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Schönbrunn: Lodernde Oster-Flammen in Allemühl

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Von Ellen Wartner

Schönbrunn-Allemühl. Der Anstieg zum Häuseracker war recht steil. Die rund 50 Allemühler, die am Ostersamstag in der beginnenden Dämmerung dort hinaufstapften, waren guter Dinge. Am Hinweisschild zum "Häuseracker" hatten sie sich getroffen, mit dabei auch Bürgermeister Jan Frey mit Familie. Vom KiD (Kultur im Dorf) wurden Fackeln verteilt. Und kurz nach 20 Uhr marschierten alle gemeinsam los. Oben auf einer großen Wiese sollte ein Osterfeuer abgebrannt werden.

Die Kid-Mitglieder hatten dafür am ersten Samstag nach Dreikönig die ausgedienten Weihnachtsbäume eingesammelt und mit anderem trockenen Gestrüpp auf einen mächtigen Haufen geschichtet. Waldbrandgefahr bestand nicht, denn Bauer Karl Göhrigs Wiese, die er bereitwillig zur Verfügung gestellt hatte, liegt außerhalb der Waldregion.

Oben angekommen, marschierten viele Teilnehmer zu dem Reisighaufen und "gaben ihm mit ihren Fackeln Feuer". Dabei wurden die Fackeln gleich mit entsorgt. Sofort loderten die Flammen mächtig gen Himmel.

Die Zündler mussten schnell Reißaus nehmen weil die Hitze gleich unerträglich war. Nur einige vom Verein, wie Vorsitzender Simon Wilhelm und Ulrich Seisler, hielten unweit des Feuers Wacht und versuchten das Reisig vom Rand mit langen Stangen in die Glut zu schieben. Nach etwa einer halben Stunde war der Haufen fast niedergebrannt. Die Hüter hielten aber noch solange Wacht, bis das Feuer vollständig gelöscht war. Die Zuschauer am Rande leisteten ihnen Gesellschaft und ließen sich Imbiss und Getränke schmecken, für die die KID-Mitglieder gesorgt hatten.

Das Osterfeuer in Allemühl gibt es erst seit vergangenem Jahr, erzählte KiD-Vorsitzender Wilhelmi. Jahrzehnte habe es stets am Fastnachtsdienstag nach dem Umzug stattgefunden. Als jedoch vergangenes Jahr nach dem Faschingsumzug sehr schlechtes Wetter war, sei man auf die Idee gekommen, es auf den Karsamstag zu verlegen.

Und weil das allen so gut gefallen hatte, wurde beschlossen, den Feuerspaß auch in diesem Jahr wieder zu Ostern stattfinden zu lassen.


Haushalt 2017: Waldbrunn rechnet mit "schwarzer Null"

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Waldbrunn. Den ersten Haushaltsplan nach dem "Neuen kommunalen Haushaltsrecht" (NKHR) verabschiedete der Gemeinderat Waldbrunn kürzlich in seiner Sitzung. Nachdem es zuvor schon nicht-öffentliche Sitzungen zum Thema gegeben hatte, in denen Kämmerer Joachim Gornik den Räten die Grundzüge der sogenannten "Doppik - doppelte Kontenführung" - erläutert hatte, durfte nun auch die Öffentlichkeit den Haushalt 2017 kennen lernen.

In wenigen Worten hob Gornik die Grundlagen des neuen Haushaltsrechts hervor. Wie in Wirtschaftsbetrieben müssen spätestens ab 2020 auch die Kommunen in Baden-Württemberg ihre Finanzen gemäß der doppelten Buchführung in Konten darstellen. Dabei stütze sich die Doppik im Gegensatz zur Kameralistik auf ein Drei-Komponenten-Modell mit einem Finanzhaushalt, einem Ergebnishaushalt und einer Bilanz. Im Finanzhaushalt werden alle Einnahmen und Ausgaben zusammengefasst, während der Ergebnishaushalt auch die Abschreibungen enthält. Das Defizit aus den beiden Haushalten ergibt die Bilanz, aus der Verlust oder Gewinn hervorgehen.

Wichtigste Neuerung dabei ist die Aufnahme von Abschreibungen in die kommunalen Haushalte. So solle mehr Nachhaltigkeit erreicht werden, da Verwaltungen, Bürgermeister und Gemeinderäte gehalten sind, nur noch so viele Ressourcen - sprich Finanzmittel - zu verbrauchen, wie in einer Generation auch erwirtschaftet werden können.

Auch bei der ersten Aufstellung des Waldbrunner Haushalts nach dem neuen Haushaltsrecht habe man an der Konsolidierung der Finanzen gearbeitet, ließ Kämmerer Joachim Gornik den Gemeinderat wissen. Dies sei auch im Hinblick auf die mittelfristige Finanzplanung, die bis 2020 Investitionen in Höhe von sieben Mio. Euro vorsieht, unbedingt erforderlich. Ansonsten ließe sich der Gemeindeanteil nicht erreichen, müsse man doch nun auch die Abschreibungen erwirtschaften. Das neue Haushaltsrecht sei daher insbesondere für kleinere Kommunen ein enormer Kraftakt, berichtete Gornik.

Im Jahr 2017 schreibe man eine sogenannte schwarze Null, so der Kassenchef der Gemeinde. Bei Investitionen in Höhe von 2,3 Mio. Euro, die zur Hälfte aus Zuschüssen finanziert werden, schaffe man die Verringerung des Schuldenstandes um 1,5 Mio. Euro. Investiert wird im laufenden Jahr beispielsweise in ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr (290.000 Euro) und in den Rückbau des Brandweihers in Oberdielbach, in die Sanierung der Friedhofskapelle in Oberdielbach (160.000 Euro) und in die Neugestaltung des Parkplatzes an der Katzenbuckeltherme (72.000 Euro) sowie in die Kanalsanierung in der Theodor-Leutwein-Straße (Strümpfelbrunn, 200.000 Euro). Insgesamt belaufen sich die ordentlichen Erträge auf 10,2 Mio. Euro, während die ordentlichen Aufwendungen 10 Millionen Euro betragen. Da die Gemeinde im Bereich der Sonderaufwendungen bzw. -erträge aufgrund der Kosten zur Beseitigung der Hochwasserschäden aus dem vergangenen Jahr ein Defizit in Höhe von 65.000 Euro erwartet, beläuft sich das veranschlagte Plus im Ergebnishaushalt auf 175.500 Euro. Im Finanzhaushalt erwirtschaftet die Gemeinde ein Defizit in Höhe von 176.500. Auch wenn die Zahlen für 2017 ein zufriedenstellendes Ergebnis liefern, dürfe man nicht vergessen, die kommenden Jahre im Blick zu behalten, warnte Gornik.

Die Sprecher der Fraktionen, Andreas Geier (CDU), Heinz-Dieter Ihrig (SPD) und Reinhold Weis (UBW), dankten der Verwaltung für die Aufstellung des Haushalts nach neuem Recht und die Mühen, das Zahlenwerk erklärbar zu machen, bevor die Räte dem Haushalt sowie dem Wirtschaftsplan der Sonderrechnung Wasserversorgung zustimmten. Anschließend wurde der Kaufpreis für Baugelände in Weisbach sowie die Umbenennung der Schule in Winterhauch-Grundschule beschlossen.

Eberbacher Flüchtlingsschicksale: "Ich will Teil dieser Gesellschaft werden"

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Eberbach. (vis/fhs) Was sind das für Menschen, die aus teils schlimmsten Umständen nach Eberbach gekommen sind? Eine Arbeitsgruppe der Eberbacher Jungsozialisten wollte, dass Alteinheimische in der Stadt mehr über die Menschen erfahren, die hierher kamen, um Schutz und für sich eine Zukunft zu suchen. Über den Arbeitskreis Asyl entstand der Kontakt zu Flüchtlingen, die bereit waren, über sich und ihr Schicksal zu sprechen und die auch einer Veröffentlichung zustimmten.

"Wir haben uns als junge Menschen gefragt, was wir tun können, um die Verständigung zu fordern und zur Integration dieser Menschen einen Beitrag zu leisten, " sagt David Müller, der zusammen mit Viktoria Schuler und Kevin Bohn die Gespräche 2016 führte. Wegen anderweitiger Verpflichtungen zog sich die vor ziemlich genau einem Jahr begonnene Aktion über das ganze Jahr. Nach Veröffentlichung der Gespräche auf der Facebookseite der Eberbacher Jusos soll jetzt durch Abdruck von sechs Beiträgen einer breiteren Leserschaft die Schicksale dieser Eberbacher Neubürger zugänglich gemacht werden.

Esad Hemidi (die Namen aller Gesprächspartner sind von der Redaktion geändert) ist der erste von sechs Gesprächspartnern, die in dieser Artikelreihe auf der Basis der Juso-Interviews vorgestellt werden. Eine Willkommensstimmung strömt durch die Wohnung des 43 Jahre alten Dr. Esad Hemidi. Er stammt aus dem syrischen Homs und lebt nun in einer Wohnung für Geflüchtete in Eberbach mit seiner Frau und den beiden Söhnen, jeweils drei Monate und sieben Jahre alt. Friedlich spielen die Jungen auf dem Teppichboden, während Esads Frau Rachida Hemidi duftenden frischen Tee zubereitet.

Esad Hemidi ist Gynäkologe. Er leitete eine eigene Klinik im Zentrum von Homs. Sie ist bei einen Luftangriff bombardiert und völlig zerstört worden. Der Verlust der beruflichen Existenz und die unsichere humanitäre Lage drängten die Familie zur Flucht. Erpressungen und Schutzgeldzahlungen waren an der Tagesordnung, ein Verbleib für die Familie in Syrien zu gefährlich. Die Gewalt nahm von Tag zu Tag zu.

Über ein halbes Jahr, vom 25. September 2015 bis März 2016, befand sich Esad Hemidi auf der Flucht. 25.000 Euro kostete sie ihn. Sie verlangte Strapaziöses von ihm ab, bis er im Mai 2016 in Eberbach ankam. Sein Weg führte über See und Land nach Deutschland, der seiner Frau und Kinder mit dem Flugzeug über Italien.

Zunächst flüchtete der Arzt in die Türkei, wo er sich zwei Wochen lang aufhielt, um es dann mit dem Boot nach Italien zu versuchen. Doch die gefährliche Überfahrt lief völlig aus dem Ruder. Nach zwei Tagen ging der Motor des kleinen Bootes kaputt, sodass die Geflüchteten drei Tage der hohen See ausgeliefert waren.

Ein polnisches Handelsschiff konnte sie retten. Das langwierige und schonungslose Treiben in den Gewässern habe Tote gefordert, so Hemidi bedrückt. Auf diesem Weg hat er einen Freund verloren.

