Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Von wegen nichts los in Eberbach. Seit Jahresbeginn geht es in der Stadthalle Schlag auf Schlag: Kabarett mit Heinrich del Core, die irische Show "Rhythm of the Dance", Tanz, Akrobatik und Augenschmaus verheißende "Amazing Shadows" und als klassisch inszenierte Operette "Der Zigeunerbaron" kommen kurz hintereinander auf die Bühne.
Glaubt man den Vorverkaufszahlen, kommt der Mix gut an. Ist das normal, oder fällt in Eberbach solch geballte Unterhaltung vor großem Publikum aus dem Rahmen, wie mancher Besucher glaubt? Wie kommt so ein "Programm" eigentlich zustande und was reizt Veranstalter, die die Stadthalle buchen, an einer Kleinstadt wie Eberbach?
Ein Veranstaltungsprogramm, das einem bestimmten Konzept folgen würde, sucht man in der Stadthalle vergebens, macht das Gespräch mit Tobias Soldner klar. Soldner leitet im Rathaus das Ressort für Kultur, Tourismus und Stadtinformation (KTS), in das auch die Vermietung der Stadthalle fällt. "Und wir vermieten nur", benennt Soldner seine Rolle dabei.
Auch an Veranstalter, die auf der Suche nach zur Tournee ihrer Künstler passenden Häusern hier anfragen. Wann sie das tun, habe die Stadt aber nicht im Griff. Laut Soldner tun sie es aber in so großer Zahl, dass gar nicht jeder zum Zuge kommt. Das liege zum einen an der insgesamt guten Auslastung der Stadthalle, die ja nicht nur für solche Gastspiele, sondern für Veranstaltungen aller Art gebucht wird: für Fastnachtssitzungen, Hochzeiten, Versammlungen, Tagungen, Konzerte heimischer Ensembles, Theater.
"Es geht dann nicht ums Mögen, sondern ums Können". Wenn also demnächst wieder die Fastnachter los sind, haben andere Interessenten das Nachsehen. Auch aus diesem Grund drängen sich solche Tourneeaufführungen zu Jahresbeginn, außergewöhnlich sei das nicht.
Da wäre aber noch ein zweiter Grund für eingeschränktes Können: die personellen Möglichkeiten. "Nicht was die KTS betrifft", erklärt Soldner. Gemeint sind die Hausmeister. Denn die müssen in der Lage sein, "die Ansprüche der Veranstalter zu erfüllen" und die Halle vor und nach dem Auftritt in Schuss zu bringen. Will heißen: nach Absprache für die richtige Bestuhlung sorgen - die Zahl der maximal 790 Sitzplätze schwankt je nach Bedarf-, Tische aufstellen, Catering organisieren, Technik, Garderobe, Reinigungsteam, "das ist jedes Mal anders. Und wir sind immer als Erste da und sind die letzten, die rausgehen", sagen Dirk Gugau und Martin Mechler.
Die zwei sind ein gut gelauntes und seit sieben Jahren eingespieltes Doppel und fordern von sich nichts Geringeres, als dass am Ende "jeder sagt, ich komme wieder, das war gut, mehr geht nicht!" Aber wenn zwei Veranstaltungen direkt hintereinander mit viel Umbau verbunden sind, müssen die zwei passen - auch wenn bei Bedarf noch der Bauhof mithilft. Weil mehr für die Hausmeister manchmal einfach nicht geht. Schließlich haben sie auch noch andere Aufgabenbereiche als die Stadthalle.
Die Erfahrung zeigt Tobias Soldner, dass die Veranstalter die Eberbacher Verhältnisse auch zu schätzen wissen: "Die meisten sind Wiederholungstäter." Und dabei spiele die für Kommunen dieser Größenordnung nicht alltägliche Stadthalle eine entscheidende Rolle: "Die Größe stimmt - sie ist groß genug, aber nicht zu groß, und wenn’s nicht ganz voll ist, sieht’s nicht gleich leer aus". Und die Ausstattung sowieso, wobei Soldner sie auch in technischer Hinsicht zwar nicht sehr gut, aber gut nennt.
Und die Veranstalter selbst? Wie gut läuft Eberbach für sie? Drei der vier aktuellen Agenturen ließen sich zu Statements bewegen. Und ließen durchblicken, dass der Konkurrenzdruck in diesem Geschäft für alle Beteiligten groß ist. Auch für Eberbach.
Von Star Concerts im hessischen Erlensee, das jetzt mit sehr guten Vorverkaufszahlen den "Zigeunerbaron" bringt und in neun beziehungsweise zwölf Monaten das "Kikeriki Theater" und zwölf Tenöre, fällt die Bewertung mit "recht gut bis sehr gut" positiv aus. Vor allem die Halle und die Unterstützung wird hervorgehoben, die hier von allen Seiten komme. Die Stadt besitze Potenzial, "man muss es halt ausprobieren", stellt die Konzertagentur fest: Wenn’s nicht funktioniert, "muss man die Stadt aus der Tourneeplanung halt wieder rausnehmen".
Roth & Friends in Herxheim, die die Stars der Kabarett- und Comedy-Szene unter Vertrag haben - Eckart von Hirschhausen, Dieter Nuhr, Helge Schneider, Olaf Schubert -, und die Eberbach zuletzt an einem schwächer verkauften Mittwochabend den Comedian Heinrich del Core bescherten, reagiert man verhalten.
"Alles, was wir machen, läuft hier etwas schlechter als woanders, wir müssen uns für unsere Verhältnisse sehr anstrengen", erinnert sich Andreas Roth auch an Auftritte von Christoph Sonntag und Rolf Miller in der Vergangenheit. Was die hiesige Region angeht, tue er sich in Mosbach oder Sinsheim leichter.
Aus Gera, von Reset Productions, ist man mit "Amazing Shadows" nach sechs Jahren mal wieder in Eberbach gelandet, "weil es sich auf der Tourneeroute gerade angeboten hat". Ein kurzer Blick auf die im Vorverkauf abgesetzten Karten lässt noch Steigerungspotenzial erkennen. "Aber wir sind relativ häufig in der Region", bemüht sich ein Mitarbeiter um verbindliche Töne: "in Mosbach und Sinsheim".