Eberbach. Zum dritten Mal flog der Eberbacher Zahnarzt Dr. Edgar Lauser auf Einladung der einheimischen Organisation "Women’s Foundation" (W.F.) zu einem zahnärztlichen Hilfseinsatz nach Nepal. Im Gepäck Materialien und Bohrgeräte einschließlich Zubehör, das Kollegen aus dem zahnärztlichen Arbeitskreis Neckar-Odenwald sowie Ines Bergmann aus Berlin gespendet hatten. Bergmann und Lauser kennen sich seit langem, mit ihr trat er die Reise von Berlin über Doha nach Kathmandu an. Die W.F. mit ihren 11.000 Mitgliedern unterhält hier zahlreiche Einrichtungen. Hauptziel ist Schutz und Förderung benachteiligter, teilweise misshandelter Frauen und Kinder.
Vor Ort richteten Lauser und Bergmann zunächst ein "Dental Camp" in einem Meditationsraum ein. Geräte, Instrumente und Material, die hier lagerten, wurden mit dem Mitgebrachten zusammen aufgebaut. Alle Instrumente wurden im Dampfkochtopf sterilisiert. Durch gute Organisation und mit Hilfe von zwei Assistentinnen, die auch dolmetschten und den Patienten mit Taschenlampen in die Münder leuchteten, konnten in zwei Tagen einschließlich Auf- und Abbau nahezu 100 Patienten behandelt werden.
Mit Koffern, Geräten und zwei Behandlungsstühlen bepackt ging es sodann zur alten Königsstadt Bhaktapur. Auch hier ist noch einiges an Arbeit zu leisten, um die Erdbebenschäden zu beseitigen, schreibt Lauser. Weiter ging es nach Osten bis zur Stadt Banepa im Distrikt Kavre. Hier warteten weitere W.F.-Mitarbeiter mit einem Geländewagen, und auf teils unwegsamem Gelände ging die Fahrt in ein Dorf auf 2000 Metern Höhe. Der Behandlungsraum wurde hier in einem Klassenzimmer eingerichtet. Bergmanns Polymerisationslampe mit Akku entpuppte sich an diesem Ort als großer Vorteil, denn während Lauser Füllungsmaterial in Zähne einbrachte, fiel der Strom aus.Die Abschaltzeit des Elektrizitätswerkes dauerte täglich etwa sechs Stunden. Für die Menschen dort sei dies alltäglich, und so fanden sie sich nachmittags oder am nächsten Tag wieder zur Füllungstherapie ein. Zwischenzeitlich wurde es den Zahnärzten aber durch die vielen notwendigen Extraktionen nicht langweilig, heißt es im Bericht.
Beim Gang zum "Restaurant" für ein gesundes Mittagsmahl (Reis, Mangold, Linsensuppe) sahen die Ärzte die Spuren des Erdbebens am Gebäude, das wie viele andere lediglich aus einem Holzgerüst und Wellblech bestand. "W.F. wollte mit deutschen Spendengeldern 65 Häuser erdbebensicher wiederaufbauen, hat aber bis heute von den Behörden dafür noch keine Genehmigung erhalten", hat Lauser erfahren.
Die mobile Praxis rollt weiter in ein Dorf, wo in einem Straßenabschnitt das Wasser 30 Zentimeter hoch steht. Es ist die Zeit der Reisernte und so können die reisenden Zahnärzte unterwegs alle Formen von Reis sehen: gemäht auf dem Feld, in Büscheln zum Transport sowie an Straßen und auf Plätzen die Körner zum Trocknen aufgeschüttet. Nächstes Ziel ist wieder ein Klassenzimmer, wo den kleineren und größeren Kinder vor Behandlungsbeginn noch Mundhygieneunterricht gegeben wird. "Das macht mehr Freude als das Ausgraben von Wurzelresten", so Lauser.
Nach einem weiteren Behandlungstag heißt es wieder alles Einpacken und Abfahrt zunächst zum Zweigbüro von W.F. nach Banepa. Von der Präsidentin werden die Ärzte mit herzlichen Worten des Dankes verabschiedet und bekommen einen Kranz aus orange leuchtenden Tagetes und einen landestypischen Schal umgelegt sowie ein kleines Souvenir mit den Symbolen des Landes. An der Wand hängt ein Bild von Raiffeisen, dem Erfinder des Genossenschaftsprinzips. Die Präsidentin erklärt, ihre Frauen-Kooperative sei ebenfalls genossenschaftlich organisiert, vergebe auch Mikrokredite und habe etwa 700 Mitglieder mit unterschiedlichen Berufen wie Bäuerin, Schneiderin, Verkäuferin.
Nun geht es zurück nach Kathmandu. Ein Junge von W.F. zeigt das in der Nähe gelegene Child Care Center für Kinder von einem bis fünf Jahre. Vor allem alleinstehende Mütter können hier ihre Kinder abgeben, bevor sie zur Arbeit gehen und sie danach wieder abholen. Es folgt die Besichtigung einer Ganztagsschule für Fünf- bis 16-Jährige. Die Schule trägt sich durch das Schulgeld selbst. W.F. übernimmt dies für ihre Kinder.
Weiter im Norden das "Shelter", ein Heim, in dem 65 Kinder leben. Angegliedert ist ein Gebäude mit Pilzzucht und etwas Gelände für organischen Gartenbau. Nach dem Beben stellte W.F. erdbebengeschädigten Schwangeren zum Wohnen die Gemeinschaftsräume zur Verfügung, bis ihre Babys drei Monate alt waren.
Lauser und Bergmann haben während ihres sechstägigen Einsatzes etwa 260 Patienten beraten und behandelt - es waren Tage intensiven Erlebens für sie beide. Die Armen wissen ihnen dafür von Herzen kommende Worte des Danks.
Info: Spendenkonto Zukunftsstiftung Entwicklung, Zweck: Womens Foundation, Dental Camp, IBAN DE05430609670012330010.