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Waldfriedhof Eberbach: Eberbach soll Bestattungen im Stadtwald bekommen

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Von Christofer Menges

Eberbach. Eberbach soll einen Waldfriedhof bekommen. Eine große Mehrheit der Freien Wähler und Teile der AGL unterstützten am Montag im Gemeinderat einen Antrag der CDU, auch wenn die Umgestaltung des Eberbacher Friedhofs am Ohrsberg noch läuft. Denn die Nachfrage ist mehreren Stadträten zufolge groß. Ein Ort dafür soll nun gesucht werden, denn fürs Kirchel, wie von der CDU beantragt, hätte sich keine Mehrheit gefunden.

Erdbestattungen im Sarg werden immer weniger, Friedwälder und Ruhehaine sind als letzte Ruhestätten dagegen zunehmend gefragt. Mit der Umgestaltung des Eberbacher Friedhofs will die Stadtverwaltung der Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen Rechnung tragen. 2013 wurde ein Konzept in Auftrag gegeben, im Herbst 2018 der erste Bauabschnitt in Angriff genommen. Neben Urnen im Staudenbeet und Bestattungen und der Bestattung unter Bäumen sollen innerhalb des Friedhofs und neben den traditionellen Gräbern auch anonyme Gräber angelegt werden. Nur reicht das nach Ansicht der CDU nicht aus: Viele Bürger wünschten eine Waldbestattung und die nächsten Waldfriedhöfe in Reichartshausen und Erbach seien zu weit weg.

Darüber wurde, wie in der Gemeinderatssitzung am Montag herauskam, auch schonmal geredet: nichtöffentlich, vor vier Jahren und ohne Ergebnis. Denn damals wurden bestattungs- und forstrechtliche Fragen nicht geklärt. Forstamtsleiter Siegfried Riedl habe lediglich festgestellt, dass es im Eberbacher Stadtwald keine geeigneten Flächen gebe, weil die Wälder zu steil und unzugänglich seien. Das sei aber am Kirchel kein Problem, wie Karl Braun sagte.

Das Kirchel sei aber nicht direkt anfahrbar, hielt Bürgermeister Peter Reichert dagegen. Laut Klaus Eiermann (SPD) fehle es dort zudem an Infrastruktur, der Boden sei nicht geeignet und für Besucher bestehe Gefahr durch herunterbrechende Äste. Das habe Riedl damals auch schon erläutert. Zudem sei ein Friedwald eine Konkurrenz zum bereits jetzt schon nicht optimal ausgelasteten Friedhof: "Da sind jetzt schon leere Flächen", so Eiermann.

Peter Stumpf (AGL) sah das ähnlich: Grundsätzlich sei er dafür, aber zum einen sei es der falsche Zeitpunkt: Wenn jetzt in den Friedhof investiert werde, müsse man erstmal abwarten, wie das angenommen werde. Zum anderen sei der Hebert auch wegen des noch möglichen Baus von Windrädern dort der falsche Ort. Infrage kämen auch andere Waldstücke am Ohrsberg und im Karlstal.

Nur zielt der CDU-Antrag, wie Georg Hellmuth erklärte, nicht auf eine Bestattung unter Bäumen wie am Friedhof oder einen teilweise angelegten Ruhehain wie in Reichartshausen ab, sondern auf einen naturbelassenen Friedwald wie in Erbach, in dem die Asche im Wald beigesetzt wird. Deshalb sei der Boden auch kein Thema. "Ich finde es schlimm und traurig, wenn so viele Eberbacher, die wegen des Waldes hier verbunden sind, außerhalb beigesetzt werden", sagte Hellmuth. Wie viele das mangels eines entsprechenden Angebots seien, müsse genauso Bestandteil einer genaueren Untersuchung sein wie die Auswirkungen auf den herkömmlichen Friedhof und die Kosten. In Erbach werde der Waldfriedhof von nur einer Person in Schuss gehalten.

"Das Friedhofskonzept ist zwar beschlossen, aber bis das umgesetzt ist, dauert es noch Jahrzehnte", warf Michael Reinig (Freie Wähler) ein. Bedarf für Waldbestattungen sei definitiv da. "Wenn’s sowas im Wald gäbe, will ich das auch", merkte Lothar Jost an. Es müsse ja nicht am Kirchel sein.

In den Ortsteilen gebe es ebenfalls Nachfrage, die Friedhöfe nach Eberbacher Vorbild umzugestalten, dort gebe es schon Vorschläge von Bürgern, die auch bereit seien, selbst anzupacken, sagte Markus Scheurich (SPD).

"Bei all den Projekten, die wir im Moment am Laufen haben, ist das eine Mordsarbeit, die rechtlichen Voraussetzungen und die Standorte zu prüfen. Das möchte ich vermeiden", sagte Bürgermeister Reichert. Nur kommt die Verwaltung nun nicht mehr darum herum: Mit knapper Ratsmehrheit wurde beschlossen, einen Bestattungsort im Stadtwald einzurichten.


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