Nach einem viermonatigen Aufenthalt in Athen legte Esad Hemidi einen Fußmarsch nach Mazedonien zurück. Erst sechs Monate später erreichte er über die Balkanroute (Serbien, Ungarn und Österreich) sein Ziel Deutschland. Die Bundesrepublik wählte Hemidi auf Anraten von Freunden wegen des medizinischen Standortes und des Ansehens über die Grenzen hinweg.

Bewundernswert findet er den deutschen Perfektionsanspruch an ihre Arbeit. "Gott liebt die Person, die seine Arbeit perfekt macht", sagt er und meint damit die Perfektion der Schöpfung und die, die an ihr arbeiten.

Was nicht perfekt verlaufe, seien die Asylverfahren. "Die Prozesse sind sehr ungleich", bemängelt Hemidi die überbordende Bürokratie.

Denn während die einen nur wenige Wochen auf ihren Asylbescheid warteten, habe es bei seiner Familie und bei anderen länger als ein Jahr gedauert. Es sei die Ungewissheit über den Verbleib in Deutschland sowie die Ungleichbehandlung unter den Geflüchteten, die Hemidi stark kritisiert. Er fühlt, das Deutschland sein Zuhause ist. "Zu Besuch bin ich hier nicht", stellt Hemidi klar. Hierfür lernt er kontinuierlich die deutsche Sprache.

Er hat in Syrien alles eingebüßt, was sein Dasein ausmachte. In Deutschland möchte er wieder berufliche und soziale Eigenständigkeit erlangen. Dann könne er auch unabhängig von den Transferleistungen leben.

Ihm gehe es bei dem Wunsch, gleich arbeiten zu können, nicht so sehr um das Geld, denn ein Arzt in Syrien verdiene viel mehr als in Deutschland. Aber jeden Tag, an dem er nicht arbeiten könne, verliere er an Wissen und Erfahrung, die unerlässlich für seine Arbeit seien.

In der Stadt Eberbach sei er freundlich empfangen worden. Viele Menschen hätten der vierköpfigen Familie schon Hilfe angeboten. "Wenn die Menschen mich sehen und lächeln, weiß ich, dass ich am richtigen Ort angekommen bin." Auch wenn es nicht sein Wunsch war, als Flüchtling gerade nach Eberbach zu kommen, ist er für die entgegengebrachte Akzeptanz dankbar.

Hemidis Hoffnung ist, dass die Menschen in Eberbach verstehen, dass er fliehen musste und dass sie ihm glauben, dass er ein vollwertiger Teil der deutschen Gesellschaft werden will.

Eberbacher Kunstfreunde: Zum guten Schluss Mozart, Schubert, Beethoven

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Eberbach. (khm) Im vierten und letzten Kammerkonzert dieser Kunstfreunde-Saison empfängt der Verein am Freitag, 28. April, um 20 Uhr das Goldmund-Streichquartett im Pfarrheim Feuergrabengasse. Das Ensemble mit Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore, Preisträgern und Stipendiaten der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler, zählt schon jetzt zu den gefragtesten Nachwuchsensembles in Deutschland.

Die Musiker lernten sich zu Schulzeiten in der Jugendakademie der Hochschule für Musik und Theater München kennen. Durch die gemeinsame Begeisterung für Kammermusik entstand die Idee, ein Streichquartett zu gründen. Musikalische Impulse erhielten die Vier bei namhaften Quartetten und Künstlern, der Ensemble-Zuname ist nach Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" gewählt. Der Roman stellt dem in klösterlicher Abgeschiedenheit lebenden Denkertyp’ Narziss den emotionalen, die bunte Welt erlebenden Künstlertyp Goldmund gegenüber. Auf dem Programm stehen Mozart, Schubert und Beethoven.

Unter den 26 Streichquartetten Mozarts gelten die sechs Haydn gewidmeten Quartette als Krönung seiner Quartettmusik. In ihnen wird der neue "reine Quartettstil" gepflegt, der die Hervorhebung einer Stimme ausschließt. Mozart selbst meinte, sie seien "die Frucht einer langen und mühsamen Arbeit". Der munter frohe Kopfsatz des ersten, oft Frühlingsquartett genannten Quartetts ist dynamisch sehr nuanciert und abwechslungsreich artikuliert.

Das ausgedehnte Menuett mit ebenfalls ungewöhnlichem Forte-Piano-Wechsel und schroffen Akzenten will deutlich kein höfisch galantes Menuett für den Tanzboden sein. Das ruhige Andante cantabile ist mit wunderbarer Melodik einer der klangvollsten langsamen Sätze Mozarts. Das Finale gibt eine Synthese von Polyphonie und Homophonie, die in plötzlichem Stilbruch wechseln. Das eröffnende Fugenthema ist eines der beliebtesten von Mozart, das man auch im Finale seiner "Jupiter-Sinfonie" hört.

Schubert komponierte schon als Zwölfjähriger für das Familienstreichquartett. Auf die so entstandenen elf ersten Streichquartette folgten die Meisterwerke: C-moll-Quartettsatz, Rosamunde-Quartett, das Quartett "Tod und das Mädchen" und das gewaltige G-dur-Quartett. Nicht zu vernachlässigen sind indes die frühen Quartette, von denen das in Es-dur (D 87) zu hören ist, 1813 komponiert vom sechzehnjährigen Schubert.

Ohne "himmlische Längen" dauert es 22 Minuten und ist ein wundersames Beispiel für musikantische Spielfreude und klangvollen Quartettsatz schon im Kopfsatz. Das knappe Scherzo klingt unüberhörbar an Beethoven an mit ungestümen Vorschlägen und Oktavsprüngen. Lyrisch und liedhaft gibt sich das klangschöne Adagio und erinnert an Mozart. Das finale Allegro wirkt durch seine flotte Melodik und viele Triolen.

Nach den ersten sechs Streichquartetten des jungen Beethoven entstanden 1805 bis 1810 die fünf Streichquartette der mittleren Periode, die als Höhepunkte der klassischen Quartettmusik gelten. Zwölf Jahre später beschäftigte sich Beethoven erneut mit Quartetten und komponierte 1822 bis 1826 seine fünf späten Quartette. Das in A-moll op. 132 (1825) entstand bereits unter den Bedingungen seiner doppelseitigen Schwerhörigkeit, so dass er seine letzten Werke akustisch nicht mehr völlig wahrnehmen konnte.

Komponieren war für ihn Überwindung widrigen Geschicks geworden. An diesen Werken hängt die Aura des schwierigen Verstehens und Aufführens. Sie waren Betätigungsfeld für professionelle Ensembles geworden. Das 40-minütige A-moll-Quartett zeigt das für diese Quartette typische, äußerlich Unkonventionelle: fünf statt vier Sätze und einen Einschlag von musikalischer Programmatik, die fürs Quartett eher unüblich ist.

In der Presse war das Werk so angekündigt: "Beethovens neuestes Quartett, bestehend aus folgenden Sätzen: (1) Introduzione, Allegro moderato (A-moll), (2) Scherzo (A-dur), (3) Adagio "Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit", (F-dur, lydische Tonart ohne Hb) abwechselnd mit einem Andante, welches das Wiedererwachen der Kraft malt (D-dur), (4) Marcia (A-dur), (5) Rezitativ und Finale: Allegro appassionato".

Kompositionshintergrund könnte eine mehrwöchige Erkrankung Beethovens gewesen sein. Thomas Mann lässt im Doktor-Faustus-Roman über das bewunderte Quartett sagen: "Im Grunde muss jeder der viere [vier Spieler] ein Paganini sein und dabei nicht nur den eigenen Part beherrschen, sondern die der drei anderen auch, sonst ist kein Auskommen ... es steht an der Grenze des Spielbaren".

Info: Einlasskarten und Programmhefte (mit Vorschau auf das Programm 2017/18) an der Abendkasse.

Solidarische Landwirtschaft in Eberbach: Wer zuletzt kommt, muss alles mitnehmen

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Von Elisabeth Murr-Brück

Eberbach. Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Zunehmend mehr Menschen denken darüber nach, welche Auswirkungen eine industrielle Landwirtschaft hat, ökologisch wie gesellschaftspolitisch. Wir haben uns daran gewöhnt, dass an Nahrungsmitteln immer alles verfügbar ist. Wer weiß schon, dass Erdbeerplantagen in Spanien das Trinkwasserproblem dort immer weiter verschärfen, in Süditalien wird das Wasser für Melonen aus 25 Metern Tiefe geholt, vor zehn Jahren musste man grade mal zwei Meter tief bohren; die Böden werden ausgelaugt, kleinere Betriebe können nicht mehr überleben.

Elisabeth Rabl gehört zu den Menschen, die das nicht mehr wollen, sie gehört zum Kreis derer, die in Eberbach die Initiative Solidarische Landwirtschaft mittragen wollen. Die Grundidee: Verbraucher bezahlen einen Landwirt im Voraus, er liefert, was gerade erntereif ist. Es gibt, was es grade gibt, im Winter Lagergemüse und Feldsalat, im Sommer vielleicht massenhaft Zucchini. Zurück in die Zukunft. Bis vor wenigen Jahrzehnten war das ganz normal, ist es heute in weiten Teilen der Welt noch immer. Marion Dönhoff, die legendäre ZEIT-Herausgeberin, schreibt von ihrer Kindheit auf einem Gutshof in Ostpreußen auf, auf den auch Bismarck und das Kaiserpaar regelmäßig zu Besuch kamen, dass "wochenlang Spinat gegessen" wurde, "dann kamen die Erbsen dran und danach die Mohrrüben".

Aber nicht einmal da hält sich die Natur an Planwirtschaft, erklärt Katharina Klein: "Wenn der Sommer zu trocken ist, gibt es vielleicht keine Kürbisse und wenn viel Rettich da ist, dann gibt es eben viel Rettich". Darin besteht auch der Unterschied zur bekannten Bio-Kiste: in der Solidarischen Landwirtschaft wird nichts angeboten, was nicht auf dem Hof oder in angeschlossenen Betrieben wächst, der Handel entfällt vollständig.

