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Landespreisträger bei "Jazz Me" im Eberbacher Club 55 zu Gast

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Eberbach. Am Freitag, 24. März, sind ab 19 Uhr Preisträger des Landeswettbewerbes "Jugend jazzt 2016" zu Gast bei "JazzMe" im Club55. Das "Duo Tartar" sind die Schwestern Parla-Doaa und Su-Selin Tatar.

Vor drei Jahren hatten sie ihren ersten gemeinsamen Auftritt, ihr Programm reicht von Ella Fitzgerald über Ray Charles bis zu Tina Turner. Su-Selin Tatar ist 16 Jahre alt, besucht das KFG Mannheim und macht noch in diesem Schuljahr Abitur. Seit fünf Jahren nimmt sie klassischen Klavierunterricht und Unterricht im Popgesang an der städtischen Musikschule Mannheim. Sie singt vor allem Soul, Jazz, Rock und Blues und begleitet sich dabei selbst am Piano.

Parla-Doaa Tatar ist elf Jahre alt und besucht die sibete Klasse des KFG Mannheim. Mit neun Jahren fing sie mit klassischem Klavierunterricht an. Auch Parla-Doaa erhält Unterricht im Popgesang. Sie spielt und singt gerne Soul, Jazz, Rock und Blues. Text, Töne und Tempo aller Lieder ihres Repertoires hat sie förmlich ins Gedächtnis gebrannt, sodass sie alles auswendig präsentieren kann.

Genres interessieren den 1999 geborenen Pianisten Konrad Bogen wenig. Inzwischen hat der in Bayern spielende Schüler in seinem Trio mit den Züricher Musikstudenten Samir Böhringer und Mischa Frey die ersten Studioaufnahmen gemacht. Diese "erfinden" in der Jazztradition Standards in komplexen Taktarten und Reharmonisationen neu, beinhalten aber auch ein Cover des Rappers Kendrick Lamar. Als Klaviersolist spielte er bereits im Kitano in New York und hatte Unterricht bei Cory Henry.

Gleichzeitig steht Konrad Bogen seit über zwei Jahren mit der experimentellen Hip-Hop Gruppe "Beyond Headlines" auf der Bühne. Neben Klavier, Trompete und Bass beschäftigt er sich seit langem mit elektronischer Musik, hat damit 2015 sein erstes Album veröffentlicht und produziert für andere Musiker. Inzwischen komponiert und arrangiert er durch den langjährigen Unterricht beim Filmkomponisten Christian Meija auch für Orchester und Big-Bands. "A promising sign of things to come" lautet eine Rezension seines Trio Debüts - das hörte auch die Jury von Jugend Jazzt 2016, die ihn sowohl solistisch als auch mit "Beyond Headlines" zweimal mit dem ersten Preis auszeichnete.

Tim Strohmeier ist ein junger Schlagzeuger aus Süddeutschland. Er spielt in mehreren Bands und ist Teil der Uni Big Band Konstanz. Als Solist erhielt er bei Jugend Jazzt 2016 den zweiten sowie mit seiner Band "Beyond Headlines" den ersten Preis. Das Fundament seiner Einflüsse reicht von traditionellem Jazz und Be Bop über Funk, Latin, Hip Hop und Soul bis hin zu Progressive Rock und Metal, elektronischer Musik und Klassik.

Info: Karten gibt es in Eberbach im Vorverkauf bei der Buchhandlung Greif, im BuchHaus und bei der Tourist-Info sowie an der Abendkasse. Für Schüler ist der Eintritt am Freitag frei. Infos unter www.eberbach.de oder www.jazzme.de.


Schuhmacher haben in Eberbach gut zu tun

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Es brummt und zischt und rattert, wenn Andreas Obernosterer an seiner Ausputzmaschine Flächen schleift, überstehende Teile von Sohlen- oder Absatzbelägen abfräst oder fertige Stücke mit Wachs einfärbt und poliert. Über mangelnde Arbeit kann sich der gelernte Orthopädie-Schuhtechniker nicht beklagen: Rund fünfzig Paar Schuhe und Stiefel, Taschen und Rucksäcke warten darauf, in dieser Woche repariert zu werden. Zwischen zwei und sieben Tagen Wartezeit muss da schon mal in Kauf genommen werden.

Besonders im Frühjahr und im Herbst, wenn mit der Garderobe auch die Schuhe gewechselt werden - dann stelle so mancher fest: "Oh, die hab’ ich ja kaputt in den Schrank gestellt." Und dann pressiere es plötzlich. Abgesehen von diesen etwas stressigen Stoßzeiten verteile sich die Nachfrage übers Jahr jedoch recht gut, berichtet er.

"Als mein Vater 1968 hier als Schuhmacher anfing, gab es noch mindestens zehn Schuster in Eberbach", so Andreas Obernosterer. Heute sind es - mit ihm - noch zwei, die Reparaturen durchführen. Und schon lange kann man von dieser Arbeit allein nicht mehr leben. Daher widmet Obernosterer sich vorrangig der Sicherheitstechnik, fertigt Schlüssel und Schließanlagen, macht Fenster und Türen diebstahlsicher. Daneben führt er Gravuren durch, stellt Stempel und Schilder her und - repariert Schuhe.

Absätze, Spitzen und Sohlen sind da zu richten. Und "ganz extrem zugenommen haben Flick- und Klebearbeiten, weil das Zeug heute ja alles nix mehr taugt." Oft würden Schuhe beim Discounter für 20 Euro gekauft. "Die Reparatur soll dann natürlich günstiger sein als der Neupreis", hat der Schuhmacher festgestellt. Das sei zuweilen schlicht unmöglich. "Da fehlt der werten Kundschaft dann häufig das Verständnis."

Neben der gelegentlichen Billigware hat Obernosterer es aber in der Regel mit hochwertigen Schuhen zu tun. "Da kommen auch schon mal jüngere Leute, die Wert auf gute Schuhe legen, und lassen diese reparieren." Meist seien es jedoch Menschen jenseits der fünfzig aus Eberbach, Hirschhorn und Umgebung, die ihn frequentierten, ein paar kämen sogar aus Heidelberg und Mosbach. "Da gibt es Herrenschuhe, die kenne ich schon seit zehn Jahren", sagt Obernosterer. "Die werden regelmäßig gebracht, die sind immer noch topp in Ordnung. Sie werden halt auch gut gepflegt." Dabei handele es sich oft um "Lieblingsschuhe" der Kunden, zuweilen um orthopädische Schuhe oder auch um teure Markenschuhe.

Lassen Kunden auch Schuhe reparieren, weil sie sich keine neuen leisten können? "Da geht man natürlich nicht so ins Detail", sagt der Schuhmacher. "Aber manche lassen sie wirklich auf Teufel komm raus machen."

Diese Erfahrung hat auch Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Kräling gemacht. Seit etwa vier Jahren, seit die Schuhmacher Henrich und Niedermayer verstorben sind, bietet er neben der Anfertigung orthopädischer Schuhe auch Reparaturen an. "Es gibt Leute, da fallen die Schuhe schon fast auseinander, die sind 30 Jahre alt. Wenn die dann 15 Euro für die Reparatur zahlen sollen, ist ihnen das schon zu viel."

Die Mehrzahl seiner Kunden - "eher die Generation 40 plus, die noch nicht so von der Wegwerfmentalität geprägt ist" - bringe allerdings hochwertiges Schuhwerk zum Ausbessern. "Da sind handgenähte Schuhe für 600 Euro oder teure Prada-Stiefel dabei. Bei denen lohnt sich natürlich die Reparatur."

Auch bei Andreas Kräling machen Absätze, Sohlen und Näharbeiten das Gros der Reparaturaufträge aus, gelegentlich ist mal ein Reißverschluss zu erneuern. "Und manchmal haben Leute Schuhe billig im Internet gekauft, die gar nicht sitzen. Die müssen wir dann passend machen."

Langbeim-Museum Hirschhorn: Erstes Stifterfest für Spender der Kuriositäten

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Von Christa Huillier

Hirschhorn. Carl Langbein sammelte mit Kennerblick alles, was er als wertvoll, kunstvoll, geschichts- oder denkwürdig erachtete. Die kuriose "Naturalien- und Alterthümersammlung" des Hirschhorner Gastwirts kann man im Langbeinmuseum in einer Dauerausstellung bewundern. Inzwischen ist die Sammlung auf einen großen Fundus an gestifteten Gegenständen angewachsen. Ein Teil dieser Exponate, oft mit Bezug auf Hirschhorn und seine Geschichte, wurde bereits in das Ausstellungskonzept integriert, doch ein großer Teil schlummert noch im Magazin, will aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und in einer Sonderausstellung gezeigt werden.

Um den vielen Stiftern Dank und Anerkennung zu zollen, lud der "Freundeskreis Langbein’sches Museum und Heimatmuseum" am Sonntag zum ersten Stifterfest in das "regionale Kulturerbe" Langbeinmuseum ein. Vorsitzender Dr. Ulrich Spiegelberg dankte den Stiftern, die in den vergangenen Jahren zur Qualität der Ausstellung beigetragen hätten.

Die Geschichten der Exponate bereicherten die Sammlung und erfüllten sie mit Leben. Beim ersten Stifterfest war mit 83 Exponaten ein kleiner Teil der Stiftungen zu bewundern, meist mit direktem Bezug zu Hirschhorn, große und kleine Kostbarkeiten. Darunter Bilder des Heidelberger Malers Adolf Hacker, der oft in Hirschhorn malte und der für Kost und Logis in Langbeins Gasthof "Zum Naturalisten" mit einem Bild bezahlte.

