Von Martina Birkelbach
Eberbach. Ein dreifach kräftiges "13er Ring-Maul": "13er Ring-Maul, 13er Ring-Maul, 13er Ring-Maul". Klappt, muss man aber üben. Die Fastnachts-Freunde-Eberbach würden sich freuen, wenn sie bei den Umzügen von möglichst vielen Zuschauern mit ihrem Schlachtruf gegengegrüßt werden. Die anderen Vereine kennen den Ruf inzwischen, bei den Zuschauern ist’s immer noch etwas zögerlich. Wie der Ruf entstand? "Bei einem Treffen hatten wir einfach so ganz zufällig die Idee", sagt Fastnachts-Freunde-Präsident Björn Bermich lachend.
Einen tieferen Sinn hat der Schlachtruf nicht, auch wenn man ihn zu ergründen versucht. Und wer blöd fragt, um was es sich bei einem Ring-Maul handelt, wird trotzdem ganz nett aufgeklärt: "Ein Ring-Maul-Schlüssel ist ein Werkzeug, um Sechskantschrauben anzuziehen". Die Fastnachts-Freunde brauchen einiges an Ring-Maul-Schlüsseln, um ihren Wagen zu bauen. Die 13 davor ist "ebenso zufällig" entstanden - und hat sich inzwischen etabliert".
Alles begann im Jahr 2007. Björn Bermich, Danny Friehs und noch drei andere Realschulfreunde hatten Lust, bei den Fastnachtsumzügen in Eberbach und Neckargerach mitzumachen. "Über zufällige Bekannte haben wir einen Lkw bekommen. Aus dem war binnen zwei Tagen ein Wagen gebaut. Wir haben ein Bettlaken angemalt und drangehängt", erinnert sich Bermich. Die Aktion sprach sich rum, spontan waren 25 Leute in kunterbunten Kostümen dabei. "Das Motto war Hawaii-Party. Ja, da waren wir noch jung", so der heute immerhin 28-Jährige seufzend.
In den nächsten drei Jahren ging’s weiter, weil’s so schön war: "Handwerker der Zukunft", "Klimawandel" und "Love Parade" stand auf dem Plan der Gruppe. Diese bestand immer aus "einem Kern von etwa 20 Leuten". Jedes Jahr kamen neue dazu, andere gingen. "Im Durchschnitt waren wir immer etwa 35 Personen."
Am zweiten Wagen haben die Fastnachtsfreunde aber immerhin schon einen ganzen Monat lang gebaut. 2011 und 2012 haben sie ausgesetzt, 2013 war die Gruppe unter dem Motto "Oktoberfest" erstmals auch bei den Umzügen in Mudau und Lohrbach (Nachtumzug) dabei. 2014 war das Motto "Pracht und Prunk Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst alias Theo". Und 2015 mit "GDL wir streiken" fuhr die Gruppe dann sogar in Hirschhorn mit. "2015 hatten wir einen Unimog mit selbst gebautem ICE. Der große Lkw, den wir davor hatten, passte nicht durch Hirschhorns Gassen", so Bermich.
Seit 2015 ist die Gruppe auch ein eingetragener Verein; "Wir wollten uns absichern, wenn etwas passiert. Und über die Mitgliedsbeiträge finanzieren wir uns. Es gibt auch ein paar Sponsoren, meist sind das aber Privatpersonen oder kleinere Betriebe", so der Präsident. Damit sind die Fastnachts-Freunde-Eberbach seither - neben der KG Kuckuck, den Eulen und den Urmeln sowie den Haidebowern - der fünfte Eberbacher Faschingsverein.
Wir sind "die Küken", sagt Bermich lachend. Wie auch die Haidebower veranstalten sie allerdings keine Prunksitzungen - und haben das auch in nächster Zukunft nicht vor.
2016 tourten sie als "Piraten des Neckartals" mit, 2017 war das Thema "Make Fastnacht, not War", und im vergangenen Jahr gab’s "Märchenwald". "2017 haben wir uns auch einen eigenen Anhänger gekauft", freut sich Bermich. Dabei handelt es um ein von einem Dossenheimer Tabakbetrieb ausrangiertes Modell.
Derzeit bauen die Fastnachtsfreunde in einer Scheune in Weisbach; "aber der Ort ändert sich jedes Jahr wieder". Es ist eine Torhöhe von vier Metern nötig und die Maße des Anhängers betragen 8 auf 2,50 Meter. "Wir suchen meist kurz nach einer Kampagne schon wieder eine neue Unterkunft. Auch für nächstes Jahr werden wir wieder suchen müssen."
Der Verein hat zurzeit 26 Mitglieder im Alter von neun Monaten bis 60 Jahre. Die Mitglieder kommen aus vielen verschiedenen Berufszweigen: "Da ist alles dabei, von Bundeswehr über Wasser- und Schifffahrtsamt bis hin zum KfZ-Meister". Bermich hat Informationselektriker gelernt, ist derzeit im Veranstaltungstechnikbereich tätig. "Jeder, der bei einem Umzug mitlaufen möchte, kann sich melden; allerdings beträgt das Mindestalter 18 Jahre. Eine Höchstgrenze gibt’s nicht. Wir freuen uns über Zuwachs." In manchen Jahren sind mehr Frauen dabei, in anderen Jahren mehr Männer. "Für die Kostüme gibt’s Vorgaben, dann kümmert sich jeder selber drum. Manches wird gekauft, anderes selbst genäht. Timo Sohns ist sehr kreativ, er investiert sehr viel Zeit und Geld in seine Kostüme", so Bermich.
Inzwischen ist die Bauzeit für den Wagen auf vier Monate gewachsen, meist geht’s im November los. "Zuerst haben wir uns nur samstags getroffen, seit Januar sind wir jeden Abend am Bauen." Das "Grundgerüst" steht schon, jetzt stehen die Malerarbeiten an; fertig zum ersten Umzug werden sie auf jeden Fall. Das diesjährige Thema? "Keine Chance. Das wird nicht verraten, das ist streng geheim."
Seit 2015 sind die Fastnachts-Freunde-Eberbach mit einem Stand auch beim Eberbacher Frühling vertreten; "und wir haben auch schon bei einem Tag der offenen Tür (Feuerwehr und THW) sowie beim Schlauchbootrennen der Reservisten mitgemacht". Zudem organisiert Danny Kussmann seit zwei Jahren eine "vorweihnachtliche Spendenaktion" für die Kinderonkologie in Mannheim. Und: Seit dem vergangenen Jahr gibt’s einen selbst gestalteten Fastnachts-Freunde-Pin mit dem 13-er-Ring-Maul-Logo.
Dieser kann bei den Vereinsmitgliedern oder bei den Umzügen direkt gekauft werden.
Was Präsident Bermich an den Fastnachts-Freunden gefällt, ist "die Gemeinschaft, den Wagen aus dem Nichts selber gestalten und das gemeinsame Projekt tragen zu können." Außerdem "ist die Stimmung bei den Umzügen immer super; wenn dann was zurückkommt von den Zuschauern, das ist toll". Die Bauphase ist zwar immer anstrengend, aber "es macht Spaß - und hinterher sind immer alle glücklich".
In diesem Jahr ist es übrigens die elfte Umzugsteilnahme der Fastnachts-Freunde-Eberbach (seit 2007 mit zweimal aussetzen), also heißt’s für die Zuschauer erst recht zum Jubiläumsumzug weiter üben, üben, üben: "13er Ring-Maul, 13er Ring-Maul, 13er Ring-Maul"!
Info: fastnachts-freunde-eberbach.de