Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Nicht nachlassen in der Konsolidierung des Haushalts und nah am Leistbaren planen: Mit dieser bodenständigen Losung brachte Bürgermeister Peter Reichert im Gemeinderat den neuen Etatentwurf ein. Nur: einen Berg Schulden abbauen und sparen, Millionen in den Erhalt der städtischen Infrastruktur stecken, das allein kann’s nicht sein, ließ Reichert anschließend den Blick auch in die Zukunft schweifen – bis ins 800-jährige Jubiläumsjahr Eberbachs im Jahr 2027 – und formulierte seine Zielvorstellungen zur Stadtentwicklung. „Wo wollen wir hin? Wie können wir unsere Stadt weiter entwickeln?“ Darüber nachzudenken, auch dies sehe er als seine Aufgabe. Und ging dabei zunächst nach dem Ausschlussverfahren vor. Ausweisung von Baugebieten und Erweiterung von Gewerbeflächen, auf die andere Kommunen setzen? Komme in Eberbach mangels Masse nicht in Frage. „Wir müssen uns auf die Innenentwicklung konzentrieren, jeden Quadratmeter in der Stadt sinnvoll nutzen“ – und dabei die eigenen Besonderheiten in den Fokus rücken, skizzierte Reichert die Ausgangslage.
Eberbach als lebenswerte Stadt mit einzigartiger Lage, hoher Wohnqualität, hervorragender Infrastruktur, kurzen Wegen, guter öffentlicher Verkehrsanbindung und viel Natur: auf diese Trümpfe will Peter Reichert setzen. „Wir sollten uns als naturnahe Stadt für die demografische Entwicklung der nächsten 30 bis 40 Jahre positionieren. Eberbach hat dafür die idealen Voraussetzungen“. Auf dem Weg dahin will Peter Reichert einer Idee zur Umsetzung verhelfen, die in der Neckarstadt schon seit 1935 immer wieder diskutiert, aber noch nie realisiert wurde, und die er nun weiterentwickelt habe: die zweite Neckarquerung. Eine Brücke nur für Fußgänger und Radfahrer, an zentraler Stelle als eine Art Verlängerung der Luisenstraße, aber ohne die Bundesstraße zu überspannen. Ein kurzer Weg aus der Stadtmitte in „unser Freizeitzentrum“, zum Kuckucksmarkt oder, bei Festen in der Innenstadt, zu den Parkplätzen in der Au. Der Bürgermeister hält dieses Projekt für eine Möglichkeit, „bei 800 Jahren Eberbach etwas Bleibendes für uns und unsere Gäste zu schaffen“. Reicherts Finanzierungskonzert für von ihm genannte 4 Millionen Euro Baukosten: Neben der Ausschöpfung von Fördertöpfen will er eine mehrjährige Spendenaktion ins Leben rufen mit dem Ziel, eine Million Euro von den Bürgern einzuwerben.
Auch mit seinem zweiten großen Vorhaben hat der Bürgermeister bereits Vorgänger. Reichert schlägt vor, sich 2027 an einer Gartenschau zu beteiligen. Allerdings nicht wie sein Vorgänger an einer großen, alle vier Jahre stattfindenden Landesgartenschau, sondern an der kleinen Schwester, dem sogenannten Grünprojekt. „Neckar, Au, Ohrsberg, Neckarlauer, vielleicht Ottohöhe, zweite Neckarbrücke: Viele sehen wie ich mit ihrem geistigen Auge, wie unsere Stadt an diesen Orten und mit den genannten Investitionen aufgestellt sein könnte“, warb Reichert vor den versammelten Räten begeistert für eine Bewerbung. Und forderte dazu auf, sich Städte anzusehen, die schon eine Gartenschau hatten: „Ein Quantensprung in Sachen Stadtentwicklung!“ Allerdings drängt bei diesem Unternehmen die Zeit: bis 22. Dezember läuft die Antragsfrist, der Gemeinderat müsste sich schon in der nächsten Sitzung dafür entscheiden.
Im Nachgang der jüngsten Sitzung knüpfte in Sachen Stadtentwicklung auch die CDU-Fraktion noch an eine althergebrachte Idee an. Sie stellte den Antrag, die Planungen für ein Gewerbegebiet Lautenbach auf dem Neckarvorland per Grundsatzbeschluss wieder aufzunehmen. Man wolle dadurch einer weiteren Abwanderung von Betrieben und Arbeitsplätzen entgegenwirken und Neuansiedlungen ermöglichen.