Kleine Kostbarkeiten sind etwa ein uraltes Telefon, ein schwarzes Brautkleid, ein Häubchen oder die Stola der Großmutter, Spinnräder aus Langenthal, historische Tonkrüge oder ein Feierabendziegel der Ersheimer Kapelle. Der Fundus ist allerdings so umfangreich, dass in Abständen weitere Ausstellungen dieser Art folgen werden, "thematisch oder kunterbunt", versprach Spiegelberg, etwa fachgeschichtliche Sammlungen zum Thema Wald oder Versteinerungen. Die gestifteten Gegenstände seien auch Anerkennung und Ansporn für die ehrenamtliche Arbeit und Einsatz der Vereinsmitglieder, die das Hirschhorner Schatzkästlein auch für die nachfolgenden Generationen sehens- und erlebenswert erhalten wollen.

Für Bürgermeister Oliver Berthold lebt das Museum von wechselnden Sonderausstellungen. Er selbst kennt das Raritätenkabinett seit seiner Grundschulzeit, besonders fasziniert war er von den ausgestopften Vögeln. Er hofft, dass sich viele junge Menschen vom Hirschhorner Museum inspirieren lassen.

Gewürdigt und verabschiedet wurde beim Stifterfest der langjährige zweite Vorsitzende Peter Rossmann. Nachfolgerin ist Aloysia Sauer, die eifrig die Werbetrommel für die Mitgliedschaft im Museumsverein rührte. Für einen schönen musikalischen Rahmen sorgte Frauke Bodinus mit dem von ihr vertonten Gedicht "Adam", dessen Text wahrscheinlich aus der Feder Carl Langbeins stammt, und "Uhr" von Carl Loewe. Bei Sekt und Snacks von Jugendreferentin Anna- Lena Gummel wurde nach dem offiziellen Teil noch ausgiebig geplaudert.

Zweites JazzMe-Konzert im Eberbacher Club 55 bestens besucht

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Von Ronald J. Autenrieth

Eberbach. Tobias Soldner hatte am Sonntag doppelten Grund zur Freude: Das JazzMe-Konzert mit dem Quartett "Tone Gallery" war bestens besucht, und am Schlagzeug saß mit Holger Nesweda ein ehemaliger Dozent der Eberbacher Musikschule.

Die Musik von Lennie Tristano ohne Klavier? Ja, das geht tatsächlich! Die ToneGallery arrangierte seine Musik neu. Tristano war dafür bekannt, über das harmonische Fundament bekannter Jazz-Standards eine neue "Line", also Melodielinie zu schreiben. Die vier Jazzer um den Bassisten Thomas Stabenow brachten das Kunststück fertig, solche Bearbeitungen ihrerseits zu bearbeiten. Das Ergebnis konnte sich nicht nur hören lassen, die Musik hatte Charme, Leichtigkeit und Eleganz, selbst da, wo die technischen Anforderungen so waren, dass Gitarrist Bastian Ruppert dem Saxophonisten Steffen Weber zuflüsterte "ich bin froh, dass das Stück fertig ist"… So hatte etwa Warne Marshs Komposition "Marshmallow" nach Ray Nobles "Cherokee" auch in der etwas entschärften Version der ToneGallery noch "unglaublich viele Töne", fand Steffen Weber.

Das Zusammenspiel des Quartetts war superb. So konnten Gitarre und Saxophon in haarsträubendem Tempo parallel geführt. Als das ursprüngliche Trio nach einem Gitarristen Ausschau hielt, wurde bei solchen Arrangements "das Eis ganz dünn, am Ende blieb nur einer übrig": Bastian Ruppert.

Stabenow war als Dozent der Lehrer von Weber und Nesweda, vielleicht mit ein Grund für den gediegenen Ensemblegeist, der auch über virtuose Soli hinweg stets spürbar war. So gewann man eine völlig neue Sichtweise auf eine fast vergessene Stilistik und erlebte ein ästhetisch abgerundetes Stück zeitgenössischer Musik. Jazz vom Feinsten eben, basierend auf Lennie Tristanos kompromisslosem Schaffen, das ihn zu einer der führenden Musikerpersönlichkeiten des modernen Jazz gemacht hatte.

Wie modern, das mochten die Vier kaum glauben, als sie, wie Weber erzählte, eine gut 60 Jahre alte Aufnahme anhörten, die stilistisch "absolut neu" klang: "Das war etwas ganz Spezielles!" Dabei reichte allein ein Solo aus "Line up", geschrieben über den John-Legend-Standard "All of me", um daraus wieder ein perfektes ToneGallery-Arrangement zu zaubern. Das Publikum ging bis zum Schluss begeistert mit.

In Friedrichsdorf prangt schon der Osterbrunnen

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Der Brauch, aus Dorfbrunnen um die Osterzeit schön verzierte Osterbrunnen zu machen, soll aus der Fränkischen Schweiz kommen und noch gar nicht so alt sein: Er stammt aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts. Erst in den 1980er-Jahren hat er sich dann auch in anderen Landesteilen verbreitet.

In Friedrichsdorf ist man damit heuer schon besonders früh dran. Hier haben Frauen in einer freiwilligen Aktion den Fahrbachbrunnen gerade frühlingshaft geschmückt. Fehlt jetzt nur noch das schöne Wetter.

Eberbacherin bei Quiz-Helden

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Eberbach. In der SWR-Sendung "Die Quiz-Helden - Wer kennt den Südwesten?" hat ein Kandidatenpaar aus Eberbach und Plankstadt am Sonntag die Chance, Quiz-Held zu werden. In der Ratesendung am 26. März um 17.15 Uhr im SWR Fernsehen treten Urte Rietdorf (Eberbach) und Simone Engelhardt gegen ein weiteres Kandidatenpaar und ein dreiköpfiges Expertenteam an. Dabei wird das Wissen über den Südwesten getestet.

Wenn das Gewinnerpaar im Finale auch noch die prominenten Experten in ihren Spezialgebieten schlägt, zieht es in die "Galerie der Besten" ein. Das Besondere: Die Kandidaten engagieren sich alle für einen guten Zweck. U

rte Rietdorf und Simone Engelhardt haben sich bei ihrem Engagement für den Verein "Das Frühchen e.V. Heidelberg" kennengelernt und angefreundet. Der Verein kümmert sich um die Förderung der Therapien für frühgeborene Kinder.

SV Eberbach erhält eine Chronik

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Von Peter Bayer

Eberbach. Wo komm ich her? Wo geh’ ich hin? Fragen, die man sich des Öfteren stellt und auch stellen sollte. Auch in Vereinen. Wo es hingehen soll, das wissen die derzeit Verantwortlichen des SV Eberbach, haben sie es doch zum großen Teil selbst in der Hand. "Jetzt wissen wir auch, wo wir herkommen", sagt Achim Hable, stellvertretender Vorsitzender des SV 1924 Eberbach. Hermann Hock, seit 2015 Ehrenmitglied des Vereins und früherer aktiver Spieler, hat nach aufwendigen Recherchen eine Chronik des Vereins zusammengestellt und sie an Vorsitzenden Ralf Bettinghausen und dessen Stellvertreter Achim Hable übergeben.

Namen sind meist Schall und Rauch. Auch bei Vereinen sind schnell die Macher und Akteure vergangener Zeiten vergessen. Nicht so beim SV Eberbach. Hier ziehen sich manche Namen wie ein roter Faden durch die fast hundertjährige Geschichte. In ihren Familien wurde das "Fußballgen" quasi über Generationen vererbt.

Hock zeigt es am Beispiel der Familie Grein. So geht der 1924 zum ersten Vorsitzenden gewählte Wilhelm als Urgestein in die Geschichte des Sportvereins ein. Auch die Neugründung nach dem Krieg 1948 erfolgt unter seinem Vorsitz. Sein Sohn Hermann spielt als schneller quirliger Linksaußen und gilt als unermüdlicher Antreiber der Mannschaft. Diese beiden Namen sind der älteren Generation noch ein Begriff. Die heutige Generation verbindet mit dem Namen Grein hingegen eher Wilhelms Enkel Armin, Mitglied der Aufstiegsmannschaft 1993, im Jubiläumsjahr 1999 stellvertretender Vorsitzender und anschließend viele Jahre im Jugendbereich Trainer und Betreuer, sowie Urenkel Christian, der 2013 aus der Jugend in die erste Mannschaft gewechselt hat. Sein Bruder Felix spielt derzeit in der C-Jugend.

Bei seinen Recherchen - dem Blick in Archive und in Gesprächen mit Nachkommen der damaligen Vereinsgründer - hat sich bei Hermann Hock die Erkenntnis verfestigt, dass Tradition beim SVE groß geschrieben wird. "Heute ist bereits die vierte Generation der Gründerväter für den SV Eberbach am Ball", sagt er. Die hat es - trotz mancher Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt - doch ein Stück weit einfacher als die in den 1920er Jahren.

Denn es war eine schwere Zeit damals, nur wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. "Harte Arbeit, karger Lohn", galt für viele Arbeiter - so sie denn überhaupt eine Arbeit hatten. Und in dieser Zeit, als die Sehnsucht nach einer besseren Zukunft groß war, schlossen sich einige Idealisten zusammen und gründeten in totaler Armut den "Arbeiter Sportverein (ASV) Kleine Schweiz". Den Eberbachern heute besser bekannt als "SV 1924 Eberbach".

Die Gründerväter sind Idealisten, die für ihre sportlichen und politischen Ziele kämpfen. Sie sind bereit, hierfür Opfer zu bringen, wie das folgende Beispiel zeigt. Theodor Sauer und Emil Hock sen. sind beste Freunde, gute Sportler und überzeugte Sozialdemokraten. Aufgrund ihrer negativen Äußerungen gegen den Nationalsozialismus allgemein und im Besonderen wegen der Zwangsauflösung ihres damaligen ATSV werden beide nachts von Faschisten verhaftet und in Arrest genommen. Emil sitzt einige Tage in Mannheim, Theodor in Heidelberg ein.

