Eberbach. (cum) Joachim Viebig, der frühere Leiter des Eberbacher Forstamts, ist tot. Er verstarb am Dienstag im Alter von 96 Jahren. Neben seiner Forstamtstätigkeit war Viebig über Jahrzehnte hinweg vielfältig in Eberbach engagiert, unter anderem in der evangelischen Kirche und im Bürger- und Heimatverein. 1952 kam Viebig als Leiter des staatlichen Forstamts nach Eberbach. Aufgewachsen war er in Breslau. Nach seinem Abitur im Alter von 17 Jahren wurde Viebig 1938 zum Militärdienst eingezogen. Im Zweiten Weltkrieg, der im Jahr darauf begann, wurde er schwer am rechten Arm verletzt. Trotz seiner Kriegsverletzung ergriff Viebig seinen Wunschberuf als Förster und studieret in Breslau, Freiburg und Eberswalde. 1945 heiraten er und seine Frau Leonore kurz vor Kriegsende in Heidelberg.
Mit Antritt seiner Stelle in Eberbach krempelte Viebig den dortigen Wald um, der bis dahin überwiegend aus Niederwald bestand, aus dem vor allem Brennholz geschlagen wurde. Viebig ließ auf fast einem Drittel der Eberbacher Waldfläche Fichten, Lärchen und Douglasien setzen und zahlreiche Waldwege und Hütten anlegen. Später folgten das Wildgehege, ein Vogellehr- und Trimm-dich-Pfad. Bei Führungen brachte er Kindern den Wald näher. Damit hatte sich Viebig bereits um die Waldpädagogik verdient gemacht, als der Begriff noch gar nicht erfunden war. Auch in die Stadtpolitik brachte er sich ein, etwa mit einem ausführlichen Konzept für ein Naherholungsgebiet am Ohrsberg.
Musik und Religion lagen dem Sohn eines Pfarrers ebenfalls am Herzen. 1947 hatte Viebig seinen ersten Singkreis gegründet. 1950 wurde er Kirchenältester, 1953 in den Eberbacher Kirchengemeinderat und die Synode des Kirchenbezirks gewählt. Als Prädikant hielt er überall im Kirchenbezirk Neckargemünd Gottesdienste ab. Fast zwei Jahrzehnte lang war er Mitglied des Landeskirchenrats. Von der Badischen Landeskirche wurde Viebig mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Anlässlich seiner Pensionierung 1983 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Der Eberbacher Bürger- und Heimatverein ernannte Viebig zum Ehrenmitglied. Nachdem Viebig viele Jahre im Forsthaus am Scheuerberg gewohnt hatte, verbrachte er seinen Lebensabend zuletzt im Lebensrad. Dort verstarb er am Dienstag rund zwei Wochen vor seinem 97. Geburtstag.