Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Fünf Tage hatte das neue Programm Bestand. Dann lag es in Trümmern. Cordula Samuleit steht als Geschäftsführerin des Naturparks Neckartal-Odenwald jetzt vor der undankbaren Aufgabe, die Mitglieder auf einen engeren Gürtel einzuschwören.
55 Kommunen, 3 Kreise, 8 Verbände aus dem zwischen Bergstraße, Heidelberg und Bauland, Odenwald, Neckartal und Kraichgau gelegenen Naturparkgebiet hatten sich in ihrer alljährlichen Versammlung gerade erst über das verständigt, was sie in diesem Jahr auf die Beine stellen wollen. 31 Maßnahmen unter anderem zur Entwicklung des Erholungswertes, zum Erhalt des natürlichen Erbes und zur Sensibilisierung der Menschen für die Besonderheiten von Landschaft und Natur waren unter Vorsitz von Landrat Dr. Achim Brötel in Waldwimmersbach beschlossen worden.
Maßnahmen, für die nationale Fördergelder von 120.000 Euro und zur Hälfte von der EU kofinanzierte von 280.000 Euro eingeplant wurden. Jetzt kommen aus dem nationalen Topf aber nur 65.000 Euro beim Naturpark an: als globale Minderausgabe - obwohl der Bedarf doppelt so hoch wäre. Samuleit hat an ihrem Schreibtisch im Thalheimschen Haus noch keine Ahnung, wie sie damit zu Rande kommen soll.
Vorläufig bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Gespräch zu suchen mit allen, die Gelder für Projekte beantragt haben und in die Maßnahmenliste aufgenommen wurden. "Wir müssen schauen, wie man Dinge womöglich zusammenlegen, verschieben oder auch anteilig anders finanzieren kann", sagt Samuleit.
Der Naturpark selbst findet sich allein sechs Mal in der Liste der 27 aus nationalen Töpfen gespeisten Vorhaben. Größter Posten mit fast 14.000 Euro und erwarteten 8300 Euro Zuschuss sind Arbeitsmaterialien für den Projektkoordinator des Geoinformationssystems (GIS). Denn den hat der Naturpark mit 15.500 Euro auf die Wunschliste der von der EU mitfinanzierten Förderung gesetzt.
Für das Jahresprogramm 2018 mit sämtlichen Aktivitäten des Naturparks von Wanderungen, Mountainbikekursen und Führungen über Obstbaumschnitt, geobiologische Kurse und Vorträge bis hin zu den Märkten mit regionalen Erzeugnissen sind fast 6500 Euro Förderung eingeplant. Für die Vorstudie zum nächsten Naturparkplan, der im Abstand von zehn Jahren festlegt, "was wir machen und was wir wollen", bräuchte man fast 4300 Euro Zuschuss. "Vielleicht sollten wir die ja verschieben", sinniert Cordula Samuleit.
Obwohl sie gerade in dieser Hinsicht sehr wohl Handlungsbedarf sieht: "Wir sind größer geworden - und die Zeit ist nicht stehen geblieben". Es gehe darum, neue Schwerpunkte zu setzen und Grundsatzentscheidungen wie die, ob der Naturpark sein Hauptaugenmerk im nächsten Jahrzehnt mehr auf seine Märkte oder auf seine Wanderwege richten soll, auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Samuleit selbst würde diese Schwerpunkte gern mehr als bisher "im Sinne derer setzen, die im Naturpark unterwegs sind". Aber bei dieser Entscheidung brauche sie Hilfe.
Ausloten, was geht, heißt jetzt die Devise. Wobei die von der EU-kofinanzierten wichtigsten Projekte zum Glück unangetastet bleiben. So fließen für die fünf Naturparkmärkte 2018 knapp 33.000 Euro; Waldbrunn darf für zielorientierte Wanderwegweisung auf seiner Gemarkung, auf der auch Orte, Lokale und Haltestellen erscheinen, mit über 29.000 Euro rechnen. Und Haßmersheim bekommt für die Attraktivierung seines Fuß- und Radwegenetzes rund 32.000 Euro dazu. Knapp 13.500 Euro darf sich der Naturpark für neue Ortseingangsschilder ausrechnen.
Ob Eberbach mit der geplanten Neukonzeption von Wander- und Informationstafeln für 3100 Euro durchkommt, scheint dagegen eher fraglich. Denn dafür müsste in den nationalen Fördertopf gelangt werden. So wie für die von der TGO beantragte Aufwertung des Qualitätswegs Neckarsteig für 8800 Euro.