Auch auf dem Platz ging es damals noch etwas rauer zu als heute. So wäre für das erste Freundschaftsspiel nach der Neugründung 1948 in Rothenberg das Wort "Vergleichskampf" zutreffender gewesen. Es spielte "olwer gegen welsch" (grob gegen ungehobelt), wozu auch die alten Kickschuhe mit Stahlkappen ihren Beitrag leisteten. Die lautstarken Aufmunterungen "druff un dewedder" (drauf und dagegen) zeugen vom rüden Umgangston. Auch Spielabbrüche, unter anderem wegen Schlägereien unter den Schlachtenbummlern, waren damals in den Derbys keine Seltenheit.

Der Einstieg in die Jugendarbeit 1950 durch Hubert Rupp ist mit viel Idealismus verbunden. Heute spielt eine dreistellige Zahl an Jugendlichen im Verein. Zu den Spielen werden sie mit dem Vereinsbus oder von den Eltern gefahren. Mit welchen Schwierigkeiten ein Auswärtsspiel früher verbunden war, können sie sich wohl nicht vorstellen: So waren sie in den 1950er Jahren, als keine Privatautos vorhanden und Züge unzuverlässig waren, über zwölf Stunden für ein Fußballspiel von zweimal 35 Minuten unterwegs. Es ging dabei weder ins Rheinland noch nach Österreich - sondern nur ins 30 Kilometer entfernte Altenbach. Abfahrt am Bahnhof Eberbach war um 8 Uhr, Rückkehr circa um 20 Uhr, anschließend Rückmarsch nach Neckarwimmersbach, Ankunft zu Hause gegen 20.30 Uhr.

Das sind nur drei Beispiele, die zeigen, wie schwer es die fußballbegeisterten Männer damals hatten. "Vom SV habe ich schon viel als Kind mitgekriegt, aber erst bei den Recherchen habe ich realisiert, wie schwer es die Gründerväter in dieser Zeit hatten", sagt der 78-Jährige, seit 2015 Ehrenmitglied des SVE.

Auch wenn er seit 1975 auf der anderen Neckarseite wohnt, bezeichnet Hock sich als "Wimmersbacher", fühlt sich dem SV noch immer verbunden. "Auch mein Vater und mein Onkel gehörten zu den Gründungsvätern", sagt er. Neben seinen drei Brüdern hat auch er selbst - bis zu seiner zweiten Knieoperation - 16 Jahre für den Verein gespielt, war Schriftführer und Spielausschussvorsitzender. Als Jugendleiter hat er damals sechs Spieler in die erste Mannschaft gebracht, sagt er nicht ohne ein bisschen Stolz. Mit der Gründung der Tischtennisabteilung 1955 hat er einen neuen Sport für sich entdeckt, dem er bis vor wenigen Jahren noch aktiv nachging. Seit seine drei Enkel, beim SVE spielen, geht er auch wieder zum Zuschauen auf den Fußballplatz.

Und was war für den inzwischen 78-Jährigen Motivation dafür, sich all die Mühe zu machen? Hier bemüht Hock den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy: "Frage nicht, was der Verein für dich tun kann, sondern was kann ich für den SVE tun".

Eberbacher Werkrealschule stellt auf interaktive Whiteboards um

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. Kreide sucht man inzwischen in der Werkrealschule (WRS) fast vergeblich. Grüne Tafeln mit Wischschwämmen gibt es nur noch vereinzelt. Seit 2011 hat die Schule sukzessive umgerüstet: Auf "Interaktive Whiteboards".

Was genau das ist, erklären Rektor Udo Geilsdörfer und Konrektor Jan Coßmann: "Ein Whiteboard ist eine weiße Tafel, auf der mit Markern geschrieben wird. Durch den Beamer lässt sich zusätzlich vom PC aus etwas auf das Board projizieren. Bei einem interaktiven Whiteboard lässt sich aber auch alles, was über den Laptop läuft direkt an der Tafel nutzen und bearbeiten; natürlich auch Bilder, Videos und Programme Die digitalen Tafeln dienen somit als Projektionswand. Digitale Inhalte können aber auch direkt an der Tafel bearbeitet werden. In Deutschland findet man solche "digitalen Tafeln" noch recht selten; im Rhein-Neckar-Kreis lässt sich die WRS laut Geilsdörfer und Coßmann auch als Vorzeigeschule bezeichnen.

Inzwischen gibt es 13 solcher interaktiven digitalen Tafeln in allen Klassen- und in zwei Fachräumen der Werkrealschule. Kosten pro Stück: Rund 5000 Euro. Dazu ist noch ein interaktiver Fernseher in die Schule eingezogen. Das etwa 4000 Euro teure Gerät funktioniert in etwa wie ein Tablet; ist eben nur wesentlich größer. Das Geld für die Neuerungen habe man in den vergangenen Jahren vom Budget der Stadt abgespart. "Die interaktiven Whiteboards sind ein Gewinn für Lehrer und Schüler", sind sich Geilsdörfer und Coßmann einig. Lehrer können ihren Unterrichtsstoff speichern, "didaktisch lässt es sich ganz anders arbeiten". Das Tafelbild wird nicht weggewischt, man kann immer wieder darauf zugreifen. "Es kann kein Schüler mehr sagen ’Das haben wir noch nie gemacht’"; sagt Geilsdörfer lachend. Zudem kann man auf alle Audio- und Videodateien zugreifen, ohne erst den großen Fernsehwagen zu holen; "es ist alles vor Ort - das ist die Zukunft der Informationsbeschaffung."

Für Coßmann, der sich bereits im Jahr 2011 auf der Didacta (Bildungsmesse in Stuttgart) erstmals ausführlich mit den Whiteboards beschäftigt hat und inzwischen von Geilsdörfer als der "Fachmann" bezeichnet wird, steht fest: "Viele Inhalte lassen sich viel schneller bearbeiten". Bereits die Anschaffung des ersten Boards in der Schule sei auf eine sehr hohe Akzeptanz gestoßen. "Irgendwann wollten alle Lehrer eins haben." Dabei nutze jeder Lehrer die digitale Tafel unterschiedlich; "je nach seinen Bedürfnissen und natürlich nach den Bedürfnissen der Schüler". Geilsdörfer fügt an: "Jede Klasse lernt anders. Wir haben jedes Jahr andere Schüler, andere Leistungs- und andere Sozialzusammensetzungen, andere Persönlichkeiten. Jeden Tag wird der Unterricht darauf abgestimmt."

Bei den Schülern, da sind sich Geilsdörfer und Coßmann einig, ist die Motivation seit der Anschaffung der digitalen Tafeln gestiegen. "Es ist spannender, man kann sie besser einbinden, sie gestalten den Unterricht mit. Und zum Teil gibt’s da auch Experten, die zeigen den Lehrern, wie sich etwas gestalten lässt."

Durch die interaktiven Whiteboards eröffnen sich "ganz andere Möglichkeiten". So können beispielsweise bei sogenannten Mind-Maps (Gedanken- oder Gedächtnislandkarten) die Schriftgrößen angepasst oder Weltkarten beschriftet werden. Wenn es etwa um den Aufbau eines Schichtvulkans geht, kann auch eine "Lern App" benutzt werden. "Es gibt viele kostenlose Seiten; Software für alle schulischen Bereiche. Natürlich wird von den Lehrern alles vorher getestet."

Seit ein paar Monaten gibt es in der Werkrealschule auch WLAN. Allerdings noch nicht für die Schüler. "Da müssen wir noch eine Struktur überlegen; Ziel ist, dass die Schüler es für schulische Arbeiten nutzen."

Geilsdörfer ist sich sicher, dass es irgendwann auch keine Schulbücher mehr geben wird, die neuen Bücher des Bildungsplans 2016 sind bereits auch in digitaler Form vorhanden.

Derzeit versucht die Schule mehr Tablets anzuschaffen, bislang gibt es noch keinen Klassensatz. Die Richtung geht hin zur Digitalisierung. "Wir gehen mit der Zeit - das wird auch gefordert", so Geilsdörfer und Coßmann. Bereits heute hat das Fach ITG (Informationstechnische Grundbildung) einen sehr hohen Stellenwert - "und dafür bekommen wir immer wieder positive Rückmeldungen der Betriebe".


Eberbach misst Verkehrsströme in der "FriDoLa"

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Eberbach. (MD) Zur Messung der Verkehrsströme waren an vier Kreuzungspunkten von Montag bis Mittwochvormittag Messeinrichtungen installiert. Den Auftrag dazu hatte die Stadt Eberbach gegeben.

Hintergrund war die schon mehrfach im Gemeinderat angesprochene mögliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer in der Friedrichsdorfer Landstraße. Das Regierungspräsidium in Karlsruhe gab laut Bauamtsleiter Steffen Koch der Stadt auf, die vom Büro bereits vor Jahren in ähnlicher Weise ermittelten Daten nachzumessen, um erkennen zu können, wie sich der Verkehr bei einer Tempo 30-Begrenzung auf andere Straßen verlagern könnte.

Wegen guter Ortskenntnisse des Karlsruher Ingenieurbüros hätten sich die Kosten für die Messungen "im Rahmen unter 5000 Euro" bewegt, so Koch.

