Von Peter Bayer
Eberbach. "Die Idee ist, Bestehendes so zu gestalten und ins rechte Licht zu rücken, dass man es touristisch nutzen kann", sagt Tobias Soldner. Im Kampf um Touristen hat Eberbach ein großes Plus: seine Natur. Sie lockt Wanderer und Radfahrer - sieht man vom schwächeren Winter einmal ab - zu allen Jahreszeiten in die Stadt am Neckar. 2018 waren es rund 500.000 Besucher, überwiegend Tagestouristen. Ziel ist es, das vorhandene Angebot auszuweiten und so noch mehr Gäste nach Eberbach zu locken.
90 Prozent der Besucher im Rhein-Neckar-Kreis sind Tagestouristen, da bildet Eberbach keine Ausnahme. Die Konkurrenz im Tourismusgeschäft ist groß, da muss man seine Stärken kennen und gezielt einsetzen. Eine Stärke Eberbachs ist der bislang eher etwas vernachlässigte Neckar.
Der Fluss soll künftig noch mehr in den Fokus gerückt werden, ein Konzept für die Umgestaltung des Neckarlauers wurde bereits erarbeitet und könnte nach der erforderlichen Sanierung der Spundwand - geschätzte Kosten rund 500.000 Euro - umgesetzt werden. Für den Leiter des Ressorts Kultur-Tourismus-Stadtinformation (KTS) hat die Umgestaltung des Lauers höchste Priorität.
Derzeit wird der Neckarlauer überwiegend durch geordnetes sowie teils ungeordnetes Parken geprägt, für Besucher wenig ansehnlich. Genutzt wird er ferner als Anlegestelle für Schiffe, Busparkplatz und als Wohnmobilstellplatz, zudem gibt es eine kleine Skateranlage.
Das Konzept sieht grundsätzlich vor, den Neckarlauer in zwei Hälften zu teilen: 162 statt bislang 172 Pkw-Stellplätze sowie zehn Wohnmobilstellplätze direkt am Neckarufer sind im östlichen Teil geplant. Der westliche Teil ab Höhe der Treppe zur Hauptstraße Richtung Heidelberg soll frei von Parkplätzen bleiben und der touristischen Freizeitnutzung dienen.
Gedacht wird dort an eine Ruhezone, einen Stadtstrand mit kleiner Gastronomie, einen erweiterten Skatepark, einen Schwimmsteg unter anderem für Kanufahrer sowie ein erweitertes Angebot für Sportboote. Zudem soll die Anlegestelle für die Personenschifffahrt gestalterisch aufgewertet werden.
Zum Verweilen soll es eine Treppe vom Lauer ans Wasser geben sowie Sitz- und Liegemöglichkeiten entlang des gesamten Bereichs. Ein befestigter Weg im Grünstreifen sowie eine einheitliche Oberfläche sollen ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Die gegenüberliegende Neckarseite kann mit dem Campingplatz und dem Freibad aufwarten. Das Schwimmbad zieht auch viele Besucher von außen an, und der Campingplatz mit 70 Stellplätzen ist vor allem im Sommer sehr gut frequentiert.
In diesem Zusammenhang bedauert Soldner, dass der von Bürgermeister Peter Reichert angeregte Steg über den Neckar nicht befürwortet wurde. "Eine Radgruppe mit kleinen Kindern schreckt die Brücke ab", ist er überzeugt.
Und Ältere sowie Kinder kämen so in fünf Minuten in die Au, zum Beispiel ins Freibad, das im Sommer auch von Auswärtigen gut besucht wird. "Ich bin überzeugt, dass Eberbach irgendwann einen Steg hat", hat Soldner die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Doch die Neugestaltung des Neckarlauers ist nicht das einzige Projekt, mit dem Eberbach ein Stück weit attraktiver werden soll. Ein wichtiger Punkt ist eine zielorientierte Wanderwegweisung in Kooperation mit dem Naturpark, für Soldner "eine sinnvolle Investition in die Zukunft".
Es geht darum, wo sollen die Wanderer hingeschickt werden. Seit 2018 ist die Stadt auch Mitglied im Verein "Burglandschaft Spessart und Odenwald". Eine Wanderroute soll zur Burgruine Eberbach führen, in der eventuell auch Veranstaltungen möglich sein könnten. Geplant sind für dieses Jahr auch ausgewiesene Strecken für Mountainbiker. Mit diversen Broschüren weist Eberbach auf seine touristischen Angebote hin. Auch hier soll sich 2019 etwas tun. Weil trotz Internet viele Interessierte die Unterlagen per Post bekommen wollen, wurden die Broschüren bislang zusammengepackt und verschickt, die potenziellen Urlauber von einer Informationsflut fast erschlagen.
"Wir wollen die diversen Broschüren in einem Prospekt zusammenfassen, das ist kundenfreundlicher", kündigt Soldner an. Doch die KTS-Mitarbeiter sind auch vor Ort, um die Werbetrommel zu rühren. So etwa jüngst auf der CMT Stuttgart, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit.
Auch auf dem Maimarkt wird Eberbach wieder mit einem Stand vertreten sein sowie über die Touristikgemeinschaft Odenwald auf weiteren Messen. "Wir machen dort Werbung, wo es sinnvoll ist", sagt Soldner. Wegen des Campingplatzes wirbt Eberbach etwa gezielt in den Niederlanden.
Es sind aber auch die größeren und kleineren Veranstaltungen das ganze Jahr über, die Besucher in die Stadt am Neckar locken. So sind auch 2019 einige Höhepunkte geplant. Die JazzMe-Reihe im März bringt zum 17. Mal wieder musikinteressierte Gäste in die Stadt. Von 29. bis 31. März gibt es in Eberbach eine große Osteraktion. Neben dem Ostermarkt, dem Sanierungsmobil und dem verkaufsoffenen Sonntag gibt es an allen drei Tagen das erste Eberbacher Streetfood-Festival. Passt das Wetter, "wird Eberbach voll sein", ist der KTS-Leiter überzeugt. Ende Mai/Anfang Juni findet der Eberbacher Frühling statt, für den im Rhein-Neckar-Kreis mit 40.000 Flyern geworben wird. Die Aktion "Lebendiger Neckar" soll auf zwei Tage ausgedehnt und der Neckar mit einbezogen werden. Das Programm hierfür stellen die KTS-Mitarbeiter gerade zusammen.
Zwei weitere große Besuchermagneten sind vom 23. bis 27. August der Kuckucksmarkt sowie am 20. Oktober der Apfeltag, der letztes Jahr mit 20.000 Besuchern einen Rekord verzeichnete.