Katharina Klein hat die Solidarische Landwirtschaft in Mosbach kennengelernt, durch ihre Initiative gibt es jetzt auch in Eberbach einen Stützpunkt. Über Handzettel und persönliche Gespräche suchte sie Interessenten, acht mussten es mindestens sein, mehr als doppelt so viele waren es beim ersten Treffen am Donnerstag. Sie bekommen knackfrischen Spinat, Kartoffeln, Lauch und Schnittlauch vom Hofgut Robern bei Oberdielbach. Der Diplom-Biologe Michael Scheurig hat den Hof vor einigen Jahren übernommen, vor fünf Jahren hat er sich der Solidarischen Landwirtschaft angeschlossen. Der Betrieb liegt inmitten von Streuobstwiesen, vom Hof kommen Kräuter und Salate und die meisten Gemüse, alles nach biologischen Richtlinien angebaut. Bald wird es die ersten Salate geben, Rote Bete und Zwiebeln, Broccoli und Blumenkohl wurden gerade gesät, die kälteempfindlichen Buschbohnen, Zucchini und Kürbis sind nach den Eisheiligen dran. Bei Sinsheim stehen Foliengewächshäuser für Tomaten, Gurken und Paprika; Kartoffeln kommen von einem Demeterhof in Angelbachtal, Scheurig arbeitet dort mit. Eier gibt es nur auf Vorbestellung, sie werden selbstverständlich von frei laufenden Hühnern gelegt. Scheurig zeigt Bilder von Hühnern im Gras, auf Wiesen mit ganz viel Auslauf; glücklicher können Hühner wohl kaum leben, zumindest kennt Scheurig keine, denen es besser geht

90 Haushalte werden derzeit mit Produkten vom Hofgut Robern versorgt, die Abnehmer sind in Heilbronn, Mosbach und Haßmersheim und jetzt eben auch in Eberbach.

Alle zwei Wochen wird die Ware im Lager bereitgestellt, später soll dann auf Wochenrhythmus umgestellt werden. Die Mitglieder erhalten einen Zahlencode für den Schlüssel und haken auf einer Liste ab, was sie entnommen haben; wer zuletzt kommt, muss den gesamten Restbestand mitnehmen, denn nichts soll verkommen, nichts weggeworfen werden.

Eberbacher Flüchtlingsschicksale: Wie der "persische Apfel" nach Deutschland kam

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Eberbach. (vis/fhs) Aus der Umfrageaktion der Eberbacher Jusos unter Flüchtlingen stellen wir heute einen weiteren Gesprächspartner vor: Basem Omid (Name von der Redaktion geändert). Weil die Gespräche 2016 zwischen Frühjahr und Herbst stattfanden und sich eine Auswertungsphase anschloss, liegen manche Zeitangaben etwas zurück.

Kaum hat Basem Omid die Türklinke der Wohnungstüre in der Hand, ruft er"Essen, jetzt Essen fertig". Ein reich gedeckter Tisch, wie er nach dem Fastenbrechen in der arabischen Welt üblich ist, steht in einer kleinen Küche in Eberbach.

Es gibt eine köstliche Variante der herzhaften "Mansaf" - das ist eine Ofenspeise aus würzigem Lammfleisch mit Kartoffeln und Tomaten. Dazu gibt es Safran-Reis und arabisches Fladenbrot.

Seine Gastfreundschaft habe er seiner arabischen Herkunft zu verdanken, erklärt der Syrer stolz. Der Kontakt zu Familie, Freunden und Bekannten sei ihm sehr wichtig. Hierunter befinden sich viele Nicht-Muslime wie sein Schachkollege, der regelmäßig aus Zwingenberg auf eine Partie bei ihm vorbeischaut.

Mit seinen Freunden trifft Basem sich in der Volkshochschule sowie zum Grillfest. Der kommunikative Syrer lädt auch seine Gesprächspartner von der Juso-AG auf eine Partie Schach ein, "oder einfach nur so, zum Sprechen", sagt er. Auch wenn die richtigen deutschen Wörter oft noch nicht parat sind.

Der ausgebildete Mechaniker nimmt seit zehn Monaten beinahe täglich Deutschunterricht auf B1-Sprachniveau. Die restlichen Wünsche unterscheiden sich nicht von denen eines deutschen jungen Mannes: Basem Omid will seinen Beruf ausüben, ein Haus bauen, heiraten sowie eine Familie gründen.

Für den Wiederaufbau in Syrien würde er zurückkehren. Der deutschen Regierung habe er viel zu verdanken, gerne würde er "der Regierung hier helfen".

Der Krieg in Syrien forderte das Leben tausender Zivilisten durch Chlorgasbomben des IS, sowie durch Gewaltexzesse der syrischen Polizei, sagt Omid. Die hatte 300 Bürger willkürlich eingesperrt. Beim Fluchtversuch brach sich Omid den rechten Fußknöchel. Erst in der Orthopädie Heidelberg wurde die Fraktur behandelt, obwohl es auch in Syrien sehr gute Ärzte gebe. Das deutsche Polizei- und Ordnungsrecht sei für ihn der Ausdruck eines sicheren Landes.

Als Kontingentflüchtling floh er aus Syrien mit seinen Eltern und dem 33- jährigen Bruder Aaraam - zunächst in den Libanon: Vor zwei Jahren und sieben Monaten kam Basem Omid über Hannover nach Eberbach. Der älteste Bruder blieb in Syrien, wo er als Schiffsingenieur arbeitet.

Sein mitgeflohener Bruder Aaraam ist seit seinem siebten Lebensjahr an den Rollstuhl gebunden. Deswegen benötigten seine Eltern, die in einem anderen Stadtteil in Eberbach leben, eine neue Wohnung. Alles andere sei für den gehbehinderten Bruder nicht zumutbar.

Noch verzweifelter sei die Lage seiner Schwester Zahide. Sie habe mit den fünf Kindern Asyl im Libanon gefunden, hat aber dort keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Hikmat Saaviz, der Schwager, wohnt derzeit mit ihm in der kleinen Drei-Zimmer-Wohnung. Auf die strapaziöse Mittelmeerroute durch die Türkei und Griechenland konnte er seine Frau und die Kinder nicht mitnehmen.

Er wünscht sich, dass die Kinder wieder in die Schule gehen können. Zuletzt war das in Syrien nicht möglich. Ein Familiennachzug wird in naher Zukunft nicht machbar sein, denn die Familienzusammenführung unterliegt strengen rechtlichen Einreisevoraussetzungen. Seit Wochen bemühe sich die Frau um einen Visa-Termin beim Konsulat im Libanon, aber die deutsche Auslandsvertretung dort sei völlig überlastet.

Ibrar Wahed ist ein weiterer Mitbewohner. Er floh, nachdem er zwei Brüder in Syrien verloren habe und sein Haus in Homs komplett zerstört wurde. Er selbst habe sich nie aktiv an den Ausschreitungen beteiligt. Von einem Attentat trug er Brüche und Verletzungen davon, die operativ in Deutschland behandelt wurden.

Die drei Männer haben behelfsmäßig ein Bett im Wohnzimmer aufgestellt, das so noch beengter wirkt. Hier gibt es mittlerweile Schwarztee und Obst für die Fragesteller der Juso-AG.

Ibrar Wahed, ehemals Obst- und Gemüsehändler, erklärt, dass ihm das "westliche" Obst gut gefalle. Lachend fügt er hinzu, dass es dennoch kein Vergleich zu den fleischigen Pfirsichen und süßen Aprikosen seiner Heimat sei. Nun lernt Wahed Deutsch, und ist dringend auf der Suche nach einer eigenen Wohnung. Er brauche "Arbeit, um Rechnungen bezahlen zu können, ein leidfreies Leben, eine Familie".

Nach Ende des "Assad- Staates" würde auch er gerne nach Syrien zurückkehren. Ibrar Wahed erzählt noch eine Geschichte, um zu zeigen, dass Europa auch schon mal etwas aus seiner Heimat erhalten hat: Ob rheinländische Weinbergpfirsiche oder spanische Bergpfirsiche, der Pfirsich wurde den Griechen und damit letztlich Europa von den Persern übermittelt. Daher auch der lateinische Name malum persicum: persischer Apfel.

Im 4. Jahrhundert vor Christus sei der Handel bis an die Mittelmeergebiete immer reger geworden und habe Elemente aus dem Gebiet des heutigen Syrien nach Europa oft erstmals eingeführt.

Suchthilfe in Eberbach: "Ich hätte diesen Schritt früher machen müssen"

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Von Viktoria Schuler

"Zeitweise lag ich in meiner Wohnung komplett weggetreten im Delirium", denkt Martin P. (Name geändert) mit Grausen an ein schlimmes Kapitel seines Lebens: seine Alkoholsucht. Den Ausstieg schaffte er auf eigene Faust mit dem kalten Entzug, war dabei allein auf sich gestellt. Heute hilft er über die Selbsthilfegruppe in Eberbach anderen Suchtkranken. Ebenso wie Linda S. (Name geändert.).

Bis Linda S. vom Alkohol los kam, hat sie viel Leid erlebt. Gewalt durch ihren Ehemann, die Kinder sollten von ihren Problemen nichts mitbekommen. Sie will funktionieren, als Mutter und Ehefrau. Also greift sie zum Alkohol, wird abhängig. "Wie besorge ich ihn?" und "Wie entsorge ich ihn?" - Ihr Leben dreht sich nur noch darum, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Denn wie andere Alkoholabhängige baut auch sie ein Lügengerüst um ihre Sucht auf, versteckt Flaschen im Wäscheraum, damit die Kinder nichts merken. Doch die sehen, wie es der Mutter geht und sind irgendwann alt genug, um das Elend zu erkennen.

Linda S. begreift, dass die Sucht ihr Leben und das ihrer Familie zerstört, will loskommen. 2006 macht sie die erste Entgiftung: Sechs Wochen ist sie stationär und ein halbes Jahr ambulant in Therapie. 2009 kommt der Rückfall, es geht um Leben und Tod. Die zweite Entwöhnung macht sie stationär in Wiesloch.

Martin P. hat für sich mit dem kalten Entzug einen anderen Weg gewählt. "Ich war dabei völlig allein, ohne die Spezialisten einer Entzugsklinik", beschreibt er. Große Hilfe bekam er von der Selbsthilfegruppe, die ihm sein Hausarzt empfohlen hat. Seit einiger Zeit unterstützt und begleitet er selbst Alkoholabhängige und andere Suchtkranke auf ihrem Weg aus der Sucht. Denn als ehemaliger Alkoholiker weiß er genau, wie es den anderen geht oder gegangen ist. Gewohnheit, Missbrauch, Sucht und Kontrollverlust - diese Phasen durchlaufen seiner Meinung nach Suchtkranke. Dabei ist die Grenze zwischen Gewohnheit und Missbrauch hauchdünn, individuell und fließend. "Wann kann ich die nächste Flasche aufmachen?", "Morgen höre ich auf" - wenn solche Gedanken immer wieder aufploppen, könnte ein besorgniserregender Punkt schon erreicht sein.

"Gefährlich ist, dass viele Süchtige sich über ihren Eigenkonsum nicht im Klaren sind", sagt Martin. "Einmal hatte ich unbewusst das Gefühl, mit mir stimmt etwas nicht, aber das Bewusstsein bügelt das schnell ab." Schleichend wird die Sucht zum Lebensmittelpunkt und alles andere um einen herum nur noch vage, "denn am Anfang wirkt die Sucht noch euphorisierend, dann sterben normale Gefühle einfach ab", erklärt Martin.