Stadt Eberbach beteiligt sich an der weltweiten Aktion "Earth Hour"

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Von Viktoria Schuler

Eberbach. Eine Stunde um das Klima zu retten. Viel kann in dieser kurzen Zeitspanne nicht getan werden. Daher hat die morgige weltweite Aktion "Earth Hour", bei der Strom gespart werden soll, auch mehr einen symbolhaften Charakter. Auch die Stadt Eberbach macht erstmals mit. Von 20.30 bis 21.30 Uhr soll laut Bürgermeister Peter Reichert die Beleuchtung der Stadttürme und der evangelischen Michaelskirche ausgesetzt werden.

Eberbach entschied sich kurzfristig dazu, sich an der Aktion zu beteiligen. "Ursprünglich war etwas Größeres geplant, aber mehr war in der kurzen Zeit leider nicht realisierbar", bedauert Bürgermeister Peter Reichert. "Wir wollen aber auch wieder im nächsten Jahr die Aktion unterstützen." Dann soll es "etwas Größeres" sein. Worum es sich dann handeln könnte, will Reichert nicht verraten. "Das soll noch mein Geheimnis bleiben".

Zum einen will die Stadt damit zeigen, dass auch mit spontanem Einsatz etwas für den Schutz des Planeten und gegen den Klimawandel getan werden kann. Zum anderen hat die Teilnahme von Rathaus und Stadtwerken einen symbolhaften Charakter auch für alle Eberbacher. Denn die Sorge um das Klima endet nicht an der Stadtmauer, sondern geht in den persönlichen Haushalten weiter.

Eberbach ist zum ersten Mal dabei. Die vier Stadttürme - also Haspelturm, Rosenturm, Pulverturm und Blauer Hut - sowie der Ohrsbergturm werden am Samstagabend von 20.30 bis 21.30 Uhr nicht angestrahlt. "Auch die Beleuchtung der evangelischen Kirche wird für diese Stunde ausgeschaltet", sagt Bürgermeister Peter Reichert. Das Rathaus ist ohnehin dunkel. "Aber aus Sicherheitsgründen müssen die Straßenlaternen auf dem Leopoldsplatz schon allein wegen der umliegenden Kreuzungen anbleiben." Selbstverständlich bleibt auch die komplette Straßenbeleuchtung in der Stadt an.

Doch wie viel Strom wird mit der einstündigen "Verdunklung" der Türme eigentlich eingespart? Die Stromleistungen der Türme betragen dreimal 2000 Watt, einmal 1000 Watt sowie zweimal 44 Watt, hinzu kommen 350 Watt vom Kirchturm. Sigfried Rupp aus der Technikabteilung der Stadtwerke Eberbach weiß: "Das ist ein Stromspareffekt von insgesamt zehn Kilowatt. Viel ist das natürlich nicht. Aber uns geht es um die Symbolhaftigkeit der Aktion." Mit zehn Kilowattstunden Strom ist ein Fernseher 70 Stunden in Betrieb, lassen sich 150 Hemden bügeln oder 700 Tassen Kaffee kochen. Auch wenn sich die Stromeinsparung im Wert von drei Euro nach einer Lappalie anhört, ist es doch auf lange Sicht lohnenswert, über den eigenen Energieverbrauch nachzudenken.

Dabei geht es bei der weltweiten Kampagne weniger um die punktuellen Einsparungen, sondern darum, den Umwelt- und Klimaschutz ins Bewusstsein zu rücken - und das nachhaltig.

Die Gemeinde Heddesbach zum Beispiel agiert bereits sehr nachhaltig. Klaus Lösch, Ratschreiber der Gemeinde Heddesbach, teilt mit: "Das Rathaus ist nie beleuchtet. Ab 23 Uhr geht bei uns ohnehin die Straßenbeleuchtung aus. Man kann also sagen, wir nehmen jeden Tag die ganze Nacht daran teil". Auf die zeitlich frühere Sonderschaltung um 20.30 Uhr könne man aber keine Rücksicht nehmen, denn die Beleuchtung gehe routinemäßig aus.

Hingegen lässt Schönbrunns Bürgermeister Jan Frey am Samstag im Rathaus, welches normalerweise immer beleuchtet ist, für eine Stunde alle Lichter ausgehen. "Gerade die Wappen sind immer beleuchtet, aber wir schalten die Außenbeleuchtung komplett für eine Stunde aus."

Nach Auskunft von Detlef Kermbach, Bauamtsleiter in Hirschhorn, plant die Stadt Hirschhorn nichts. "Wir haben keine angestrahlten Gebäude und das Rathaus ist von außen ohnehin nur ein wenig beleuchtet", sagt er.

Das Klimaschutzmanagement im Odenwaldkreis beteiligt sich hingegen gleich mit mehreren Gebäuden im Kreisgebiet an der Aktion. In Erbach erlöschen die Lichter des Landratsamtes und des "Hauses der Energie" der Energiegenossenschaft Erbach. Ebenfalls versinken das historische Rathaus in Michelstadt und die Burg Breuberg eine Stunde lang im Dunkeln.

In Deutschland steht die Aktion 2017 unter dem Motto "Klimaschutz geht gemeinsam" und soll verdeutlichen, dass es auf den dauerhaften Beitrag jedes Einzelnen ankommt. Daher richtet sich der globale Aufruf insbesondere auch an alle Bürger, ihre elektrischen Lichter auch zu Hause für 60 Minuten auszuschalten. Es muss sich ja nicht nur auf diesen Tag beschränken.

Info: Vom Opernhaus in Sydney bis zur chinesischen Mauer bleiben bekannte Sehenswürdigkeiten dunkel. Die "Earth Hour" ist eine Kampagne der Umweltschutzorganisation "World Wide Fund For Nature" und findet bereits zum 11. Mal statt. An der letzten "Earth Hour" nahmen 7000 Städte in 178 Ländern teil. Auch deutsche Städte sind in diesem Jahr wieder dazu aufgerufen, sich zu tausendst mit symbolisch dunklen Gebäuden, Bauwerken und Schaufenstern zu beteiligen.

Eberbacher Gemeinderat: Parkhaus und aufgehobener Bebauungsplan Güterbahnhofstraße

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Von Marcus Deschner

Eberbach. Gleich vier Tagesordnungspunkte zum Gebiet Güterbahnhofstraße beschäftigten den Gemeinderat am Donnerstag. Einmütig wurde dabei der 2002 aufgestellte Bebauungsplan "Nr. 102 Güterbahnhofstraße" aufgehoben. Der sah seinerzeit unter anderem vor, das Gebäude der Feuerwehr auf die gegenüberliegende Seite in Richtung Bahn zu verlagern und in der Nähe Lagerflächen für Stadtwerke, Bauhof und Forst zu schaffen. Den Plan sollen nun zwei getrennte Pläne für den östlichen und den westlichen Teil ersetzen.

So wurde in gleicher Einmütigkeit der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Nr. 109 Güterbahnhofstraße-Teilgebiet Ost" gefasst. Sprecher aller Fraktionen begrüßten das darin vorgesehene dreigeschossige Parkhaus in offener Bauweise, das in der Nähe des Fußgängerstegs entstehen soll. Dafür soll extra die Güterbahnhofstraße um eine Linksabbiegespur, die zum Parkdeck führt, verbreitert werden. Zudem soll eine Anbindung an den Bahnsteg erfolgen. Außerdem sollen im dortigen Bereich weitere öffentliche und private Verkehrs- und Parkflächen, gewerbliche Bauflächen für Büro, Einzelhandel und Dienstleister geschaffen sowie ein Sondergebiet "Einzelhandel" ausgewiesen werden.

Die Zeit eile, um für das Parkhausprojekt noch Mittel aus dem auslaufenden Sanierungsprogramm für das dortige Gebiet abschöpfen zu können, mahnte Peter Stumpf (AGL) und forderte, dass das Bauamt "die geballte Manpower" in dieses Projekt hineinstecken solle. Man habe aber auch noch andere große Aufgaben, die von diesem Amt bewältigt werden müssten, gab Bürgermeister Peter Reichert zu bedenken und erinnerte an den geplanten Kindergartenneubau sowie die Sanierung des Feuerwehrgebäudes.

Eine längere Diskussion gab’s um die Entwurfsplanung für den vierten Bauabschnitt der Güterbahnhofstraße Ost, die Tiefbauamtsleiter Timo Mechler vorstellte. Er erläuterte auch die Fördermöglichkeiten für das auf Kosten von gut 2,5 Millionen Euro geschätzte Projekt. Allein die Holderbachverdolung schlägt dabei mit rund 840.000 Euro zu Buche. Und daran rieb sich die AGL-Fraktion, für die Christian Kaiser einen Änderungsantrag stellte. Denn die Umsetzung dieser Maßnahme sei "auf absehbare Zeit unrealistisch".

Kaiser warf auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Maßnahme auf und forderte, die Sanierung der in schlechtem Zustand befindlichen Straße ohne Verdolung durchzuziehen. "Wir können nicht einfach eine Decke draufmachen und in ein paar Jahren zwecks Sanierung der Verdolung die Straße wieder aufreißen", wies dies Peter Reichert vehement zurück.. Denn diese Maßnahme sei "ein zentraler Punkt im Hochwasserschutzkonzept der Stadt", den man nicht "auf den Sankt Nimmerleinstag" verschieben könne. Nach einigem Hin und Her wurde es Karl Braun (CDU) zu bunt, und er stellte den Antrag auf Ende der Debatte, was auch mehrheitlich gebilligt wurde. Bei vier Gegenstimmen der AGL wurde die Entwurfsplanung mit Holderbachverdolung beschlossen.

