Von Barbara Nolten-Casado
Haag. "Die Kirche ist ein Stück Heimat für mich", sagt Bettina Gärtner. Und das ist kein Wunder, wurde die gebürtige Haagerin doch hier getauft, hat sie in diesem Kirchlein Konfirmation und Hochzeit gefeiert. Hier wurden ihre drei Kinder getauft, hier fand der Gottesdienst zur Beerdigung ihres Vaters statt …
Seit 2013 ist Bettina Gärtner Kirchenälteste der Gemeinde Haag. Doch bereits zwei Jahre zuvor meldete sie sich für den Dienst der Kirchendienerin, "weil mir die Kirche hier richtig wichtig ist".
Nachdem die ursprünglich katholische mittelalterliche "Lambertuskirche" während des dreißigjährigen Krieges weitgehend zerstört worden war, errichtete man im 18. Jahrhundert auf ihren Resten beim Friedhof das heutige Gotteshaus. Der Chor stammt aus dem Jahr 1753. "Die Jungen wollten die Kirche im Dorf haben, und die Älteren wollten sie oben auf dem Berg. Mehrmals wurde das Bauholz von Unbekannten in der Nacht wieder auf den Berg gebracht. Nachdem ein als Wächter Abgestellter tot am Holzplatz lag, wurde sie an der alten Stelle am Berg wieder aufgebaut." So hat Gärtner die Geschichte schon als Kind von ihrem Vater gehört. So ist sie auch in einem Gemeindebrief, dem "Lutherboten" aus dem Jahr 1934 nachzulesen.
Durch ein restauriertes Torhäuschen aus dem Jahr 1751 gelangt man zur Kirche. "Darin lagerte früher, als ich Kind war, der Totengräber oben seine Arbeitswerkzeuge", erinnert sich Gärtner. "Das war schon manchmal ein mulmiges Gefühl, da durchzulaufen." Blickfang im Innern der Kirche ist das imposante Antikglasfenster, das den auferstandenen Christus zeigt. Gefertigt wurde es 1838 von dem Karlsruher Künstler Albert Fink.
Rund 150 Personen finden Platz in der kleinen Kirche - inklusive Empore. Dass sie sich hervorragend für die Feier von Familienfesten eignet, haben außer den Haagern auch schon auswärtige Besucher festgestellt. "Leute aus Heidelberg waren mal zu Gast bei einer Konfirmation. Sie wollten danach unbedingt ihre diamantene Hochzeit hier feiern." Des Öfteren kämen auch Gruppen, um die Kirche zu besichtigen, berichtet Gärtner. Und im Sommer, da lässt sie die Tür auf, wenn sie in der Kirche zu putzen und Gottesdienstvorbereitungen zu treffen hat. "Dann kommen immer mal wieder Leute, die fragen, ob sie mal reinschauen dürfen." Natürlich dürfen sie, denn "man freut sich doch selbst, wenn man etwas Schönes zu zeigen hat". Den Winter über finden etwa alle fünf Wochen Gottesdienste in der Haager Kirche statt, im Sommer zweimal pro Monat. Jeweils davor und danach kann die Kirche besichtigt werden. Oder nach Voranmeldung bei Bettina Gärtner unter Telefon (0 62 62) 91 24 42.