Der Punkt, an dem man sich Hilfe holt, sei bei jedem anders. Es kann der Verlust der Fahrerlaubnis sein, oder der Partner oder Verwandte ertragen die Sucht nicht mehr. Manchmal drängt der Arbeitgeber dazu, etwas zu unternehmen. "Die meisten gehen den ersten Schritt zur Heilung erst, wenn sie nicht noch tiefer fallen können", bedauert Linda. "Im Nachhinein weiß ich, ich hätte diesen Schritt auch viel früher machen müssen."

In der Selbsthilfe geht es um die Fragen, wie kann ich mir selbst helfen? und wie führe ich ein Leben in zufriedener Abstinenz? Wobei das "neue Leben" mit Inhalten gefüllt werden muss. "Von der Berufsfindung bis zur Freizeit leistet die Gruppe Unterstützung und praktische Lebenshilfe", sagt Linda, die selbst in der Gruppe motiviert wurde, sich auf eine Stelle zu bewerben.

Linda und Martin sind Gruppenleiter der Selbsthilfegruppe in Eberbach, die seit 2001 Unterstützung für Suchtkranke bietet. Voraussetzungen für die Funktion als Gruppenleiter sind zwei Jahre Abstinenz und der Besuch mehrerer Seminare zum Thema Sucht. Derzeit übernehmen vier Gruppenleiter die wöchentlichen Sitzungen. Die Teilnehmer sind zwischen 25 und 70 Jahre alt, unter ihnen Betroffene und Angehörige. Die Erkrankungen sind gemischt: Alkohol, Drogen, Depressionen, Magersucht und Spielsucht. "Alle Suchtkrankheiten sind sich sehr ähnlich", hat Martin im Laufe seiner Zeit als Leiter festgestellt. "Bestandteil jeder Sucht ist, dass ich sie mir gut rede." Auch deren Ursachen ähneln sich: Berufliche oder familiäre Probleme, mangelnde Anerkennung oder mangelndes Selbstwertgefühl.

Suchtkrankheiten ähneln sich

In der Runde treffen Betroffene auf Menschen, die mit dem gleichen Problem kämpfen. "Die Akzeptanz, an seinem Suchtproblem zu arbeiten, ist eher da, wenn die Motivation von einem Suchtkranken oder trockenen Alkoholiker kommt", weiß Linda. Die Gruppe biete einen sicheren Raum. "Es gibt viele Neue, die gleich reden. Andere öffnen sich erst später. Hierzu gehört, wie es einem geht. Tage, an denen es den Sonnenschein gibt, sind ebenso legitim wie ein Blöder-Hund-Tag", fügt Linda hinzu. Wenn man andere Verhaltensmuster lerne, brauche man nicht mehr zu trinken oder Medikamente zu nehmen - und die eigene Wertschätzung steige.

Normalerweise wird über die Sucht und das Leben gesprochen. Monatlich findet ein Themenabend statt: Wie ist das Leben ohne Alkohol? - Einsamkeit - Was ist Glück? - Kontrolliertes Trinken.

Auch "Rückfall" war ein Thema. Ein kleines Pils, ein Mon Chérie, eine Weinsauce - ein plötzlicher, unkontrollierter Rückfall sei auf dem Weg zum Ausstieg schnell ausgelöst, sagt Martin. Denn Sucht sei eine chronische Krankheit. Der Körper habe gelernt, dass das Suchtmittel beruhigend, Angst lösend und belohnend wirkt. Die Selbsthilfegruppe bietet daher "Ausrutscherverträge" an. Diese werden mit einem anderen Betroffenen aus der Runde oder mit einem Leiter geschlossen. Um aus der Situation herauszukommen, verspricht der "Vertragspartner", telefonisch oder persönlich sofort da zu sein, wenn ein Rückfall droht. Und man gibt sich das gegenseitige Versprechen, sich nicht zu verurteilen.

Martin hat eine zusätzliche Strategie entwickelt, um nicht rückfällig zu werden. "Man muss zwar Abstand zum Suchtverhalten gewinnen, aber die Sucht darf auch nicht ganz aus dem Bewusstsein verschwinden." Die Sucht publik zu machen, schütze ihn davor, rückfällig zu werden. Früher wurde viel öfter stigmatisiert, heute sei die Akzeptanz in der Gesellschaft schon etwas besser, sagt er.

Info: Als erste Anlaufstelle bietet die Suchthilfe in der Friedrich-Ebert-Str. 6 kostenlose und anonyme Suchtberatung an. Träger der Selbsthilfegruppe ist Drogen e.V. aus Wiesloch.

Windkraftplanung in Eberbach: Wird die Natur für den Klimaschutz zerstört?

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Eberbach. Die Initiative Bürger für Bürger Eberbach lädt am Freitag, 28. April, um 19.30 Uhr ins evangelische Gemeindehaus am Leopoldsplatz zu einem Vortrag zum Thema: "Windkraft im Wald - Naturzerstörung für den Klimaschutz" ein. Die Referenten sind Sylke Müller-Althauser von der Naturschutzinitiative und Dr. Richard Leiner von "Rettet den Odenwald".

Sylke Müller-Althauser lebt im Hunsrück. Im gesamten Hunsrück stehen mittlerweile knapp 300 Windräder. In ihrem Vortrag zeigt sie Aspekte auf, warum sich diese Region in so kurzer Zeit zu einem Windindustriegebiet entwickeln konnte und bundesweit in den Medien vielfach als "Negativbeispiel einer verspargelten Landschaft" bezeichnet wird.

Leiner referiert über die Windkraftplanungen im Odenwald. Was im Hunsrück Realität ist, steht dem Odenwald bevor. Die Verspargelung nimmt ihren Lauf: Am Greiner Eck wird das fünfte Windrad fertiggestellt, am Stillfüssel wird gerodet, am Kahlberg haben die Rodungsarbeiten begonnen.

Für Beerfelden sind fünf Windräder in Planung, die Hirschhorner Höhe wird als Windvorrangfläche ausgewiesen und auch die Sensbacher Höhe bleibt weiter im Gespräch. Im Markgrafenwald in Waldbrunn sollen zwölf Windkraftanlagen realisiert werden. In Eberbach sind Hebert, Hohe Warte, Augstel und Brombach Nord sogenannte Vorranggebiete für Windenergie.

Info: Weitere Infos gibt’s unter buerger-fuer-buerger-eberbach@gmx.de.


Freie evangelische Gemeinde Eberbach: Im Zentrum stehen junge Familien

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. 1854 wurde die erste Freie evangelische Gemeinde (FeG) in Wuppertal gegründet. Heute gehören dem Bund der FeGs bundesweit etwa 450 Gemeinden mit rund 38.500 Mitgliedern an. Im Juli letzten Jahres erfolgte die Gründung einer FeG in Eberbach. Die Gemeinschaft kaufte das ehemalige evangelische Gemeindezentrum Steige, Pastor Marc Förster zog mit Familie in die Stauferstadt. Im Dezember konnte Einweihung gefeiert werden. Mit einem "Vertikalkurs", bei dem die Teilnehmer ihre Beziehung zu Gott hinterfragen und überdenken, tritt die FeG Eberbach nun am kommenden Mittwoch, 19.30 Uhr, erstmals an die Öffentlichkeit. Der Kurs richtet sich an alle, die über den christlichen Glauben mehr erfahren wollen.

Herr Förster, was ist das Besondere an der FeG bzw. was unterscheidet sie von anderen christlichen Gemeinden?

Förster: Dass wir so klein sind. Dadurch geht es bei uns familiärer und intensiver zu als in den Großkirchen. Wir haben aktuell 26 Mitglieder mit ihren Kindern, da ist eine ganz andere Betreuung möglich. Wir legen viel Wert auf eine gemeinsame Lebensgestaltung. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten treffen wir uns auch unter der Woche in Hauskreisen, im Jugendkreis, Mütter treffen sich zum Gebet für ihre Schulkinder… Wir wollen an einander Anteil nehmen und geben.

Was bedeutet das "Freie" im Namen der Gemeinde?

Man wird nicht in die Gemeinde geboren sondern entscheidet sich im Erwachsenenalter bzw. ab der Religionsmündigkeit mit 14 Jahren dafür und lässt sich taufen. Einmal pro Halbjahr bieten wir Interessierten eine Informationsveranstaltung zu den Inhalten der Gemeinde an, dann können sie entscheiden, ob sie eintreten möchten oder nicht. Allerdings kann jeder an unseren Veranstaltungen teilnehmen, auch Nicht-Mitglieder.

Was steht im Mittelpunkt Ihrer Gemeindearbeit?

Ich will den Menschen Jesus Christus nahe bringen und lieb machen. Deshalb predige ich oft darüber, warum er auf die Erde gekommen ist und warum er am Kreuz gestorben ist.

Und wo setzen Sie Schwerpunkte?

Wir wollen eine Gemeinde für alle Generationen sein, legen aber den Schwerpunkt auf junge Familien. Für sie gibt es viele Angebote. So bereiten wir zum Beispiel gerade einen Ehekurs für Ehepaare vor. Ein starker Familienzusammenhalt ist für Kinder das Beste, und der beginnt bei der Ehe der Eltern. Dann soll es einen Elternkurs geben, der helfen will, Kinder und Jugendliche mit christlichen Werten zu erziehen. Ältere Gemeindemitglieder geben jüngeren dabei von ihrer Erfahrung ab, beispielsweise in Form von Patenschaften.

Welche Strukturen hat die FeG Eberbach?

Da gibt es den Leitungskreis, der für die inhaltliche und geistliche Ausrichtung der Gemeinde verantwortlich ist. Ihm gehöre neben zwei weiteren Mitgliedern auch ich an. Dann haben wir den Diakonenkreis, der setzt sich zusammen aus Ansprechpartnern für Kinder und Jugendliche, für die Bereiche Gastfreundschaft, Dekoration des Gottesdienstraums oder Gottesdienstgestaltung. Und einmal im Monat treffen sich alle Gemeindemitglieder, um gemeinsam über Dinge des Gemeindelebens zu entscheiden.

Wie finanziert sich die FeG?

Die Finanzierung ruht auf drei Säulen: zum einen auf der Miete, die wir für das Büro der evangelischen Gemeinde und die zwei zum Gemeindezentrum gehörenden Wohnungen einnehmen. Dann werden wir von den großen FeGs in Heidelberg und Hoffenheim unterstützt. Und als drittes sind die freiwilligen Spenden unserer Gemeindemitglieder zu nennen.

