräften geleitet.

Wirtschaftlich auf gesunden Beinen, nahm Kurt Schlapper zum 1. Juli 1963 das Übernahmeangebot des Mannheimer "Verbands zur Bekämpfung der Tuberkulose" an und verkaufte seine Klinik. Erst jetzt wurde auf Schlappers ehemaligem Reitplatz eine geschlossene Abteilung gebaut, in der Menschen mit offener Tbc zwangsweise eingewiesen werden konnten.

Die einst als "weiße Pest" gefürchtete Tuberkulose spielte in Deutschland bald kaum noch eine Rolle: Mit Medikamenten kann die Krankheit gut behandelt werden. Bis zum 30. Juni 1978 firmierte die Einrichtung noch unter "Fachklinik Eberbach GmbH" als Privatkrankenhaus. Dann kam nach knapp einem halben Jahrhundert das Ende der Eberbach-Rockenauer Lungenheilanstalt.

Rund zwei Jahre lang betrieben Eberbacher Ärzte anschließend die Einrichtung als Belegkrankenhaus. 1980 wurde das Pflegeheim Seniorenstift Eberbach draus. In der Folge wechselten Eigentümer, Betreiber und Namen: TMG Wiesbaden, Refugium, Cursana. Seit immerhin Januar 2004 ist wieder Kontinuität zu verzeichnen: Rund 120 Plätze für alle Pflegegrade werden im jetzt Curata Seniorenstift angeboten. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 120 aus einem Umkreis von bis zu 30 Kilometer, ist Leiter Andreas Neureuter stolz. Da ist in Rockenau doch was Gutes von Schlappers ehemaligen "Eberbacher" Sanatorium übrig geblieben.

Info: Eberbacher Geschichtsblatt 1979, 1995. Histor. Postkarte: Besitz Hans Leistner

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