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Influenza in der Region Eberbach: Darum ist der Grippe-Impfstoff derzeit knapp

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Von Elisabeth Murr-Brück

Eberbach/Hirschhorn. Kommt jetzt die Grippe? Vergangene Woche verzeichnete das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises 23 Fälle von Influenza, der echten Grippe (nicht zu verwechseln mit dem "grippalen Infekt"), 98 waren es im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Eine Grippe-Impfung sei aber auch jetzt noch sinnvoll, erklärt Dr. Anne Kühn vom Referat Gesundheitsschutz: Es dauert zwei Wochen, bis der Impfschutz aufgebaut ist und die Experten am Robert-Koch-Institut rechnen mit einem baldigen Ansteigen der Erkrankungszahlen.

"Die eigentliche Grippe-Zeit kommt erst", fürchtet auch Dr. Katharina Meier aus Eberbach. Während in den Praxen hier derzeit eher das Noro-Virus ("Magen-Darm") Probleme macht, sieht man in Hirschhorn schon deutlich mehr Atemwegs-Erkrankungen, ebenso in Schönbrunn, einiges deute darauf hin, dass auch echte Fälle von Influenza darunter seien.

Wer sich jetzt allerdings noch impfen lassen möchte, muss sich auf die Suche machen. Der Impfstoff ist derzeit nur noch vereinzelt verfügbar. Die meisten Praxen hatten spätestens Ende Dezember die letzten Ampullen verbraucht, nur eine Praxis ist noch gut versorgt, trotz größerer Nachfrage: "Wir haben offenbar richtig kalkuliert und ausreichend bestellt."

In den Apotheken hatte sich der Mangel schon Ende Oktober abgezeichnet; Mitte November hatten die meisten ihre Bestände verkauft; "in weiser Voraussicht" hatte man in der Bahnhof-Apotheke zwar mehr bestellt als die Ärzte geordert hatten, aber auch hier war Ende Dezember so gut wie alles weg. In Hirschhorn das gleiche Problem, wenn auch nicht zur gleichen Zeit: Ende November war erst mal Schluss, kurz vor Weihnachten gab es eine Nachlieferung, weil Hessen von einem anderen Hersteller beliefert wird; allerdings konnten dabei auch nicht mehr alle Vorbestellungen abgedeckt werden.

Apotheker Dr. Arnt Heilmann erklärt die Hintergründe. Fünf Hersteller von Grippe-Impfstoffen versorgen den deutschen Markt. Bis März müssen die Ärzte bei den Apothekern und die bei den Herstellern ihre Bestellungen für die kommende Saison abgeben. Sie müssen also zu dieser Zeit abschätzen, wie viele Menschen sich voraussichtlich im nächsten Herbst und Winter gegen Grippe impfen lassen werden.

Heilmann: "Auf diese Bestellungen wird ein Prozentsatz x als Reserve draufgeschlagen", danach richtet sich die Produktion der Hersteller. In den vergangenen Jahren war trotz aller Appelle die Impfbereitschaft eher mäßig, die Kassenärztliche Vereinigung in zwei großen Flächen-Bundesländern hat ihren Ärzten empfohlen, die Bestellung um die Hälfte zu reduzieren. Eine wirtschaftliche Frage, was nicht gebraucht wird und übrig bleibt, muss vernichtet werden.

Weil ein Grippevirus extrem wandlungsfähig ist, muss der Impfstoff jedes Jahr neu hergestellt werden; Saisonware nennt es die Deutsche Apotheker-Zeitung, rund fünf Tonnen waren im letzten Jahr für die Tonne.

Im letzten Herbst aber wollten sich plötzlich weit mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen als bisher; möglicherweise eine Folge des vorangegangenen Grippe-Winters mit ungewöhnlich vielen und ungewöhnlich heftigen Erkrankungen, verstärkt vielleicht durch erste Warnungen, dass der Impfstoff knapp würde.

Die Herstellung ist jedes Mal ein Vabanquespiel. Die Entwicklung des Impfstoffes gegen die Influenza-Viren richtet sich danach, von welchen vier Virenstämmen voraussichtlich die größte Gefahr ausgehen wird, basierend auf Untersuchungen und der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation.

Sogenannte "Saatviren" werden in speziell dafür produzierten Hühnereiern bebrütet und vermehrt, danach in einem komplizierten Verfahren gereinigt und deaktiviert: Die meisten Grippe-Impfstoffe sind sogenannte Tot-Impfstoffe. Dieser Prozess erfolgt für jeden Virenstamm getrennt, die Herstellung dauert bis zu einem halben Jahr.

In Deutschland wurde üblicherweise eine Impfung mit einem Wirkstoff gegen die drei wichtigsten Stämme von den gesetzlichen Kassen bezahlt, im vergangenen Jahr war gerade der darin nicht enthaltene B-Stamm für die meisten Grippe-Erkrankungen verantwortlich.

Der für die Kassenleistungen zuständige Bundesausschuss hat daraufhin im April beschlossen, dass für die Grippeimpfung 2018/19 auch der Vierfach-Impfstoff von den Kassen bezahlt würde. Aktuell habe das Regierungspräsidium als zuständige Arzneimittel-Aufsichtsbehörde den Weg für den Bezug von Impfstoffen aus dem Ausland genehmigt, heißt es in einer Mitteilung des für den Rhein-Neckar-Kreis zuständigen Landratsamtes.


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