Hirschhorn. (fhs) An der Schleuse in Hirschhorn konnten gestern Schiffe zwei Stunden lang nicht passieren, weil in der Steuerungstechnik alte, schwer wieder zu beschaffende Bauteile durchgebrannt waren. Nach deren Ersatz war der Neckar wieder frei - die Schifffahrt ist hier aber wegen der nun schon seit einem Jahr andauernden Ausbau- und Modernisierungsarbeiten an der (in Flussrichtung) linken Schleusenkammer beeinträchtigt.
Jörg Huber ist Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Heidelberg (WSV). Er erläutert den Engpass, der durch die Baumaßnahmen zum Neckarausbau unter anderem an der Schleuse in Hirschhorn entsteht.
Seit Juli 2015 wird die Anlage für vier Millionen Euro saniert und so hergerichtet, dass künftig auch hier die Befahrbarkeit des Neckars für Schiffe mit einer Länge von bis zu 135 Metern möglich ist. Zudem wird die über 55 Jahre alter linke Schleusenkammer auf aktuellen Stand gebracht.
Dazu wird das "Untertor" (in Richtung Neckarsteinach/Heidelberg) ersetzt. Der Beton der Schleusenkammerwände wird bis zu einen halben Meter tief abgefräst. Die Arbeiter setzen neue Stahleinlagen ein und betonieren die Schleusenkammerbegrenzung wieder auf. Dies geschieht derzeit im vorderen Bereich. Das Obertor in Richtung Eberbach hingegen ist 1997 mit neuen Antrieben bereits erneuert worden und wird daher belassen. Zu den Sanierungsarbeiten gehört auch das Modernisieren der Ausrüstung im Antriebshaus sowie des Schleusenbetriebsgebäudes.
Neu errichtet werden sollen je ein Kameramast an den Enden der Schleusenkammer, die für ein Fernbedienen der Schleuse gedacht sind. Laut Amtsleiter Huber hat sich mittlerweile herausgestellt, dass sich wegen Problemen bei den Betonarbeiten der Zeitplan etwas verschiebt. Die linke Schleusenkammer werde nicht vor Mitte 2017 wieder benutzbar sein. Solange ist die Schifffahrt auf dem Neckar darauf angewiesen, dass die rechte Schleusenkammer funktioniert. Andernfalls ist in Hirschhorn kein Durchkommen mehr möglich. 2014 zählte die Wasserstraßenverwaltung insgesamt 6000 Güterschiffe sowie eine hohe Zahl von Sportbooten und Ausflugsschiffen - 1200 Schleusvorgänge. Über diese Bundeswasserstraße werden Wirtschaftsgüter transportiert - im Wesentlichen Baustoffe, Salz, Kohle, Sand und Kies sowie Schrott aus der Automobilindustrie. Eine längere Unterbrechung des Gütertransportes hat weiter reichende Folgen.
Wie daher nach dem Hochwasser Anfang Juni an der verbliebenen rechten Schleusenkammer am Untern Tor Schläge zu hören waren, kontrollierte das WSA an einem weniger befahrenen Sonntag gleich die Schleuse. Huber: "Ein Grundläufer hatte das Tor verbogen, so dass die Geräusche entstanden und auch trotz Schließen Wasser durchfloss."
Die Überprüfung ergab aber, dass nicht sofort repariert werden müsse - was für die Dauer der Arbeiten die Vollsperrung des Neckars zur Folge gehabt hätte. Weil dies ohnehin für Arbeiten an der Schleuse in Ladenburg der Fall sein wird, soll die Reparatur in Hirschhorn bis zu diesem der Schifffahrt bereits angekündigten Termin aufgeschoben werden.
Nun machte gestern der Ausfall veralteter Steuerungsbestandteile diesem Plan für kurze Zeit einen Strich durch die Rechnung. "Sie bekommen solche veralteten Komponenten heute nicht mehr geliefert." Erst durch den Ausbau eines Teils an der Schleuse Rockenau war es möglich, den Betrieb in Hirschhorn wieder frei zu geben, bis nun ein entsprechend improvisiertes den Zweck erfüllendes Ersatzteil gefunden wird. Huber verweist auf die Defizite beim Instandhalten der Infrastruktur, zu der auch die veraltete Steuertechnik der Neckarschleusen zählt. Im Zuge des Neckarausbaus werde sie nach und nach ersetzt - Probleme entstehen bei unvorhergesehenen Verschleißausfällen. Huber: "Das ist wie das Rennen von Igel und Hase. Die Generaldirektion in Bonn ist über die Situation informiert, aber wenn in der Vergangenheit die Mittel nicht bereit gestellt wurden, ist Unvorhergesehenes wie am Freitag in Hirschhorn halt nicht auszuschließen." Huber ist dankbar dafür, "dass wir in Neckarsteinach einen richtig guten Bauhof haben. So kriegen wir das halt immer noch mal gewuppt."
↧