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Eine Ikone für den Karmelitenprovinzial

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Von Felix Hüll

Hirschhorn/Rom/Padua. Papst Franziskus wird am Sonntag die 1910 noch im Osmanischen Reich (im Gebiet des heutigen Mazedonien) geborene Nonne Agnes Gonxha Bojaxhiu heilig sprechen. Damit gelten Leben und Handeln der besser als "Mutter Teresa" bekannten Nobelpreisträgerin von 1979 als verehrungswürdiges christliches Vorbild.

Der Hirschhorner Karmelitenpater Joshy George Pottockal erklärt, was an diesem Vorgang so Besonderes ist. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Neckartal ist seit Anfang Juli in seinem Orden zum Regionaloberen der indischen Kirchenprovinz in Deutschland berufen worden. Damit ist Pater Joshy für die künftig 17 indischen Karmelitermönche in Deutschland zentrale Ansprechfigur. In dieser neuen Position besucht Pater Joshy zudem direkt nach dem Ritterfest Anfang nächster Woche das drei Tage dauernde Treffen der indischen Karmeliten in Europa in Padua.

"Schon in meiner Jugendzeit war für jeden von uns Mutter Teresa ein Begriff. Sie hat den Christen in Indien ein Gesicht gegeben. Jeder kannte sie. Sie war eine Ikone", erinnert sich Pater Joshy, der aus dem südwestindischen Meenkunnam (Kerala) stammt und 1992 in Indien in den Karmeliterorden eingetreten ist.

Die Wirkungsstätte der als Loretoschwester nach Bengalen entsandten Nonne lag hingegen in Nordostindien, in Kalkutta. Ihre hingebungsvolle Zuwendung zu den Armen und Kranken veranschaulichte den Hindus und Moslems christliche Nächstenliebe. Selbst wenn Kritiker der Heiligsprechung heute behaupten, Mutter Teresa habe naiv nicht darauf geachtet, aus welchen teils dubiosen Quellen das Geld mancher ihrer Spender stammte, bleibt für Pater Joshy ausschlaggebend, dass im konkreten Fall Notleidenden sofort ohne viel zu fragen geholfen wurde.

Welche Anerkennung Mutter Teresa genoss, habe auch gezeigt, dass sie nach ihrem Tod in Indien ein Staatsbegräbnis erhielt, obwohl in Indien zu 80 Prozent Hindus, zu über 14 Prozent Moslems und nur gerade mal zu knapp drei Prozent Christen lebten. Pater Joshy: "Jeder Mensch war für sie wichtig, der in der Not Hilfe braucht. Ich find’ es großartig, was sie geleistet hat.Ich denke, das sehen die meisten Inder so."

Für Christen in aller Welt sei es sehr schön zu erleben, wie jemand heilig gesprochen wird, der im 20. Jahrhundert gelebt hat. "Und wichtig ist auch zu sehen, dass jemand Heiliger werden kann, der unter uns mit all seinen Fehlern gelebt aber in seinen Alltag nach den christlichen Prinzipien gehandelt hat." Besondere Aufmerksamkeit finde dies, wenn es sich um eine bereits prominente Persönlichkeit wie etwa Mutter Teresa handelt. Es gebe aber jedes Jahr "so an die fünf, sechs" Heiligsprechungen des Papstes. So war für Christen im indischen Kerala bereits die Heiligsprechung der hier eher unbekannten Schwester Alphonsa Muttathupandathu 2008 durch Papst Benedikt XVI. ein großes Ereignis.

Außerhalb von Neckarsteinach und Hirschhorn weniger bekannt ist auch, dass 1973 der damalige Bamberger Provinzialobere der Karmeliten eine erste Gruppe indischer Studenten nach Deutschland holte, um sie hier für ihr Wirken im indischen Kerala ausbilden zu lassen. Angesichts des Priestermangels in Deutschland und weil die indischen Karmeliterbrüder durch Dienste hier zu Lande Geld für den Aufbau ihres Ordens in Indien verdienen konnten, blieben sie und ihre Nachrücker bis heute - die so entstandene "indische Karmelitenprovinz St. Thomas"umfasst derzeit 15, ab Oktober 17 Angehörige. Überwiegend hatten sie sich dafür ausgesprochen, Pater Joshy aus Hirschhorn zum Nachfolger ihres bisherigen Provinzials Pater Sunny Kodiyan zu berufen. Seine künftigen Aufgaben bedingen Reisen zu den Standorten der Karmeliten - so entsteht etwa bei Straubing eine neue Klostergemeinschaft und Provinzialoberer Joshy muss deswegen im Bistum Regensburg vorsprechen. Seine Pastoral in Hirschhorn solle darunter nicht leiden. Für Vertretungen und Terminkoordination sei vorgesorgt. Vielleicht bringen ja Gespräche mit dem Bistum in Mainz eine Kaplanstelle für das Neckartal. Allerdings ist derzeit der Mainzer Bischofssitz vakant.


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