Von Elisabeth Murr-Brück
Eberbach. Ein ziemlich wilder Typ soll er gewesen sein, dieser Hubertus, vor dem Ereignis, das sein Leben verändert hat und das die Grundlage der Hubertus-Messen bildet. Auch in Eberbach wurden sie schon öfter gefeiert, zuletzt 2015. In diesem Jahr auf Anregung von Mit-Inititiator Dieter Kanz als ökumenische Feier in der katholischen Stadtkirche St. Johannes Nepomuk.
Hubertus-Messen haben ihre besondere Form. In Erinnerung an den Schutzheiligen der Jäger bilden Jagdhörner ein zentrales Element, der musikalische Rahmen in St. Johannes Nepomuk symbolisierte einen Jagd-Tag, vom Sonnenaufgang durch dampfende Täler in den Wald, in dem später das festliche Glockengeläut zu hören ist bis zur Heimkehr am Abend. Umgesetzt wurde es von den Jagdhornbläsern Kleiner Odenwald unter der Leitung von Dietmar Hellmann, dem MGV Liederkranz Eberbach mit Leiterin Karin Conrath und Bezirkskantor Severin Zöhrer an der Orgel. Lange applaudierten die Besucher der ziemlich voll besetzten Kirche, "ergreifend" nannte Diakon Joachim Szendzielorz von der Katholischen Kirchengemeinde die Aufführung in seinen Dankesworten; er zeichnete verantwortlich für den liturgischen Teil.
Sein evangelischer Amtsbruder, Pfarrer Gero Albert, führte in der Predigt zur konfessionsübergreifenden Gemeinsamkeit, wobei sich der Schutzpatron der Jäger als ökumenischer Härtetest erweist. Bei der katholischen Fürbitte an den Heiligen "stocke sein evangelisches Herz", bekannte Gero Albert. Bibelgemäß sehen Protestanten in Jesus ihren einzigen Fürsprecher vor Gott, dennoch respektiere er, Gero Albert, die andere Auffassung. Mit ihr verbindet ihn die Aufforderung im Augsburger Bekenntnis, sich Heilige als Vorbilder zu nehmen, und da sieht Gero Albert in Hubertus einen Menschen, der Kämpfer war und doch zur Liebe fähig.
Die Jagd dürfte für den Sohn eines südfranzösischen Adeligen im 7. Jahrhundert ein standesgemäßes Vergnügen gewesen sein, auch als Pfalzgraf in Paris und später in Metz. Als seine Frau die Geburt des ersten Kindes nicht überlebte, zog er sich in die Einsamkeit des Ardennen-Waldes zurück, jetzt sicherte die Jagd sein Überleben. An einem Karfreitag, so erzählt die Legende, sei ihm ein Hirsch erschienen, zwischen dessen Geweihstangen ein Kreuz erstrahlte, eine Stimme habe gefragt: "Warum willst du mich töten?" Hubertus erkannte darin ein Zeichen Gottes, er änderte sein Leben, wurde Priester und Bischof, wirkte als Missionar und Wohltäter.
Mit der Liebe zu allen Geschöpfen brachte Hubertus einen neuen, einen ethische Aspekt in die Jagd, der als Ehrenkodex in den Waidgesetzen verankert ist. Alle Lebewesen werden im Kontext einer intakten Umwelt gesehen, Tieren als Mitgeschöpfen sollen vermeidbare Schmerzen erspart werden. Gero Albert: "Alles, was da ist und lebt auf Erden, hat Gott uns anvertraut", im christlichen Dialog ergänzt Diakon Szendzielorz, dass Menschen, Tiere und Pflanzen zu einer Einheit verbunden seien und mahnt, die Würde aller Lebewesen zu achten.