Von Felix Hüll
Eberbach/Mannheim. Der Zugang zu den Gleisen Zwei und Drei an Eberbachs Bahnhof ist für Menschen mit Handicap wie auch für andere Personengruppen nicht immer verlässlich möglich. Wir berichten regelmäßig darüber. Im Nachgang des jüngsten Ärgernisses dieser Art hat der betroffene Bahnkunde Walther Bahlinger in einem Schreiben an die Stadt einen Verbesserungsvorschlag unterbreitet.
"Es gibt ein unerträgliches Problem mit den Zugängen zu dem Bahnsteig Zwei", klagt Bahlinger. Die Lautsprecherdurchsage "Bitte benutzen sie die Treppenauf- und -abgänge" vermittele keine Hilfe den Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten mit Fahrrad als Gehilfe sowie allen Fahrradfahrern etwa mit Gepäck oder e-Bike-Benutzern: entweder können sie allein ohne Hilfe die Treppen nicht benutzen, gefährden sich oder haben teils große Beschwerden damit.
Bahlinger führt noch ein weiteres Argument ins Feld: Unabhängig von Menschen mit Schwerbehindertenausweis nehme ja auch die Anzahl der Radfahrer und E-Biker zu, die - eigentlich wünschenswert - anstelle eines Autos mit Verbrennungsmotor die Bahn für weitere Strecken mit ihren Rädern quasi huckepack nutzen wollen. Die Situation am Bahnhof ist jedoch nicht geeignet, noch mehr Leute dazu zu bewegen, aufs Rad umzusteigen.
Nahe der S-Bahn-Station SAP-Arena/Mannheimer Maimarktgelände hat Bahlinger nun eine Alternative entdeckt: die hier montierte etwa achteinhalb Zentimeter hohe V-förmige Metallschiene lasse sich als Rille oder Führung für Fahrräder nutzen. Bahlinger hat nach einem Unfall eine Gehhilfe. Er sagt, er kann hier allein sein Fahrrad mit Motor über die Treppenstufen bewegen, sich gleichzeitig sicher stützen und auch das Gewicht der Gehhilfe bewegen. Auf dem Eberbacher Stadtbauamt ist Bahlingers Anregung aufgegriffen worden. Stadtbaumeister Steffen Koch erklärt auf Anfrage, dass er die Idee sehr gut finde. Sachbearbeiter Volker Hafen habe bereits einen Planer mit einer Kostenberechnung beauftragt. Die Stadt Eberbach bemühe sich derzeit noch darum, den geplanten zusätzlichen Treppenauf- und Abgang zu den Gleisen Zwei und Drei für den jetzt zu sanierenden Bahnsteg innerhalb des aktuellen Baustellen-Zeitfensters auszuführen. Hier wäre die Ergänzung denkbar, ebenso an den seitlichen Steg-Auf-/Abgängen zum Parkplatz und zur Straße Turnplatz/Innenstadt hin. Dagegen ist die Stadt nicht zuständig für die Unterführung am Bahnsteig Eins - ob die Bahn überraschenderweise bereit sei, ausgerechnet in Eberbach hier eine wenn auch geringe Investition zur Verbesserung des Kundenservice zu leisten, halte er aus seiner bisherigen Erfahrung mit der Bahn für eher wenig wahrscheinlich, drückt sich Koch diplomatisch aus. Solange derartige von Bahlinger angeregte Schienen nicht montiert sind, gilt für Gehandicapte weiter "Vorsicht!" beim Benutzen der Bahn - und ab morgen, Samstag 9. Juli, kommen für alle Bahnbenutzer wegen der Streckenbauarbeiten Zusatzbelastungen hinzu: Vom 9. bis 27. Juli fahren gar keine Züge mehr auf der Strecke zwischen Eberbach und Neckarelz; es gibt Ersatzbusse und längere Fahrzeiten. Richtung Neckargemünd/Heidelberg ist die Bahnstrecke frei, aber Regionalexpresszüge Heilbronn-Mannheim fahren umgeleitet über Sinsheim. Ab 28. Juli bis 1. September ist dann auch der westliche Streckenteil gesperrt und es gibt Busse dann zwischen Neckarelz bis Neckargemünd.
Info: Der Bahnsteg übrigens wird zwischen 11. Juli und voraussichtlich 29. August wegen Sanierungsarbeiten komplett gesperrt. Damit ist in Eberbach überhaupt kein barrierefreier Zugang zu Gleisen mehr möglich.
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