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Eberbach: Rudolf Epps Referenz stammt vom Großherzog selbst

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. In London begegnete sie Rudolf Epp zum ersten Mal. Lena Berkler absolvierte vor ein paar Jahren während ihres Studiums der Kunstgeschichte ein Praktikum beim Auktionshaus Sotheby’s. Dort sollte die "Birnenschälerin" des aus Eberbach stammenden Malers versteigert werden. "Und ich begleitete die Auktion." Das berichtet Berkler am Rande der Eröffnung der Ausstellung zu Rudolf Epps Leben und Werk jetzt im Eberbacher Stadtmuseum.

Nach Abschluss ihres Studiums an der Universität Heidelberg suchte Lena Berkler ein Thema für die geplante Doktorarbeit. "Ich wollte einen Bezug zum Kunsthandel darin haben." Professor Michael Hesse hatte just ein passendes Thema vom Heidelberger Rudolf-Epp-Forum erhalten und trug es ihr an. "Epp? Den kenne ich doch", erinnerte Berkler sich an ihre Zeit in London und nahm sich dieses Themas an.

Fünf Jahre lang widmete sie sich fortan der Aufgabe, Licht in das Dunkel zu bringen, in dem Leben, Werk und Wirken des Malers seit seinem Tod 1910 schlummerten. In einer "fast detektivischen" Recherchearbeit durchstöberte sie Archive. Staatliche Dokumente, Adressbücher, Briefe, Tagebucheinträge, Zeitungen, Zeitschriften wurden zu Puzzleteilen, die es ermöglichten, das Leben eines seinerzeit bekannten Genremalers zu rekonstruieren. Über die Kuratorin der Eberbacher Rudolf-Epp-Ausstellung, Sigrun Paas, war Lena Berkler nund zur Ausstellungseröffnung in die Stauferstadt gekommen, um hier einen Auszug ihrer Forschungen zu präsentieren.

Im Eberbach des Jahres 1834 beginnt Berkler. Sie beschreibt das nach Kriegen und politischen Umwälzungen verarmte Städtchen mit seinen damals 2000 Einwohnern. Hier wird Rudolf Epp am 30. Juli als ältestes von zehn Kindern des Maurer- und Tünchermeisters Johann Jakob Epp und seiner Ehefrau Katharina geboren. Der Beruf des Vaters hat in der Familie Tradition. Doch Rudolf soll die künstlerische Laufbahn einschlagen.

Er besucht die katholische Schule in Eberbach. Nach der Ausbildung im väterlichen Betrieb schickt die Familie ihren ältesten Sohn 1851 durch Vermittlung des Pfarrers zu einer künstlerischen Ausbildung an die Großherzogliche Zeichenschule nach Darmstadt. Dort unterrichtet ihn der Landschaftsmaler Carl Ludwig Seeger. Aus einem Dokument der Großherzoglichen Hofbehörde Karlsruhe von 1854 gehe hervor, dass der badische Prinzregent Friedrich I. bei einem Besuch in Eberbach "einem dortigen Maler namens Epp" ein Bild abgekauft habe, berichtet Kunsthistorikerin Berkler. Diese Anerkennung sei wohl Referenz genug gewesen, um Epp 1855 als Schüler an der Großherzoglichen Kunstschule Karlsruhe aufzunehmen, folgert sie. Dort zeichnet sich Epps besonderes Talent als Figurenmaler ab. Der Weg zur Genremalerei, der Darstellung von Alltagsszenen, ist begründet.

1863 zieht Rudolf Epp in die Kunststadt München. Hier tummeln sich Künstler aus aller Welt, hier blüht ein bedeutender Kunstmarkt. Neben Epp arbeiten in der bayrischen Landeshauptstadt zahlreiche namhafte Genremaler, die sich der alpenländischen Alltagswelt zugewandt haben. Epp pflegt engen Kontakt zum Künstlerkreis "Schwabenburg" und hat Verbindung zum "Malerfürsten" Franz von Lenbach. Er stellt in Kunstverein, Glaspalast und bei Weltausstellungen aus und verkauft seine Werke in Galerien und Auktionshäusern bis in die USA.

Die Entwicklung im Bereich der Reproduktionstechniken führt zu einer Verbreitung seiner Motive über Kunstverlage. Dabei gilt Epps künstlerische Absicht der Darstellung bürgerlicher Wertvorstellungen, die er in Porträts und Alltagsszenen der kleinstädtisch-bäuerlichen Lebensweise veranschaulicht. An dieser Art Genremalerei verliert die bürgerliche Käuferschicht allerdings das Gefallen, als der Impressionismus von 1880 an seinen Siegeszug von Paris aus durch Europa antritt. Einige Beispiele in Epps Werk zeigten, dass er sich durchaus mit der neuen Art auseinandersetzte, in breiten und schnellen Strichen zu malen. Doch er sei der Genremalerei treu geblieben, obwohl man diese zunehmend als "Trivialkunst" abtat.

In München findet Epp nicht nur beruflichen Erfolg, sondern auch privates Glück. 1867 heiratet er die Tochter eines Münchner Schreinermeisters, Katharina Steibl. Die beiden bekommen vier Kinder. "Sein Wesen wird von seinen Zeitgenossen als liebenswürdig, herzensgut und ‚selbst anspruchslos‘ beschrieben", sagt Berkler, dabei sei Epp von "ernstem und gewissenhaftem Charakter".

Aus dem einzig erhaltenen Briefwechsel zwischen dem Ehepaar Epp und seinem ältesten Sohn Franz Xaver aus den Jahren 1904/05 gehe hervor, dass Epp bis ins hohe Alter unermüdlich an seinen Werken arbeitete und Reisen zur Inspiration für seine Bildmotive unternahm.

Am 8. August 1910 stirbt Rudolf Epp im Alter von 76 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Noch einmal wird sein Werk von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Sein künstlerischer Nachlass wird in einer großen Auktion in der Münchener Galerie Helbig veräußert. In den Nachrufen werden seine Bilder als "virtuos" bezeichnet.

"Während die Werke Epps im Folgenden kontinuierlich im Kunsthandel vertreten sind, verschwindet sein Werk für lange Zeit aus dem Blickfeld der Kunstgeschichte", sagt Lena Berkler.

Die Eberbacher Ausstellung mit ihren 140 Exponaten will sein Wirken nun zu neuem Leben erwecken.


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