"Höhner Wurstladen" Sensbachtal: Kleiner Laden am Ende des Tales

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Von Heidemarie Canis

Sensbachtal. Seit 1999 gibt es in der Gemeinde Sensbachtal, am nördlichsten Ende in Obersensbach, das Lädchen: "Höhner Wurstladen". Dem schnell vorbeifahrenden Autofahrer offenbart sich der Name Höhner eventuell als Schreibfehler und er bezieht ihn auf das liebe Federvieh. Doch weit gefehlt, es handelt sich um den Familienname der Besitzerin Annette Höhner.

In dem kleinen Laden gibt es alles, was der Metzgermeister aus dem Fleisch von Rind und Schwein herstellen kann. Dazu gehören Wurst und Schinken in unterschiedlichsten Geschmacksvarianten, vielfältige Wurstkonserven und portioniertes Fleisch auf Bestellung. Selbstvermarktung wird betrieben.

Bis zum Jahr 2005 gab es im Stall bei Höhners noch Milchkühe. Jetzt werden Bullenkälber unter strenger Futterauswahl zwischen 14 und 17 Monate groß gezogen. Es stehen immer sechs bis acht kleine Bullen im Stall, die nach Bedarf geschlachtet werden. Der gelernte Metzgermeister Volker Höhner (Ehemann von Annette), der seit dem Jahr 2000 auf dem Mannheimer Schlachthof als Vieheinkäufer tätig ist, ist für die Kälber und das Borstenvieh zuständig.

Nach der Schlachtung kommen die Tiere anschließend zur Weiterverarbeitung in die Wurstküche nach Obersensbach. Aber es wird immer nur soviel produziert, wie auch verkauft werden kann. Viele Gaststätten werden mit Frischfleisch versorgt, auch Partyservice wird angeboten und Grillfeste werden ausgerichtet.

Annette Höhner hat sich in den Jahren qualifizieren können. Nach einer anfänglichen Berufsausbildung zur Hauswirtschafterin, legte sie 1997 die Prüfung zum Landwirt ab.

Damit stand ihr die Tür zur Direktvermarktung offen. Im elterlichen Anwesen war sie schon von Kindesbeinen an mit der Landwirtschaft in Berührung gekommen. Vater Helmut Ihrig hatte als Land- und Forstwirt schon immer Handel betrieben. Auch heute ist er seiner Tochter eine große Stütze, hilft im Stall und bringt sein Wissen im täglichen Geschäft ein.

Gerne hätte Annette Höhner die Angebote in ihrem kleinen Wurstladen erweitert. Sie hatte es in den Jahren zuvor auch immer wieder mit allerlei anderen Dingen wie Backwaren oder zum täglichen Leben notwendigen Nahrungsmitteln versucht, denn der nächste "Supermarkt" liegt immerhin acht Kilometer entfernt.

Aber im Zeitalter der Motorisierung und Globalisierung bleibt es bei Würsten, Schinken und Bratenstücken.

Info: Der Wurstladen hat montags und dienstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs und donnerstags von 14 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Flüchtlinge in Eberbach: "Deutschland erfährt ein falsches Bild vom Islam"

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Eberbach. (vis/fhs) Aus der Umfrageaktion der Eberbacher Jusos unter Flüchtlingen stellen wir heute einen weiteren Gesprächspartner vor: Eldin Homaayoon (alle Namen von der Redaktion geändert).

Der 18 Jahre alte Eldin, seine Mutter und die drei jüngeren Geschwister kamen als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Das bedeutet, dass sie nicht wie viele andere auf Schleuser angewiesen waren. Eldins Vater starb bei einem Unfall, da war er gerade mal sechs Jahre alt.

Von da an war das Leben für seine damals schwangere Mutter, seine beiden Geschwister und ihn ohnehin schon kein einfaches. Als 12-Jähriger wurde Eldin Homaayoon durch seine Arbeit auf dem Bau im Libanon während seiner Schulferien zum finanziellen Unterstützer der fünf Personen zählenden Familie. Mit 13 erfuhr er am eigenen Leib die Schikane syrischer Soldaten, die ihn aus Spaß demütigten. Er sagt, das sei damals ein verstörender und unverständlicher Akt für ihn gewesen - bis er die Ausmaße des Krieges immer mehr zu verstehen begann.

In seiner Heimatstadt Sarkeb im nordöstlichen Verwaltungsbezirk Idlib formte sich früh der Widerstand gegen die Unterdrückung durch die Assad-Regierung. Die zunächst friedlichen Proteste 2011 wurden gewaltsam niedergeschlagen. Die Oppositionellen begannen, sich zu bewaffnen.

Der "Arabische Frühling" begann und Syrien versank im Bürgerkrieg. Die wirtschaftliche und humanitäre Situation der Familie wurde immer problematischer. 2013 bot sich der alleinerziehenden Mutter und den vier Kindern eine Möglichkeit, die nur wenige bekamen: die Ausreise nach Europa mit Hilfe des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen.

2014 führte sie der Weg über Hannover nach Eberbach. Hier besuchten die Kinder einen 600-stündigen Sprachkurs. Sie gehen mittlerweile zur Schule. Eldin Homaayoon, der den Sprachkurs als bester und einziger mit B1-Niveau abschloss, bereitet sich nun in einer Klasse mit 15 deutschen Schülern auf seine Mittlere Reife vor.

Längst hat er sich von seinem Traumberuf als Kampfpilot distanziert. Er möchte auf dem Berufskolleg seine Fachhochschulreife absolvieren und danach Ingenieurswissenschaften studieren. Denn irgendwann will er die Trümmerfelder in seiner Heimat wieder aufbauen. Syrien sei und bleibe seine Heimat, sagt er. Seine Klassenkameraden seien hilfsbereit und höflich. Aber durch das Erlebte sei er geistig reifer, erklärt er.

Das sei auch ein Grund, dafür, warum er bislang keine Freundschaften geschlossen hat. Während seine syrischen Freunde gegen den "Islamischen Staat" und die Assad-Truppen kämpfen, und Verfolgung, Verhaftung und Ermordung ausgesetzt sind, könne er in Sicherheit und Freiheit leben und seinen Abschluss machen. Deshalb möchte er Deutschland etwas zurückgeben, auch wenn er noch nicht weiß, was.

Eldin Homaayoon kritisiert das Bild, das in Deutschland in der Berichterstattung über den Islam verbreitet wird. Es sei zu einseitig, wenn man den Terror und die Grausamkeiten mit dem Islam in Verbindung bringe. Menschen verschiedener Religionen könnten miteinander auskommen, wenn beide die gleiche Bedeutung und die gleichen Werte aus ihren Religionen ziehen, meint Homaayoon. Dies könne ein verbindendes Element in der Völkerverständigung sein.

Die unmenschlichen Grausamkeiten begingen Leute, die den Islam zu ihren Zwecken missinterpretierten und somit missbrauchten. Das sei nicht der Islam wie er ihn kenne, in dem Menschen in Frieden miteinander leben und sich respektvoll achteten, ist Eldin Homaayoon wichtig, den Leuten in seiner neuen Heimat mitzuteilen.

Preisspiegel Immobilienverband Deutschland: Guter Wohnraum ist auch in Eberbach knapp

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Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Dass Eberbach jetzt zumindest in einem Punkt in der Liga der ganz Großen mitspielt - Berlin, Frankfurt, Hamburg und München - ist Beate Albert zu verdanken. Die Immobilienmaklerin  ist seit drei Jahren als Marktberichterstatterin für den Immobilienverband Deutschland (IVD) tätig und hat als solche auch die kleine Neckarstadt in den Preisspiegel gehievt. Der bildet das, was man für Wohnen in bundesweit rund 370 Städten bezahlen muss, stets aktuell ab. Die Zahlen und Daten werden alle sechs Monate auf den neuesten Stand gebracht und vom Verband als Broschüre herausgegeben. In Eberbach selbst, so Albert, entwickeln sich die Immobilienpreise natürlich nicht so rasant wie in den Ballungsräumen, wo die Neuauflage in so kurzen Abständen durchaus Sinn mache. Aber auch hier hat sich über die Jahre allerhand getan auf dem Immobilienmarkt.

In Sachen Eigentumswohnungen zum Beispiel. Die Nachfrage danach, für Makler früher überhaupt kein Thema, ist in Eberbach heute viel höher als das Angebot, erläutert Albert die Marktsituation. Vor allem Senioren, denen ein ganzes Haus zu groß und zu beschwerlich geworden ist, seien auf der Suche nach geeigneten Objekten. Und in Eberbach sind mittlerweile schon fast 50 Prozent der Einwohner über 50. Aus diesem Grund seien Eigentumswohnungen auch viel teurer geworden. Lagen die betreffenden Quadratmeterpreise für Gebrauchtimmobilien vor zehn Jahren noch bei 1100 bis 1300 Euro, müssen dafür heute 1600 bis 1800 Euro hingelegt werden, rechnet die Geschäftsführerin von SKD-Immobilien vor. Für Neubauten sind die Preise je nach Lage und Ausstattung der Wohnung auf 2500 bis 2800 Euro je Quadratmeter geklettert. "Bauen ist heute einfach viel teurer", stellt Albert dazu fest.

Trotzdem: An Abnehmern mangele es nicht. So sind im neuen, für wohlhabendere Käuferschichten konzipierten Rosenturmquartier inzwischen nur noch fünf der insgesamt 41 Wohnungen zu haben. Auffallend, dass vier davon nur zwei Zimmer haben. Gesucht werden laut Albert nämlich auch in Eberbach vorzugsweise großzügigere Wohnungen mit drei bis vier Zimmern und über 70 Quadratmetern Fläche. "Kleinere Wohnungen unter 60 Quadratmeter sind so gut wie nicht gefragt", weiß die Immobilienexpertin.

Platz haben in den vier Wänden möchten auch junge Familien. Und angesichts niedriger Bauzinsen und der Tatsache, dass große Mietwohnungen teuer sind, haben auch sie es in Eberbach auf Wohneigentum abgesehen. Auch sie zieht es zunehmend in die Stadt, auch ihnen ist - wie den älteren Herrschaften - an einer guten Infrastruktur am Wohnort gelegen. Deshalb übersteigt auch die Nachfrage nach Häusern das vorhandene Angebot bei weitem, stellt Albert fest. Dessen ungeachtet ist "bei gebrauchten Ein- und Zweifamilienhäusern nur eine leichte Preissteigerung zu erkennen". Albert führt dies auf neue Energiesparauflagen zurück, die vom neuen Eigentümer zu erfüllen sind. Die örtliche Bebauung besteht überwiegend aus Einfamilienhäusern. Wer eines erwerben möchte, muss heute 200- bis 230.000 Euro investieren. Vor zehn Jahren lag die Preisspanne noch bei 180- bis 200.000 Euro. Nach Einschätzung der Immobilienmaklerin wird das Nachfragehoch noch eine Weile anhalten. Was auch für den Hausbau gilt. Nur dass der "aufgrund der wenigen in guten Lagen befindlichen Bauplätze in Eberbach eher schwierig ist".