Ebenfalls nicht einverstanden war die AGL mit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan " Nr. 110 Güterbahnhofstraße - Teilgebiet West", den Liegenschaftsamtsleiter Karl Emig erläuterte. In dem Bereich, in dem einst der Neubau des Feuerwehrhauses ins Auge gefasst war, befinden sich derzeit Lagerhallen, ein Fachmarkt sowie die kulturelle Veranstaltungsstätte Depot 15/7.

Wie Emig ausführte, erreichten die Stadt immer wieder Anfragen zum Kauf oder zur Miete von gewerblichen Flächen. Es sei deshalb vorgesehen, dort eine gewerbliche, gemeinsam mit einer kulturellen Nutzung zuzulassen. Einzelhandelsnutzung sei für diesen Bereich nicht geplant. Erschlossen werden solle das Gebiet mittels einer Stichstraße ab der Kreuzung Güterbahnhofstraße/Neuer Weg entlang des angrenzenden Bahngeländes.

Die soll vor dem Depot 15/7 in einem Wendehammer enden. Entgegen dem Beschlussvorschlag in der Verwaltungsvorlage, forderte AGL-Rat Lothar Jost, vorher eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen, setzte sich damit aber nicht durch.

Alternative Grüne Liste Eberbach: kleinerer Vorstand, geänderte Satzung

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Eberbach. (hje) Die Wahl eines neuen Vorstandes sowie der Bericht über die Arbeit der Fraktion im Gemeinderat stand kürzlich bei der Jahresversammlung der AGL (Alternative Grüne Liste) auf dem Programm.

Der amtierende Vorsitzende Peter Grambitter gab zu Beginn einen Überblick der Aktivitäten des Vorstands aus den vergangenen sechs Jahren. Die letzte Mitgliederversammlung fand 2008 statt, gefolgt von den Versammlungen in 2009 und 2014, die gleichzeitig Nominierungsveranstaltungen für die jeweiligen Gemeinderatswahlen waren. Derzeit ist die AGL-Fraktion mit vier Sitzen vertreten.

Im April 2010 sei die "Aktion Mühlenweg" mit der Unterschriftensammlung erfolgreich durchgeführt worden. Dies bestätigt Peter Stumpf, AGL-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat: es hätte sich jahrelang hingezogen, aber mittlerweile sei der Bebauungsplan Mühlenweg aufgehoben. An einem neuen Plan werde gearbeitet.

Tief betroffen war die AGL durch den Tod von Harald Grote Anfang 2013. Im Rahmen einer SWR-Dokumentation über den Schusswaffengebrauch im Rhein-Neckar-Kreis sei auch der Fall Grote beleuchtet worden.

Das Thema Windenergie beschäftigte den AGL-Vorstand und zahlreiche Mitglieder seit 2014. Ausgangspunkt war die erste Windenergie-Veranstaltung mit der Gründung der Initiative "Windenergie Eberbach". In den Folgejahren 2015 und 2016 hätte es keine nennenswerten Aktivitäten gegeben, erläutert Grambitter.

Die AGL hat derzeit 21 Mitglieder und einen vierköpfigen Vorstand. Dieses Verhältnis bewog Grambitter eine Satzungsänderung anzuregen. Die Versammlung stimmte zu, dass die Zahl der Vorsitzenden auf zwei reduziert wird. Zudem soll künftig alle zwei Jahre eine Mitgliederversammlung stattfinden.

Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Jens Thomson zum Vorsitzenden und Christian Kaiser zum Stellvertreter gewählt. Das Amt des Kassierers übernimmt Thomson in Personalunion. Die bisherigen Vorstandsmitglieder stellten sich nicht zur Wiederwahl. Für ihre Leistungen und ihr Engagement dankte Peter Stumpf den scheidenden Vorsitzenden und Gründungsmitgliedern Peter Grambitter und Peter Frömmel.

Grambitter wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Als drittes Vorstandsmitglied ist Ursel Schild ausgeschieden, die an der Versammlung nicht anwesend war. Harald Grote, das vierte Vorstandsmitglied, ist verstorben.

Abschließend fasste Stumpf die Arbeit der Fraktion des vergangenen Jahres zusammen. Der Auftrag zur Vermarktung der Windenergie auf dem Hebert sei noch nicht durch die Verwaltung an die Kommunalentwicklung Rheinland-Pfalz vergeben worden.

Das grüne Thema "Tempo 30" in verschiedenen Wohnstraßen sei bisher nur in der Odenwaldstraße umgesetzt worden. Die Machbarkeitsstudie und Kostenschätzung zur Sanierung des Hallenbades liege nun vor. Die AGL-Fraktion dränge aber auf eine zusätzliche Kostenschätzung für einen Neubau. Die Stelle eines Asylbeauftragten sei auf Initiative der AGL in 2016 geschaffen worden. Die Planung des Kindergartens Regenbogen habe wegen neuer EU-Vergaberichtlinien noch nicht begonnen. Gleiches verzögere die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses. Die beschlossene Umrüstung der Straßenlaternen auf LED komme "nicht vom Fleck". Diesbezügliche Einsparungen von jährlich 186.000 Euro könnten deshalb nicht realisiert werden.

Außerdem beklagte Stumpf die Vergabe der Jagdreviere als "Klientelpolitik". Dabei wären höhere Pachteinnahmen möglich gewesen. Ferner wäre die Wildschadenregulierung außer Acht gelassen worden.

Zum Abschluss reklamierte der AGL-Gemeinderat den Investitionsstau in Eberbach. Im Durchschnitt würden rund acht Millionen Euro jährlich für Investitionen beschlossen, wobei meist nur die Hälfte realisiert würde.

Langbein-Museum Hirschhorn: Erstes Stifterfest für Spender der Kuriositäten

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Von Christa Huillier

Hirschhorn. Carl Langbein sammelte mit Kennerblick alles, was er als wertvoll, kunstvoll, geschichts- oder denkwürdig erachtete. Die kuriose "Naturalien- und Alterthümersammlung" des Hirschhorner Gastwirts kann man im Langbeinmuseum in einer Dauerausstellung bewundern. Inzwischen ist die Sammlung auf einen großen Fundus an gestifteten Gegenständen angewachsen. Ein Teil dieser Exponate, oft mit Bezug auf Hirschhorn und seine Geschichte, wurde bereits in das Ausstellungskonzept integriert, doch ein großer Teil schlummert noch im Magazin, will aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und in einer Sonderausstellung gezeigt werden.

Um den vielen Stiftern Dank und Anerkennung zu zollen, lud der "Freundeskreis Langbein’sches Museum und Heimatmuseum" am Sonntag zum ersten Stifterfest in das "regionale Kulturerbe" Langbeinmuseum ein. Vorsitzender Dr. Ulrich Spiegelberg dankte den Stiftern, die in den vergangenen Jahren zur Qualität der Ausstellung beigetragen hätten.

Die Geschichten der Exponate bereicherten die Sammlung und erfüllten sie mit Leben. Beim ersten Stifterfest war mit 83 Exponaten ein kleiner Teil der Stiftungen zu bewundern, meist mit direktem Bezug zu Hirschhorn, große und kleine Kostbarkeiten. Darunter Bilder des Heidelberger Malers Adolf Hacker, der oft in Hirschhorn malte und der für Kost und Logis in Langbeins Gasthof "Zum Naturalisten" mit einem Bild bezahlte.

Kleine Kostbarkeiten sind etwa ein uraltes Telefon, ein schwarzes Brautkleid, ein Häubchen oder die Stola der Großmutter, Spinnräder aus Langenthal, historische Tonkrüge oder ein Feierabendziegel der Ersheimer Kapelle. Der Fundus ist allerdings so umfangreich, dass in Abständen weitere Ausstellungen dieser Art folgen werden, "thematisch oder kunterbunt", versprach Spiegelberg, etwa fachgeschichtliche Sammlungen zum Thema Wald oder Versteinerungen. Die gestifteten Gegenstände seien auch Anerkennung und Ansporn für die ehrenamtliche Arbeit und Einsatz der Vereinsmitglieder, die das Hirschhorner Schatzkästlein auch für die nachfolgenden Generationen sehens- und erlebenswert erhalten wollen.

Für Bürgermeister Oliver Berthold lebt das Museum von wechselnden Sonderausstellungen. Er selbst kennt das Raritätenkabinett seit seiner Grundschulzeit, besonders fasziniert war er von den ausgestopften Vögeln. Er hofft, dass sich viele junge Menschen vom Hirschhorner Museum inspirieren lassen.

Gewürdigt und verabschiedet wurde beim Stifterfest der langjährige zweite Vorsitzende Peter Rossmann. Nachfolgerin ist Aloysia Sauer, die eifrig die Werbetrommel für die Mitgliedschaft im Museumsverein rührte. Für einen schönen musikalischen Rahmen sorgte Frauke Bodinus mit dem von ihr vertonten Gedicht "Adam", dessen Text wahrscheinlich aus der Feder Carl Langbeins stammt, und "Uhr" von Carl Loewe. Bei Sekt und Snacks von Jugendreferentin Anna- Lena Gummel wurde nach dem offiziellen Teil noch ausgiebig geplaudert.

