Von Marcus Deschner
Hirschhorn. Von U-Booten, Überstunden und dem Standesamt berichtet Hirschhorns Bürgermeister Oliver Berthold, wenn er auf seinen Amtszeitstart blickt und eine Art erste Zwischenbilanz zieht.
Im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert Berthold, dass die ersten Wochen von gegenseitigem Kennenlernen mit Mitarbeitern sowie von Antrittsbesuchen und Vorstellungen bei Vereinen, Bürgermeisterkollegen, Firmen, dem Regierungspräsidium in Darmstadt sowie dem Landratsamt in Heppenheim geprägt wurden.
Und vier Wochen sei er auch schon auf Lehrgängen gewesen und habe sich vor allem in den Themen Personal, Finanzen und Hessische Gemeindeordnung fortgebildet. Kürzlich bestand Berthold zudem den zweiwöchigen Lehrgang zum Standesbeamten in Bad Salzschlirf bei Fulda.
Eine mindestens 50 Stunden währende Arbeitswoche sei für ihn mittlerweile die Regel, sagt der 38-Jährige. Wenn man die "normale" Beamtenarbeitszeit von 41 Wochenstunden zugrunde lege, habe er mittlerweile so um die 130 bis 140 "Überstunden" angehäuft. "Wenn man sein eigener Herr ist, nimmt man das deutlich entspannter", lacht der Chef der Verwaltung.
Und schließlich löse er mit seinem Arbeitspensum auch ein im Wahlkampf gegebenes Versprechen ein. Als schöne Seite seines Amtes schätzt Oliver Berthold den Kontakt mit den Bürgern. Weniger erfreulich sei, dass immer wieder "U-Boote" auftauchten.
Er drückt sich vorsichtig aus und meint damit, "dass in der Vergangenheit manches nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich sein sollte". Das Verhältnis zu seinen Mitarbeitern beschreibt das Stadtoberhaupt als "gut". Die rund 3500 Einwohner zählende Stadt Hirschhorn beschäftigt inklusive Bauhof und Kindergärten 50 Mitarbeiter.
Das Rathaus allein verfügt über 16 Vollzeit- und Teilzeitstellen. Für seine Mitarbeiter stünden die Türen jederzeit offen, was man auch beim Interviewtermin im Rathaus merkt. Mitarbeiter müssen sich für ein Gespräch also nicht erst einen Termin geben lassen.
"Das wird auch sehr gut angenommen". Mit Angelika Beckenbach, die kürzlich zur Bürgermeisterin in Abtsteinach gewählt wurde, wird eine vor allem auf dem Gebiet der Finanzen versierte Fachfrau demnächst ausscheiden. Diese Stelle werde man intern besetzen, erläutert Berthold.
Für das Ordnungsamt sei eine Stelle ausgeschrieben worden, wobei man allerdings schon eine Absage erhalten habe. Als Nahziele seiner Arbeit nennt er die Einführung von Stadtteilspaziergängen in Ersheim, Igelsbach und Langenthal. Diese sollen ein Mal im Jahr stets freitags stattfinden. Dabei könnten die Bürger ihre Anliegen vor Ort der Verwaltung vortragen. Demnächst gehe man eine neue Personalstruktur im Rathaus an.
Ab Herbst wolle man schauen, wo hausintern Prozesse "verschlankt" werden könnten. "Damit die Leute Luft haben und nicht nur verwalten, sondern auch gestalten können". So sollen auch die Öffnungszeiten des Rathauses bürgerfreundlicher gestaltet werden.
Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen wartet in näherer und teils auch etwas weiter entfernt gelegener Zukunft darauf, dass sie von Oliver Berthold und seinem Rathausteam bewältigt werden. An erster Stelle nennt der Bürgermeister dabei die Sanierung der Wasserversorgung und des Abwassersystems. "Das ist ein ’Muss’ in den nächsten Jahren".
Auch mit der Verwendung des alten Schulgebäudes in Ersheim wird man sich befassen müssen. Denn das im Eigentum des Kreises Bergstraße befindliche Objekt liegt schon lange brach. Es könnte aber nach Bertholds Vorstellungen gut genutzt werden. "Für Hirschhorn könnte man damit was gestalten, falls es bezahlbar ist".
Eine Neukonzeption soll’s für den Friedhof geben. Und die "Nachverdichtung" hat sich Berthold im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben. Er ist erfreut darüber, dass einige noch vor kurzem leer stehende Hallen von deren Eigentümern mittlerweile wieder selbst genutzt werden. "Die Wirtschaft hier entwickelt sich positiv". Damit man sehe, "was in diesem Bereich in den nächsten Jahren auf uns zukommt", mache er monatlich zwei bis drei Firmenbesuche.
Schließlich wünscht sich Berthold mehr Einwohner. Durch Neubauprojekte am Michelberg und Sanierungsvorhaben in der Altstadt könne man "vielleicht etwas dazu gewinnen". Denn mehr Bürger trügen nicht nur zur Belebung der Stadt bei, sondern bedeuteten durch entsprechend höhere Zuweisungen auch bares Geld für die Stadtkasse.