Von Jutta Biener-Drews
Schönbrunn. Das zumindest ist schon Mal nicht normal: Dass die Grundschule Bildungswerkstatt (BWS) ihre Projekttage nicht nur an ihre um die 80 Schüler richtet, sondern auch an Erwachsene. Eltern, Lehrer, Erzieher - eine interessierte Öffentlichkeit insgesamt ist eingeladen zum einleitenden Vortrag am Montag, 22. Oktober.
Mit der Fragestellung "Ist das noch normal?", geht es mitten hinein ins zentrale Thema dieser schulischen Veranstaltung: herausforderndes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen und wie damit umzugehen ist. Referent ist Dr. Robert Vrban von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die diese Projekttage maßgeblich mitgestaltet. Auch das fällt aus dem Rahmen, wie Alexander Bartmann betont. Bartmann steht als Schulsozialarbeiter nun im dritten Schuljahr in Diensten der Gemeinde, ist aber auch derjenige, der in Abwesenheit von Schulleiter Karlfried Schicht die Erläuterung dieses schulischen Projekts übernimmt.
So klein die nach einem besonderen pädagogischen Konzept und mit jahrgangsgemischten Klassen betriebene Dorfschule ist, so sehr in diesem mit viel Holz gebauten modernen Schulhaus Geborgenheit vermittelt wird: Auch hier ist die Welt natürlich nicht heil. "Die Schule ist ein Spiegel dessen, was draußen ist", weiß Bartmann.
Unruhe, Lautsein, schlimme Schimpfworte: herausforderndes Verhalten sei unter den Grundschülern in allen Facetten zu beobachten. Wobei die Frage, ob solches Verhalten noch normal ist, gegenüber dem Empfinden, "das ist unerträglich, ist super daneben!" oft genug verblasse. Die Projekttage wollen nun unter der Voraussetzung, dass es herausforderndes Verhalten von Schülern, Kindern und Jugendlichen zu allen Zeiten gegeben hat, eine zeitgemäße Antwort darauf geben: beziehungsfördernde Kommunikation.
Was laut Alexander Bartmann darauf hinausläuft, dass "bei allen Konflikten, allem Unfug, der passieren kann und passiert, unter allen denkbaren Umständen eine Tür offen ist für Begegnung und Gespräch". Den Kindern selbst wird in Rollenspielen mit PH-Studenten dabei ab Februar Gelegenheit gegeben, sich in unterschiedlichen Kommunikationsstilen zu erleben und dabei zu erfahren, wie ihre eigenes Verhalten abweisend oder zugewandt, beleidigend, ausgrenzend, rau oder auf die Bedürfnisse des Gegenübers gerichtet sein kann.
Erwachsene in den schulischen Erziehungsauftrag einzubeziehen, nein, sagt Bartmann, dies ziele keineswegs darauf ab, die BWS in der Gemeinde zum zentralen Ort des postulierten lebenslangen Lernens, zum Zentrum sozialen Lernens für alle Lebensalter zu machen: "Wir treten nicht besserwisserisch auf. Wir sollen Wege des Zusammenwirkens zeigen. Unsere Ansprache ist: schaut zu, wie wir lernen und lehren!"
Die Kooperation zwischen PH und BWS geht dabei auf einen 2015 bei einer Fachtagung zur Unterrichtsentwicklung im Staatlichen Schulamt Mannheim geknüpften Kontakt zurück. Die Schönbrunner Schule sei nun die erste und einzige im Schulamtsbezirk, die die empfangenen Impulse aufnehme, erklärt Bartmann.
Dem Vortrag "Ist das noch normal?" am Montag, 22. Oktober, 19 Uhr in der Schulaula folgt am Montag, 5. November, 19 Uhr die Vorführung des Dokumentarfilms "Kindheit". Eintritt frei.