Eberbach: Bereits mit elf Jahren war Parla-Doaa Tatarist Siegerin bei Jugend Jazzt

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Ronald J. Autenrieth

Eberbach. Der Gig am Freitag mit den Landessiegern aus dem Wettbewerb "Jugend Jazzt" zerfiel in zwei Teile: Die Geschwister Parla-Doaa (elf Jahre) und Su-Selin Tatarist (17) sangen und begleiteten sich selbst am Keyboard bzw. Flügel, danach hatte der junge Pianist Konrad Bogen einen längeren Auftritt. Als verbindendes Element begleitete der Schlagzeuger Tim Strohmeier. Bei den Mädchen geschah dies improvisiert, mit nur zwei Liedern Einspielprobe, bei Konrad Bogen und Strohmeier handelt es sich dagegen um zwei Musiker, die üblicherweise demselben Trio angehörten. Am Freitag spielten sie ohne den dritten Mann.Auch dieser JazzMe-Abend war wieder bestens besucht, erfreulich viele Jugendliche füllten den Kellerraum "Club55" am Neuen Markt, der wie immer die richtige Jazzkelleratmosphäre bot. So war die Stimmung im Auditorium bestens, auch noch als die Zugabe nach satten drei Stunden Konzertgenuss gewährt wurde. Die Mädchen sangen Standards, um nicht zu sagen Oldies der Sorte "House in New Orleans", "Caravan" oder dem vor Optimismus und Elan sprühenden "I Feel Good", das vielleicht am besten die Ausstrahlung der jungen Stimmen verkörperte. Parla-Doaa legte mit ihren elf Jahren ein Selbstbewusstsein und eine Eloquenz an den Tag, die Staunen machten. Ihre 17-jährige Schwester beherrschte auch die dezenteren, fein austarierten Töne. Beide begleiten sich souverän auf ihren Tasteninstrumenten, alleine oder im Duett. Die Stimmen harmonierten auch im zweistimmigen Satzgesang, was kaum verwundert, handelt es sich doch um Geschwister.

Genres interessieren den 1999 geborenen Pianisten Konrad Bogen wenig. Vor seinem Soloauftritt erzählte er von einer Jam-Session in New York. An Mut und Tatendrang scheint es der nachwachsenden Jazz-Generation also nicht zu mangeln. Standards, in komplexen Taktmustern neu harmonisiert, sind seine Stärke. Nicht Lautstärke und Tastenzirkus nehmen das Publikum ein, sondern Ausstrahlung und Verbindlichkeit. Der Eindruck blieb auch bestehen, als sich der süddeutsche Schlagzeuger Tim Strohmeier, der eingangs schon spontan die Mädchen begleitet hatte, wieder dazugesellte. Das Duo harmoniert, dank gemeinsamer Trioerfahrung, prächtig, Klangreisen werden gemeinsam unternommen, auch in der Musik macht eine zu zweit unternommene Tour eben mehr Spaß. Der fehlende "dritte Mann", durch die mehrfache Erwähnung des Trios imaginär präsent, hätte das ein oder andere Mal klanglich gut getan, kommen Basslinien im Klavier doch nur im Solospiel wirklich zur Geltung.

Dem hervorragenden Gesamteindruck tat dies keinen Abbruch, das Publikum lauschte gebannt, von Jacksons "New Nature" bis zur exotischen "Night in Tunesia".

Viele Besucher beim Eberbacher Ostermarkt unter der Regie des Lions-Clubs

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Von Christa Huillier

Eberbach. Der Wetterfrosch behielt Recht. Für den Lions- Ostermarkt ließ der Frühling am Wochenende sein blaues Band über Eberbach flattern. Auch der sechste Ostermarkt unter der Regie des Eberbacher Service-Clubs lockte wieder Scharen frühlingshungriger Besucher in die Stadthalle. Am Samstag und Sonntag präsentierten jeweils von 10 bis 18 Uhr 60 Aussteller - darunter sieben neue - auf 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche ihr kreatives Kunsthandwerk im Saal, Foyer und auf der Empore. Das Motto: schauen, staunen, kaufen, Ideen sammeln, Kunsthandwerkern über die Schulter schauen und plaudern in der Kaffee-Ecke der Lions-Damen bei Snacks und selbst gebackenen Kuchen. Die Organisation lag wieder in den Händen von Renate Tagliarina und dem Team um Clubmaster Sebastian Grüber.

Zum Auftakt am Samstag begrüßte Lionspräsident Dr. Stefan Leukel Besucher, Aussteller und geladene Gäste. Er dankte seinen Clubfreunden für 500 Stunden Arbeitseinsatz bei den Lions- Events Ostermarkt und Kreativmarkt, die nicht nur kulturelle Highlights, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle seien. Getreu des Lions-Leitspruchs "We serve" werde der Club der Stadt aus dem Erlös einen Wasserspielplatz spenden und auf dem Breitenstein ein Bienenvolk ansiedeln, hegen und pflegen. Bürgermeister Peter Reichert bedankte sich für die großzügige Spende, die die Stadt gerne angenommen habe.

Wie an einer Perlenschnur reihten sich die schön dekorierten Stände aneinander: Fotokarten mit neuen Frühlingsmotiven, farblich abgestimmte Fotoserien in Alurahmen von Andreas Held, handgeschriebene Karten seiner Frau Manuela, hochwertige Ledertaschen von Karin Klempa, Keramikhäschen und -Blümchen von Gilla Sommer, vor Ort gestickte Namen auf Stoff, Kränze und Tischgestecke aus Heu, Stroh und Moos im ländlichen Stil von Sieglinde Kurz aus dem Allgäu, kunstvolle Schiffe und Lampen aus Eisen und farbigem Glas und eingearbeiteten ausgefallenen Fundstücken von Claudia Rippl, Porzellanpuppen, bunte Seifen, Acrylbilder, Käse, Magnet-Perlen- und Muschelschmuck, Hüte, Nadelkissen, Kupferschmiedearbeiten für Haus und Garten, Gestricktes, Gehäkeltes und Gefilztes - und natürlich Ostereier und Osterhasen in allen Größen. Ferdinand Zeberer konnte man beim Stuhlflechten bewundern, die jüngste Ausstellerin Nia Plönißen bot ein buntes Allerlei aus Bügelperlen an.

"Ei (Eye)-Catcher" waren die Riesen- Keramikeier von Agnes Schmitt. Ihre Buntheit befriedigt das Bedürfnis der Menschen nach Farbe, für sie selbst ist die Arbeit mit Ton ein Ausgleich zum stressigen Bürojob. Annemarie Vogel verwöhnt den süßen Zahn mit allerlei Ostergebäck, Pralineneiern und ausgefallenen Fruchtaufstrichen, die es nicht im Laden gibt. Auf seinem Sechs-Meter- Tisch bot Ralf Bönsel aus Gundelsheim Stickereien, Ostergestecke, Schutzengelanhänger und Acrylblumenbilder an. Dieter Dausmann und Heike Ferber verarbeiten Dinge, die andere wegwerfen, wie Fahrradreifen, Feuerwehrschläuche, Fahrradketten oder Buntstiftreste zu Schmuck oder Gürteln.

Ein besonderer Blickfang war der Stand des Schwarzacher Hofes der Johannes-Diakonie. "EINZIG-ART-IG" nennen die Heilerzieher Steffen Boch und Heike Dobert ihr Angebot innerhalb der Tagesstruktur. Hier fertigen Jean-Maurice Flegel, Kevin Jovanovic und ihre Gruppe jahreszeitliche Dekorationen, Vorbereitung zur späteren Arbeit in der Werkstatt. Für den Ostermarkt wurden wochenlang ohne Zeitdruck unter anderem Hasen ausgesägt, geschliffen und bemalt. Auch den Verkauf übernehmen die jungen Kunsthandwerker, denn die Teilnahme am öffentlichen Leben gehört zum Fernziel, der Eingliederung ins Berufsleben.

Die Kasse im Foyer klingelte an beiden Tagen ununterbrochen. Mit den Ostermarkteinnahmen können die Lions nach ihrem Motto "Aus der Region - für die Region" ihre beiden Projekte Wasserspielplatz und Bienenvolk verwirklichen.


Eberbach: Heftige Kritik für Verpachtung des Jagdbezirks Itterberg

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Eberbach. (MD) Für heftige Kritik seitens der AGL sorgte in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Verpachtung des Jagdbezirks Itterberg. Der dort seit vielen Jahren tätige Jagdpächter aus dem Schwäbischen hatte sein grundsätzliches Interesse an einer Fortsetzung des Pachtvertrags bekundet. Allerdings darum gebeten, einen Jagdkameraden aus Düsseldorf mit ins Pachtverhältnis aufnehmen zu dürfen. Somit entsteht eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR), die mit der Stadt den weiteren Pachtvertrag abschließen muss.

Und genau daran rieb sich AGL-Fraktionssprecher Peter Stumpf. Der jetzige Beschlussantrag widerspreche einer vom Gemeinderat beschlossenen Entscheidung vom Oktober vergangenen Jahres, wonach Eigenjagdbezirke dann ausgeschrieben werden müssten, wenn sie nicht an die bisherigen Pächter vergeben würden. Daher gehe es nicht an, dass "nun ohne Ausschreibung ein Pächter aus Düsseldorf, der der Stadt Eberbach nicht persönlich bekannt ist, in das Vertragsverhältnis mit der Stadt eintreten soll", wetterte Stumpf.

Er mutmaßte, dass der neue Mann möglicherweise bei Ausscheiden des bisherigen Pächters die Jagd in diesem Revier wiederum ohne Ausschreibung fortführt. Damit schließe man mögliche andere Interessenten, die eventuell einen regionalen Bezug hätten, von vornherein aus.

"Das hat mit einer transparenten und die Interessen aller gerecht werdenden Verpachtungspraxis nichts mehr zu tun", schimpfte Stumpf und zählte einmal mehr auf, dass man bei der Neuverpachtung auf Vorschlag des Bürgermeisters unter anderem wegen der Reviergröße einen Abschlag beim Pachtpreis von 7000 Euro gegenüber dem vorher erstellten Gutachten vorgenommen habe.

Bei künftig zwei Pächtern entfalle die Begründung für den Nachlass. Stumpf zweifelte sogar an, ob das Vorgehen noch den Vorgaben des Haushaltsrechts entspreche und warf der Verwaltung "Klientelpolitik" vor.