Die Tendenz zu größeren, komfortableren Wohnungen herrscht auch auf dem örtlichen Mietwohnungsmarkt vor. Familien möchten für jedes Kind ein eigenes Zimmer, Senioren und die sogenannten Best Ager, also die Zielgruppe 50 plus, stellen gesteigerte Ansprüche an die Wohnqualität und wünschen sich "luftige, helle, stylische" Wohnungen. Die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten wird noch steigen, sagt Albert voraus. Wobei für Wohnungen mit hochwertiger bzw. altersgerechter Ausstattung in guten Lagen zurzeit Mietpreise von 7 bis 7,50 Euro pro Quadratmeter drin sind. Insgesamt sind die Mieten in Eberbach jedoch weitgehend stabil. Wer sich etwa in weniger gesuchten Lagen im Altbau einmieten möchte, bezahlt dafür laut Albert zwischen 4,50 und 4,80 Euro pro Quadratmeter - in guten Lagen 5 bis 5,20 Euro. In Neubauten reicht die Preisspanne zwischen weniger guten und bevorzugten Lagen von 5,50 bis zu 6,50 Euro.

Was Beate Albert für den IVD macht, ließe sich speziell für Eberbach auch von der Stadtverwaltung machen. "Viel präziser sogar", sagt die Geschäftsfrau. Denn während sie selbst als Marktberichterstatterin ihre eigenen Geschäftszahlen zugrundelegt, verfügt das Rathaus über eine Kaufpreissammlung aus sämtlichen Immobilienkaufverträgen von hier. Immerhin wird da aber im Blick auf einen Mietpreisspiegel schon sondiert.

Neuer Weg in Eberbach: Anwohner fordern Tempo 30

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Von Marcus Deschner

Eberbach. Im Neuen Weg soll künftig die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt werden. Zumindest wenn es nach dem Willen einer Vielzahl von Anwohnern geht. Federführend für diese haben Jürgen Sigmund und seine Tochter Nicole Link die Angelegenheit in die Hände genommen und in kürzester Zeit über 60 Unterschriften von Anliegern, darunter auch einige von in der Straße ansässigen Firmen, gesammelt.

Die Unterschriftenliste wurde samt Begründung des Anliegens mittlerweile an die Verwaltung und die Gemeinderäte übersandt. Bürgermeister Peter Reichert antwortete bereits und teilte mit, dass man sich bei der nächsten Verkehrstagfahrt kommenden Mittwoch damit befassen und er den Gemeinderat tags darauf informieren werde.

Wie Sigmund und Link als Unterzeichner des Schreibens erläutern, nutzten viele Verkehrsteilnehmer den Neuen Weg gerne als Abkürzung von und nach Eberbach Nord. Dies sei besonders dann zu beobachten, wenn die in der Wilhelm-Blos-Straße vorhandene Fußgängerampel den Durchgangsverkehr in dieser Umgehungsstraße sperre und so die Zufahrt in den Neuen Weg problemlos möglich sei. Dann werde zwecks Zeitgewinns von manchen Fahrern besonders flott im Bereich der neuen Tankstelle und der ZG Raiffeisen gefahren.

Die Fahrbahnen im Bereich Einmündung der Güterbahnhofstraße bis zum alten Schlachthaus würden durch dort beidseitig angelegte Parkplätze so stark eingeengt, dass bereits Personenkraftwagen im Gegenverkehr nur schwer aneinander vorbei kämen, ohne Gefahr zu laufen, sich mit den Außenspiegeln zu berühren: "Immer wieder sind Reste von Pkw-Außenspiegeln an den Fahrbahnrändern zu finden".

Sie hätten schon häufig beobachtet, dass viele Verkehrsteilnehmer von der Güterbahnhofstraße her mit erlaubten 50 Stundenkilometern in den Neuen Weg einfahren, dann aber auf Höhe eines Autoteilehandels aufgrund der dortigen Verhältnisse abrupt und manchmal bis zum Stillstand ihre Fahrzeuge abbremsen müssten. Dies führe für den nachfolgenden Verkehr wegen der unübersichtlichen Lage zu gefährlichen Situationen.

"Der verkehrstechnisch eingerichteten Alarmausfahrt der örtlichen Feuerwehr in diesem engen Streckenabschnitt des Neuen Wegs käme eine Begrenzung auf 30 Stundenkilometer sicherlich entgegen", führen sie ein weiteres Argument für ihr Anliegen ins Feld.

Zudem befänden sich in der Straße Ein- und Ausfahrten von Firmen mit Schwerverkehr, Garagen stünden teilweise direkt am Gehweg. Das Ein- und Ausfahren der Anwohner zu ihren Grundstücken sei aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse durch parkende Fahrzeuge und der zulässigen Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern "generell" mit hoher Unfallgefahr verbunden.

Die Beiden monieren in dem Papier auch das teils recht rücksichtslose Parken mancher Verkehrsteilnehmer im Neuen Weg. Weit über die auf den Gehwegen gezeichneten Begrenzungslinien abgestellte Autos erschwerten Rollstuhlfahrern und Eltern mit Kinderwagen das Durchkommen, so dass diese häufig auf die Fahrbahn ausweichen müssten.

Sigmund und Link betonen, dass es ihnen nicht um die Reduzierung des Straßenlärms in diesem Bereich, sondern einzig und allein um die Erhöhung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer gehe. Und versichern, dass man den Autoverkehr auch nicht aus dem Neuen Weg "verbannen" möchte.

Eberbacher Wildsauplage: Wird jetzt geschossen?

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Von Marcus Deschner

Eberbach. Wildsauplage und kein Ende. Nachdem die Stadt Eberbach vor kurzem den Friedhof vollkommen umzäunen ließ, suchen sich die Borstenviecher zur Nahrungssuche nun Ersatzflächen auf benachbarten Grundstücken rund um den Ohrsberg und wühlen dort nächtens Gärten und Wiesen sehr zum Unmut der Anwohner um. Doch die Plage bleibt bei weitem nicht auf das Ohrsberg-Gebiet beschränkt. Auch in der Burghälde sowie im Bereich Realschule/Allensteiner Straße häufen sich die von den Schwarzkitteln angerichteten Schäden. Der Stadtverwaltung ist dies seit langem bekannt, man sinnt dort über Abhilfe nach.

Nachdem das mit der Zaunanlage beauftragte Unternehmen aus Marktheidenfeld monatelang nicht erschienen war, ging’s vor einigen Wochen mit der Umzäunung am Friedhof endlich weiter. Die Teile, die nicht ohnehin bereits durch Mauern oder Tore geschützt waren, wurden umzäunt. Und teilweise mit einem Sichtschutz verkleidet, was nicht bei allen Anliegern Begeisterung hervorrief. Zunächst einmal herrschte trügerische Ruhe, man wähnte sich vor den Viechern sicher. Doch das währte nicht lange.

Denn die Wildschweinproblematik wurde damit, wie bereits im Herbst von einem Anwohner der Burghälde befürchtet, nur verlagert. In den vergangenen Tagen wurden am Friedhof Privatgrundstücke heimgesucht. Manche Anwohner reagierten umgehend und zäunten ihre Areale ein. Mit Maschendraht, Schaltafeln, Brettern und "Erdnägeln". Doch auch das half nichts. Die Vorfahren der Hausschweine bogen mit ihren Rüsseln die Drähte einfach um oder machten sich an den Brettern zu schaffen, bis sie auf die Nahrung bietenden Flächen kamen. Und dabei die soeben wieder hergerichteten Flächen erneut zerstörten.

Ob die mittlerweile von Grundbesitzern aufgestellten Baustahlmatten endgültig Abhilfe schaffen und die Tiere dort vom "Betreten" der Wiesen abhalten, bleibt abzuwarten. Nicht viel anders ist’s am Friedhof. Dort wühlten sich die Schwarzkittel, die jetzt auch noch Nachwuchs haben, einfach unter das Draht-Knotengeflecht durch. Eine Eberbacher Firma musste deshalb dieser Tage mit dicken Gittern und dicht an dicht in die Erde gerammten Stahlspießen im Bereich zum "Ruhbaum" hin "nacharbeiten". Allerdings sind auch am Weg zum Ohrsbergturm schon Wühlspuren am Zaun zu sehen.

Das Schießen der auf dem Ohrsberg wohnenden und von Anwohnern beobachteten mutmaßlich zwei Rotten scheint wohl die einzige Lösung zu sein, wie mittlerweile auch Bürgermeister Peter Reichert sagt. "Wir werden was Jagdliches machen müssen". Denn natürliche Feinde fehlen den Tieren. Er hat sich die Situation vor Ort wiederholt angesehen. "Wir sind mit dem Kreisjagdamt im Gespräch", bestätigt das Stadtoberhaupt. "Ich würde mir aber sehr schwer tun, dort einen Schuss abzugeben", schränkt der passionierte Jäger, der seit über 30 Jahren selbst einen Jagdschein besitzt, ein. Zwar sei nicht der gesamte Ohrsberg "befriedetes Gebiet", in dem die Jagd grundsätzlich verboten ist. Aber ein "Abpraller" fliege sehr weit. Deswegen wolle er nicht verantworten, dass ein am Ohrsberg abgegebener Schuss beispielsweise plötzlich in einer Scheibe des Krankenhauses "lande".

Grundsätzlich gebe es per Ausnahmegenehmigung die Möglichkeit, auch im "befriedeten Bereich" zu schießen, gibt Silke Hartmann, Pressesprecherin des Rhein-Neckar-Kreises Auskunft. "Die Stadtverwaltung müsste hierzu einen Antrag bei der Unteren Jagdbehörde stellen". Über die Art der Bejagung muss laut Hartmann "im Einzelfall angepasst an die örtlichen Gegebenheiten entschieden werden". Ähnliche Fälle von diesem Ausmaß der Wildschweinplage seien derzeit nicht bekannt. Vor Jahren habe man aber die Genehmigung zum Jagen im "befriedeten Bezirk" in den Bereichen Bergstraße und Steinachtal aus Sicherheitsgründen verweigern müssen.

Dichter Qualm in Wohnung: Wasserkocher löst Feuerwehr-Einsatz in Eberbach aus

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Eberbach. (MD) Alarm für die Eberbacher Feuerwehr gab’s am Sonntagmittag kurz vor 13 Uhr. In einer Wohnung in der Alten Dielbacher Straße entwickelte sich dichter Qualm.

24 Feuerwehrleute unter Leitung von Kommandant Markus Lenk mit fünf Autos, zwei Streifen des Eberbacher Polizeireviers sowie Notarzt und Sanitäter waren unmittelbar danach vor Ort. Dabei stellte sich heraus, dass ein Wasserkocher heiß gelaufen war. Rauchmelder in der Wohnung hatten daraufhin angeschlagen, der Wohnungsinhaber war nicht zu Hause.

