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Schweres Busunglück in Eberbach: So funktionierte die Rettungskette am Dienstag

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Von Rainer Hofmeyer

Eberbach/Ladenburg. Dienstag, 07.08 Uhr. Der erste Notruf geht in der Integrierten Leitstelle des Rhein-Neckar-Kreises ein. Ein Passant hat 112 gewählt. "Odenwaldstraße in Eberbach. Ein Bus ist in ein Haus gekracht. Viele Leute sind betroffen". Die Meldung wird am Einsatztisch erfasst und an den Disponenten geleitet. Dann läuft eine Rettungskette an, die später alle Verantwortlichen in den höchsten Tönen loben.

Die Leitstelle alarmiert die Eberbacher Feuerwehr, schickt parallel fünf Rettungswagen und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge. Die Aufforderungen gehen in den Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis und an die Bergstraße.

Im Laufe der Zeit gehen weitere Notrufe von Zeugen ein, die Situation wird dramatisch. Immer wieder melden sich Einsatzkräfte mit Ergänzungen zum Lagebild, werden Einsatzmittel und Einsatzkräfte kontinuierlich nachalarmiert.

Eberbach, 07.09 Uhr: "Verkehrsunfall mit Linienbus Odenwaldstraße Eberbach" - Elektronischer Alarm auf den Meldeempfängern der Feuerwehrwehr Eberbach. Nach solch einer Information rückt plangemäß ein Rüstzug der Wehr aus. Trotz aller Dramatik ist dieser frühe Morgen eine günstige Zeit. 28 Einsatzkräfte stehen bereit. Vom Feuerwehrhaus bis zum Unfallort in der Odenwaldstraße ist es ein ganz kurzer Weg.

Feuerwehrkommandant Markus Lenk kommt mit dem ersten Wagen um 07.14 Uhr an, fünf Minuten nach dem Feuerwehralarm. Nahezu parallel trifft Notarzt Benjamin Funke von der Eberbacher Klinik ein, dazu Eberbachs DRK-Rettungswagen.

Die Polizei wird nach den Einsatzunterlagen von der Leitstelle Ladenburg alarmiert. Sie ist mit drei Streifen vor Ort. Die Feuerwehr-Abteilung Pleutersbach ist gleich beim ersten Angriff aufgerufen. Kommandant Lenk ordert einen zweiten Rüstzug - es kommt die Feuerwehr Neckargemünd.

Lenk fordert Kräfte nach

Auch die Seelsorger-Einheiten werden später auf Lenks Veranlassung über die Leitstelle nach Eberbach beordert. Ein First-Responder-Team von Rettern aus Hirschhorn trifft nach kurzer Zeit ein.

Gegen 07.16 Uhr. Unmittelbar nach dem Eintreffen der ersten Retter ist auch Dr. Patrick Schottmüller als Leitender Notarzt beim Geschehen. Arztkollege Funke ist schon im Bus und hilft den Verletzten. Schottmüller übernimmt die Führung des medizinischen Rettungseinsatzes. Er verständigt die Leitstelle: "Etwa 50 Kinder sind verletzt. Ich brauche so viel Luftrettung und Notärzte wie möglich". Der Notarzt will Rettungshubschrauber, die "durchfliegen" können.

Immerhin regnet es in Strömen, die Wolken hängen dicht. Um 07.30 Uhr wird der Rettungshubschrauber Mannheim von der Leitstelle angefordert. Eine halbe Stunde später starten die Helikopter in Ludwigshafen und Gießen. Landeplatz ist die Au auf der anderen Neckarseite.

Das Krankenhaus Eberbach ist kein Kinderkrankenhaus. Dennoch veranlasst Notarzt Schottmüller: Die Operationssäle werden freigemacht, die Notaufnahme stellt sich auf einen Massenanfall an Verletzen ein. Der Fahrer des Busses kommt ins Eberbacher Krankenhaus. Kommandant Lenk alarmiert auch das Technische Hilfswerk.

Nach knapp einer Stunde ist die Lage vor Ort bereinigt, sind alle Verletzten in guter Obhut, in verschiedenen großen Kliniken der Umgebung, die Hubschrauber auf dem Weg in die großen Kinderkliniken. Am gestrigen Mittwoch ist nur noch ein Jugendlicher in Lebensgefahr.

Die in solchen Katastrophenfällen übliche chaotische Phase hat es eigentlich nicht gegeben. Dazu haben auch die Nachbarn beigetragen, die uneigennützig geholfen haben. Die amtlichen Retter können glücklich und zufrieden sein. Eberbachs Bürgermeister Peter Reichert ist stolz auf seine Stadt.

67 Feuerwehrleute waren im Einsatz mit 15 Feuerwehrfahrzeugen, das Technische Hilfswerk stellte 17 Helfer mit drei Wagen. Sieben Notärzte einschließlich der Luftretter plus Leitender Notarzt kümmerten sich um die Verletzten, zehn Rettungswagenbesatzungen halfen. Die Koordination vor Ort hat hervorragend geklappt, die Leitstelle Rhein-Neckar in Ladenburg hat eine weitere Bewährungsprobe bestanden. Besser kann ein so großer Unfall nicht bewältig werden.


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