"Seien Sie froh, dass hier ein Jagdpraktiker vor Ihnen sitzt", wies Peter Reichert, selbst seit vielen Jahren Inhaber eines Jagdscheins, die Stumpf’schen Anwürfe zurück. "Wir halten den Vorschlag für richtig". Und der Pachtpreis sei vom Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit beschlossen worden.

Rolf Schieck (SPD) und Peter Wessely (FWV) erklärten sich mit dem Vorschlag der Verwaltung einverstanden, Georg Hellmuth (CDU) wies zusätzlich darauf hin, dass der Jagdpächter bereits seit vielen Jahren einen hauptamtlichen und in Eberbach wohnenden Jagdaufseher beschäftige, so dass stets ein örtlicher Ansprechpartner vorhanden sei. Bei vier Gegenstimmen der AGL sowie Enthaltung von Dr. Dietmar Polzin (FWV) wurde der Beschlussantrag der Verwaltung, den Vertrag mit dem künftigen Pächterduo abzuschließen, gebilligt.

Rasch über die Bühne ging die Zustimmung des Gemeinderats zur Wahl des stellvertretenden Abteilungskommandanten der Abteilung Stadt der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach.

Marco Bräutigam wurde in einer Versammlung der Wehr Ende Januar mit überwältigender Mehrheit von seinen Kameraden für eine weitere fünfjährige Amtszeit gewählt, der Gemeinderat bestätigte ihn nun einmütig für die kommende dritte Amtsperiode. Per Handschlag verpflichtete Bürgermeister Peter Reichert Bräutigam.

Schönbrunn: Neues Löschfahrzeug als vorzeitiger Ersatz übergeben

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Schönbrunn. (MD) Eigentlich plante die Gemeinde Schönbrunn die Neuanschaffung eines Feuerwehrfahrzeugs erst für das Jahr 2019. Doch ein Unfall eines bisher genutzten Wehrautos Anfang Juni 2016 bei einer Einsatzfahrt zwischen Allemühl und Schönbrunn warf die Planungen über den Haufen. Am über 20 Jahre alten Löschfahrzeug entstand damals wirtschaftlicher Totalschaden. Rasch musste Ersatz besorgt werden, der bereits im Dezember vergangenen Jahres im Kleinen Odenwald eintraf. Am Sonntag wurde das neue Löschfahrzeug (LF) 10 im Beisein zahlreicher Gäste im neuen Schönbrunner Gerätehaus am Kreisel von Bürgermeister Jan Frey offiziell an die Feuerwehr übergeben.

Mehrere Möglichkeiten, um ein Ersatzfahrzeug kurzfristig zu beschaffen, habe man im Vorfeld gemeinsam mit der Wehrführung ausgelotet, sagte Bürgermeister Frey bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste. So habe man auch erwogen, ein Vorführ- oder ein Gebrauchtfahrzeug zu kaufen, dies aber bald wieder verworfen und sich für das neue Auto entschieden. Nach einer verkürzten Ausschreibungsfrist habe schließlich die Firma Magirus den Zuschlag für die knapp 280.000 Euro teure Neuanschaffung auf einem MAN-Fahrgestell erhalten. Frey wies darauf hin, dass man dazu aus Fachförderung und Ausgleichstock Zuschüsse von insgesamt 137.000 Euro erhalten habe.

"Die Ausgabe hat den Haushalt der Gemeinde stark gestresst", meinte er. Allerdings wäre dies seinen Worten zufolge auch in zwei Jahren nicht anders gewesen. Technik habe eben ihren Preis. Die Investition sei jedoch zur Sicherstellung des Brandschutzes in der Gemeinde und zur technischen Hilfe "unabdingbar und richtig" gewesen, betonte das Gemeindeoberhaupt. Wie wichtig nicht nur gut ausgebildete, sondern auch entsprechend ausgerüstete Wehren für die Sicherheit der Bürger seien, zeigten die rund 20 bis 30 Einsätze, die jedes Jahr von den Schönbrunner Wehrleuten absolviert werden.

Kommandant Nicolai Heiß nannte technische Daten. Das mit Allradantrieb und "Singlebereifung" ausgestattete Fahrzeug verfügt über 290 Pferdestärken und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 13 Tonnen. In der Ausstattung enthalten sind unter anderem auch ein 1200 Liter fassender Wassertank, eine zweistufige Feuerlöschkreiselpumpe, ein elektrisches Hydraulikaggregat sowie ein Schneidgerät, ein Spreizer und drei Rettungszylinder. Ferner gehören Säbelsäge, Winkelschleifer, diverses Unterbaumaterial, Handwerkzeuge, Motorsäge und zwei Atemschutzgeräte dazu. Ein leistungsstarker Stromerzeuger kann zudem auch zwei 1000-Watt-Strahler versorgen. Auf dem Dach befinden sich zwei Leitern. In Führerhaus und Mannschaftskabine wurde neben der aktuellen Funktechnik auch die Vorbereitung für den Digitalfunk eingebaut.

"Mit dem LF 10 verfügen wir nun über ein für unsere Bedürfnisse ausgelegtes Ersteinsatzfahrzeug", freute sich Heiß. Uwe Freidinger von der Herstellerfirma überreichte einen symbolischen überdimensionalen Schlüssel, Pfarrerin Nadine Jung-Gleichmann übergab mit ihren Segenswünschen eine kleine Feuerwehrbibel. Der ehemalige Kommandant und künftige Kreisbrandmeister Udo Dentz lobte die Neuanschaffung als "zukunfts- und bedarfgerechte Lösung". Den ganzen Tag über konnten sich Besucher über die ausgestellten Gerätschaften der Wehr informieren, für Kinder war ein kleiner Parcour aufgebaut.

Eberbachs SPD sieht endlich wieder Licht am Ende des Tunnels

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Eberbach. (MD) "Es hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht, eine Mitgliederversammlung zu eröffnen", schwärmte Rolf Schieck am Freitag im "Grünen Baum". "Ob’s an Martin Schulz oder an mir liegt", wollte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende offen lassen, freute sich gleichwohl über den guten Versammlungsbesuch durch 24 Genossen. Endlich sehe die Partei mit dem neuen Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten "Licht am Ende des Tunnels", zeigte er sich begeistert und drückte die Hoffnung aus, "dass die gute Stimmung weiter so anhält".

Schieck ließ das abgelaufene Jahr Revue passieren und drückte sein Bedauern über das schlechte SPD-Ergebnis bei der Landtagswahl vergangenen März aus. Leider habe der bisherige Landtagsabgeordnete Thomas Funk sein Mandat verloren. Das, warf der Ehrenvorsitzende des SPD-Ortsvereins, Manfred Wernz, ein, habe Funk allerdings "allein auf seine Kappe zu nehmen". Er kritisierte die aus seiner Sicht mangelnde Präsenz des ehemaligen Abgeordneten vor Ort: "So kann man ein Mandat nicht gewinnen".

Immerhin, so Rolf Schieck, habe die SPD in Eberbach besser als der Durchschnitt abgeschnitten und liege beim Ergebnis auf Wahlkreisebene auf Rang Drei aller Kommunen. "Jetzt müssen wir mit dem Desaster leben und auch mit Beschlüssen, die in Hinterzimmern ausgekungelt wurden", setzte er einen Seitenhieb auf die grün-schwarze Koalition.

Der Ortsverein jedenfalls sei sehr aktiv gewesen und habe neben der Mai-Feier auch eine Veranstaltung zur Ärzteversorgung im ländlichen Raum mit zwei Bundestagsabgeordneten abgehalten. Ebenso habe Bundestagsabgeordneter Lars Castellucci im Januar beim örtlichen DGB referiert.

Die nächste Veranstaltung zum Thema "Menschenrechte" stehe am 4. April im Handballerheim auf dem Programm. Schieck bedauerte das Ausscheiden von Christa Wernz nach 28 Jahren aus dem Gemeinderat und überreichte ihr ein Präsent. Glückwünsche gab’s für den stellvertretenden Ortsvereinsvorsitzenden Jan-Peter Röderer, der kürzlich in den SPD-Kreisvorstand gewählt wurde.

Aus dem Kreistag berichtete Schieck, dass alle Fraktionen hinter dem Erhalt der GRN-Klinik Eberbach trotz deren Defizite stünden. Demnächst werde die Urologie dank einer großzügigen Spende der Dietmar-Hopp-Stiftung für elf Millionen Euro neu gestaltet. Dank einer SPD-Initiative sei die von den Kommunen zu entrichtende Kreisumlage nicht erhöht worden.

Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Peter Huck streifte die Arbeit der SPD-Stadträte und ging unter anderem auf das überarbeitete Rotwildkonzept und die neuen Jagdpachtverträge, die geplante Windenergieanlagen auf dem Hebert, den Neubau des Kindergartens "Regenbogen", die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses, das "Dauerthema Hallenbad" sowie das Projekt "Wasserversorgung 2025" ein. Die überarbeitete Homepage der SPD Eberbach stellte Jan-Peter Röderer vor. Seinen Worten zufolge wollen die örtlichen Genossen künftig vier Mal jährlich an einem Infostand in der Stadt mit den Bürgern ins Gespräch kommen.

Schieck, Röderer und Bundestagsabgeordneter Lars Castellucci ehrten langjährige Mitglieder. 15 Jahre ist Reinhard Stupperich Mitglied bei den Sozialdemokraten. Seit 20 Jahren gehören der SPD Albert Riedinger und Urte Rietdorf an, seit 30 Jahren Walter Hepp und Annemarie Süß. Bereits 40 Jahre dabei sind Anna Barth sowie Ute und Günther Ihrig.