Die Wehrleute entsorgten das defekte Gerät und bargen einen leicht verletzten Hund.


Ehrungsabend "Schönbrunn sagt Danke": Zum Dankesagen nimmt sich Schönbrunn einen ganzen Abend

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Von Marcus Deschner

Schönbrunn. Premiere in Schönbrunn: Erstmals fand unter dem Motto "Schönbrunn sagt Danke" ein Ehrungsabend für erfolgreiche Sportler, vielfache Blutspender, verdiente Feuerwehrleute und engagierte Bürger im neuen Feuerwehrhaus statt. In den Vorjahren hatte die Gemeinde die Ehrungen stets im Rahmen des Neujahrsempfangs in der Haager Raingartenhalle Anfang Januar einbezogen. Den Empfang gibt’s seit diesem Jahr nicht mehr. "Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen", zitierte Bürgermeister Jan Frey den römischen Philosophen Cicero bei der Begrüßung von rund 150 Gästen, darunter Ehrenbürger Roland Schilling und Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte( CDU).

"Auf die sportliche Bilanz des vergangenen Jahres sind wir mit Ihnen stolz", würdigte Jan Frey bei der Ehrung die erfolgreichen Sportler. Dabei gingen die meisten Auszeichnungen wieder an die Schützen aus Moosbrunn sowie die Allemühler Bogensportschützen. Vom SSV Moosbrunn geehrt wurden Lena Legat, Lilian Eggert, Melvin Strobel, Sina Eitelbuß, Michele Fink, Felizitas Peschel, Gudrun Jung, Gudrun Zettl, Rita Dinkeldein, Gerhard Menger, Anne Gliese und Christiane Weidner. Urkunden für herausragende sportliche Erfolge der Allemühler Bogenschützen erhielten Wolfgang Jung, Horst Edelmann, Hubert Göhrig, Andreas Erb, Horst Linninger, Jörg Braner, Jonas Linninger, Janis Erb, Luca Erb, Marius Braner, Johannes Löhlein und Gudrun Jung. Ebenfalls geehrt wurden Kickboxerin Milena Martin sowie die Schlittenhundesportler Torsten Martin und Ann-Kathrin Schmitt.

Gemeinsam mit Dieter Völker zeichnete Frey auch vielfache Blutspender aus. Zehn Mal Blut spendeten Samuel Danzeisen, Daniela Eitelbuß, Lukas Zimmermann (alle Moosbrunn), Judith Recher, Waldemar Würz (Haag) und Manuel Heiß (Schönbrunn). 25 Mal ließen sich den "Lebenssaft" Annelie Adam (Allemühl), Anke Heiß, Volker Jakob (Moosbrunn), Achim Scherer, Matthias Heiß (Schönbrunn) und Gerhard Selzer (Haag) abzapfen. Für 50-maliges Spenden wurde Sabine Fink (Moosbrunn), für 75-maliges Friedbert Heiß (Allemühl) geehrt. Auf über hundert Spenden bringt es der Schwanheimer Hubert Türk. "Das ist wahrlich Nächstenliebe und eine großartige Hilfe", sparte das Gemeindeoberhaupt nicht mit Lob für die Vielfachspender.

Eine besondere Auszeichnung hatte Thomas Frank vom Kreisfeuerwehrverband im Gepäck. Er verlieh dem Moosbrunner Peter Heiß das Ehrenkreuz des Verbandes in Silber und würdigte den verdienten Feuerwehrmann. Heiß sei Jahrzehnte lang unter anderem als Kommandant für die Blauröcke tätig gewesen und bringe sich auch heute noch als Obmann der Altersmannschaft ein, lobte Frank. Große Verdienste um die ehemaligen Abteilungen erwarben sich auch der Schwanheimer Berthold Göhrig, der die dortige Wehr 25 Jahre lang führte sowie der Allemühler Friedbert Heiß, der von 1988 bis 2016 Kommandant in Schönbrunns kleinstem Ortsteil war. Beide wurden zu Ehrenkommandanten ernannt. Eine Dankesurkunde erhielt der Schönbrunner Thomas Bayer, der seit ihrer Gründung Anfang der neunziger Jahre für die Jugendfeuerwehr an vorderster Stelle tätig ist und zudem zeitweise Kommandant der Abteilung sowie stellvertretender Gesamtkommandant in Schönbrunn war. Gesamtkommandant Nicolai Heiß sowie die Stellvertreter Markus Seel und Peter Göhrig gratulierten den verdienten Kameraden und überreichten Präsente.

Auch ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen wurde an diesem Abend gewürdigt. So erhielt Erhard Zimmermann, der sich unter anderem als erster Vorsitzender um den MGV Schönbrunn große Verdienste erworben hat, eine Auszeichnung. Ebenso Gerlind Schöner aus Haag, die lange Vorsitzende der Schönbrunner Landfrauen war. Zudem Gertrud Müller, die ab der Gründung dieses Vereins Anfang 1977 15 Jahre lang an der Spitze stand. Gründungsmitglied Manfred Zimmermann vom FC Schwanheim wurde ebenso mit Ehren bedacht wie Ingrid Rabung stellvertretend für die Allemühler Theatergruppe. Dank galt auch Karl Heid, der sich unter anderem um Ruhebänke in den Wäldern kümmert und im "Irrwald" durch das Zusammentragen von historischen Haus- und Waldzeichen der örtlichen Bauernfamilien eine Stätte mit beachtenswerter kulturhistorischer Bedeutung schuf.

Schließlich wurden mit Georgia Jensen, Jens Feldhaus, Markus Lübcke und Rainer Haschke vier Mitglieder des Asyl-Arbeitskreises "Integration" geehrt.

Die Gemeinde wage einen Schritt in eine neue Ehrenamtskultur, sagte der Moosbrunner Oberschützenmeister Willi Wolf als Sprecher der Vereine. Wolf zeigte in seinem Grußwort auch die Probleme auf, mit denen die Vereine heute zu kämpfen hätten. Die lägen vor allem im demografischen Bereich und bei fehlendem Nachwuchs. Vielfältige Aufgaben der Vereine seien aber nur gemeinsam zu bewältigen, mahnte Wolf und rief dazu auf, Jugendliche für Sport zu begeistern: "Ohne Vereine sterben Tradition und kulturelles Leben in der Gemeinde".

Die Band "Soulli" umrahmte die große Ehrungsveranstaltung musikalisch, ehe die Freiwillige Feuerwehr Schönbrunn in der Fahrzeughalle die Gäste mit Speis’ und Trank verköstigte.

Eberbacher Flüchtlinge: Sicherheit, Frieden und der Wunsch nach einem Zuhause

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Eberbach. (vis/fhs) Aus der Umfrageaktion der Eberbacher Jusos unter Flüchtlingen stellen wir heute einen weiteren Gesprächspartner vor: Hajdar Farshid (Name von der Redaktion geändert).

Der 38-jährige Hajdar Farshid stammt aus der Stadt Homs in Syrien und kam mit seiner Familie nach Deutschland. Seine Eltern sind im Rentenalter, sein Bruder, 30 Jahre alt, leidet an einer schweren Krankheit, über die Farshid nicht reden möchte. Für die Befrager blieb unklar, ob Hajdar Farshid dies aus Sorge tut, bei näherem Bekanntwerden den Aufenthalt seiner Familie im Schutzland Deutschland zu gefährden, oder ob es wegen eines allgemeinen Schamgefühls ist.

Farshids aufgeschlossene Art blieb den Eberbachern nicht lange verborgen. Der freundliche Empfang sowie der erste Deutschkurs bei gutherzigen Deutschlehrern hätten ihm die Ankunft erleichtert, sagt er den interessierten Besuchern. Den Deutschkurs hat Hajdar Farshid mit "sehr gut" abgeschlossen.

Zunächst in Montageberufen, später als Schiffsbauingenieur tätig, war er weltweit unterwegs und so oft mehrere Monate von seiner Familie getrennt. Als Hajdar Farshid Ende 2012 einen 17-Monats-Vertrag auf einem Schiff unterschrieb, schritt der Krieg in Syrien immer weiter fort, weshalb seine Familie in den Libanon flüchtete. Auf Drängen der Familie, auch er möge nicht nach Syrien zurückkehren, traf er erst nach weiteren eineinhalb Jahren auf dem Schiff, in einem libanesischen Flüchtlingscamp der Vereinten Nationen seine Familie wieder.

Die Familie gehörte zu der Gruppe von 5000 "Kontingentflüchtlingen", die nach Europa einreisen durften. ("Kontingentflüchtlinge" sind Menschen, die sofort einen Aufenthaltsstatus bekommen und kein reguläres Asylverfahren durchlaufen, da ihre Fluchtgründe bereits vor der Ankunft in Deutschland anerkannt sind.). So musste die vierköpfige Familie nicht den von Schleusern vermittelten lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer oder die Balkanroute auf sich nehmen. In Hannover kam Hajdar Farshids Familie am 14. Februar 2014 in eine Erstaufnahmeeinrichtung, bevor sie zwei Wochen später eine Flüchtlingswohnung in Eberbach bezog.

Hajdar Farshid sieht es kritisch, dass er seit April 2016 keinen Deutschunterricht mehr hat, denn er möchte unbedingt Arbeit finden und will seine Sprachkenntnisse vertiefen. Am liebsten würde er wieder im Schiffsbau oder auf Schiffen arbeiten. Ebenso würde er einfachere Mechanikertätigkeiten übernehmen. Auch seine Familie bräuchte längerfristig seine finanzielle Unterstützung, denn sie wolle sich ein Leben - einen "Neuanfang" - in Deutschland aufbauen. Er kenne keinen, der aus Syrien nach Deutschland komme, um nicht zu arbeiten oder um nur "herumzusitzen".

Allerdings werden Farshids syrische Abschlüsse hier zu Lande nicht anerkannt. Die meisten seiner Papiere sind ungültig. Die Behörden begutachten weitere Dokumente noch. Das dauert noch an und ist für Farshid ein langwieriger und zehrender Prozess. Das schleppende Asylverfahren, Berufsanerkennung und die Verwaltungssprache der Ämter - ganz anders als das Deutsch der Deutschkurse - stellen ihn vor große Hindernisse.

So sei ein Brief vom Sozialamt schon mal Auslöser für das Ausbleiben von Transferleistungen gewesen. Auch wenn der Sachverhalt sich im Nachhinein aufklärte, seien Wortwahl und Satzbau des Amtsdeutsch für ihn einfach zu komplex.