Eberbacher JazzMe-Festival endete mit einem Gottesdienst

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Fetzig-jazzige Klänge erfüllen am Sonntagmorgen die Michaelskirche, gehen irgendwann über in eine irgendwie bekannte Melodie: "Jesus, meine Freude, meines Herzens Weide…" singt die Gemeinde die Weise von anno 1653, mit dem Sound des 21. Jahrhunderts umspielt von Andreas Viehöver am E-Piano, Patrick Schneider am Schlagzeug, Clara Däubler am Kontrabass und Sven Pudil am Saxophon.

Es hat sich bewährt, die alljährliche JazzMe-Reihe mit einem Jazz-Gottesdienst zu beschließen: Zum dritten Mal stand die liturgische Feier mit dem besonderen musikalischen Touch auf dem Programm der Eberbacher Jazztage - mit Erfolg. Trotz Uhrzeitumstellung konnte sie wieder zahlreiche Menschen in aller - gefühlter - Herrgottsfrühe in die Kirche locken. Mit Freude stimmte man ein ins gottesdienstliche Lied, das an diesem Morgen so ganz neu und unverbraucht daher kam.

"Laetare" - freut euch", begrüßte Dekan Ekkehard Leytz die Gemeinde an diesem sonnigen Märzmorgen. Sich freuen? Und das mitten in der Passionszeit? Was es mit dieser Überschrift zum vierten Fastensonntag auf sich hatte, thematisierte Leytz in seiner Predigt. Da ging es um das Bild des Weizenkorns, das in die dunkle Erde fallen muss, um neues Leben hervorzubringen. Von neu aufkeimender Hoffnung war da die Rede, von fruchtbarem, sinnvollem, erfülltem Leben, das nur zu haben sei, wenn man sein Leben aus ganzem Herzen aufs Spiel setze, es einsetze für andere. Und Leytz schlug den Bogen zum Jazz, einer Musik, in der etwas vom Leben zum Ausdruck komme, die man nicht ohne Herz spielen könne. Die alte Melodien neu erschließe, sie von Verkrustungen befreie, die Menschen neu aufhorchen lasse, und das nicht nur mit den Ohren sondern auch mit dem Herzen.

"Ich grüße dich am Kreuzesstamm, du hochgelobtes Gotteslamm, mit andachtsvollem Herzen …" Fast ein bisschen zu harmlos kommt das herbe Bild vom brutalen Tod daher, so ganz in warmen, sanften, harmonisch-freundlichen Wohlklang eingehüllt. Ein überaus wohltuendes Klangerlebnis bieten auch die Sängerinnen des Kammerchors der Singschule unter Leitung von KMD Achim Plagge dar. "A little Jazz Mass" von Bob Chilcott haben sie einstudiert. Die jungen Damen intonieren das Kyrie.

Später dann das Sanctus: Sphärisch-leicht, wie von fern, lassen die zarten, klaren Mädchenstimmen den Gesang der himmlischen Heerscharen zum wahrhaftigen Engelsgesang werden. Auch das Agnus Dei kommt, vom Instrumentalensemble sensibel begleitet, himmlisch lieblich daher. Zum Schluss darf die Gemeinde noch einmal zum Thema "Laetare" singen: "In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ …" Mit einem jazzig-groovenden Nachspiel gehen Gottesdienst und JazzMe 2017 zu Ende. Da dürfen die Musiker, frei von liturgischem Eingebundensein, noch einmal einige Register ihrer Kunst zeigen. Es folgt Applaus.

Sabine Finks 805 Kilometer Jakobsweg als Kirchenälteste

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Von Barbara Nolten-Casado

Schönbrunn-Moosbrunn. Es war ihr lang gehegter Wunsch gewesen, einmal den Jakobsweg zu gehen. Im vergangenen Sommer hat Sabine Fink aus Moosbrunn sich diesen Traum erfüllt. Über ihre Eindrücke und Erlebnisse auf dem 805 Kilometer langen Fußmarsch berichtete sie am Sonntagabend in einem lebendigen Lichtbildervortrag in der bis auf den letzten Platz gefüllten kleinen Moosbrunner Kirche. Einige der Zuhörer waren den Weg selbst schon gegangen, ein paar andere wollen sich in Kürze aufmachen gen Santiago de Compostela.

Es ist Ende Juli 2016, als die Sekretärin und Kirchenälteste der evangelischen Gemeinde Schönbrunn sich auf die Reise macht. Sechs Wochen Urlaub hat sie sich dafür genommen, ihrem Mann versprochen, jeden Tag eine SMS zu schicken. Der Rucksack ist gepackt: statt der empfohlenen acht Kilo sind es am Ende zwölf geworden. Mit dem Zug geht’s bis Paris, von dort weiter nach Saint-Jean-Pied-de-Port in den französischen Pyrenäen. Dort holt sie sich im Pilgerbüro die Jakobsmuschel, die von nun an ihren Rucksack zieren wird. Und den Pilgerausweis, der - an jeder Herberge mit einem Stempel versehen - als Nachweis für die Ausstellung der begehrten abschließenden Pilgerurkunde dient. Am Stadttor sieht sie erstmals das Wegzeichen, das ihr in den kommenden Wochen die Richtung weisen soll: Die Muschel, die nach Westen zeigt.

Gleich am ersten Tag ist ein Gebirgspass zu bewältigen, auf Wanderwegen und durch Geröllkuhlen geht es gen Spanien, "da ist gutes Schuhwerk gefragt". 765 Kilometer liegen an der Landesgrenze noch vor ihr. Durch die Provinz Navarra führt der Weg, durch kleine Ortschaften und schöne Waldgebiete. Sabine Fink hat sich allein auf den Weg gemacht, wollte sich keiner Gruppe anschließen. Doch nun lernt sie jeden Tag neue Menschen kennen, die, wie sie, unterwegs nach Santiago sind. Man läuft ein Stück weit zusammen, und irgendwann geht jeder wieder seiner eigenen Wege.

Doch je länger sie unterwegs ist, desto öfter trifft sie Leute wieder, denen sie schon einmal begegnet ist. Dann wird abends in der Herberge beim gemeinsamen Kochen und Essen Wiedersehen gefeiert. Oder auch beim Pilgermenü, das manche Herbergseltern ihren Gästen anbieten. Wie im kleinen Ort Grañón. Etwa 25 Leute teilen sich hier in der "Casa de las sonrisas" ein Bad, "aber es hat funktioniert". Und vor dem Essen teilt der Herbergsvater seine Gäste nach Nationalitäten ein und jede Gruppe muss ein Lied singen. Mit "Komm, hol das Lasso raus", haben die Deutschen ihre Pilgerkollegen erfreut.

Sabine Fink übernachtet in Schlafsälen mit bis zu 50 Menschen im zur Pilgerherberge umfunktionierten Kloster. Oder im Etagenbett irgendwo in einem Viererzimmer. Einmal teilt sie die Unterkunft mit drei Italienern, einer Frau und zwei Männern. Und die beiden Männer, "die haben geschnarcht wie fünfzig. Wenn ich dann wach wurde, hab‘ ich in die Hände geklatscht. Da waren alle wach. Irgendwann sind wir alle wieder eingeschlafen. Und das Spiel ging von vorne los."

In Pamplona läuft Fink durch die Straßen, durch die an "San Fermín" die Stiere getrieben werden. In Burgos besichtigt sie die gotische Kathedrale, ist beeindruckt von den grandiosen Sandsteinreliefs, in der von León sind es die Buntglasfenster, die sie faszinieren. Dann wieder endlose Wegstrecken durch das monotone Braun der Anfang August bereits abgeernteten Felder Kastiliens, unterbrochen von kleinen, halb verfallenen Dörfern. Morgens früh um 6.30 Uhr bricht sie auf, um zur Mittagszeit, wenn die Hitze kommt, das angepeilte Etappenziel zu erreichen. Zwischen 20 und 30 Kilometer legt sie dabei täglich zurück.

Irgendwann kommt der Moment, wo sie denkt, es gehe nicht mehr: "Fußweh, Kreuzweh …" Doch sie gibt nicht auf. Als sie "O Cebreiro" und den 1450 Meter hohen Pass "Alto de San Roque" erklommen hat, wird sie von bereits oben angekommenen Pilgern mit Applaus begrüßt. "Do hätt‘ i heile kenne", erinnert sie sich an den emotionalen Moment. Nun geht es hinab nach Galizien. Das Braun Kastiliens ist saftigem Grün gewichen, "fast wie dahoam".

An einem Morgen Ende August läuft Sabine Fink gemeinsam mit Jonas aus Heidelberg in Santiago ein: "Ein absolutes Hochgefühl". Sie nimmt am Pilgergottesdienst in der Kathedrale teil, schaut zu, wie das gigantische Weihrauchfass durch die Kirche geschwenkt wird. Anschließend legt sie, wie alle Pilger, der Figur des Apostels Jakobus die Hand auf die Schulter. "Man sagt, dann seien einem alle Sünden vergeben", berichtet sie. Am Abend liegt sie neben anderen Pilgern auf dem Boden des großen Platzes und genießt den Blick hinauf zum Ziel ihrer Sehnsucht, der Kathedrale von Santiago de Compostela.

Sabine Fink hat noch ein paar Tage Zeit bis zum Rückflug. Sie packt erneut ihren Rucksack und läuft weiter, bis nach "Fisterra", dem Kilometerpunkt 0,00 des Jakobswegs. Ein Bus bringt sie zurück nach Santiago: "Nach sechs Wochen habe ich meinen Blick nun wieder gen Osten gerichtet."

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