Was ihm alles an Deutschland gefalle, passe nicht in den Bericht, lacht Farshid. Dann zählt er aber doch auf: die Freundlichkeit der Leute und das Gefühl von Sicherheit. Außerdem mag Hajdar Farshid die deutsche Pünktlichkeit. Und die Aussicht, eines Tages einer geregelten Arbeit mit festem Verdienst nachgehen zu können. Und er sagt, er wünsche sich Frieden, neue Freunde und Kontakte in Deutschland, um sich auch irgendwann wieder richtig zu Hause fühlen zu können.

Hirschhorn: "Rock im Klosterhof" wird erwachsen

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Hirschhorn. (bnc) Am 23. Juni um 19.30 Uhr ist es soweit: "Rock im Klosterhof" geht in die 25. Runde. Seit einem Vierteljahrhundert prägt der alljährlich im Juni stattfindende Event der Katholischen Kirchenmusik (KKM) im Innenhof des altehrwürdigen Karmelitenklosters nun schon die Hirschhorner Kulturszene maßgeblich mit.

Es war im Jahr 1993, als die KKM ihr 90-jähriges Bestehen feierte. Dabei sollten im Festprogramm alle Altersgruppen angesprochen werden. So gehörte der Samstag des Jubiläumswochenendes dem jungen Publikum. Das Thema der Veranstaltung: "Jazz & Rock im Klosterhof". Die Bands "Tune Up" und "B 45" sorgten damals für Top-Stimmung im Hof und begeisterten Gäste wie Veranstalter derart, dass man beschloss, einen regelmäßigen Termin im Hirschhorner Veranstaltungskalender daraus zu machen. Immer wieder neue Bands wurden verpflichtet: "Wir wollen uns nicht wiederholen", sagt KKM-Mann Bernhard Weber dazu, der von Anfang an zum Organisationsteam der Veranstaltungsreihe gehört. Schließlich sei die Auswahl im Rhein-Neckar-Raum groß. Und irgendwann wurde aus "Jazz & Rock im Klosterhof ganz einfach "Rock im Klosterhof".

Nein, irgendwelche Festivitäten solle es zum 25-jährigen Jubiläum der Reihe nicht geben, so Weber. Allerdings: das Bar-Team, das bei der allerersten Veranstaltung dabei war, werde auch in diesem Jahr den Gästen Cocktails und andere Flüssigkeiten kredenzen.

Für die Beschallung der Besucher haben Bernhard Weber und sein KKM-Kollege Sebastian Flachs wieder Ausschau in der Region nach vielversprechenden Bands gehalten. Und sind - wie immer - fündig geworden.

So wird die Newcomer-Band "First Echo" beim 25. Klosterrock ihre Hirschhorn-Premiere feiern. Für den Gitarristen und Sänger Julian Best wird es sogar ein Heimspiel sein. Seit einem knappen Jahr trifft er sich mit Gustav Schneider (E-Bass) und Tim Staat (Gitarre) aus Kircheim sowie Maximilian Geller (Drums) aus Eberbach regelmäßig im Langenthaler Probenraum. Dort komponieren und texten die vier Jungs auch ihre eigenen Songs, in denen sie im "Progressive-Fresh-Metal"-Sound weltanschauliche und gesellschaftskritische Themen abarbeiten. Neben der Musik widmen sich die vier ihren Aufgaben als "Bufdi" oder "FSJler", Musikstudent oder Software-Entwickler.

Top Act des 25. Hirschhorner Kloster-Rocks wird allerdings die zwischen Sinsheim, Wiesloch und Mühlhausen verortete sechsköpfige Formation "Art Donuts" sein. "Musik voller Power und Groove" versprechen die fünf Musiker um Sängerin Indra Wahl, die seit 15 Jahren die Region mit Disco-, Pop-, Rock-, und Soulnummern aus den 70ern, 80ern und 90ern aufmischen oder auch aktuelle Chartstürmer zum Besten geben. "Wir haben die Band letztes Jahr bei der "Kerchemer Livemusik-Nacht" in Heidelberg-Kirchheim erlebt", berichten Weber und Flachs. Die beiden waren sich einig: Diese Gruppe wollten sie für Hirschhorn haben.

Für den Gesang sind bei den "Art Donuts" neben Frontfrau Indra Wahl auch Keyboarder Jürgen Winkler und Gitarrist Frank Amler zuständig. Ulrich Himmelmann gibt die groovenden Bässe. Schlagzeuger Thomas Schubkegel und Uwe Eisinger sorgen für den Rhythmus.

Fi Info: Der Vorverkauf startet am 13. Mai. Karten sind erhältlich in Hirschhorn bei Schreibwaren Münz, im Service-Point am Bahnhof und im Sportlerheim "Beim Ätsche". In Neckarsteinach bei "Papyrus" und in Eberbach bei Buchhandlung Greif. Außerdem bei den Musikern der KKM sowie den Bandmitgliedern.

Im Tierschau-Lehrzelt dabei: Eberbacherin Heike Helm nimmt mit ihren Pferden wieder am Mannheimer Maimarkt teil

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Von Marcus Deschner

Eberbach. "So lange ich Pferde hab’ und das machen kann, mach’ ich das", strahlt Heike Helm. Die Eberbacherin meint damit die Teilnahme am Mannheimer Maimarkt, der kommenden Samstag eröffnet wird. Dort ist sie wieder während der gesamten Marktdauer im Tierschau-Lehrzelt mit zwei Pferden vertreten.

Begründet wurde die schon zur Tradition gereifte Marktteilnahme von Helms Ende 2015 verstorbenem Lebensgefährten Peter Mayer. Der war vor nahezu 30 Jahren selbst als Besucher auf dem Maimarkt und fand dort Gefallen an den dort gezeigten Haflinger-Pferden. Kurz danach stieg Mayer mit kräftiger Unterstützung eines Züchters aus Mannheim-Käfertal selbst in die Haflingerzucht ein. "Zu dem hab’ ich heute noch Kontakt", sagt Heike Helm. Zahlreiche Urkunden, Plaketten und Preise aus der Zeit der Haflingerzucht zieren Helms Zuhause. Sie und Mayer wechselten dann vor zehn Jahren auf "Schwarzwälder Füchse". Die robusten Tiere hält Helm heute auf einer Weide bei Eberbach. Dort dürfen sie das ganze Jahr über im Freien sein. Freilich gibt’s dort auch einen Stall, im Winter sind Fenja und Flora im "Paddock".

Als "Pferde mit Charakter, Kraft und Kaliber", beschreibt die Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft die Kaltblutpferde und bezeichnet den südlichen Schwarzwald als deren "ursprüngliche Keimzelle und heutiges Hochzuchtgebiet". Längst seien die "stolzen, gedrungenen, mittelgroßen und mittelschweren" Kaltblüter "zu einem Kulturgut Baden-Württembergs" geworden. Denn der Schwarzwälder Fuchs sei "edel, anspruchslos, langlebig und bis ins hohe Alter fruchtbar". "Bester Charakter, Zähigkeit, trockenes Fundament sowie schwungvolle räumende Bewegungen zeichnen ihn aus".

Einen Tag vor Maimarkt-Start werden die "Vollgeschwister" Fenja und Flora auf den Transportanhänger verlastet. Und ab geht’s in Richtung Kurpfalzmetropole. Fenja kam am 8. Mai 2008 auf die Welt und "feiert" auf dem Maimarkt Geburtstag, ihre jüngere Schwester Flora wird am 21. Mai sechs Jahre alt. Beide wurden von Mayer und Helm selbst großgezogen und wurden als "Siegerfohlen" vom Verband mit Goldplaketten ausgezeichnet.

Vor dem Start der großen Leistungsschau müssen sich die Tiere einer ärztlichen Untersuchung unterziehen. Im Tierschau- Lehrzelt dürfen Besucher die Tiere anschauen und streicheln. Helm und ihre Reiterinnen müssen jedes Jahr zahlreiche Fragen rund um Pferde beantworten. "Städterkinder wissen beispielsweise häufig nicht den Unterschied zwischen Hengst und Wallach", lacht Heike Helm. Zudem finden auf dem großen Reitplatz im Marktgelände täglich bis zum 4. Mai zwei Vorführungen der Pferdehalter statt. "Dabei wird gezeigt, was man mit den unterschiedlichen Rassen machen kann". Beispielsweise reiten oder Kutsche fahren.

Die Teilnahme am Maimarkt sei zwar jedes Jahr aufs Neue "ein Riesenaufwand", sagt die Eberbacherin. Die Tiere müssen etwa versorgt, geputzt und gekämmt werden. Helm opfert für den Maimarkt zehn Tage ihres Jahresurlaubs. Und ist froh darüber, dass sie durch "meine Reiterinnen" so tatkräftig unterstützt wird. "Ohne die könnte ich das nicht stemmen". Wobei man stets gerne wieder nach Mannheim komme: "Wir machen’s, weil’s uns Spaß macht", versichert sie. Und mit den anderen auf dem Gelände vertretenen Pferdezüchtern verstehe man sich blendend, sei während der Marktdauer quasi wie eine Familie. "Da gibt es Leute, die sehe ich nur auf dem Maimarkt", freut sich Heike Helm schon auf den baldigen Start der Ausstellung.

Eberbach: 600-Euro-Spende nach Anti-AfD-Demo

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Eberbach. (fhs) 300 Euro aus Spendengeldern kamen bei der Aktion und Kundgebung „Eberbach gegen Hetze“ am 12. März zusammen. Diesen Betrag hat jetzt der Arbeitskreis (AK) Asyl erhalten. Jeweils 150 Euro gehen an die beiden Initiativen „Herz statt Hetze“ und „Odenwald gegen rechts“.

Über 500 Menschen hatten sich im März nach dem Aufruf eines „Bündnisses aus der Mitte der Gesellschaft“ auf dem Leopoldsplatz versammelt. Ziel war, „ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sowie für Mitmenschlichkeit, Toleranz und Vielfalt“, so die Initiatoren der Aktion in der „Eberbacher Erklärung gegen Hetze“. Diese Erklärung hatten 750 Menschen unterschrieben. Anlass der Aktion war der Wahlkampfauftakt der Partei AfD für Nordbaden in Eberbachs Stadthalle - unter anderem mit Alice Weidel und Beatrix von Storch.

Die Kundgebungsteilnehmer von „Eberbach gegen Hetze“ spendeten über 1000 Euro, um die Kosten der Veranstalter zu decken und Hilfsorganisationen zu unterstützen. Nach Abzug aller vorgestreckten Kosten blieben dem Bündnis 600 Euro übrig. Wie angekündigt geht dieser Spendenüberschuss nun an den Eberbacher Arbeitskreis Asyl und die beiden Initiativen „Herz statt Hetze“ und „Odenwald gegen rechts“, die beide im Großraum Eberbach für Toleranz und Vielfalt arbeiten. Inzwischen hat „Eberbach gegen Hetze“ eine Seite bei Facebook. Die Initiative lädt dazu ein, sich mit dieser Seite zu befreunden.

 

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